AIRPOWER24
Unter dem Motto „Fliegen. Freiheit. Begeisterung“ veranstaltete das Österreichische Bundesheer am 6. und 7. September 2024, mit den Partnern Land Steiermark und Red Bull, die AIRPOWER24. Für die Besucher gab es ein umfangreiches Programm wie Vorführungen der österreichischen Luftstreitkräfte, internationaler Kunstflugstaffeln und der Flying Bulls.
Die AIRPOWER24 ist die größte Flugshow Europas und somit eine Veranstaltung der Superlative. Mehr als 200 Luftfahrzeuge – zivile, militärische, aktuelle und historische Düsen- und Propellerflugzeuge sowie Hubschrauber – aus 20 Staaten waren auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg zu sehen. 150 präsentierten sich bei den „Flying Displays“ in der Luft, der Rest im „Static Display“ auf dem Boden. Das Bundesheer war mit über 40, die Flying Bulls mit 27 Luftfahrzeugen (Flugzeuge und Hubschrauber) vertreten. Etwa 250 000 Besucher waren an beiden Veranstaltungstagen vor Ort. Die AIRPOWER24 war aber nicht nur ein Fest für die gesamte Familie, sie war – neben der Übung SCHUTZSCHILD24 – die größte Übung des Bundesheeres des Jahres und ein realer Einsatz.
Run zum Zaun
Am Freitag, dem 6. September, meldet der Verkehrsfunk um 0600 Uhr in der Früh Stau in Zeltweg. Etwa 30 Minuten Verzögerung wären für die Anreise zur AIRPOWER einzuplanen. Dort regelt die Polizei bereits den Verkehr, einige Nebenstraßen sind gesperrt, und Einweiser lotsen die Gäste auf die Parkplätze. Jene, die bereits angekommen sind, gehen – „bewaffnet“ mit Rucksack, Campingsessel und Gehörschutz – zu den Gates. Dort angekommen, heißt es warten. Um 0700 Uhr öffnen sich die Tore und die Soldaten im Eingangsbereich beginnen mit der Kontrolle. Der Eintritt ist frei, die Mitnahme gefährlicher Gegenstände verboten.
Nach dieser Hürde beginnt der Run auf die besten Plätze. Diese sind entlang der Rollbahn bei der Absperrung und auf den Hügeln im Westen des Areals. Wer das geschafft hat, kann sich zurücklehnen oder eine Runde auf dem Gelände drehen und – noch in relativer Ruhe – die Flugzeuge bestaunen. Außerdem ist jetzt eine gute Gelegenheit, um mit den Crews zu reden, bevor es laut wird. Das Gute an einer Flugshow ist, dass es eigentlich keine schlechten Plätze gibt und man von beinahe überall die Maschinen in der Luft sehr gut sehen kann.
„Hiermit erkläre ich die AIRPOWER24 für eröffnet!“ Nach diesen Worten von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner ertönt der Donauwalzer, und vier Fallschirmspringer erscheinen am Himmel. Sie präsentieren Österreich, das Bundesheer, das Land Steiermark und Red Bull. Nachdem sie gelandet sind, wird es laut. Das erste Display ist ein fliegerischer Gruß von zwei Hubschraubern (AW169 „Lion“ des Bundesheeres und Bo 105 C der Flying Bulls), die von einem Propellerflugzeug mit Kunstflugeinlagen begleitet werden.
Speed of Sound
Nun geht es Schlag auf Schlag, wenngleich es mittlerweile zu regnen begonnen hat. Einige Displays fallen wetterbedingt aus, auch Highlights wie jenes der Me 262. Die Stimmung unter den Besuchern, die sich Regenponchos übergezogen haben, ist dennoch gut. Manche „nutzen“ das Wetter, um das Militärluftfahrtmuseum zu besuchen, bei der Technologie- und Wirtschaftsausstellung vorbeizuschauen oder sich in einem der vielen Gastrobereiche zu stärken, wo auch Zelte stehen. Währenddessen donnern die Luftfahrzeuge – unbeeindruckt vom Regen – über die Piste des Fliegerhorstes.
Die Displays sind so organisiert, dass sich die verschiedenen Typen und Epochen abwechseln: Hubschrauber mit Flugzeugen, modern(st)e Kampfflugzeuge mit historischen Maschinen, ohrenbetäubende Jets mit lautlosen Segelfliegern, Einzeldisplays und jene mit mehreren Maschinen. Dennoch jagt – je nach Interesse der Besucher – ein Highlight das andere.
Die beim Publikum wohl beliebtesten Displays sind jene mit
- dem (österreichischen) Eurofighter „Typhoon“, der von mehreren Staaten geflogen wird,
- der F-16 „Fighting Falcon“ sowie der F/A-18 „Hornet“, die vielleicht bekanntesten Kampfjets,
- der Me 262, die den Beginn des Düsenjetzeitalters markiert, jedoch wetterbedingt nur am Samstag flog,
- der C-27J „Spartan“ mit seinen Kunstflugmanövern,
- den Flying Bulls mit ihren einzigartigen historischen Maschinen sowie
- den Kunstflugstaffeln der Patrouille Suisse (F-5), der spanischen Patrulla Águila (C-101) oder der kroatischen Krila Oluje (PC-9M), die mit beeindruckender Präzision und interessanten Choreographien überzeugten.
Eine besondere Attraktion sind die F-35 „Lightning“ der U.S. Air Force, die in Europa im Flying und Static Display nur äußerst selten zu sehen sind. Bei ihnen wird der „Speed of Sound“, wie der US-Sprecher des F-35-Displays diesen modernsten Kampfjet definiert, am deutlichsten hör- und erlebbar.
Das Programm am Freitag und am Samstag ist de facto gleich. Auf dem Live-Ticker können die Besucher verfolgen, welches Display wann stattfindet. Abweichungen gibt es hinsichtlich der Organisation, die aber die Besucher kaum stören. Auch der Regen am Freitag zwingt zu kleineren Programmänderungen. Planmäßig nur am Samstagnachmittag ist der Boeing 787-9 „Dreamliner“ der Austrian Airlines zu sehen, die so ihr neuestes Flottenmitglied vorstellten.
Der letzte Programmpunkt ist das Display der österreichischen Luftstreitkräfte im „Goldenen Vlies“ der Argonautensage, das vor allem die Kunstliebhaber unter den Besuchern anspricht. Bei dieser progressiven Inszenierung sind alle aktuellen Luftfahrzeuge des Bundesheeres zu sehen, bevor der Flugtag zu Ende geht. Doch selbst danach ist noch nicht Schluss. Nun startet das Begleitprogramm. Dabei gibt es den Film „Maverick“ auf einem Großbildschirm, ein Platzkonzert der Combo der Militärmusik Kärnten und ein Meet and Greet mit den Piloten der Flying Bulls. Um 1930 Uhr endet der erste Tag mit dem Aufruf der Militärpolizei, das Areal zu verlassen.
Grey Tiger
Bei der AIRPOWER24 wurde der neue Tiger-Look des Eurofighter 7LWO der 2. Staffel/Luftüberwachungsgeschwader präsentiert. Die Maschine mit der Grundfarbe Grau und zahlreichen Rot-Weiß-Rot-Facetten wird von Hauptmann Dominik Riedl geflogen. Gestaltet wurde diese Sonderfolierung von Stabswachtmeister Christian Erhart und Oberstleutnant Michael Kirchner. Österreich ist mit der 2. Staffel/Luftüberwachungsgeschwader seit 2021 Vollmitglied in der internationalen „Tiger Association“. Unter diesem Dach sind mehrere europäische Fliegerstaffeln vereint, die sich jährlich mit bis zu 60 Luftfahrzeugen zu gemeinsamen Übungen und Trainings (Tiger Meets) treffen. Das äußere Zeichen der Mitgliedschaft ist der Tiger in dem Wappen der jeweiligen Tiger-Staffel, deren Maschinen häufig ein Tiger-Design aufweisen.
Argonauten in Zeltweg
Die AIRPOWER24 erweckt eine Erzählung der griechischen Mythologie zum Leben – die Reise der Argonauten und ihre Suche nach dem „Goldenen Vlies“. Bei dieser dramaturgischen Inszenierung des Künstlernetzwerkes Lawine Torrèn wird dieser Stoff mit 25 Flugzeugen und Hubschraubern, mit Spezialfahrzeugen der Landstreitkräfte sowie mit Spezialeinsatzkräften neu interpretiert. Dabei werden unter dem Motto „Kunst trifft Militär: mitten im Himmel“ die Grenzen von Theater, Film und Militär verwischt. Das Display ist nicht nur ein künstlerischer Akt, es gibt ebenfalls einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Luftstreitkräfte mit Luftlandungen, Windenbergungen, Außenlast-Transporten und Löschangriffen.
Static Display
Die AIRPOWER24 ist nicht nur eine der wenigen Möglichkeiten, um eine Vielzahl von besonderen Luftfahrzeugen an einem Ort in der Luft zu sehen. Sie bietet auch die Gelegenheit, etwa 60 Maschinen, vom Transportflugzeug bis zum „Christophorus“-Hubschrauber, auf dem Boden zu besichtigen.
Einige Modelle wie der Eurofighter des Bundesheeres oder die F-35A „Lightning“ sind im Static und im Flying Display vertreten. Somit kann sich der Besucher sowohl von der Leistungsfähigkeit in der Luft als auch vom Design dieser Maschinen ein Bild machen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Fracht- und Laderäume von Transportmaschinen zu betreten, z. B. von der Boeing C-17 „Globemaster“, die größte Maschine der AIRPOWER24.
Der Besucherbereich, wo das Static Display stattfindet, ist mit drei Großbildschirmen und einer Beschallungsanlage ausgestattet. Auf diesen sind die Flugzeuge aus einem anderen Winkel und größer zu sehen. Lediglich die Sprecher sind nicht immer zu hören, wenn ein Flugzeug zu laut ist. Wenn man sie hört, geben sie in Englisch oder Deutsch Informationen über das Display, die Maschinen bzw. die Formation und anderes mehr. Auf dem Gelände gibt es zahlreiche Gastro- und Sanitäreinrichtungen, Merchandise- und Verkaufsstände, eine Kinderbetreuung (HSZ) und einen „Lost & Found“-Stand.
Militärluftfahrtmuseum Zeltweg
Auf dem Gelände des Fliegerhorstes Hinterstoisser befindet sich im historischen Hangar 8 das Militärluftfahrtmuseum Zeltweg, eine Außenstelle des Heeresgeschichtlichen Museums. Auf einer Fläche von 5 000 m² werden dort 25 Luftfahrzeuge aus der Geschichte der österreichischen Militärluftfahrt präsentiert. Der Fokus liegt auf den Maschinen des Bundesheeres der Zweiten Republik. Das Museum ist im Osten des Besuchergeländes der AIRPOWER und kann bei dieser kostenlos besichtigt werden. Zu sehen sind dort Hubschrauber (Bell H13 „Sioux“, Alouette II, Agusta-Bell 204), diverse Propellerflugzeuge und Düsenflugzeuge (Fouga CM-170 „Magister“, De Havilland DH-115 „Vampire“, Saab J-29 „Tonne“, Saab 35OE „Draken“, Saab 105OE). Zusätzlich werden Flugzeugmotoren und Jettriebwerke, Radargeräte, Luftraum-Überwachungsradaranlagen, fliegertechnische Geräte, Fliegerabwehrkanonen, historische Fahrzeuge der Luftstreitkräfte, Geräte der Flieger- und Fernmeldetruppe, Uniformen, Fliegersonderbekleidung, Schaukästen, Modelle und Abzeichen sowie historische Fotos und Bilder präsentiert.
High-Tech-Volksfest
Der Tower des Fliegerhorsts teilt den Besucherbereich. Neben dem bereits beschriebenen westlichen Teil gibt es einen zweiten im Osten. Auf diesem können ebenfalls Static Displays, beispielsweise die F-35 „Lightning“, der Eurofighter im „Grey Tiger“-Look oder Maschinen der Flying Bulls besichtigt werden. Die größte Fläche in diesem Areal nehmen Informations- und Verkaufsstände ein.
Neben dem Jagdkommando ist dort auch das Heerespersonalamt mit einem Jobcenter vertreten, das über die Karrieremöglichkeiten beim Bundesheer informiert. In diesem Bereich ist auch die Technologie- und Wirtschaftsausstellung. Dort präsentiert sich die österreichische und internationale Luftfahrtindustrie bereits zum vierten Mal bei einer AIRPOWER. Auf knapp 5 000 m² sind 15 internationale Unternehmen und 23 österreichische Betriebe mit ihren Produkten vertreten. Dabei erhalten die Besucher einen Eindruck von der aktuellen Ausrüstung von Luftstreitkräften sowie einen Blick in die Zukunft. Beispielsweise sind dort diverse Drohnen oder Fliegerabwehrsysteme zu sehen. Publikumsmagnete in diesem Bereich sind die Modelle eines Eurofighters und eines Gripens, in denen Besucher kurz Platz nehmen können.
Vor allem bei den jungen Gästen beliebt sind die zahlreichen Simulatoren, in denen man den Traum vom Pilot-Sein für ein paar Minuten virtuell erleben kann. Ebenfalls im Osten gibt es die Möglichkeit, in die Geschichte einzutauchen und das Militärluftfahrtmuseum, eine Außenstelle des Heeresgeschichtlichen Museums, zu besuchen. Somit wird auf dem Boden der Bogen von der Geschichte über die Gegenwart in die Zukunft gespannt.
Exkurs: Erste Flugshows in Österreich
Am 17. November 1909 wurde das Areal des Flugfeldes von Wiener Neustadt offiziell zum ersten Flugplatz in Österreich-Ungarn. Bereits ein Jahr später fand dort am 10., 17. und 24. Juli 1910 ein Preisfliegen vor 30 000 Besuchern statt, unter ihnen Kaiser Franz Joseph. Obwohl sportliche Wettkämpfe im Fokus standen, hatte diese Veranstaltung schon die wesentlichen Elemente einer modernen Flugshow: Internationale Piloten kamen zusammen, um ihr Können und die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen zu präsentieren und sich auszutauschen. 1912 wurde diese Veranstaltung erneut durchgeführt, und im gleichen Jahr gab es die Flugtage in Aspern bei Wien mit etwa 50 000 Besuchern. Die weltweit erste öffentliche Flugvorführung fand am 23. Mai 1909 in Paris (Frankreich) statt.
Davor und danach
Die eigentliche AIRPOWER dauert zwei Tage. Einige Wochen vor dem Event starten die Aufbauarbeiten. In der Veranstaltungswoche gleicht der Fliegerhorst einem Ameisenhaufen. An allen Ecken und Enden wird gearbeitet, Soldaten marschieren, Transportfahrzeuge fahren auf den Straßen und Arbeiter bauen Zelte sowie Stände auf. Ab Montag landen die ersten Flugzeuge der ausländischen Staffeln, die ersten Flugzeuge fahren in den Eventbereich und Displays werden geübt.
Am Dienstag wird das Treiben emsiger, und ab Mittwoch geht es Schlag auf Schlag. Zahlreiche Journalisten und Fotografen stehen bereits am Zaun der Rollbahn. Sie schießen Fotos von den Flugzeugen, die im Zehn- bis Fünfzehnminutentakt starten und landen. Die Campingplätze rund um das Gelände füllen sich ab Mittwoch mit Flugenthusiasten, die keine Minute versäumen wollen – auch nicht von der Vorbereitung. Für sie, und alle anderen Interessierten, gibt es ab Mittwoch den Live-Ticker. Dort erfährt man alle Ankunftszeiten von Flugzeugen, das Programm während des Events, aber auch wann die Flugzeuge am Sonntag oder Montag wieder den Heimflug antreten. Am Donnerstagabend stehen alle Maschinen für das Static Display im Eventbereich. Die Imbissbuden, Informationsstände und Sanitäranlagen sind aufgebaut und es wird ruhig auf dem Gelände – vorerst.
Wenn am Samstag das letzte Flugzeug gelandet ist und der letzte Besucher das Areal verlassen hat, ist die AIRPOWER24 aber noch nicht vorbei. Nun beginnen das Aufräumen, der Abbau und die Nachbereitung. So wie der Aufbau ist auch diese Phase komplex und durchgeplant, schließlich wird das Material der In-frastruktur bei der nächsten Veranstaltung erneut benötigt. Das gilt auch für das Personal, denn ohne dessen Wissen, Erfahrung und Motivation könnte ein derartiges Event nicht reibungslos ablaufen. Bis 2025 wird es dauern, bis alle Nachbereitungsmaßnahmen abgeschlossen sind. Im Herbst 2024 muss jedoch bereits bekannt sein, ob und wann die AIRPOWER26 stattfinden wird, deren Planung allerdings schon vor der AIRPOWER24 begonnen hat. Der Spruch: „Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung“ gilt hier ganz besonders.
Show, Übung und Einsatz
„Militärisch ist die AIRPOWER24, neben der Großübung SCHUTZSCHILD24 im Juni, nicht nur die größte Übung des Bundesheeres im Jahr 2024, sondern ein realer Einsatz“, sagt Generalmajor Gerfried Promberger, Airchief des Österreichischen Bundesheeres und Gesamtverantwortlicher der mittlerweile elften AIRPOWER. Der Einsatzcharakter ergäbe sich, da alles auf Anhieb klappen müsse, beispielsweise das Einfliegen der Luftfahrzeuge, die Versorgung der Teilnehmer und Besucher oder das Einhalten der Regeln der Flugsicherheit und die Flugsicherung selbst. „Da gibt es keine Möglichkeit des Nochmal-Übens, das erlaubt keine Fehler!“, so Promberger.
„Die AIRPOWER24 ist eine Veranstaltung, die nahezu von allen Bereichen des Österreichischen Bundesheeres und der Zentralstelle vorbereitet und durchgeführt wird“, sagt Generalmajor Martin Dorfer, Kommandant der österreichischen Landstreitkräfte und Spezialeinsatzkräfte. Er spricht dabei die Rolle des Militärkommandos Steiermark an, das für die zivil-militärische Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen und den Bezirksverwaltungsbehörden sowie für die Veranstaltungsgenehmigungen verantwortlich ist. Im Hinblick auf den Personaleinsatz mit etwa 6 500 Personen, davon 3 500 Soldaten, betonte er den hohen Ausbildungswert der AIRPOWER, die er als Einsatzvorbereitung sehe, damit das Bundesheer seinen verfassungsmäßigen Auftrag erfüllen könne. Knapp 800 der 3 500 Soldaten kommen aus der Miliz. Hier stellte Dorfer klar: „Wir sind eine Milizarmee!“, deshalb soll „die Miliz in alle Bereiche und in alle Vorhaben eingebunden sein.“
Bei Flugshows werden nicht alleine das Können der Piloten und die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen gezeigt. Sie sind auch internationale Treffen für Piloten, Techniker und militärische Führungskräfte (siehe Airchief-Treffen), wo sich diese über fliegerische, technische und organisatorische Themen austauschen und voneinander lernen können. Gerade für einen kleinen Staat mit kleinen Luftstreitkräften ist das ein wesentlicher Mehrwert. Schließlich werden die aktuellen und möglichen zukünftigen Maschinen auch von anderen Staaten genutzt, deren Erfahrungen für die eigenen Luftstreitkräfte relevant sein können. Darüber hinaus bietet die Anwesenheit internationaler Gäste die Möglichkeit, gemeinsam zu üben. Ein Beispiel dafür sind die gemeinsamen Trainings der österreichischen Eurofighter mit F-35A der U.S. Air Force und F/A-18 der Schweizer Luftwaffe in der Woche nach der AIRPOWER.
Fliegen für die Freiheit
Parallel zur AIRPOWER24 findet bis inklusive Samstag, auf Einladung des österreichischen Airchiefs und Kommandanten der österreichischen Luftstreitkräfte, Generalmajor Gerfried Promberger, ein Airchief-Treffen statt. Bei einem Pressegespräch erklärten die Airchiefs aus Deutschland, der Schweiz, Polen und Österreich den Zweck und Nutzen von Veranstaltungen wie die AIRPOWER24. Diese seien nicht nur eine Flugshow, vielmehr würde man dabei den „Sound of Freedom“ hören, den die Streitkräfte der westlichen Demokratien sichern würden, meinte Promberger. Man könne sich davon überzeugen, was aktuelle Luftstreitkräfte leisten, aber auch was sie benötigen würden.
Damit verwies Promberger auf die Exponate der Industrie- und Wirtschaftsausstellung, insbesondere im Bereich der bodengebundenen Luftabwehr. Ebenfalls notwendig sei es, bestehende Kooperationen zu vertiefen und auszubauen, weshalb Promberger gleichzeitig ein neues Airchief-DACH-Format (DACH: Deutschland, Österreich und Schweiz) präsentierte, bei dem dies geschehen solle. Der Airchief und Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, betonte ebenfalls die Relevanz von Veranstaltungen wie die AIRPOWER, deren Motto er zu „Fliegen für die Freiheit!“ adaptierte, denn: „Der Krieg in Europa macht es umso wichtiger zu zeigen, dass unsere Systeme einsatzbereit sind.“ Gerhartz unterstrich, dass die deutsche Kooperation mit Österreich weit über die Teilnahme an der AIRPOWER hinausreiche. Als Beispiele nannte er die Ausbildung deutscher Hubschrauberpiloten im Gebirge durch das Bundesheer. Zusätzlich gäbe es gemeinsame Anstrengungen gegen aktuelle Bedrohungen wie die European Sky Shield Initiative.
„Die Schweizer Luftwaffe richtet sich konsequent auf die Stärkung ihrer Verteidigungsfähigkeit aus. Damit einhergehend transformieren wir in den nächsten Jahren unsere Prozesse und Strukturen“, erklärte Divisionär Peter Merz, Kommandant der Schweizer Luftwaffe. Die Einführung neuer Systeme wie die F-35A „Lightning“, das Raketenabwehrsystem „Patriot“ oder das Aufklärungsdrohnensystem ADS15 würden dies ermöglichen. Zudem wolle die Schweiz ihre bestehenden militärischen Kooperationen mit den Partnerstaaten intensivieren. Hinsichtlich der Vereinbarkeit der Mitgliedschaft der neutralen Schweiz bei der European Sky Shield Initiative stellte Merz klar, dass man sowohl neutral als auch solidarisch sein könne.
Resümee
„Ich freue mich, dass wir als Veranstalter gemeinsam mit unseren Partnern Red Bull und dem Land Steiermark so viele begeisterte Reaktionen und so viel Freude hier in Zeltweg bereiten konnten!“ Mit diesen Worten bedankte sich Generalmajor Gerfried Promberger als Airchief und Gesamtverantwortlicher der AIRPOWER24 bei seinem Team. Er betonte, dass die Begeisterung der Besucher an beiden Tagen deutlich spürbar gewesen sei, wie auch der lange Applaus nach den zahlreichen Displays bewiesen hätte.
„Die AIRPOWER ist eine Erfolgsgeschichte für das Murtal und die Steiermark“, sagte Wirtschafts- und Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Die größte Flugshow Europas gäbe der Steiermark die Möglichkeit, sich als Tourismusdestination und Technologiestandort in ein internationales Schaufenster zu stellen. Darüber hinaus würden die Hunderttausenden Gäste für die Freizeitwirtschaft, den Handel sowie die Hotellerie und Gastronomie eine enorme regionale Wertschöpfung generieren. „Ich habe viele lachende, glückliche und staunende Gesichter gesehen. Zwei wunderbare Tage bei der AIRPOWER24 gehen für uns zu Ende“, sagte Raimund Riedmann, Chefpilot und Flugbetriebsleiter der Flächenflugzeuge der Flying Bulls, der bei dem Event eine P-38 „Lightning“ flog. Für ihn sei diese Veranstaltung ein Fest für die Luftfahrt, das den Piloten Eindrücke biete, die man nie vergesse – auch wegen der positiven Resonanz der Zuschauer.
Hofrat Gerold Keusch, BA MA; Leiter Online-Medien in der Redaktion TRUPPENDIENST
Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 4/2024 (400).