- Veröffentlichungsdatum : 01.10.2019
- – Letztes Update : 07.10.2019
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„Rapid Trident 2019“
Vom 14. bis 28. September 2019 fand im internationalen Friedenssicherungs- und Sicherheitszentrum der „Hetman Petro Sahaidachnyi National Ground Forces Academy“ im ukrainischen Lemberg die multinationale Übung „Rapid Trident 2019“ statt. „Rapid Trident“ (auf Deutsch: „Schneller Dreizack“; Anm.) ist der Nachfolger des Manövers „Peace Shield“ und wird seit 2006 in der Ukraine durchgeführt. Die größte jährliche Trainingsübung in Osteuropa endete in der Nähe der westukrainischen Stadt Yavoriv an der Grenze zu Polen. Der Fokus des Manövers lag auf einem umfangreichen Training ukrainischer Truppen, um eine Modernisierung der Armee einzuleiten sowie die kontinuierliche Umsetzung von NATO-Standards zu gewährleisten.
In diesem Jahr nahmen etwa 3.600 Soldaten aus 14 Ländern an der Übung teil. Neben der Ukraine und den USA waren die Länder Bulgarien, Großbritannien, Georgien, Dänemark, Italien, Kanada, Litauen, Moldau, Polen, Rumänien, Türkei und Deutschland vertreten. Die Ukraine selbst beteiligte sich am Manöver mit einer Gebirgssturmbrigade der Landstreitkräfte, der LITPOLUKR-Brigade (Litauisch-Polnisch-Ukrainische Brigade; Anm.) sowie Einheiten der Nationalgarde, des Staatsgrenzdienstes, der Nationalpolizei und anderer Strafverfolgungsbehörden.
Die durchgeführten Übungen reichten von simulierten Offensiven in den ukrainischen Wäldern über Flussüberquerungen unter simuliertem Beschuss bis hin zu Inspektionen von Wasseraufbereitungsanlagen. Die Truppen der USA und der NATO führten während der zweiwöchigen Übung groß angelegte Simulationsschlachten mit den Ukrainern durch, die mit Lasersimulationen und Patronenfeuer geübt wurden. Während der Einsatz sogenannter „Laser-Tags“ bei vielen NATO-Truppen bereits Standard ist, stellte für das ukrainische Militär das Üben mit diesen Geräten eine Besonderheit dar.
Übungsszenarien
In einem der anspruchsvollsten Szenarien von „Rapid Trident 2019“ gaben Soldaten der 101. US-Luftlandedivision ukrainischen Amphibienfahrzeugen bei der Überquerung eines umkämpften Flusses Feuerschutz, während über ihnen Artilleriefeuer gegen simulierte Ziele abgefeuert wurde. Dieses Szenario wird als „Wet Gap Crossing“ bezeichnet und gilt als eine der gefährlichsten militärischen Operationen. Aufgrund fehlender Deckungsmöglichkeiten beim Überqueren des Wassers wird es dem Feind ermöglicht, gegnerische Soldaten und Fahrzeuge leichter anzugreifen und auszuschalten.
Bei weiteren Übungen standen urbane Kriegsszenarien und simulierte Geiselsituationen auf dem Trainingsplan. Außerdem wurde das ukrainische Militär von der U.S. Army in der Dekontamination von Militärfahrzeugen sowie in Raumreinigungstechniken ausgebildet und einem umfangreichen medizinischen Training unterzogen. Bei vielen dieser Szenarien mussten die Ukrainer neue NATO-Standardausrüstungen einsetzen, wie beispielsweise eine Fahrzeugdekontaminierungsmaschine, die eigens auf die ukrainischen Fahrzeuge angepasst wurde.
Das Abschlussszenario von „Rapid Trident 2019“ bildete die erste gemeinsame Kampf-Demonstration der USA und der Ukraine, an der verschiedene Fahrzeuge und Kampfgruppen beteiligt waren. Im unwegsamen Gelände kamen dabei ukrainische Schützenpanzer vom Typ BMP-1 und hochmobile US-Mehrradfahrzeuge zum Einsatz, die den Ukrainern mit ihren verbauten M-2- und M-240B-Maschinengewehren Feuerdeckung gaben. Damit konnte trotz des feindlichen Beschusses eine Bewegungsfreiheit der eigenen Truppen gewährleistet werden.
Mehrwert
Der Verteidigungsminister der Ukraine, Andriy Zahorodniuk, erwähnte während seines Besuchs bei „Rapid Trident 2019“, dass die Ukraine weiterhin umfassende militärische Reformen durchführen werde, um in Zukunft die NATO-Standards zu erreichen. Manöver dieser Art würden zu einer schnelleren Umsetzung dieser Standards beim Kampftraining ukrainischer Einheiten und Formationen führen, so Zahorodniuk weiter. Außerdem erhalte das Militär zusätzlich wichtige Fähigkeiten, die sowohl für eine solide Verteidigung des Landes, als auch für eine multinationale Interoperabilität der Armee erforderlich seien.
Engere Zusammenarbeit
Die US-Amerikaner zeigten sich von den Leistungen der ukrainischen Armee überzeugt. Jeffrey Corella, Oberst der Nationalgarde der kalifornischen Armee, formulierte die Art einer möglichen künftigen Zusammenarbeit mit der Ukraine: Es müsse „versucht werden, die Ukraine dazu zu bringen, den westlichen militärischen Methoden und den NATO-Richtlinien zu folgen, damit sie möglicherweise in Zukunft NATO-Mitglied werden kann.“
Nach der Verleihung des NATO-Kandidatenstatus im März 2018 dürfte die Ukraine nun mithilfe der Übung „Rapid Trident 2019“ einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem vollwertigen NATO-Mitglied absolviert haben.
-red-