• Veröffentlichungsdatum : 24.01.2025
  • – Letztes Update : 04.03.2025

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  • 1279 Wörter

European Advance 2024

Peter Nagelstrasser

Bei der Evaluierungsübung EURAD24 zertifizierten sich österreichische Soldaten für die EU-Battlegroup 2025. Das Bundesheer stellt unter anderem das Combat Service Support Bataillon und sichert die Versorgung dieses internationalen großen Verbandes. Das bedeutet eine intensive Vorbereitung für Mensch und Material.

Die EURAD 24 war die nationale Evaluierungsübung für die Vorbereitung der österreichischen Teile an der European Union Battle Group 2025 (EUBG 2025). Den Großteil dieses Truppenanteiles bildet das Combat Service Support Battaillon (CSSBN). Diese Art der Beteiligung findet bereits zum vierten Mal (nach 2012, 2016 und 2020) statt. Für die Vorbereitung, Planung und die Durchführung dieser Zertifizierungsübung war die 3. Jägerbrigade mit Sitz in Mautern verantwortlich. Die Übung wurde zeitgleich mit der Truppenübung SCHUTZSCHILD 24 (der größten des Bundesheeres seit vielen Jahren) im Juni 2024 durchgeführt. In Teilen waren beide Übungen miteinander verknüpft, was zu einigen Herausforderungen für die Organisation und die Lagedarstellung führte.

Im CSSBN integriert sind neben den österreichischen Soldaten ein kroatisches Kontingent, das mit Schwergewicht den Truppenschutz („Force Protection“) sicherstellt. Die deutsche „Medical Task Force“ (MedTF) der EUBG 2025 – verstärkt mit einem schwedischen Anteil – nützte die Möglichkeit, an der Übung teilzunehmen, um einerseits gemeinsam mit anderen Truppen üben zu können und andererseits auch ihre eigene nationale Einsatzvorbereitung mit einer Evaluierung abzuschließen.

EU-Battlegroup

Die EU-Battlegroup ist ein Teil der Krisenreaktionskräfte der Europäischen Union. Diese setzt sich aus einzelnen Komponenten mehrerer Nationen zusammen. Solche Krisenreaktionskräfte müssen in der Lage sein, nach kurzer Zeit militärisch fordernde Aufgaben in Regionen wie dem Balkan oder Afrika zu bewältigen. Eine EUBG besteht im Wesentlichen aus einem Manöverelement (Kampfverband), einem Unterstützungs-/Logistikbataillon (CSSBN) und den dazu erforderlichen Sanitätskräften. Jeder teilnehmende Staat muss zuerst sine Soldaten ausbilden und ausrüsten. Danach müssen die gesamten multinationalen Beteiligungen zusammengeführt werden, um in gemeinsamen Vorbereitung die Einsatzbereitschaft des Verbandes herzustellen. Dazu ist genügend Vorlaufzeit für alle beteiligen Truppenteile notwendig. Bis zu zwei Jahre vor der Bereitschaftsphase beginnen die ersten Vorbereitungen.

Österreich als Logistic Lead Nation

Zum bereits vierten Mal übernahm Österreich für die EUBG die Rolle und Aufgabe der gesamten logistischen Koordinierung. Dies beinhaltet einerseits das Vorhalten und Zur-Verfügung-Stellen der dazugehörigen militärischen Kräfte und Mittel aus dem Bundesheer und andererseits die Synchronisation von möglichen Leistungen aller beteiligten truppenstellenden Nationen. Das Schwergewicht in dieser Phase liegt auf der Vorbereitung und Sicherstellung von Leistungen bei Bedarf sowie von zivilen Unterstützern. Dabei geht es um die Planungen für eine mögliche Verlegung der EUBG in ein potenzielles Einsatzgebiet, um dort die erste Einsatzbereitschaft sowie die Durchhaltefähigkeit einer militärischen Operation zu gewährleisten.

Alle diese Planungen wurden bereits in mehreren internationalen (Logistik-)Konferenzen abgearbeitet. Unter Einbindung aller truppenstellenden Nationen sowie des designierten „Force Headquarters“ (FHQ) des Eurokorps in Straßburg wurde ein funktionierendes Logistikkonzept entwickelt.
 

Übungsplanung und Vorbereitung

Die Ausbildung der Truppenteile gliederte sich in eine rein nationale Vorbereitung (erstes Halbjahr 2024) und in weiterer Folge in eine multinationale, gemeinsame Vorbereitungsphase mit den anderen Partnernationen der EUBG 2025 (zweite Jahreshälfte 2024). Davor galt es, die individuelle Ausbildung der einzelnen Soldaten je nach Funktion und Ausbildungsstand abzuschließen. Dies beginnt mit der persönlichen Schutzausrüstung und endet mit dem Herstellen der notwendigen Schießfertigkeit. Dazu gehört auch der Impfstatus, denn es muss gewährleistet sein, dass die Soldaten in einem breiten geografischen Spektrum eingesetzt zu werden.

In der Planung für die EURAD 24 wurde zuerst ein einsatzmögliches, realistisches Szenario entwickelt, sodass alle teilnehmenden Elemente in ihren Einsatzaufgaben bestmöglich gefordert werden konnten. Die Übungsanlage war zudem mit den Überprüfungszielen abgestimmt, die im Vorfeld gemeinsam mit dem Leiter der Übungsevaluierung ausgearbeitet wurden. Ein detaillierter Einlagenkatalog war das Ergebnis aus diesem Planungsschritt. Des Weiteren galt es, annähernd die Rahmenbedingungen für die Übungstruppe herzustellen, wie sie bei einem tatsächlichen Einsatz vorzufinden sind. Das bedeutete unter anderem, ein multinationales Camp mit jenem Gerät aufzubauen, das für die EUBG 2025 bereitgehalten wird.
 

Übungsablauf

Die Pioniere in einer Stärke von etwa 120 Personen starteten bereits fünf Wochen vor dem eigentlichen Übungsbeginn damit, das Feldlager zu errichten. Verbaut wurden 125 Container (Lager-, Sanitär- und Bürocontainer). Zum Einsatz kam das COLPRO-(Collective Protection-)Zeltsystem, das für den Bataillonsgefechtsstand und für die Kompaniegefechtsstände herangezogen wurde, sowie für die Unterkunft der Soldaten Verwendung fand. Diese Zeltmodule sind auch für den Einsatz vorgesehen.

Das CSSBN begann mit der internen Vorbereitung und der Eingliederung aller externen Teile etwa drei Wochen vor dem tatsächlichen Übungsbeginn im Force Integration Training. Die Kernübungsphase dauerte 14 Tage, wobei zu Anfang der Fokus auf die Überprüfungen des personellen und materiellen Zustandes der jeweiligen Einheiten gerichtet war. Ab Mitte der ersten Übungswoche fing die Übungsleitung an, immer mehr Einlagen einzuspielen. Zum Beispiel wurden mögliche Ereignisse im Alltag eines Soldaten im Camp dargestellt, wie Unfälle oder Verletzungen im normalen Dienstbetrieb, sodass die Sanitätsversorgung geübt werden konnte. Auch ein Massenanfall an Verletzten musste bewältigt werden, damit das Sanitätspersonal ihre Belastbarkeitsgrenze kennenlernen konnte.

Es standen schwergewichtsmäßig Transportaufgaben mit Konvois im Mittelpunkt. Hier kam dem Planungs- und Führungsverfahren auf Bataillons- und Kompanieebene eine große Bedeutung zu. Die Abläufe und Prozesse dafür wurden in der Vorbereitung durch das CSSBN ausgearbeitet und eingeführt. Diese Tätigkeiten mussten den strengen Überprüfungskriterien der Evaluierungsteams standhalten.

Parallel zu den Übungsaufgaben und -einlagen musste der Realbetrieb des Camps mit etwa 700 Personen gewährleistet werden. Dazu zählen die Energie- und Verpflegsversorgung sowie die Müllentsorgung. Täglich wurden ca. 10 000 Liter Diesel für die Aggregate, die zur Stromversorgung des Camps erforderlich waren, benötigt. Der Wasserbedarf belief sich auf etwa 55 000 Liter pro Tag.

In der Feldküche war immer um 0400 Uhr Arbeitsbeginn, um das Frühstück für die Soldaten vorzubereiten. Täglich bereitete der Küchentrupp 900 Semmeln, 25 kg Wurst, 20 kg Käse sowie 50 Liter Milch für die Übungstruppe zu. Zu Mittag gab es zumeist Kaltverpflegung. Natürlich stand ebenfalls ein vegetarisches Menu und für Muslime ein eigenes Gericht zur Verfügung.

Besonders in Gebieten, in denen sauberes Wasser Mangelware ist, kommt den Fähigkeiten des Wasseraufbereitungszuges besondere Bedeutung zu. Dieser Verband muss in der Lage sein, täglich bis zu 160 000 Liter sauberes Trinkwasser herzustellen, wobei mit der vorhandenen Anlage bzw. dem zur Verfügung stehenden Gerät die doppelte Menge möglich wäre.

Die Führungsunterstützungskompanie hält die Verbindungen aller Art (Telefonie, Funk, PC-Netzwerke) bis nach Brüssel permanent aufrecht. Der Instandsetzungszug und das Brandschutzelement komplettierten die weiteren Erfordernisse, um sowohl die Einsatzbereitschaft als auch die Sicherheit im Feldlager durchgehend zu garantieren.

 

Ausblick

Im zweiten Halbjahr 2024 ging die EUBG 2025 und damit auch die österreichischen Teile in die internationale Vorbereitung über. Höhepunkt dabei ist die Teilnahme an der Übung EUROPEAN CHALLENGE 24 (EUCH24), die in Deutschland auf dem Truppenübungsplatz Bergen von Ende November bis Mitte Dezember durchgeführt wird. Geleitet wird dieses Vorhaben vom Eurokorps.

Ab 1. Jänner 2025 beginnt die Standby-Phase für die EUBG 2025 für die Dauer von einem Jahr. In diesem Zeitraum werden die Kräfte für einen etwaigen Einsatz innerhalb einer EU-Operation bei einer möglichen krisenhaften Entwicklung mit einer schnellen 
Abmarschbereitschaft bereitgehalten.
 

Fazit

Die Übung hat gezeigt, dass sich der hohe Aufwand zur Durchführung der nationalen Einsatzvorbereitung gelohnt hat. Im Bereich der Geräteausstattung konnten im Vergleich zu den vorangegangenen Beteiligungen an der EUBG deutliche Fortschritte gemacht werden. Seit 2012 eingeleitete Beschaffungen wie das Bergefahrzeug HX-2, das 70-Tonnen-Abschubsystem oder der „Husar“ mit Kurzwellenausstattung zur Verbindung mit Konvois über große Entfernungen sind bereits implementiert, die Fähigkeit zum Stören von RC-IED (Funkgesteuerte behelfsmäßige Sprengfallen) mit sogenannten CREW (Counter-Radio-Electronic-Warfare-)Einbauten in Teile der Fahrzeugflotte ist im Aufbau.

Die personelle Verfügbarkeit hat sich durch die Einführung eines eigenen Anreizsystemes ebenfalls positiv entwickelt. Die internationale Zusammenarbeit mit den kroatischen Anteilen (Stabspersonal und eine Force-Protection-Kompanie) hat sich wie bereits 2020 bewährt. Kleinere festgestellte Defizite im Bereich der Ausbildung und im Gerätezulauf bedürfen einer Nachsteuerung, aber insgesamt ist man auf einem guten Weg Richtung voller Einsatzbereitschaft für das Jahr 2025.

ObstdG Peter Nagelstrasser, MA; Chef des Stabes im Kommando 3. Jägerbrigade in Mautern.


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 4/2024 (400).

Zur Ausgabe 4/2024 (400)


 

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