- Veröffentlichungsdatum : 01.06.2018
- – Letztes Update : 02.06.2018
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SETC18 - Deutschland
Im siebten und letzten Teil der Serie über die europäischen SETC18-Teilnehmer wird Deutschland bearbeitet. Die Deutsche Bundeswehr ist nicht nur Mitveranstalter der SETC18, sondern auch der bisher erfolgreichste Teilnehmer.
2016 konnte die Mannschaft der 3. Kompanie/Gebirgspanzerbataillon 8 den Sieg erringen, 2017 mussten sich die Soldaten aus Augustdorf nur den „Welser Hessen“ geschlagen geben. Das dieses „kleine Cordoba“ die Mannschaft der Bundeswehr heuer zu Höchstleistungen anspornen wird, dürfte klar sein. Bevor jedoch die Chancen der deutschen Mannschaft näher betrachtet werden, wird zunächst die Panzerwaffe der Bundeswehr erörtert.
Gliederung und Gruppierung der deutschen Panzertruppe
Nach der Wiedervereinigung und Integration der Nationalen Volksarmee der DDR in die Bundeswehr zählten die deutschen Streitkräfte zunächst über 100 Panzerbataillone. Diese wurden rasch abgebaut und zu Beginn dieses Jahrzehnts sollten nur mehr vier dieser Verbände in der Struktur abgebildet sein. Wie in anderen Ländern wurde auch in Deutschland die Struktur der aktuell wieder steigenden konventionellen Bedrohung angepasst, weshalb das Heer derzeit über sechs Panzerbataillone verfügt. Diese Panzerbataillone sind das
- Panzerlehrbataillon 93 in Munster,
- Panzerbataillon 414, als niederländisch-deutsches Bataillon in Bergen,
- Panzerbataillon 203 als „Leopard“ 2A7-Versuchsverband in Augustdorf,
- Panzerbataillon 393 in Bad Frankenhausen, das heuer den SETC-Zug stellt,
- Panzerbataillon 104 in Pfreimd,
- Gebirgspanzerbataillon 8, das sich ebenfalls in Pfreimd befindet.
Das Gebirgspanzerbataillon 8 ist ein „nicht aktiver“ Verband, also ein Milizverband, von dem aber zwei Kompanien aktiv gestellt und jeweils eine dem Panzerbataillon 104 und eine dem Panzerbataillon 393 unterstellt sind. Es gibt Pläne, ein fünftes aktives deutsches Bataillon aufzustellen, wobei die beiden aktiven Kompanien des Gebirgspanzerbataillons 8 den Nukleus bilden sollen.
Gliederung eines deutschen Panzerbataillons
Die Gliederung der deutschen Panzerbataillone ist jenem des österreichischen Panzerbataillons 14 ähnlich. Ein Bataillon verfügt über drei Panzerkompanien mit jeweils drei Zügen in denen sich vier Kampfpanzer befinden. Die Panzerkompanien haben die Nummerierung 2 bis 4. Zusätzlich gibt es noch eine 1. Kompanie, die der österreichischen Stabskompanie entspricht und dieser hinsichtlich Gliederung und Auftrag ebenfalls ähnlich ist.
Im Bereich der Aufklärung besteht jedoch ein maßgeblicher Unterschied zwischen beiden Armeen. Der sogenannte Aufklärungs- und Verbindungszug in der 1. Kompanie verfügt über Fahrzeuge vom Typ „Wolf“ (Puch G) und Drohnen, weshalb der Kommandeur Echtzeitinformationen erhält. Diese Art der Aufklärung steht im Österreichischen Bundesheer so noch nicht zur Verfügung, weshalb noch „klassisch“ aufgeklärt werden muss. In diesem Zusammenhang gilt es zu bedenken, dass die klassische kampfkräftige Gefechtsaufklärung immer mit der personellen Schwächung einer Kampfkompanie einhergeht.
Kampfwertsteigerung und Nutzungsverlängerung
Der Panzer der deutschen Panzerverbände ist, wie könnte es auch anders sein, der „Leopard“ 2. Derzeit verfügt das Heer über 244 Stück. Davon sind die Masse „Leopard“ 2A6 (M+), konkret 207 Stück zuzüglich 20 Stück „Leopard“ 2A7 und 15 Stück „Leopard“ 2A5. Die Kampfpanzer vom Typ 2A5 dienen der Ausbildung und sind als Einsatzgerät nicht den Verbänden zugeteilt. Die 20 „Leopard“ 2A7 befinden sich beim Panzerbataillon 203 in der Einführungsphase. Bis zu 103 Stück der Ausführung 2A4 sollen auf den Konfigurationsstand 2A6 M+ gebracht werden, um alle Verbände voll ausstatten zu können.
Die Panzerflotte der Deutschen Bundeswehr könnte dann 328 Panzer stark sein und sich wie folgt aufteilen: 264 Panzer in den sechs aktiven Verbänden, 56 Panzer für die Ausbildung und vermutlich als Geräteausstattung für das Gebirgspanzerbataillon 8 im Einsatzfall. Diese Gesamtzahl wäre um rund 100 Stück höher als die Flotten von Italien, Frankreich oder Großbritannien, die jeweils etwa 200 Panzer in unterschiedliche Nutzungsverlängerungsprogramme bringen. Für die Zeit nach 2040 hat Deutschland mit Frankreich das Programm KANT (KMW and NEXTER together) initiiert. Dieses Konsortium soll das - von der EU geforderte - Main Ground Combat System (MGCS) entwickeln und bauen. Soweit bekannt ist, befindet man sich hierbei noch im Stadium der Erstellung von Konzeptpapieren.
Kampfpanzer „Leopard“ 2A6 M
Der „Leopard“ 2A6 M ist jenes Modell, mit dem die Bundeswehr - wie bereits 2016 und 2017 - bei der SETC18 antreten wird. Der 2A6 M+ ist die Vorstufe zum 2A7, der nur in geringen Teilen nicht der modernsten Ausführung des „Leopard“ entspricht. Der Antrieb, also der Motor-Getriebe-Block mit dem 1.500 PS MTU-Motor und dem Renk-Lenkgetriebe, ist eine kaum veränderte Version zum A4.
Die Wanne ist ebenfalls baugleich, obwohl sie über einen verbesserten Minenschutz verfügt, für den die Fahrerausstiegsluke aufgegeben wurde. Die Wanne ist, so wie der Turm, mit einer Zusatzpanzerung verstärkt. Der Turm selbst, seit dem A5 elektrisch statt hydraulisch betrieben, trägt allerdings eine L55-Kanone des Kalibers 120 mm. Die gesamte Turmelektronik ist erneuert und verbessert. Der elektrische Turm verzichtet auf eine manuelle Turmschwenkeinrichtung und die Notabfeuerung mittels Stoßgenerator.
Eine erhebliche Kampfwertsteigerung ist das Kommandantenrichtsystem ATTICA mit einer 24fachen optischen Vergrößerung und einem zweiten unabhängigen Wärmebildgerät. Dieses ermöglicht dem Kommandanten eine deutlich verbesserte Zielaufklärung. Das WBG des Richtschützen ist aber erst ab dem „Leopard“ 2A7 ein leistungsgesteigertes Modell, was ein Schwachpunkt des „Leopard“ 2A6 ist.
Die Funkausstattung besteht aus herkömmlichen UKW-Funkgeräten. Das Führungsinformationssystem Heer findet aufgrund des fehlenden digitalen Funks somit keine Anwendung in den Fahrzeugen, könnte aber rasch nachgerüstet werden. In der Konfiguration, die der Truppe zur Verfügung stehen, sind - abgesehen von der Panzerung - keine aktiven oder passiven Schutzsysteme verbaut. Hier verfügt die deutsche Industrie über viele Prototypen, eine Kaufentscheidung ist aber noch nicht erfolgt. Der hohe Stromverbrauch bringt die so genannte „Leistungselektronik“ immer wieder an die Grenzen und verursacht logistische Ausfälle.
Einschätzung der deutschen Mannschaft
Die deutschen Panzersoldaten werden dem „Leopard“ 2A6 bei der SETC2018 alles abverlangen, um die kleine Schlappe des vergangenen Jahres wieder wettzumachen. Die Mannschaft der Bundeswehr, egal aus welchem Panzerbataillon sie kommt, zählt sicherlich zum engsten Favoritenkreis der Tank Challenge. Auch wenn es nach Dienst ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen den österreichischen und den deutschen Soldaten gibt, werden sie während des Bewerbs zu den schärfsten Konkurrenten zählen. Hier lautet die Devise ganz klar: Der Zweite ist der erste Verlierer.
Major Mag.(FH) Jörg Loidolt, MA ist Kommandant (mdFb) des Panzerbataillons 14 im Welser #panzerhort.