• Veröffentlichungsdatum : 12.07.2018

  • 2 Min -
  • 374 Wörter

Die Macht der Geographie

Tim Marshall

328 Seiten 13,5 x 21,3 cm, Taschenbuch

€ 13,90

ISBN 978-3-423-34917-8 

dtv Verlagsgesellschaft 2017

Marshall bedient sich der Geographie um Geopolitik zu erklären. Aus seiner Sicht steht sie am Beginn jener Kausalkette, die zu den aktuellen Machtverhältnissen führte. Schließlich werden sich weder die Berge, noch die Flüsse und schon gar nicht die Weltmeere so stark verändern, dass sie an Bedeutung verlieren würden. In einem zweiten Schritt beschreibt der Autor die geschichtliche Entwicklung eines Raumes. Marshall fasst Vor- und Nachteile eines Gebietes anhand historischer Beispiele und theoretischen Überlegungen zusammen und bewertet sein grundsätzliche Potenzial für geopolitischer Macht. Konkret bearbeitet er: Russland, China, USA, Westeuropa, Afrika, Naher Osten, Indien und Pakistan, Korea und Japan, Lateinamerika, die Arktis und Grönland

Für die Betrachtung dieser zusammenhängenden Geländeteile im Großen verwendet Marshall einen realistischen Ansatz. Bei diesem werden wirtschaftliche Aspekte, wie Rohstoffvorkommen, Absatz- und Handelswege (vor allem von Wasserwegen), trennende Bergketten oder Meere, grundsätzliche militärische Überlegungen -die sich an der Topografie orientieren -und auch klimatische Bedingungen miteinbezogen. Anhand dieser Geländeeigenschaften erörtert der Autor die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, setzt diese in Beziehung und erstellt eine Prognose. Diese fällt vor allem im Vergleich zu „idealistischen Betrachtungen“, denen Marshall kritisch gegenübersteht, ernüchternd aus. 

Seine Grundaussage diesbezüglich lautet: Reichtum und Macht sind ein Ergebnis der geographischen Ausgangsposition einer Nation, de facto festgeschrieben und kaum veränderbar, solange die Menschen an ihrem Ort bleiben. Dabei ist es unwesentlich wie die Nation oder das Staatengebilde heißt, oder wer die Völker sind, die dort leben. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass sich das häufig ändern kann. Wesentlich ist die „entscheidenden Geländeteile“ der Geopolitik aus einer geographisch leicht zu verteidigenden Position heraus zu beherrschen, wie das beispielsweise die Vereinigten Staaten von Amerika tun.

Marshall schafft es in einer einfachen Sprache und ebenso einfachen wie nachvollziehbaren und inhaltlich nicht trivialen Aussagen und Gedankengängen die Themen Geopolitik und Geographie so zu verbinden, dass sie zu einem logischen Ganzen verschmelzen. Deshalb hat dieses Buch das Potenzial, die Sicht des Lesers über die Einschätzung der „Konstruktion Weltpolitik“ nachhaltig zu verändern. Eine Schwachstelle, unter der das Buch eklatant leidet, ist die oberflächliche Übersetzung des Originaltextes, mit vielen Wortwiederholungen und unglücklich formulierten Sätzen. Alles in allem bleibt es jedoch ein inhaltlich gelungenes Buch und eine äußerst empfehlenswerte Lektüre. 

-keu-

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