Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945

Über die Kriege der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte wurden unzählige Bücher geschrieben. Viele sind so detailliert, dass der Leser aufgrund der vielen Zahlen, Daten, Fakten sowie der Haupt- und Nebenstränge der Erzählung leicht den Überblick verlieren kann. Die Reclam-Serie „Kriege der Moderne“ bietet das Gegenteil. In einem kompakten Werk wird ein Ereignis zunächst in den historischen Kontext eingebettet, danach ausführlich und dennoch kurzweilig beschrieben und zuletzt dessen Bedeutung für die aktuelle Gesellschaft herausgearbeitet. Etwa 160 Seiten reichen, um einen breiten Bogen zu spannen und als Leser einen fundierten Überblick zu erhalten.

Das vorliegende Buch zur Schlacht von Berlin fügt sich passend in diese Beschreibung. Autor Peter Lieb vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr beschreibt dieses militärhistorische Kapitel mit vielen Facetten, skizziert den Weg der Roten Armee bzw. der Deutschen Wehrmacht in die deutsche Hauptstadt und widmet sich danach dem eigentlichen Kampfgeschehen. Dieses wird ausführlich und mit einem anspruchsvollen Detaillierungsgrad dargestellt, bei dem auch viele wesentliche Nebenaspekte erörtert werden, bleibt aber dennoch kompakt und leicht verständlich. Zahlreiche Fotos, Tabellen und vor allem Karten erleichtern es dem Leser, die damaligen Ereignisse nachzuvollziehen und – so gut das möglich ist – zu verstehen.

Der Autor begnügt sich nicht nur mitden eigentlichen Kampfhandlungen. Er thematisiert ebenfalls die Kriegsverbrechen bzw. die Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf beiden Seiten – auch jene der Roten Armee. Das ist mutig, da sich viele Autoren davor scheuen die sowjetischen Verbrechen zu thematisieren, sondern eher die deutschen darstellen. Dieses Kapitel zeigt jedoch auch eine Schwäche des relativ geringen Umfangs des Buches. Lieb packt relativ viele Informationen und Ereignisse in dieses Kapitel, die teilweise jedoch Stückwerk bleiben und sich nicht passgenau zu einem Bild fügen. Hier hätte weniger Inhalt zu mehr Klarheit geführt und der Rest ein eigenes Buch, vorzugsweise aus dieser Reihe, gefüllt. Dieser nicht so positive Teilbefund soll den Wert des Buches jedoch nicht schmälern. Alles in allem ist es ein gelungenes Werk, das eine rasche und dennoch fundierte Übersicht zur Schlacht von Berlin bietet und sein Geld jedenfalls wert ist.

-keu-