European Combat Shooting Seminar 2016
European Combat Shooting Seminar 2016

Es ist eine der wichtigsten Fertigkeiten, die jeder Soldat beherrschen muss: Das Schießen. Um das Niveau der Schießausbildung zu heben und zu festigen, verfügen immer mehr Armeen über Schießausbilder. Die Chefschießausbilder verschiedener europäischer Armeen trafen sich zum "European Combat Shooting Seminar 2016" (ECSS 2016) in Bruckneudorf und vertieften ihr nationales Wissen im internationalen Austausch.
Abordnungen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz waren der Einladung gefolgt und perfektionierten ihre schießtechnischen Fähigkeiten und Fertigkeiten durch ihre jeweilige Expertise.
Ausrüstung und Bewaffnung
Alle Teilnehmer wurden mit der Standardbewaffnung heimischer Infanteristen ausgestattet. Diese besteht aus dem Sturmgewehr 77 (StG 77) des österreichischen Unternehmens Steyr Mannlicher in der Ausführung A1 im Kaliber 5,56 x 45 mm und der Pistole 80 von Glock im Kaliber 9 x 19 mm als Zweitbewaffnung.
Das Institut Jäger stellte dem interessierten Auditorium auch eine modifizierte Form des Sturmgewehr 77, das StG 77 „A2 Kommando“, vor. Das „Kommando“ wird bei den Spezialeinsatzkräften des Jagdkommandos eingesetzt und bildet die Standardbewaffnung des luftbeweglichen Jägerbataillons 25.
Auch die Hersteller der Infanterie-Standardbewaffnung, die Firmen Steyr-Mannlicher und Glock, waren am ECSS 2016 vor Ort und präsentierten neue Produkte.
Die Möglichkeit zum Ausprobieren der neuesten Waffen wurde durch die Seminarteilnehmer interessiert wahrgenommen.
Nationale Ausprägungen
Das Programm des ECSS 2016 beinhaltete viele Elemente aus dem aktuellen Schießprogramm des Bundesheeres, das 2014 zuletzt überarbeitet wurde. Darüber hinaus fand auch eine Einweisung in länderspezifische Ausprägungen der Schießausbildung statt, die nachstehend kurz erläutert werden.
Schweiz
Schweizer Schießlehrer führten ihr „Trockenübungsprogramm“ für das Schießen mit der Pistole vor. Es wurde ein Trainingssystem gezeigt, das vor dem ersten Scharfschießen Anwendung finden und zudem das Trefferbild verbessern soll. Die Schweizer Schießlehrer unterstrichen besonders, dass man mit ihrem Programm bessere Schießergebnisse bei gleichzeitiger Munitionsersparnis erzielen kann.
Belgien
Die belgischen Schießlehrer schossen mit den Teilnehmern ein Programm, bei dem sich belgische Soldaten nach längeren Schießpausen wieder in Form bringen. Geschossen wird auf Körperscheiben, wobei die Bekämpfungszeit des Zieles stufenweise von drei bis auf eine Sekunde vermindert und die Entfernung zum Ziel vergrößert wird. Moderiert wurde das Schießen mit den Signalpfeifen der belgischen Schießlehrer. Interessant waren die Schießergebnisse bei einem Durchgang mit Säcken über den Scheiben, wodurch die Zonen der Schießscheiben für den Schützen nicht zu sehen sind!
Zum Abschluss stellte die belgische Abordnung fest, dass man hauptsächlich Instruktion und nicht Training betreibe. Damit wollen die Belgier veranschaulichen, dass nicht Perfektionstraining auf hohem Niveau, sondern hauptsächlich das Lehren von Fähigkeiten ihren schießausbildnerischen Alltag bestimmt - wie wohl in etlichen anderen europäischen Armeen auch.
Luxemburg
Die luxemburgischen Schießlehrer führten mit der Pistole 80 ein Schießen vor, das sich mit ballistischem Körperschutz des Zieles beschäftigt. Die Schießscheibe ist dabei in die markierten Zonen X - Oberkörper, Y - Unterleib und Z - Kopfbereich unterteilt. Körperschutz mit entsprechenden ballistischen Einlagen vor dem Oberkörper verhindert eine erfolgreiche Bekämpfung des Gegenüber. Der Schütze wechselt daraufhin mit dem Feuerkampf in die Zonen Y und Z. Ballistischer Körperschutz für Infanteristen ist aus heutigen Szenarien nicht mehr wegzudenken. Die luxemburgischen Schießlehrer zeigten mit ihrem Schießtraining vor, wie dieser Umstand die Trefferflächen beeinflusst.
Frankreich
Die französischen Schießlehrer stellten Sequenzen aus dem Kampf im urbanen Umfeld dar. Seit dem Jahr 2008 leben erstmals weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Der Trend zur Urbanisierung wird sich in den nächsten Jahrzehnten weiter fortsetzen. Eine Analyse aktueller militärischer Einsätze zeigt, dass Einsätze in verbautem Gebiet zunehmen. Daher haben französische Schießlehrer Schießtechniken entwickelt, mit denen Ziele durch Fenster- und Türöffnungen bekämpft werden können. Eine Abfolge von Schießübungen nach der Annäherung an eine (Tür-)öffnung bildeten den Kern des französischen Schießprogrammes.
Fazit
Der Waffeneinsatz in Gefechtssituationen, die aktuellen Bedrohungsszenarien entsprechen, wird von einer zunehmenden Anzahl von Faktoren beeinflusst. Der einzelne Schütze kann mit Situationen konfrontiert sein, die ihn dazu zwingen, innerhalb von Sekundenbruchteilen zu entscheiden, ob und wie er seine Waffe zum Einsatz bringt. Den Verantwortlichen für die Schießausbildung obliegt es, den Soldaten bestmöglich darauf vorzubereiten.
Gefechtsnahe Situationen können am besten durch Gefechtsschießen und Szenarientrainings simuliert werden.
Der internationale Vergleich bestätigt das nicht nur, er vertieft auch die Kenntnisse, Fertigkeiten und vor allem die Methoden der Schießausbildung und kann auch so manchen Nachholbedarf aufzeigen.