Erzherzog Friedrich von Österreich

Erzherzog Friedrich war nicht nur ein Heerführer im Ersten Weltkrieg, sondern auch Unternehmer und Großgrundbesitzer. Nach Ende des Krieges lebte er in Ungarisch-Altenburg, wo er 1936 starb.
Serie: Der Erste Weltkrieg in Europa
Erzherzog Friedrich wurde am 4. Juni 1856 in Mähren als Sohn Erzherzog Karl Ferdinands (1818 - 1874), des zweitältesten Sohnes Erzherzog Karls und Henriettes von Nassau-Weilburg, und Elisabeth Franziska Maria von Österreich (1831 - 1903) geboren. Sein Pate und Onkel, Erzherzog Albrecht (1817 - 1895), der Sieger in der Schlacht von Custoza im Jahr 1866, sollte ihn besonders prägen und für eine militärische Laufbahn begeistern.
Das Interesse des jungen Erzherzoges galt aber nicht nur dem klassisch militärischen Bereich: Friedrich erwarb sich in seinen Jugendjahren auch zahlreiche Kenntnisse im Bergbau, der Landwirtschaft und im Hüttenwesen. Seinen Militärdienst trat der junge Erzherzog bereits mit 14 Jahren als Leutnant an, danach erfolgten die bei Erzherzögen üblichen Beförderungen „außer der Rangtour“, die ihn im Alter von 22 Jahren bereits als Oberst im Militärschematismus aufscheinen ließen. Dass bei diesem raschen Avancement sein Patenonkel Erzherzog Albrecht eine gewichtige Rolle gespielt hatte, ist durchaus nachvollziehbar.
Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahre 1874 wurde Erzherzog Friedrich gemeinsam mit seinen beiden Brüdern, den Erzherzögen Karl Stefan sowie Eugen, von Erzherzog Albrecht adoptiert, wodurch sich eine Anwartschaft auf das bedeutende Vermögen des lediglich mit Töchtern gesegneten Feldmarschalls ergab. 1878 heiratete Erzherzog Friedrich Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen, die eigentlich aus einem mediatisierten - nicht mehr dem Hochadel zuzurechnenden - Adelsgeschlecht stammte und hinsichtlich der dynastischen Hausgesetze der Habsburger gerade noch als ebenbürtig galt.
Seine militärische Karriere verlief weiterhin beeindruckend, sodass er mit 38 Jahren bereits zum General befördert wurde. Mit dem Tod Erzherzog Albrechts im Jahre 1895 trat Friedrich ein immenses Erbe an. Er wurde zum Eigentümer einer der größten Landbesitzungen Österreich-Ungarns, welche - verstreut über die ganze Monarchie - mehr als 2 000 km2 umfassten; davon zahlreiche landwirtschaftlich ausgerichtete Betriebe.
In vielen Produktionsbereichen nahmen die erzherzöglichen Betriebe geradezu eine lokale Monopolstellung ein, etwa bei Milchprodukten, Branntwein, Öl und Zucker. Vor allem der Wiener Raum wurde fast ausschließlich von seinen landwirtschaftlichen Gütern aus beliefert, was Friedrich im Volksmund auch den Beinamen „der Rahmreiche“ einbrachte. Die bekannte „Tee-Butter“, welche ihren Namen von der „Teschener erzherzogliche Butter“ (Te.e.) übernommen hat, steht noch heute für Butter der höchsten Qualitätsstufe. Friedrich erwies sich durchaus als geschickter Geschäftsmann, so dass sich die ererbten Betriebe überaus profitabel entwickelten. Daneben zeigte er sich aber durchaus auch als kulturinteressiert, indem er 1889 das Kuratorium des damals neu zu schaffenden Heeresmuseums in Wien übernahm und auch die geerbte Kunstsammlung im Palais Erzherzog Albrecht (heute „Albertina“) förderte.

Obwohl seine militärischen Begabungen im Vergleich zu anderen Erzherzögen als eher weniger stark ausgeprägt galten, nahm Erzherzog Friedrich bis 1914 hohe und höchste Funktionen innerhalb des k.u.k. Militärapparates ein. So fungierte er als Korps-Kommandant in Preßburg, danach als Generaltruppeninspektor bzw. Armee-Inspektor und war damit für den Kriegsfall als Kommandant einer Armee vorgesehen. Den Zenit seiner Karriere bedeutete sicherlich die Designierung zum Kommandanten der k.k. Landwehr im Jahre 1907. In seine Funktionsperiode fiel sowohl die Aufstellung einer eigenen k.k. Landwehrartillerie als auch die Schaffung der k.k. Landwehrgebirgstruppe. Mit Kaiser Franz Joseph I. verband ihn ein menschlich und fachlich sehr gutes Verhältnis, wobei sowohl das Alter als auch die konservative Lebenseinstellung eine wichtige Rolle gespielt haben dürften.
Im Gegensatz dazu fiel das persönliche Verhältnis zum Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand (1863 - 1914), eher kühl aus. Die Gründe dafür lagen in der morganatischen (Anm.: Form der Ehe im europäischen Adel, in der ein Ehepartner von niedererem Stand war als der andere) Ehe des Thronfolgers. Dass die häufigen Besuche des Thronfolgers bei Friedrichs Familie in Preßburg nicht einer der acht Töchter des Erzherzogs, sondern der Hofdame Sophie Gräfin Chotek von Chotkowa und Wognin galten und damit der erhoffte Aufstieg einer Tochter zur Kaiserin versagt blieb, belastete die gegenseitigen Beziehungen. Wohl auch deshalb sollte Friedrich im Frühjahr 1914 das Oberkommando der k.k. Landwehr abgeben und in den Ruhestand übertreten. Die Schüsse von Sarajewo änderten diese Planung.
Hinsichtlich der Wahl eines Armeeoberkommandanten für die in Mobilisierung begriffene k.u.k. Armee im Juli/August 1914 befand sich der Kaiser letztlich in einem Dilemma: Lediglich zwei Habsburger waren zu diesem Zeitpunkt bereits als Armee-Inspektoren ernannt, Friedrich und der rangjüngere Eugen. Zusätzlich hatte der zu berufende Armeeoberkommandant mit dem Generalstabschef, Franz Conrad von Hötzendorf (1852 - 1925) zusammenzuarbeiten, was andere Armee-Inspektoren, wie etwa Feldzeugmeister Oskar Potiorek (1853 - 1933), mehr oder weniger ausschlossen. Eine förmliche Ernennung des eher widerstrebenden Friedrich zum Armeeoberkommandanten erfolgte nicht, letztlich wurde er im Juli schlichtweg „zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls“ gestellt.
In seinem Naturell wenig ehrgeizig, sozial umgänglich und fürsorglich, entsprach Friedrich mehr oder weniger dem Gegenteil des Charakters seines Generalstabschefs. Vermutlich war auch deshalb die Wahl auf Friedrich gefallen, zumal er sich in seiner Funktion als Armeeoberkommandant in operative und strategische Belange nicht einzumischen gedachte. Auch hinsichtlich der politischen Vorstellungen Conrads, vor allem im Hinblick auf die Ausdehnung des Geltungsbereichs der Armee gegenüber dem Hinterland, verhielt sich Friedrich gegenüber seinem Generalstabschef loyal und deckte sämtliche von Conrad gesetzte und geforderte Maßnahmen.
Ursprünglich in Neu-Sandec (heute Nowy Sacz, Polen), später dann auf eigenem Grund und Boden in Teschen disloziert, wurde das k.u.k. Armeeoberkommando aufgrund der günstigen Versorgungslage und den zahlreichen Annehmlichkeiten fernab der Fronten heftig kritisiert und die Verantwortung vor allem Erzherzog Friedrich angelastet. Im Hinblick auf Hunderttausende Tote und Verwundete stellten etwa die an das Hofzeremoniell angelehnten Mittagstafeln im Teschener Schloss einen markanten Anachronismus dar, der vor allem nach dem Krieg Ziel heftigster Kritik und Spötteleien wurde (etwa von Karl Kraus im Werk „Die letzten Tage der Menschheit“). Das Verhältnis zum Deutschen Bundesgenossen war durchaus zuvorkommend, wenngleich die militärische Uninformiertheit des Erzherzogs kritisiert wurde.
Um die aufkommende Kritik der „Frontferne“ des Armeeoberkommandos auszugleichen und wohl auch aufgrund seiner geringen Einflussmöglichkeiten bei operativen Fragen, widmete sich Friedrich mit großem Elan unzähligen Frontbesuchen und galt bei der Truppe als gutmütiger und fürsorglicher Heerführer. Dennoch existieren zahlreiche Anekdoten über den „Feldherren wider Willen“. Kaiser Franz Joseph I. honorierte seine Dienste dennoch mit der Ernennung zum Feldmarschall im Dezember 1914 und der Promotion zum Großkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens im November 1916.
Nach dem Tod des alten Kaisers und der persönlichen Übernahme des Oberkommandos durch Karl I. wurde Friedrich vorerst zum Stellvertreter ernannt und im Februar 1917 „zur Disposition“ gestellt. Die Vorgangsweise war im gegenseitigen Einvernehmen abgesprochen worden und für Friedrich durchaus zufriedenstellend. Für die weitere Dauer des Krieges lebte er in Baden und Preßburg. Nach Kriegsende wurden seine zum Familien-Fideikommiss (Anm.: Familienbesitz) zählenden Güter verstaatlicht. Seinen Lebensabend verbrachte er in Ungarn, wo er 1936 verstarb.
Oberst dhmfD Hofrat Mag. Dr. Christian Ortner ist Direktor des HGM.