- Veröffentlichungsdatum : 16.06.2020
- – Letztes Update : 22.12.2020
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Neuer Look für das Bundesheer
Uniformen prägen das Bild einer Armee. Einerseits drücken sie die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Armee aus, andererseits haben sie auch funktionelle Aufgaben. Tarnung ist eine davon. Die neue Tarnuniform des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) ist das Ergebnis einer langen Entwicklungszeit. Eine militärische Kollektion wechselt nicht alle Jahre, sondern prägt für Jahrzehnte das Bild einer Armee.
Uniform wozu?
Die Uniform prägt das Erscheinungsbild vieler Organisationen, ob eines militärischen Kampfverbandes, der zivilen Müllabfuhr oder des Personals einer Fastfoodkette. Diese einheitliche Ausführung (lat. uniformis „einförmig, einfach“) symbolisiert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Körperschaft und ermöglicht eine Identitätsfindung. In einer Armee hat die Uniform auch einen rechtlichen Aspekt. Nach dem Humanitären Völkerrecht kennzeichnen Uniformen mit ihren Zugehörigkeitszeichen Kombattanten. Das sind jene Personen, die zu Kriegshandlungen berechtigt sind und bei einer Gefangenschaft besonderen Schutz genießen.
Tarnuniform
Tarnuniformen haben eine zusätzliche Funktion. Sie sollen die Erkennbarkeit des Uniformträgers vor einem Hintergrund erschweren, egal ob im Sommer oder im Winter bzw. im Wald oder in der Wüste. Verstärkend kommt hinzu, dass die elektronische Aufklärung durch Nachtsichtmittel mit neuen Materialien erschwert werden soll. Tarnmuster mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten sind deshalb nicht mehr aktuell. Diese werden durch thermische Aufklärungsmaßnahmen sofort erkannt, da sich dunkle und helle Bereiche des Stoffes unterschiedlich stark erhitzen.
Bis spät in das 19. Jahrhundert marschierten die europäischen Heere bunt und farbenfroh in das Gefecht. Das hatte praktische Gründe: Die starke Rauchentwicklung des Schwarzpulvers hüllte das Gefechtsfeld nach den ersten Salven in einen dichten Nebel. Im Kampfgetümmel war es kaum mehr möglich, Freund und Feind voneinander zu unterscheiden. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden rauchschwache Schießpulver entwickelt. Zeitgleich begann die Entwicklung von einfarbig tarnenden Uniformen. Die Kolonialmächte setzten khakifarbene Uniformen in ihren Überseegebieten ein. Weitreichende und schnell feuernde Waffen wie das Maschinengewehr zwangen zu einer Umrüstung auf vorerst meist einfarbige Tarnkleidung.
Uniformen des ÖBH im Rückblick
Das ÖBH hatte schon einmal eine Tarnuniform, den Kampfanzug M 57 (K4), liebevoll auch „Fleckerlteppich“ genannt. Doch schon damals zwangen budgetäre Gründe zu einer halbherzigen Lösung: Die Uniform durfte nur bei größeren Übungen und bei einem tatsächlichen Einsatz getragen werden. Der Kampfanzug bestand neben der zugehörigen Rüstung aus einer Jacke und einer Hose. Beides aus robustem Baumwollstoff mit einer hellen Innenseite für den Winter.
Danach prägte der Feldanzug 75 lange Zeit das äußere Erscheinungsbild des Soldaten. Zentrales Merkmal war das „Zwiebelschalenprinzip“. Je nach Witterung und Temperatur sollten mehrere Schichten Bekleidung durch Lufteinschlüsse das Wärmerückhaltevermögen erhöhen. Einzelne Bekleidungsstücke wie der Alpinpullover waren nicht überall beliebt, schränkte er doch die Beweglichkeit ein. Dennoch: Die Bekleidungsphysiologie fand zunehmend Berücksichtigung in der Entwicklung der österreichischen Militärbekleidung. Optisches Merkmal war die Farbgebung, ein typisches Braungrau, auch RAL 7013 (normierte Farben, die die RAL gGmbH erstellt und verwaltet; Anm.) bezeichnet, das manchmal mehr braun als grau war. Die Beschaffung in verschiedenen Lieferlosen von diversen Firmen über die Jahre hinweg forderte ihren Tribut.
Mit dem Anzug 03 löste ab 2002 eine völlig neuentwickelte Uniform den Feldanzug 75 schrittweise ab. Nur die Farbe blieb gleich. Den Tarndruck wagte man noch nicht. Wiederum spielten budgetäre Gründe eine erhebliche Rolle. Neben einem modernen Schnitt fanden damals neue Materialien ihre Verwendung. Der Außenstoff war atmungsaktiver und stärker wasserabweisend. Doch nicht nur die Uniform war neu, das gesamte Bekleidungssystem wurde grundlegend neu entwickelt. Nach eineinhalb Jahren Entwicklungs- und Erprobungszeit lag ein Grundkonzept vor. Als zweite beinahe revolutionäre Entwicklung fand ein völlig neuartiges Tragesystem in modularer Form mit praktischer Lastverteilung Einzug in das ÖBH. Der alte Feld(ruck)sack hatte so manchen Soldatenrücken geschunden. Für internationale Auslandsmissionen stand nun eine eigene Uniform in beige zur Verfügung.
Natürlich fand eine stetige Weiterentwicklung statt. Dabei ging die Heeresbekleidungsanstalt (HBA) auch neue Wege. Mit einer Schule, der Höheren technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textiltechnik in Wien, fand sich ein kongenialer Kooperationspartner. In einem Projekt wurden zwölf Tarnmuster und deren Wirkung an verschiedenen Orten, in verschiedenen Entfernungen und zu unterschiedlichen Jahreszeiten sowie bei Tag und Nacht verglichen. Detail am Rande: Das spanische Muster schnitt am besten ab. In einem zweijährigen Folgeprojekt wurde ein digitaler Tarndruck und die Farbgebung speziell für die Bedürfnisse des ÖBH auf wissenschaftlicher Basis untersucht. Der mit diesem Projekt gemachte Wissensgewinn und die Ergebnisse legten das Fundament für die Weiterentwicklung hin zum derzeitigen Tarnanzug.
Entwicklung Tarnanzug
Bereits vor der Einführung des aktuellen Tarnanzuges gab es Tarnuniformen – z. B. beim Sondereinsatzkommando (SEK). Der Tarnanzug des SEK hat eine universal einsetzbare Musterung. Damit folgte das ÖBH dem internationalen Trend zum einsatzspezifisch variablen, in digitalem Pixelmuster gestalteten Tarndruck, der sich seit den späten 1990er-Jahren an das Vorbild des computerunterstützt entwickelten Digital- tarnmusters der U.S. Marines anlehnt. Die pixelartige Rasterung dieser Muster hat keinen zusätzlichen Tarneffekt, sondern erleichtert nur die technische Anpassung an verschiedene Einsatzarten und Geländetypen. Doch nicht für jeden Einsatzraum ist eine eigene Entwicklung notwendig. 2016 beschaffte das ÖBH für die in Afghanistan eingesetzten Soldaten Kampfanzüge mit dem Tarndruck Multicam. Dieses Muster wurde ab 2010 in den USA entwickelt, und soll eine Unschärfe der Konturen des Soldaten unter Infrarot bewirken.
Im September 2016 begann die Geschichte des neuen Tarnanzuges des ÖBH in der aktuellen Form, wie üblich mit einem Auftrag. Den Anstoß gab der damalige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil. Die Heeresbekleidungsanstalt sollte bis spätestens November 2017 drei Tarnmuster für eine neue Uniform vorzulegen. Die Entwicklung eines neuen Tarndruckes stellt weitaus höhere Anforderungen, als aus einer Farbpalette einen einzigen RAL-Farbton zu wählen. Da es keine genauen Vorgaben für den neuen Tarndruck gab, bestand Handlungsfreiheit. Das kann man positiv sehen.
Das fertige Produkt ist eine Kombination aus dem richtigen Design und den dazu passenden Farben für ein universelles Tarnmuster in verschiedenen Umgebungen. Doch das ist noch nicht alles: bereits bei dieser Festlegung wurde die technische Umsetzung – nicht nur wegen der Produktionskosten – berücksichtigt. Die technischen Details müssen genau festgelegt werden. Standardisierte Messbedingungen für Farbvergleiche garantieren einheitliche Farbmuster trotz verschiedener Lieferlose oder Firmen. Schweißechtheits-Toleranz, Fadendichte oder Höchstzugkraft-Dehnung sind nur einige Parameter, die in einer Ausschreibung den zivilen Firmen eine Produktion nach den Vorgaben des Bundesheeres ermöglichen. So wurde der Grundstein für das neue Tarnmuster gelegt, das völlig neu und auf die Bedürfnisse des ÖBH ausgelegt ist. Das Tarnmuster besteht aus sechs verschiedenen Farben, wobei sich das Design aus klein- und großflächigen Flecken zusammensetzt. Um ein besseres optisches Auflösen der Körperkonturen zu erzielen, ist das Muster waagrecht ausgerichtet.
Der Kampfanzug mit diesem neuen Tarndruck lässt die Soldaten nicht nur im sichtbaren Wellenbereich mit der Umgebung verschmelzen, sondern durch die speziellen Infrarot-Remissionswerte der einzelnen Farben wird auch eine Aufklärung mit optronischen Aufklärungsmitteln (z. B. Nachtsichtgeräten) erschwert. Ein weiterer Grund für die Entwicklung des Tarnmusters wurde noch nicht erwähnt. Neben der Tarnwirkung soll die neue Uniform auch identitätsstiftend wirken und ein unverwechselbares Auftreten – besonders in Auslandseinsätzen – ermöglichen. Neben dem derzeit vorhandenen Tarnmuster werden an jeweilige Einsatzräume angepasste Muster folgen. Dabei soll zuerst ein Muster für Wüstenregionen und später eines für winterliche Verhältnisse eingeführt werden. Die Gebirgskampftruppe hat nicht nur bei der Tarnung, sondern auch im Kälteschutz spezielle Anforderungen.
Im Jahr 2017 begann eine zivile Firma mit der Produktion des Kampfanzugstoffes. Im September folgten die ersten Kampfanzugteile. Parallel dazu untersuchte das Amt für Rüstung und Wehrtechnik den Tarndruck auf Tarn- und Infrarot-Werte in unterschiedlichen Geländetypen zu verschiedenen Tageszeiten. Die Weichen für den neuen Tarndruck des ÖBH waren damit gestellt.
Mit dem neuen Tarnmuster wird auch eine neue Uniform eingeführt. Dabei werden der Schnitt körpergerechter angepasst und neueste Materialentwicklungen berücksichtigt. Das für die neue Uniform verwendete Material ist atmungsaktiv, bietet einen erhöhten Witterungsschutz und eine höhere Reißfestigkeit. Zudem wurden Vorkehrungen getroffen, um von außen Knie- und Ellbogenschutzprotektoren einzuschieben, was den Körperschutz des Soldaten zusätzlich verbessert.
Wer testet, bleibt!
Stellte die Entwicklung des neuen Tarnanzuges eine Herausforderung für die Heeresbekleidungsanstalt dar, so ist die Arbeit mit der Anlieferung der fertigen Produkte durch zivile Firmen noch nicht getan. Mit der Qualitätssicherung wird Vorsorge getroffen, dass die Produkte in der geforderten Qualität und Zeit geliefert werden. Ein Beispiel: Wenn Wollsocken nach mehrmaliger Wäsche trotz klarer Vorgaben einschrumpfen, dann sind diese für den militärischen Gebrauch ungeeignet. Von außen nicht sichtbar, können nur aufwändige Testverfahren diese Fehler aufzeigen.
Die Arbeit der Qualitätssicherung beginnt bei der technischen Beurteilung der Anbots- und Vorproduktionsmuster und geht bis hin zur vertraglichen Abwicklung der Lieferung. So werden zum Beispiel bei 5 000 Kampfanzughosen 200 Stück ausgewählt und einer genauen Prüfung unterzogen. Wer prüft, braucht Normen. Daher wurde bereits 2002 das textiltechnische und chemische Prüfzentrum der HBA als erste Dienststelle des ÖBH nach der internationalen Norm für Qualitätsmanagement (ÖNORM EN ISO 9000:2000) zertifiziert. Nicht nur Gurte, Seile und Schutzbekleidungen unterliegen strengen Auflagen. Auch die neue Tarnuniform muss Kriterien wie Nässeschutz und Materialgüte erfüllen. Als Beispiel wird hier eine typische Prüfung in der Beregnungskammer und mit dem Gehsimulator beschrieben.
In der Beregnungskammer wird das Bekleidungsstück 30 Minuten lang einer Regensimulation ausgesetzt. Mehrere Düsen aus verschiedenen Richtungen gewährleisten eine gleichmäßige, intensive Besprühung. Der Solldruck von rund drei Bar simuliert rund 21 Liter Wasser pro Minute auf das Bekleidungsstück. Der Wasserdurchgang wird mit einer Prüfsoftware aufgezeichnet und der gesamte Prüfablauf elektronisch gesteuert.
Beim Gehsimulator wird die Dichtheitsprüfung am fertigen Schuh überprüft. In den Schuhen werden elektronische Testfüße mit Sensoren gesteckt. Diese werden in ein Wasserbad gestellt. Mit einer bestimmten Schrittgeschwindigkeit und Dauer wird das Gehen simuliert. Die Sensoren zeigen an, wann und wo Wasser in den Schuh eindringt. Mit diesem Prüfverfahren wird sichergestellt, dass die gelieferte Ware den geforderten Kriterien auch tatsächlich entspricht. Mangelhafte Ware bei der Truppe in großer Stückzahl hätte erhebliche Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft.
Ein Blick zu den Nachbarn
Mit der Einführung eines Tarnmusters ist es häufig nicht getan. Vielmehr ist damit ein „Systemwechsel“ verbunden. Exemplarisch dazu soll die Situation in der Schweizer Armee und in der Deutschen Bundeswehr veranschaulicht werden.
Der aktuelle Tarnanzug der Schweizer Armee stammt aus den 1990er-Jahren und entspricht weder dem technologischen Stand noch den heutigen Anforderungen. Das neue „modulare Bekleidungs- und Ausrüstungssystem“ (ähnlich unserem Anzug 03) soll ab 2022 die Kampfbekleidung 90/06 ersetzen. Das als „Vierfruchtpyjama“ bekannte alte Tarnmuster hat ausgedient. Das neue „Multi-umfeldtarnmuster 16“ ist heller als die alte Kampfbekleidung, da schwarz und rot herausfallen. Die neue Bekleidung soll pro Soldat knapp unter 3 000 Euro kosten. Die Hälfte davon entfällt auf den ballistischen Körperschutz. Damit soll die gesamte, rund 100 000 Personen starke, Armee ausgerüstet werden. Pikantes Detail: Der Großteil wird aus dem Ausland zugeliefert, denn in der Schweiz gibt es keine Industrie mehr, die diese Waren in derartigen Stückzahlen konkurrenzfähig produzieren kann.
Im Februar 1991 führte die Deutsche Bundeswehr das fünffarbige Tarnmotiv Flecktarn B (5-Farb-FT) ein. Das Flecktarn-Muster in den Farben schwarz, braun sowie drei Grüntönen in unterschiedlichen Nuancen wurde auf Grundlage des Farbspektrums des europäischen Mischwaldes entwickelt. Später kam für tropische Einsatzgebiete der Tropentarn (auch: 3-Farb-Flecktarn) dazu. Das Design entspricht dem Flecktarndruck. Unterschiede finden sich nur in der Farbgebung. Die Farbmischung ist in einem primär sandfarbenen Ton aus kleinen, runden, olivgrünen und ockerfarbenen Flecken zusammengesetzt. Durch die Ausweitung der Einsatzgebiete entwickelte die Bundeswehr in Anlehnung an das amerikanische Tarnmuster Multicam zwei neue Uniformen. Ein Multitarnanzug für einen Einsatz in Regionen mit weniger Waldbewuchs und ein Winterflecktarnanzug für winterliche Verhältnisse. Das neue sechsfarbige Multitarnmuster in braun mit Grünabstufungen sowie grau und beige kombiniert verschafft dabei dem Flecktarn B und Tropentarn den Vorteil in einem Anzug. Die Tarnung passt sich dem Geländehintergrund und den durchschnittlichen Lichtverhältnissen an, ist robust und kann Wärmeabstrahlung absorbieren. Doch auch die Bundeswehr kämpft mit Budgetknappheit. Eine Vollausstattung für alle Soldaten mit moderner Bekleidung wird nach heutigem Planungsstand erst nach 2030 erreicht werden.
Endlich zur Truppe
Offiziell vorgestellt wurde die neue Uniform des ÖBH bei einer Pressekonferenz im September 2017 durch den damaligen Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil – zunächst nur anhand zweier Vorserienmodelle, die zumindest einen ersten Eindruck ermöglichten.
Der offizielle Startschuss für die Auslieferung an die Truppe erfolgte am 4. März 2019 in St. Michael in der Steiermark. Dort übergab bereits der nächste Verteidigungsminister, Mario Kunasek, die Uniform mit dem neuen Tarndruck an das Jägerbataillon 18 und an das Milizjägerbataillon Burgenland. Der nächste Schritt folgte am 5. Mai 2020. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner übergab dem Panzergrenadierbataillon 13 in Ried im Innkreis die neuen Tarnuniformen. Damit sind aktuell zwei Bataillone mit der neuen Uniform in der Grundausstattung ausgerüstet. Diese beinhaltet zwei leichte und eine schwere Tarnanzugjacke, eine Tarnanzughose und zwei Tarnanzugskappen.
Zunächst werden die Kaderpräsenzeinheiten und danach – Schritt für Schritt – alle Einheiten des ÖBH damit ausgerüstet. Dies umfasst sowohl aktive Verbände sowie jene der Miliz.
Ausblick
Ab 2021 wird die Grundausstattung durch zusätzliche Kleidungsstücke ergänzt. Zuerst werden pro Modul zwei Kurzarmhemden mit einer modernen Schnittführung und – in anderen Armeen längst vorhanden – ein Tarnanzugshemd „Combatshirt“ beschafft. Damit wird der Tragekomfort unter einer Schutzweste erheblich gesteigert. Ab Mitte 2021 wird eine Tarnnässeschutzhose und -jacke an die Truppe ausgeliefert. Die bis dahin belieferten Einheiten werden auf die Vollausstattung ergänzt.
Mit diesen zusätzlichen Bekleidungsstücken beginnt auch die Steigerung der zahlenmäßigen Auslieferung. Ab 2021 werden zwischen 4.000 und 5.000 Soldaten pro Jahr mit der neuen Tarnuniform in der Vollausstattung ausgerüstet. Zumindest sieht das die Planung so vor. Als zweites Tarnmuster wird ab 2022 die Variante Beige mit vier Farben für die außereuropäischen Einsatzräume eingeführt. Diese wird auch einen Vektorenschutz aufweisen. Vektoren sind Kleinstlebewesen wie Zecken oder Moskitos, also blutsaugende Gliedertiere und Insekten, welche Krankheiten übertragen können. Besonders in subtropischen oder tropischen Gegenden ist ein dementsprechender Schutz wichtig.
Noch ein besonderes Highlight eines zukünftigen Ausrüstungsgegenstandes soll erwähnt werden. Derzeit ist eine Softshelljacke in Erprobung. Diese entspricht qualitativ der gehobenen zivilen Outdoorbekleidung und unterscheidet sich grundlegend von der derzeitigen Kampfanzugjacke.
Damit hat der noch aktuelle Kampfanzug 03, der seit nunmehr mehr als 15 Jahren im ÖBH in Verwendung ist, eine Modernisierung in Schnitt und Material sowie in der Farbgebung erfahren. Das Jagdkommando wird jedoch weiterhin ihre eigenen Tarnmuster verwenden. Derzeit wird von den Spezialeinsatzkräften das erst vor wenigen Jahren eingeführte österreichische DigiCam (ebenfalls eine Entwicklung der Heeresbekleidungsanstalt) und das Tarnmuster MultiCam einer amerikanischen Firma verwendet.
Auf einen Blick
Nach dem Feldanzug 75 und dem Anzug 03 ist die nächste Generation an Uniformen im ÖBH im Zulauf. Sichtbarster Unterschied ist das neue Tarnmuster. Damit finden neben modernen Materialien auch neue Bekleidungsstücke Eingang in das militärische Bekleidungswesen. Qualitativ und ausrüstungstechnisch braucht die neue Tarnuniform den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Vorerst in der Basisausstattung mit Tarnanzughose, Tarnanzugjacke und Tarnanzugkappe wird das Sortiment stetig weiterentwickelt. Mit der neuen Tarnuniform steht den österreichischen Soldaten künftig eine funktionelle und identitätstiftende Uniform zur Verfügung, die den Träger als Soldaten des Österreichischen Bundesheeres im In- und Ausland kennzeichnen wird.
Oberst Mag. Erwin Gartler, MSc MBA MPA ist Leitender Redakteur beim TRUPPENDIENST.