• Veröffentlichungsdatum : 21.03.2019

  • 3 Min -
  • 538 Wörter

Medien im Krieg - Krieg in den Medien

Jörg BECKER

404 Seiten, 15 x 21 cm, broschiert

€ 8,41

ISBN 978-3-658-07476-0

Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016

„SI VIS PACEM, PARA PACEM“ - Wenn du den Frieden willst, dann bereite den Frieden vor. Mit diesem leicht veränderten römischen Spruch beginnt Jörg Beckers Fachbuch „Medien im Krieg - Krieg in den Medien“. Dadurch lässt sich schon erahnen, dass der Autor eine kritische Haltung gegenüber dem Krieg einnimmt. Schließlich betont er auch, dass das Buch eine friedensstiftende Perspektive auf den Themenkomplex „Krieg und Medien“ bieten soll. 

Strukturell gliedert sich Beckers Werk in vier Hauptkapitel: 1. Die Frage nach der Berichterstattung über Kriege, 2. Die Rolle von Medien im Krieg, 3. Strukturelle Bedingungen von Krieg und Gesellschaft und wie sie die Inhalte der Medien prägen und 4. Eine friedensstiftende Sicht auf diese Zusammenhänge. Diese Hauptkapitel bettet er in kleine Unterkapitel, die Anhand von jüngeren, vergangenen Kriegen den großen Kontext auf das überstehende Thema herstellen. 

So schreibt er etwa im ersten Hauptkapitel über den Afghanistan-, Irak- und Georgisch-Russischen-Krieg. Im zweiten Kapitel geht es um die Wirkung von Fotografien, die im Krieg geschossen wurden. Besonders die Effekte von „Schockfotos“, die er bei der Rezipierweise der Folterfotos aus dem Abu-Ghuraib-Skandal (US-Soldaten folterten irakische Insassen, was für weltweite Empörung sorgte; Anm.) exemplarisch aufzeigt, werden in einzelnen Unterkapiteln behandelt. Im dritten Teil des Buches geht es um den Einsatz von Medien in Kriegen. Hier werden Medien als eigene Waffen behandelt - sei es als Propaganda- oder PR-Instrument. 

Der Autor schließt sein Buch mit einer friedensstiftenden Sicht ab: die Themen Kriegs- und Krisenprävention sowie Konfliktbearbeitung und Erzählforschung bilden den Abschluss. Für das Belegen seiner wissenschaftlichen Ausführungen nutzt Becker eine Vielzahl an seriösen Sekundärquellen. Der Lesefluss ist - obwohl es sich um wissenschaftliches Werk handelt - sehr gut. Ein gewisser normativer Ansatz lässt sich jedoch nicht von der Hand weisen: Der Autor ist gegenüber den Medien kritisch eingestellt. Er zweifelt an der Objektivität einiger kriegsberichtenden Medien und Journalisten, was er mit einer Vielzahl an Lügen, Skandalen und Ungereimtheiten in der jüngeren Vergangenheit exemplarisch erläutert. Für alle, die hinter die „Fassade“ der Kriegsberichterstattung blicken wollen, öffnen sich mit dem Buch neue Erfahrungshorizonte. 

Der Leser erfährt viel über die Hintergründe, etwa wie Kriegsberichterstattung zustande kommt, welche Faktoren die Arbeitsweise von Journalisten beeinträchtigen und mit welchen fremden Einflüssen, seien es PR-Agenturen, staatliche Stellen und ähnliches, Medien kämpfen müssen. Bei ihrer Ausbildung lernen Journalisten in der Regel was Objektivität ausmacht. Das diese vor allem bei der Kriegsberichterstattung sehr schwer zu erreichen ist, zeigt Becker in seinem Buch.

Jörg Becker ist seit 1987 Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Wenige Autoren trauen sich, einen so großen und komplexen Themenbereich mit einer solch scheinbaren „Einfachheit“ zu erklären. Becker ist das definitiv in „Medien im Krieg - Krieg in den Medien“ gelungen. Trotzdem ist eine Vorbildung im Bereich der Kommunikationswissenschaften vom Leser notwendig. Das ist schade, da somit kein Massenpublikum mit dem Buch erreicht wird, obwohl das so wichtig wäre, da wir uns (fast) alle täglich mit Medien und ihrer Berichterstattung auseinandersetzen.

Im Zentrum steht, dass der Frieden und seine Erhaltung jeden etwas „angeht“. Ein großartiges Mittel zur Friedensstiftung ist Lesen und Bildung. Jörg Beckers Buch gewährt zahlreiche Einblicke der Kriegsberichterstattung und der Rolle von Medien im Krieg und bietet zugleich friedensstiftend Lösungsansätze.

-tn- 

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)