Tiroler Kaiserjäger

Werner Lamprecht
Tiroler Kaiserjäger. Regimentergeschichte. „102 Jahre und 292 Tage“. Das Jahrhundert der Tiroler Kaiserjäger 16. Jänner 1816 – 4. November 1918
Studia Verlag Innsbruck 2024
782 Seiten
ISBN: 978-3-99105-047-6
95 €
Kein Regiment der einstigen kaiserlichen Streitkräfte bis 1918 besaß ein solch hohes Prestige wie eines der vier Tiroler Kaiserjägerregimenter, die 1895 aus dem Tiroler Jägerregiment entstanden waren und zwischen 1816 und 1918 stets das Reichsoberhaupt als Regimentsinhaber besaßen. Einen diesbezüglichen Ruf besaßen die Kaiserjäger nicht nur in den eigenen Reihen, sondern auch stets bei ihren Gegnern – selbst bei der Eliteformation ihrer italienischen Kontrahänten im Ersten Weltkrieg, den Alpini.
Während es für bestimmte Zeitabschnitte der Regimentsgeschichte bereits historische Bearbeitungen gibt, die jedoch zumeist ein hohes Alter aufweisen, gab es noch kein abschließendes historisches Werk über dieses Regiment/diese Regimenter. Der pensionierte Oberst des Österreichischen Bundesheeres Werner Lamprecht, Mitglied des „Alt-Kaiserjäger Clubs“, unterzog sich dieser Aufgabe und stellte in vierjähriger Arbeit dieses monumentale Werk zusammen. Es tritt dem Leser als klassische Regimentsgeschichte gegenüber, die auf einem chronologischen Aufbau fußt. Ereignisse der politischen Geschichte, der österreichischen Militär- und Formationshistorie der Kaiserjäger sowie der Waffenkunde werden vom Autor miteinander verbunden dargestellt. Lamprecht geht dabei teils bis auf die Ebene der Kompanien und darunter, was den Leser auf Grund der Detailtreue überfordern kann. Kombiniert wird der aufwändige Text mit erstaunlichem, teils kaum bekanntem Bild- und Kartenmaterial. Zudem findet man im Buch aufwändige Listen ehemaliger Kommandanten und Ordensträger sowie eine kurzgefasste Geschichte des Kaiserjägermuseums und eine Beschreibung der „Entwicklung der Funktion der Regimentsinhaber in Altösterreich“.
Wirft man einen Blick in die benutzten Quellen und die Literatur, zeigt sich, dass zwar zeitgenössische Vorschriften für die Texterstellung herangezogen wurden, jedoch moderne (deutsche, englische, italienische) Forschung und Literatur ab dem Jahr 2000 – z. B. die Werke von Manfried Rauchensteiner oder Alexander Jordan – kaum berücksichtigt wird, da die meiste Literatur (vor allem Regimentsgeschichten) aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg stammt.
Dieses Buch ist all jenen ans Herz zu legen, die ein Interesse am Ersten Weltkrieg besitzen. Wichtig wäre darüber hinaus, dass Lamprechts Werk über die Kaiserjäger in italienischer Sprache erscheint, denn die darin enthaltenen Informationen sollten Einzug in die historische Diskussion und Forschung des Nachbarlandes Italien erhalten. Bei einer Neuauflage dürfen die fehlenden Vorwörter des Südtiroler Landeshauptmannes und des Trentino ebenfalls nicht fehlen.
-mpr-