• Veröffentlichungsdatum : 06.12.2017
  • – Letztes Update : 09.12.2017

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150 Jahre Brucker Lager/TÜPl Bruckneudorf - 3

Petra Weiß

Teil 3: Vom Ende der Besatzungszeit 1955 bis heute

Seit mehr als zweihundert Jahren wird die Region von Bruck an der Leitha für militärische Übungen genutzt. 1867, vor 150 Jahren, wurde der Übungsplatz als permanente Ausbildungsstätte errichtet. Seit damals hat dieser Ort einen fixen Platz in der Geschichte der bewaffneten Macht Österreichs, der nach der Theresianischen Militärakademie die zweitälteste militärische Ausbildungsstätte in Österreich ist.

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen und der Übernahme des Truppenübungsplatzes durch das Bundesheer begannen erneut Instandsetzungsarbeiten, vor allem an der Panzerkaserne. Diese hatte die Kriegs- und Nachkriegszeit nicht gut überstanden. Bundeskanzler Julius Raab versprach bei einem Besuch in der Stadt Bruck am 13. September 1955, die Panzerkaserne zu renovieren und sie wieder mit Einheiten der Panzerwaffe zu belegen. Ursprünglich bestand der ganze Komplex aus einem Hauptgebäude, das von zwei freistehenden Seitenflügeln flankiert war. Die beiden Flügel waren jedoch in einem so desolaten Zustand, dass sie abgetragen werden mussten.

Am 13. März 1956 bezogen Truppen des Österreichischen Bundesheeres das Lager und die Panzerkaserne. Mit Wirkung vom 1. April 1956 wurde das „Truppenübungsplatzkommando Bruck/Kaisersteinbruch“ mit einer Stärke von einem Offizier, zwei Kanzleikräften und einem Kraftfahrer aufgestellt und mit dem Neuaufbau beauftragt. Als erste Anlagen wurden die Elementarschießstätte, das Kommandogebäude, die Küchenobjekte und einige Baracken in Stand gesetzt.

Im Herbst 1956 mussten die Arbeiten unterbrochen werden, da Bundesheereinheiten für längere Zeit ins Lager einzogen, die während der Volkserhebung in Ungarn an der Ostengrenze im Einsatz standen. Am 15. Oktober 1956 rückten unter Anwesenheit des Verteidigungsministers Ferdinand Graf die ersten Jungmänner vom Jahrgang 1937 in die festlich geschmückte Kaserne ein. Im Dezember 1956 wurden die Rekruten vor dem Kriegerdenkmal vom Kommandanten des Truppenübungsplatzes, Oberstleutnant Zivkovic, vereidigt.

Ende 1956 zog die Brigadeaufklärungskompanie 2 als erste Garnisonstruppe in die Panzerkaserne ein. Im Herbst 1957 wurde nach der Verlegung dieser Kompanie nach Neusiedl am See die 1. Kompanie der Panzerschulabteilung der neu gegründeten Panzertruppenschule hier disloziert. Der Ungarneinsatz 1956 brachte die Erkenntnis, dass der Osten Österreichs nur mit „Festen Anlagen“ (Schleinzer Wall) zu schützen sei. Die Bauarbeiten hierzu wurden von privaten Unternehmen durchgeführt. Um die Bunker mit Waffen zu bestücken und ein „militärisches Umfeld“ mit Sperren und Panzergräben zu errichten wurde 1958 die Pionierkompanie zbV (zur besonderen Verwendung) aufgestellt.

Wie schon zur Zeit der Monarchie und der Ersten Republik besuchten in- und ausländische Gäste und Militärdelegationen den Truppenübungsplatz. Sie besichtigten die Schießanlagen und überzeugten sich von der Ausbildung. Beispiele für solche Besuche sind Delegationen aus der Schweiz (1958), den USA (1960), Finnland (1969), Saudi Arabien (1979) oder Schweden (1992).

Der Truppenübungsplatz im Kalten Krieg

1963 erfolgte die Aufstellung des Festungsbataillons und 1964 des Festungskommandos. Mit dem Aufstellungserlass war erstmals der bisherige Kommandant des Truppenübungsplatzes auch Kommandant des Festungsbataillons und somit der Gesamtverantwortliche auf der militärischen Liegenschaft. 1964 wurde die Militär-Hundestaffel Kaisersteinbruch gegründet und mit der Ausbildung von Schutz- und Begleithunden betraut.

Von 1965 bis 1968 leitete Oberstleutnant Karl Martinovsky den Truppenübungsplatz. 1967 feierte das Brucker Lager seinen 100. Geburtstag. Durch die Freigabe von Geldmitteln gelang es bis zur 100-Jahrfeier an sämtlichen Objekten eine Generalüberholung durchzuführen, die Küche und die Speisesäle umzubauen und das Offizierskasino neu einzurichten. Ein Teil der verfallenen Objekte aus der k.u.k. Monarchie wurde geschliffen, die Ausbildungsanlagen modernisiert, das Straßennetz ausgebaut und teilweise asphaltiert. Anlässlich des 100-Jahrjubiläums 1967 erfolgte eine Umbenennung der Panzerkaserne in „Benedek-Kaserne“.

Im Juli 1968 wurde Oberstleutnant Josef Schneeberger zum Kommandanten des Sperr/Truppenübungsplatzes ernannt. Unter ihm wurden der Ausbau des Straßennetzes weitergeführt und das Offizierskasino sowie die Unteroffiziersmesse fertiggestellt. Durch den Umbau und Zubau der Baracken schuf er 800 Schlafplätze für die übenden Truppen.

Ab dem Jahr 1969 wurde mit dem Ausbau der neuen Schießanlage - der Einzelgefechtsschießanlage und der Schulgefechtsschießanlage - begonnen. Auf der Schulschießanlage wurde die erste „Schulschießanlage 72“ fertig gestellt. Diese 1972 erbaute Anlage war auch die weltweit erste, auf der die Trefferanzeige mit Hilfe von elektronischen Ringscheiben erfolgte. 1976 begann der Neubau von zwei Schulgefechtsschießanlagen und drei Einzelgefechtsschießanlagen, die 1978 eröffnet wurden.

1978 wurde das Sperrtruppenübungsplatzkommando (davor Festungskommando) aufgelöst und Teile davon mit dem neu entstandenen Landwehrstammregiment 11 in Neusiedl vereinigt. Der Rest wurde wieder zum Truppenübungsplatz Bruckneudorf. 1979 begann der Bau einer Regimentskaserne mit den damals modernen Kreuzbauten. Im August 1982 waren das Wirtschaftsobjekt mit der Küche und dem Mannschaftsspeisesaal, dem Offizierskasino, der Unteroffiziersmesse und dem Soldatenheim sowie die Kompanieobjekte 401 und 402 bezugsfertig. Im Jänner 1984 wurden die Objekte 403 und 404 der neuen Kaserne fertiggestellt und mit der 2. und der Stabskompanie vom Landwehrstammregiment 14 belegt. 1994 erfolgte die Auflösung dieses Regimentes und eine Neubelegung der Objekte. Im Objekt 401 befand sich die Ausbildungskompanie des Militärkommandos Burgenland, im Objekt 402 die schwere Kompanie des Landwehrstammregimentes 11, im Objekt 403 die Nachschub/Transport-Instandsetzungskompanie und im Objekt 404 die Panzerpionierkompanie des Stabsbataillons 1.

1983 kam es zur Kommandoübergabe von Brigadier Dosoudil an Oberst Seitz, und fünf Jahre später von Oberst Seitz an Oberst Petznek. 1989 umfasste der Truppenübungsplatz eine Fläche von 36 km². Die rund 500 Mann starke Garnison bestand aus dem „Truppenübungsplatz-Kommando Bruckneudorf“ mit der Stabskompanie, dem „Lager- und Schießplatzkommando“, drei Ausbildungskompanien und der Stabskompanie des Landwehrstammregimentes 14, Teilen des Landwehrstammregimentes 11 und der Sperrbataillone 111 und 112 sowie der Leitungsabteilung des Heeres-Bau- und Vermessungsamtes.

Vom Ende des Kalten Krieges bis heute

1992 feierte das Brucker Lager sein 125jähriges Bestehen. Die Festveranstaltung am 12. September an der Einfahrt zur Benedek-Kaserne begann mit der Enthüllung des Kampfpanzers T34/86. Ein weiterer Höhepunkt war die Präsentation des neuen Truppenkörperabzeichens, das von Oberleutnant Otto Koppitsch gestaltet war.

1995 wurde Oberst Richard Müllner zum neuen Kommandanten des Truppenübungsplatzes ernannt. In den nächsten Jahren erfolgten laufend Sanierungstätigkeiten an den Bauwerken. Das Wachlokal wurde 2006 durch einen Neubau ersetzt und die Schießanlagen zwischen 2002 und 2005 von Grund auf saniert. Vom Dezember 1995 bis zum März 2000 war die Kaserne im Zuge des UN-Einsatzes der USA im ehemaligen Jugoslawien eine Zwischenstation für Versorgungstransporte.

2007 feierte der Truppenübungsplatz sein 140jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür in der Benedek-Kaserne. Bei der Jubiläumsfeier wurden 220 Rekruten angelobt und die Kommandoübergabe an den neuen Kommandanten des Truppenübungsplatzes, Oberst Franz Neuhold, vollzogen. 2012 konnte der Neubau des Institutsgebäudes der Heerestruppenschule, in dem sich die Institute Jäger und Pionier befinden, feierlich eröffnet werden.

2013 begannen umfangreiche Umbauarbeite der Panzerkaserne. Unter anderem wurde ein neues Stiegenhaus errichtet, ein Aufzug zur barrierefreien Benützung eingebaut, die Fenster ausgetauscht, die Heizungsanlage, sanitäre Anlagen und die Elektroinstallationen erneuert, ein Vollwärmeschutz aufgebracht und neue Fußböden gelegt. Seit 2015 dient die Kaserne wieder als Büro- und Unterkunftsgebäude. Außerdem wurde das Kommando des Truppenübungsplatzes mit seinen Organisationselementen untergebracht.

Mehr als „nur“ ein Übungsplatz

Der Truppenübungsplatz ist nicht nur ein Ort für die militärische Ausbildung sondern auch Austragungsort diverser Veranstaltungen wie Heeres- oder Bereichsmeisterschaften, Leistungsschauen, dem Burgenländischen Sicherheitstag oder Angelobungen. Der traditionsreichste heimische Militärmarsch, der Marc-Aurel-Marsch, findet seit 1975 in Bruckneudorf statt.

Partnerschaften und Tradition sind ein Teil des Truppenübungsplatzes. 1999 übernahm man die Partnerschaft der Gemeinden des Bezirkes Neusiedl am See vom aufgelösten Jägerregiment 11. Seit 1983 besteht eine Partnerschaft mit der Burgenländischen Landwirtschaftskammer. 2008 übernahm der Truppenübungsplatz das Infanterieregmient 76 als Traditionsverein. Zur Geschichte des Truppenübungsplatzes gehört auch eine Reihe von Denkmälern, Kirchen, Kapellen und Marterln. Deren Entstehung reicht von der Zeit der Monarchie bis in die Gegenwart.

Die Flächen des Truppenübungsplatzes sind nicht nur als NATURA 2000 ausgewiesen, und auch die forstliche und jagdliche Bewirtschaftung des Truppenübungsplatzes hat eine lange Tradition. Darüber hinaus war der Truppenübungsplatz für die Bevölkerung ein beliebtes Ausflugsziel. Zur Zeit der Monarchie spazierte sie ins Brucker Lager zu den verschiedenen Kantinen oder lauschte dort der Militärmusik. Heute ist der Truppenübungsplatz ein wichtiges Naherholungsgebiet, das gerne von der Bevölkerung genutzt wird. 

Fazit

Der Truppenübungsplatz Bruckneudorf ist ein Spiegel der österreichischen Militärgeschichte. An kaum einer anderen militärischen Liegenschaft vereinigen sich die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Österreichischen Bundesheeres so sichtbar und spürbar wie an diesem Ort. Die umfangreichen Um- und Ausbauarbeiten der Infrastruktur sowie an den Ausbildungsanlagen der vergangenen Jahre garantieren, dass der Truppenübungsplatz Bruckneudorf auch in Zukunft einen wesentlichen Stellenwert im Bundesheer haben wird.

Dr. Petra Weiß ist Historikerin und Leiterin des Stadtarchivs Bruck an der Leitha.

Bilder wurden zur Verfügung gestellt von: Brigadier i. R. Gerfried Grasl, Offiziersstellvertreter Josef Hatos, Heeresbild- und Filmstelle (HBF), Heeresgeschichtliches Museum (HGM), Leo Hölzl, Franz Huber, Kultur- und Museumsverein Bruck an der Leitha, Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Militärkommando Burgenland, Brigadier i. R. Alfred Petznek, Robert Thurner, Stadtarchiv Bruck an der Leitha, Truppenübungsplatz Bruckneudorf, Dr. Petra Weiß, Josef Widmann
 

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