• Veröffentlichungsdatum : 26.08.2024
  • – Letztes Update : 27.08.2024

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  • 732 Wörter

Museum der Alpini in Trient

Martin Prieschl, Martin Hofstädter

In Italien gibt es zahlreiche Militärmuseen. Diese widmen sich zumeist einem Ereignis oder einer Waffengattung. Das gilt auch für die Alpini, die italienischen Gebirgsjäger. Ihr Museum befindet sich auf dem Berg Doss Trento in Trient.

Anders als in Österreich mit dem Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) gibt es beim südlichen Nachbarn kein zentrales, staatliches Museum für das italienische Heer (Esercito Italiano). Selbst das Militärmuseum in Rovereto (Trentino), das größte Italiens, das als universelles Museum geplant wurde, ist privatrechtlich organisiert. Vielmehr ist es in Italien so, dass die einzelnen Waffengattungen ihre eigenen Museen betreiben. Beispiele sind die Bersaglieri (schnelle Infanterie), deren Museum sich in Rom bei der Porta Pia, Via XX Settembre befindet, oder das Museum der italienischen Panzertruppe (Forza Corrazata Italiana), dessen „Museo Storico della Motorizzazione Militare“ ebenfalls in der italienischen Hauptstadt angesiedelt ist.

Auch Italiens berühmteste Waffengattung, die „Alpini“, besitzen ein eigenes Museum, das etwa dreißig Kilometer vom Militärmuseum in Rovereto entfernt ist. Das „Museo Nazionale Storico degli Alpini“ liegt auf einem Berg, dem Doss Trento (Monte Verruca) über der Landeshauptstadt Trento (Trient)

Errichtung

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges errichtete man dem Alpinioffizier Dr. Cesare Battisti (1875 bis 1916) ein Mausoleum auf dem Doss Trento. Battisti, ein ehemaliger österreichischer Reichsratsabgeordneter für Tirol, war am 10. Juli 1916 in italienischer Uniform gefangen genommen worden und von der österreichisch-ungarischen Militärjustiz wegen Landesverrates hingerichtet worden.

Neben dem Mausoleum sollte auf Initiative von Veteranen, die anlässlich des 19. Nationalen Treffens der Alpini diesen Vorschlag einbrachten, ein eigenes Museum für diese gebaut werden. Dieses sollte im Stil der Architektur in der faschistischen Ära Italiens eine gewaltige Anlage werden – eine „Alpini-Akropolis“, die einem römischen castrum (Legionslager) nachempfunden werden sollte.

Bauabteilungen der Alpini begannen im Jänner 1940 mit der Errichtung einer Straße auf den Doss Trento, die Strada degli Alpini. Kriegsbedingt wurden die Arbeiten für das künftige Museum jedoch nach der Fertigstellung dieser Straße eingestellt. Erst mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging der Aufbau einer nunmehr kleineren Museumsanlage weiter, die im Jahre 1958 eingeweiht wurde. Bereits fünf Jahre später erfolgte die erste Erweiterung des Hauses, und 1994 bekam das Museum einen Anbau. 24 Jahre danach wurde das Museum groß erweitert und die Ausstellungsfläche fast verfünffacht. Im Oktober 2021 wurde es vom damaligen Verteidigungsminister Lorenzo Guerini feierlich eröffnet.

Blick ins Haus

Das heutige Museum ist ein großer, moderner Bau. Den Eingang erreicht der Besucher über eine breite Treppe, an deren Seiten sich neben Geschützen auch Gedenksteine von Alpini-Einheiten befinden.

Nach dem Durchschreiten des Eingangsbereiches betritt der Besucher die „Sala Cronologica“. Diesen Raum mit Uniformvitrinen, zwei großen Gemälden und Erinnerungsstücken, unter anderem an Cesare Battisti, folgt das „Sacrario“, eine Weihehalle. Dort wird jener Alpini gedacht, die mit der „Medaglia d’Oro al Valore Militare“ (Goldene Medaille für militärische Tapferkeit) ausgezeichnet wurden und deren Namen auf weißen Marmorplatten verewigt sind. Inmitten des Raumes liegt ein großer Fels vom Monte Grappa, der von Alpini-Veteranen im Jahr 1958 gestiftet wurde.

Dem Sacrario folgt eine große Halle. In dieser werden chronologisch vom Ersten Weltkrieg bis heute die Ausrüstung, Infanterie- und Steilfeuerbewaffnung sowie die Fahrzeuge der Alpini, vorgestellt, aber auch andere Themen wie die Militärseelsorge dargestellt. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die italienischen Gebirgsjäger nicht nur aus gebirgsbeweglicher Infanterie bestanden und bestehen, sie besitzen auch eine große Artillerie- und Pionierkomponente bis hin zu Fallschirmjäger-Elementen.

Moderne Anlage

Das Museum, das unter dem Kommando des Alpinioffiziers Oberstleutnant Giulio Lepore steht, engagiert sich neben der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit auch in der historischen Forschung (unter anderem mit der Universität Trient). Deshalb besitzt es ein großes Archiv sowie eine umfassende Museumsbibliothek. Zahlreiche Veranstaltungen runden das Angebot des Hauses ab. Die gesamte Anlage ist mit modernster Elektronik versehen, weshalb es auch für Besucher, die Englisch sprechen, gut geeignet ist. Der Eintritt ist gratis. Vor dem Haus am Doss Trento gibt es großzügige Parkmöglichkeiten.
Fazit: Das Museo Nazionale Storico degli Alpini in Trient ist ein Museum, das kein an der Militärgeschichte Interessierter versäumen sollte, der ins Trentino oder noch weiter in den Süden Italiens reist.

Mag. Martin Prieschl, MA; Mitglied des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung, Heeresgeschichtliches Museum
Amtsdirektor Martin Hofstädter; BMLV, Dion 7/Liegenschaftsverwaltung


Museo Nazionale Storico degli Alpini

Adresse

Via Brescia 1
38122 Trento

Öffnungszeiten

Dienstag bis Donnerstag: 0815 bis 1200/1315 bis 1615 Uhr
Freitag: 0815 bis 1200 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 0900 bis 1200; 1330 bis 1700 Uhr

Kontakt

Telefon: +39 (0)461 827248

www.museonazionalealpini.it


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 2/2024 (397).

Zur Ausgabe 2/2024 (397)


 

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