• Veröffentlichungsdatum : 01.02.2022
  • – Letztes Update : 09.02.2022

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5er-Dragoner im Ersten Weltkrieg

Ewald Hausdorf

Am 16. Oktober 2021 fand in der Grazer St. Leonhard Kirche eine besondere militärische Feier statt. Anlass dafür war der 300-Jahre-Gedenktag der Errichtung des österreichischen Kürassier-Regimentes 5, dem späteren k.u.k. Dragonerregiment „Nikolaus I., Kaiser von Russland“ Nr. 5. Aus diesem Grund soll auch die Geschichte dieses Regimentes, konkret während des Ersten Weltkrieges, dargestellt werden.

Das Dragoner Regiment 5 (DR 5) wurde 1721 unter Kaiser Karl VI. als Kürassierregiment Nr. 5 errichtet. 1849 wurde Kaiser Nikolaus I. von Russland zum Inhaber des Regimentes ernannt. Nach dessen Tod 1855 bestimmte Kaiser Franz Josef, dass das Regiment seinen Namen „auf immerwährende Zeiten zu führen habe“. 1867 wurde das Kürassierregiment zum Dragonerregiment. Im Laufe seiner Geschichte nahm es an mehr als 70 Schlachten und Gefechten (gegen die Osmanen, Franzosen, Russen, Ungarn, Preußen etc.) teil. Seine ruhmreichste Waffentat verrichtete das Regiment in der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober 1813, der als sein Gedenktag gilt.

Das Steirisch-Kärntnerisch-Krainische DR 5 ist aufgrund seines regiments-intern schon früh ausgeprägten Geschichtsbewusstseins (Regimentsgeschichte: „Geschichte des k.u.k. Dragoner-Regiments Nikolaus I. Kaiser von Russland No 5“; 1721 bis 1912, und „Die 5er Dragoner im Weltkrieg 1914–1918“) das am besten dokumentierte k. u. k. Kavallerieregiment Österreichs. So sind Schreibbögen überliefert, die den Soldaten am Regimentstag, dem 16. Oktober vorgelesen wurden.

Gliederung am Beginn des Krieges

Die unterste taktische Führungseinheit der Kavallerie, das damalige Hauptelement der Beweglichkeit, war die Eskadron (Schwadron) – analog zur Kompanie der Infanterie. Etwa 150 bis 180 Reiter (oft auch weniger) waren dabei in vier Züge unterteilt. Drei Eskadronen formierten grundsätzlich eine Division (ab 1917 ein Halbregiment), die aber nicht mit einer Kavallerie-Division verwechselt werden darf, die aus zwei Brigaden bestand. Normgemäß bestand ein Regiment demnach aus zwei Divisionen, mit an die 900 Reiter. Zwei bis drei Regimenter bildeten eine Kavallerie-Brigade.

Das DR 5 bestand beim Abgang ins Feld aus etwa 1.500 Soldaten (69 Offiziere, Fähnriche, Ärzte, Beamte und ca. 1.400 Unteroffiziere und Mannschaften) mit den Elementen:

  • Regimentsstab;
  • drei (kleine) Divisionsstäbe;
  • sechs Feld-Eskadronen;
  • ein Pionierzug;
  • eine Telegraphen-Patrouille;
  • ein Reserve-Eskadron (dort wurden die zugeordneten, bei Mobilmachung einrückenden Reserve-Offiziere und die kürzlich zuvor abgerüsteten Unteroffiziere und Mannschaften eingeteilt);
  • eine Maschinengewehrabteilung (MGA 11);
  • zwei Stabszüge (diese wurden an das III. Grazer Korps abgegeben und waren nicht mehr ein Teil des DR 5).

Der Train (auch Tross, mit den Fuhrwerken für die Versorgung) wurde oft durch einen eigenen Offizier geführt. Er war, je nach taktischer Lage, entweder ein Teil der Eskadronen oder der Regiments-Divisionen bzw. ein Teil des Trains der führenden Infanterie-Brigaden.

Umgliederungen und Reorganisationen 

Im Laufe des Krieges wurden für die zunehmend notwendige infanteristische Verwendung „Fuß- bzw. Schützen-Eskadronen" bzw. Schützen-Divisionen (mehrere Eskadronen) geschaffen. Diese wurden bei der jeweiligen Ersatz-Eskadron (zuständig für Evidenz-, Nachschub und Ausbildung) einberufen und ausgebildet, erhielten aber aus Zeitmangel (dringender Personalersatz) oft keine Reitausbildung mehr. Durch diese „Kavallerie-Infanteristen“ erhöhte sich zwar die Feuerkraft, die Beweglichkeit schwand jedoch aufgrund des stetig sinkenden Anteils von Reitkundigen (nicht nur wegen späteren Pferdemangels). Zusätzliche mobilisierte die Ersatz-Eskadron DR 5 einzelne Stabselemente, die für Ordonnanzdienste an Infanterie-Kommanden abgestellt wurden. Es kam sogar zur Bildung von separaten, berittenen Militärpolizei-Zügen.

Im Jahre 1917 kam das, ursprünglich auf Infanterie-Divisionen aufgeteilte, DR 5 als Ersatz für das ausgeschiedene DR 15 zur 4. Kavallerie-Division (Generalmajor Otto Berndt). Diese bestand aus dem DR 9 und den Ulanenregimentern 1 und 13. Das DR 5 musste zunächst die (für sie neue) Gliederung für die Regimenter der Kavalleriedivisionen einnehmen. Dazu hatte es eine Reiter- und eine Schützendivision zu formieren. Die Reiter-Division bestand aus vier Schwadronen und einer MG- Schwadron. Jede der vier Schwadronen stellte drei Fünftel ihres Gefechtsstandes als „Kämpfer zu Fuß“. Diese wurden in zwei Züge zusammengefasst, sodass aus den vier Schwadronen zwei zu Fuß für den Stellungsdienst wurden. Damit sollte die Ablöse in den Stellungen und eine mobile Reserve sichergestellt werden.

Die Schützendivision setzte sich aus vier Schützen-Schwadronen, einer MG-Schwadron und einer Infanteriegeschütz(IG)-Abteilung zusammen. Der Pionierzug wurde zu einer Technischen Schwadron. Alle Kommandos erhielten Fernsprechgeräte. Das DR 5 hatte, neben den sechs Schützen-Schwadronen, somit noch zwei Reiter-Schwadronen.
Im März 1917 gab es einen eklatanten Einschnitt: „In diesen Tagen erfüllte sich das tragische Schicksal der öst.-ung. Reiterei. Die (…) anwachsende Futternot, der große Pferdebedarf für die neuen Artilleriekörper und für den Feldanbau im Hinterlande zwang das Armee-Oberkommando zu der bedauerlichen Maßnahme, den Kavallerie-Divisionen die Pferde wegzunehmen und somit die Regimenter auf Kriegsdauer vollständig in Fußtruppen umzuwandeln“.

Von jedem Regiment blieben nur noch ein Offizier und 25 Mann beritten, die einen Zug bildeten. Diese vier Züge wurden in eine Schwadron zusammengefasst. Danach bestand das Regiment aus zwei Divisionen zu je 

  • vier Schwadronen, 
  • ein MG-Schwadron und 
  • ein IG-Zug. 

Dazu kamen noch (als regimentsunmittelbare Elemente), eine Technische Schwadron und ein Telephon-Zug. Die Offiziere hatten an Stelle des Säbels nun das Bajonett zu tragen. Die Mannschaft erhielt Rucksäcke und später noch Infanteriegewehre (die längere Ausführung des M-95-Gewehres) sowie Gasmasken. Auch die sonstige Ausrüstung wurde an jene der Infanterie angepasst.

Ab Ende Juli 1917 hatten die bisherigen zwei Divisionen der Kavallerieregimenter „Halbregimenter“ zu heißen (Angleichung an die Bezeichnungen des deutschen Heeres). Im Herbst 1917 war das Regiment schon zum größten Teil mit Stahlhelmen ausgerüstet. Das DR 5 war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Durchmischung hinsichtlich der Herkunft seiner Soldaten auch nicht mehr das steirisch-kärntnerisch-krainische Regiment, das es noch vor dem Ersten Weltkrieg war. 1918, im Einsatz in der Ukraine, hatte das Regiment acht Schwadronen (eine davon beritten) und eine erhebliche Ausstattung an erbeuteten russischen Maschinengewehren. Hoffnungsvoll dachte man bereits an die neuerliche „Beritten-Machung“ des Regimentes, während die Monarchie „zu Hause“ politisch zerfiel.

Einsatzgebiete während des Krieges

Das DR 5 (Garnisonen: Görz, Laibach, Windisch Feistritz, Marburg) war vom Kriegsbeginn 1914 bis zum Herbst 1915 in Galizien eingesetzt (Raum Lemberg – Przemysl – Rückzug an die Karpathen – Gorlice Offensive – Djnester). Ende August 1915 verlegte es für einen Monat in den Raum Triest, dann abermals an den Dnjester und die Strypa-Front (die II. Division war im Herbst 1915/Winter 1916 in Serbien und Montenegro, dann im Raum Kowel/Wolhynien). Im Sommer 1916 stand es im Einsatz gegen die russische Brussilow-Offensive, danach in Siebenbürgen (I. Division), ab Ende Jänner 1917 südwestlich Brody geschlossen bei der 4. Kavallerie Division (Juli 1917 Kerenski-Offensive). Ab dem Frühjahr 1918 war es im polizeilichen Einsatz in und östlich von Tarnopol (Eisenbahnsicherung), ab Juli 1918 geschlossen in der Ukraine im Raum Donezk. Das I. Halbregiment wurde noch im Oktober zur Sicherung an der Donau im Raum Fehertemplom eingesetzt. Das II. Halbregiment verblieb bis zur Heimverlegung in Donezk.

Das DR 5 nach dem Ersten Weltkrieg

Trotz des Endes der Monarchie setzte sich die Geschichte der 5er-Dragoner fort. Bereits am 18. Jänner 1919 entschied die Offiziersversammlung, den aus dem Krieg geretteten „DR 5 Offiziersfond“ zur Wahrung der Traditionen des Regimentes der neuen, in Aufstellung begriffenen, Schwadron 5 des Bundesheers der Ersten Republik zu übergeben (Ihr Kommandant Rittmeister Camillo Bregant, war ehemals Kommandant der 4. Schwadron des DR 5). Auch andere junge Offiziere des DR 5 (z. B. Herbert Gratzy, später der „erste“ Fallschirmspringer des Ersten Bundesheers) dienten in der Schwadron 5 weiter. Andere waren im Militärkommando Graz tätig und engagierten sich für die Aufstellung der Schwadron 5 in der „Leonhard-Kaserne“. In Marburg existierte der slowenische Rest des Regimentes als Schwadron unter jugoslawischer Führung einige Jahre weiter.

200 Jahre nach Errichtung des Regimentes, am 16. Oktober (Regimentsgedenktag) 1921, wurde der „Offiziersverband des ehemaligen DR 5“ mit 102 namentlich bekannten Mitgliedern gegründet. Somit war er der erste Veteranen- und Offiziersverband der Ersten Republik. Am 30. Mai 1923 wurde auch ein Mannschaftsverband gegründet. Im Jahre 1935, bei der Zusammenfassung der sechs selbstständigen Schwadronen der sechs Brigadebereiche des ersten Bundesheeres in zwei Dragoner-Regimenter fand die Dragoner Schwadron 5 eine Einteilung beim Dragoner Regiment Graf Montecuccoli No 2. 

Der „Offiziersverband“ existierte bis zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938. In der Zweiten Republik wurde der „Bund ehemaliger Angehöriger der 5er Dragoner und der Steirischen Dragoner Schwadron sowie der ehemaligen Kavallerie“ gegründet. Dessen Partnerverband war das Panzerbataillon 4 des Bundesheeres. Dieser Verein existierte bis in die späten 1990er Jahre, versiegte jedoch durch das Ableben der alten Herren.

300 Jahre Gedenktag Dragonerregiment 5

Der 300-Jahre-Gedenktag „Errichtung des österreichischen Kürassier-Regiments 5, nachmals k.u.k. Dragonerregiment Nikolaus I., Kaiser von Russland Nr. 5 (DR 5) wurde am 16. Oktober 2021 in der St. Leonhard Kirche in Graz gefeiert. Das Kommando der Streitkräfte des Österreichischen Bundesheeres, an der Spitze Generalmajor Mag. Gerhard Christiner, gestaltete den Gedenktag mit einer Festmesse, zelebriert durch Bischofsvikar Militärdekan Mag. Dr. Christian Thomas Rachlé. Es folgte eine Segnung der DR 5 Gedenktafel (seit 1927) mit Ehrenwache sowie ein Geschichtsvortrag und die Präsentation des Buches „Vom ersten bis zum letzten Tag - die Kriegstagebücher von Rittmeister Curt Krieghammer 1914 -1918“. Die Tagebücher erzählen von den Geschehnissen bei der I. Division (1. und 3. Eskadron) während des Ersten Weltkrieges; von der Mobilmachung bis zur Heimkehr nach Wien. Das Buch beinhaltet zudem Biographien und Fotos anderer Offiziere, erklärt die taktische Lage und beschreibt die Einsatzorte im Detail.

Neben Vertretern des Österreichischen Bundesheeres, nahmen auch Vereine wie das Österreichische Schwarze Kreuz Steiermark und Burgenland, der Ortsverband des Kameradschaftsbunds Kainbach/St. Leonhard, sowie Nachkommen von Offizieren und Soldaten des DR 5 trotz Covid-Einschränkungen an dieser Feier teil. Mit dieser Veranstaltung ist es somit gelungen, das DR 5 erneut in das Geschichtsbewusstsein des Bundesheeres zu rücken.

Oberst i. R. Ewald Hausdorf, MSc ist Autor und Hobbyhistoriker, der davor als Verteidigungsattaché in Tschechien, Slowakei, Bulgarien; dann Ungarn, Slowenien, Rumänien, Kroatien eingesetzt war.

www.cavallerie.at

 

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