Ein Schatz an Wissen und Geschichte
Die Österreichische Militärbibliothek (ÖMB) hat eine zentrale Rolle im Österreichischen Bundesheer. Sie unterstützt Soldaten und Zivilbedienstete mit der Bereitstellung von Fachliteratur und anderen Medien. Seit dem 19. Jahrhundert hat sie sich zu einer modernen und umfassenden Wissens- und Serviceeinrichtung entwickelt.
Historische Entwicklung
Die Ursprünge der Militärbibliotheken in Österreich sind eng mit der k. (u.) k. Armee verbunden, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ersten Offiziersbibliotheken einrichtete. Diese frühen Bibliotheken, darunter die Kriegsbibliothek im Kriegsarchiv und die Marinebibliothek in Pola, dienten als wichtige Informationsquellen für militärische Planungen und Operationen. Sie waren primär dazu gedacht, den Offizieren und anderen ranghohen Militärangehörigen einen Zugang zu strategischen und technischen Schriften zu bieten.
Im Bundesheer der Ersten Republik war das Bibliothekswesen noch nicht strukturiert. Das änderte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Neuaufstellung des Österreichischen Bundesheeres, da die Notwendigkeit einer zentralen Fachbibliothek offensichtlich wurde. Im Jahr 1956 wurde daher eine Fachbibliothek im Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) eingerichtet, aus der die heutige ÖMB hervorgegangen ist. In weniger als zehn Jahren wuchs der Gesamtbestand an Büchern auf über 20 000 Einheiten. 1963 wurde die Fachbücherei in eine eigenständige Ministerialbibliothek umgewandelt und übersiedelte vom Amtsgebäude am Franz-Josefs-Kai in den Mitteltrakt der Stift-Kaserne. Dieser Umzug bedeutete nicht nur einen räumlichen Gewinn, sondern auch eine institutionelle Aufwertung.
Im Jahr 2002 erfuhr die Bibliothek eine weitere wichtige Veränderung: Sie wurde in Österreichische Militärbibliothek umbenannt. Diese Namensänderung reflektiert den laufend erweiterten Aufgabenbereich sowie die zunehmende Bedeutung der Bibliothek innerhalb des BMLV und darüber hinaus. Die ÖMB begann eine breitere Palette von Dienstleistungen anzubieten und sich verstärkt auf die Bedürfnisse der wehrwissenschaftlichen Forschung zu konzentrieren.
ÖMB heute
Heute ist die ÖMB eine moderne und umfangreiche Wissens- und Serviceeinrichtung. Mit einem Bestand von etwa 750 000 Medieneinheiten ist sie die größte eigenständige Amts- und Behördenbibliothek in Österreich. Diese Sammlung umfasst nicht nur Bücher, sondern auch eine Vielzahl anderer Medien, einschließlich Online-Datenbanken, digitale Ressourcen und DVDs.
Die ÖMB berücksichtigt spezifische Normen und Standards, die für den militärischen Betrieb erforderlich sind. Die Einführung eines neuen und modernen Bibliothekssystems im Jahr 2008 markierte einen wichtigen Schritt in der Modernisierung (bereits Mitte der 1990er-Jahre wurde das alte Karteikartensystem auf ein EDV-System umgestellt). Diese Methode ermöglicht eine effiziente Katalogisierung und Verwaltung der Bestände sowie den einfachen Zugang zu diesen Ressourcen über das Internet. Nutzer können nun bequem, de facto von überall, auf die umfangreichen Sammlungen zugreifen, was die Nutzung und Verbreitung von Wissen erheblich erleichtert hat.
Die Aufgaben der ÖMB als Zentralbibliothek umfassen die Beschaffung, Verwaltung und Bereitstellung von Druckschriften und digitalen Medien, die für den Dienstbetrieb und die wehrwissenschaftliche Forschung benötigt werden. Die ÖMB ist jedoch nicht nur die zentrale Bibliothek für das BMLV, sondern auch eine wissenschaftliche Spezialbibliothek. Zu den 750 000 Medien zählen auch rund 140 000 Medien, die den Benutzern für die wehrwissenschaftliche Forschung zu Leih- und Archivzwecken zur Verfügung gestellt werden. Somit ist sie gut ausgestattet, um die Informationsbedürfnisse des Österreichischen Bundesheeres zu decken.
Ein wichtiger Aspekt der Bibliotheksdienste ist es, Normen und Standards zu verwalten und zur Verfügung zu stellen. Die ÖMB hat ein Normenportal, das 2014 eingeführt wurde, um die Normenverwaltung effizient und praktikabel zu gestalten. Dieses Portal ermöglicht es den Angehörigen des Bundesheeres, jederzeit auf die notwendigen Normen und Standards zuzugreifen, was für den reibungslosen Ablauf unerlässlich ist.
Die Filialbibliotheken
Neben der Zentralbibliothek in Wien verfügt die ÖMB über mehrere Filialbi-bliotheken. Das sind die Bibliotheken an der Theresianischen Militärakademie, der Heeresunteroffiziersakademie und der Heereslogistikschule. Diese Bibliotheken unterstützen die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ressortangehörigen und tragen wesentlich zur Verbreitung von Fachwissen bei.
Sammlung
Seit ihrer Gründung im Jahr 1956 hat die ÖMB ihren Schwerpunkt kontinuierlich erweitert und vertieft. Sie besitzt eine umfangreiche und einzigartige Sammlung im Bereich der Militärwissenschaften. Diese Medienvielfalt umfasst nicht nur die traditionellen Kriegswissenschaften, sondern auch die Themengebiete Geschichte, Politologie, Soziologie, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie weitere Zweige aus den Gesellschafts-, Natur-, Geistes- und technischen Wissenschaften. Diese interdisziplinäre Vielfalt und die umfangreiche Sammlung machen die ÖMB in Österreich einzigartig und unverzichtbar für die militärische und wissenschaftliche Forschung.
Neben der spezialisierten Fachliteratur bietet die ÖMB eine große Sammlung an Belletristik, die im Sinne der Truppenbetreuung Werke der Unterhaltungsliteratur (Krimis, Romane etc.) zur Verfügung stellt. Darüber hinaus werden audiovisuelle Medien wie DVDs und Dokumentationen angeboten. Damit fungiert sie ebenfalls als klassische Leihbibliothek, die eine breite Palette an Medien bereitstellt, um den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen ihrer Nutzer gerecht zu werden.
Außerdem stellt die ÖMB Online-Zugänge zu diversen Datenbanken und E-Papers bereit. Nutzer haben so Zugriff auf wertvolle Ressourcen wie die Manz’sche Rechtsdatenbank RDB, Lexis 360 Online, Janes Datenbanken und die Military Balance.
OPAC
Der Online-Katalog (OPAC – Online Public Access Catalogue) ermöglicht den Benutzern jederzeit die Suche und Bestellung der im System erfassten Medien. Zudem können damit Leihfristen verlängert und Reservierungen für bereits ausgeliehene Medien vorgenommen werden.
Durch verschiedene Suchkriterien wie Titel, Autor oder Schlagwörter lässt sich der Medienbestand einfach abfragen. Die Suchergebnisse werden in einer Liste mit Kurzinformationen angezeigt, die gespeichert, ausgedruckt oder per E-Mail versendet werden können. Falls die Suche erfolglos bleibt, steht das Fachpersonal der ÖMB für weitere Recherchen zur Verfügung. Anfragen können persönlich vor Ort, telefonisch oder per E-Mail gestellt werden.
Warum ÖMB?
Die anspruchsvollen Anforderungen in der Ausbildung und die tägliche Arbeit von Soldaten erfordern ein vertieftes theoretisches Fachwissen sowie dessen praktische Anwendung. Obwohl die Kurse an den Waffen- und Fachschulen des Österreichischen Bundesheeres eine spezifische Ausbildung bieten, bleiben oft Fragen zur Problemlösung, zum theoretischen Hintergrund, zum (militär-)historischen Kontext oder zur rechtlichen Grundlage offen. Aufgrund des straffen Zeitplanes können vertiefte Kenntnisse in bestimmten Fachbereichen deshalb oft nur oberflächlich vermittelt werden.
Der Zugang zur ÖMB bietet eine einfache Lösung zum Beantworten solcher Fragen. Bibliotheken stellen ihr Wissen in Form von Büchern, Datenbanken und anderen Ressourcen zur Verfügung. Dadurch erhalten alle Benutzer einen unkomplizierten Zugang zu einer Vielzahl von Informationen.
Wie kann ich Medien entlehnen?
Um das Angebot der ÖMB nutzen zu können, muss man sich registrieren. Dazu ist das „Stammdatenblatt“ herunterzuladen und ausgefüllt mit einer Kopie des Dienstausweises per E-Mail oder Fax an die ÖMB zu senden oder persönlich vorbeizubringen. Nach Eingang des Stammdatenblattes erhält man die persönlichen Zugangsdaten per E-Mail und kann im Onlinekatalog bestellen. Der Benutzerausweis ist für Bedienstete in Wien während der Öffnungszeiten abzuholen. Für Bedienstete in den Bundesländern wird der Ausweis per Dienstpost an die Dienststelle verschickt.Die Österreichische Militärbibliothek ist grundsätzlich keine Präsenzbibliothek, bietet jedoch eine kleine Freihandaufstellung mit den neuesten Zugängen. Eine Recherche im Online-Katalog ist für bestimmte Werke erforderlich. Das gesamte Serviceangebot ist kostenlos.Die Rückgabe entliehener Medien kann persönlich in der Stift-Kaserne oder über die Dienstpost an die Postadresse ÖMB, Roßauer Lände 1, 1090 Wien erfolgen.
Wer darf entlehnen?
- Soldaten und Zivilbedienstete
- Grundwehrdiener/Ausbildungsdienstleistende
- Personen
- Wehrpflichtige des Milizstandes
- Mitglieder der Offiziers- und Unteroffiziersgesellschaft
- Externe Personen mit Sondergenehmigung
Wie lange darf ich entlehnen?
- Bücher: 30 Tage; Fernleihe: 35 Tage
- DVDs: 7 Tage; Fernleihe: 12 Tage
- Zeitschriften: 7 Tage
Wann ist die ÖMB geöffnet?
- Montag bis Freitag 09:00 bis 11:30; 12:00 bis 15:00 Uhr
Wofinde ich die ÖMB?
- Stift-Kaserne General Spannocchi,
- Stiftgasse 2a, 1070 Wien
- Akademietrakt; Hochparterre, Raum 207
Kontakt
- Tel.: 050201-10-26831 oder 26833 (Entlehnung)
- E-Mail: oemb@bmlv.gv.at
Fazit
Die ÖMB hat sich von ihren bescheidenen Anfängen im 19. Jahrhundert zu einer modernen und umfangreichen Wissensquelle entwickelt. Durch kontinuierliche Anpassungen und Erweiterungen bleibt sie eine unverzichtbare Ressource für das Österreichische Bundesheer, die maßgeblich zur Bildung der Soldaten beiträgt.
Hofrat Oberst dhmfD Dr. Roland Schaffer; Stellvertretender Leiter der ÖMB
Sophia Bach, BA; Redakteurin beim TRUPPENDIENST
Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 3/2024 (399).