PerspektivenReich: Video killed the radiostar?
Künstliche Intelligenz (KI) hat Vorteile. Sie ist in ihren Inseln überdurchschnittlich intelligenter als der Mensch, demnach ist sie eine Inselintelligenz. Der Mensch ist aufgrund von ihr in seiner Bequemlichkeit gefordert, denn das Nicht-Weiterentwickeln und reine Outsourcen auf die KI ist nicht möglich. KI und ihre Fähigkeiten sind ein kontroverses Thema, das viele Menschen beschäftigt und zum Teil überfordert. Während einige vor allem die Vorteile der KI sehen, überwiegen bei anderen die Bedenken und Ängste. In einem unklaren Zustand wie diesem hilft es Wissen anzusammeln, um eine Haltung zu entwickeln.
Eine Umfrage des Beratungsunternehmens PwC unter 54.000 Berufstätigen in 46 Ländern ergab, dass 52 Prozent der Arbeitnehmer erwarten, dass sich die KI in den nächsten fünf Jahren positiv auf ihre Karriere auswirken wird. Das Ergebnis attestiert Qualifizierten und Jungen großen Optimismus. Zusätzlich gibt es einen Zusammenhang mit der finanziellen Situation, der persönlichen Qualifikation, aber auch mit demografischen Unterschieden: 37 Prozent der Befragten, die finanziell besser aufgestellt sind, geben an, dass KI ihre Produktivität verbessern wird. In der Presse erschien vor einigen Monaten ein Artikel, der das Ergebnis einer Studie des McKinsey Global Institute thematisierte. Diese besagt, dass fast ein Drittel der Befragten meine, dass die KI ihre Arbeitsproduktivität und -effizienz steigern würde.
Von den Arten künstlicher Intelligenz
Die Studie sagt voraus, dass Technologien wie Chat GPT oder Dalle-E – von OpenAI entwickelte Computerprogramme, die Bilder aus Textbeschreibungen aufgrund von maschinellem Lernen erstellen können – einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,4 bis 4 Billionen Euro ermöglichen. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Großbritannien im Jahr 2021 (2,8 Billionen Euro). Mit Deep Learning und Machine Learning sind weitere Entwicklungen möglich. McKinsey prognostiziert hier zusätzliche Steigerungen von 10 bis 40 Prozent. Was jedoch in Wirtschaftsfeldern teils Ängste verursacht, ist, dass durch Gen AI – ein KI-System, das Text, Bilder oder andere Medien als Reaktion auf Aufforderungen erzeugen kann – im Kern nicht physische Prozesse, sondern komplexe und hoch qualifizierte bzw. bezahlte Arbeitsbereiche betroffen sind. So kann Gen AI beispielsweise aus Textvorgaben Räume entwerfen und lernt laufend dazu.
Beinahe jeder nutzt Übersetzungssoftwares. Diese erleichtern das Leben und es gibt zahllose Tools, die die eigene Rechtschreibung übersehen und dennoch eine geschliffene Übersetzung hinlegen. Unklar ist jedoch, ob KI die Sprache weiterentwickeln kann. Ein Fun-Fact an dieser Stelle ist, dass die KI im Spracheinsatz nach dem Erlernen einiger Sprachen die Fähigkeit erworben hatte, das Klingonische fertig auszuformulieren. Klingonen kennen die meisten aus der TV-Serie, für die 1984 von Marc Okrand im Auftrag der Filmgesellschaft Paramount eine außerirdische Spezies – die Klingonen – im Star-Trek-Universum geschaffen wurde. Klingonisch ist eine künstliche Sprache, die einer eigenen Linguistik-Klassifizierung unterliegt, die die Zahlen ISO 639-1, ISO 639-2 und ISO- 639-3 tragen.
Geht man weiter im Denken der „haarigen Fragen“, gelangt man bald zum Gedanken, ob KI Verträge abschließen können soll. Hierzu gibt es keine klare Antwort und es bleibt abzuwarten, wie sich die Technologie in Zukunft entwickeln wird. Der AI-Act ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission für eine EU-Verordnung über die Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Er ist die erste umfassende Regulierung von KI. Der AI-Act konzentriert sich auf die Stärkung von Regeln zu Datenquellen, Transparenz, menschlicher Aufsicht und Rechenschaftspflicht. Er zielt auf ethische Fragen und Herausforderungen der Implementierung in Sektoren wie Gesundheitswesen, Bildung, Finanzen oder Energie ab. Ein Eckpfeiler der Verordnung ist die Entwicklung eines Klassifizierungssystems. Damit soll das Risiko, das eine KI-Technologie für die Gesundheit und Sicherheit oder Grundrechte eines Menschen darstellt, bestimmt und in die Risikostufen inakzeptabel, hoch, begrenzt und minimal eingeteilt werden.
Der AI-Act wurde am 21. April 2021 vorgelegt. Der Rat der Europäischen Union hat im Dezember 2021 eine allgemeine Position zum Gesetz angenommen. Das Europäische Parlament hat im Juni 2023 über seine Position abgestimmt. Die EU-Gesetzgeber haben nun Verhandlungen begonnen, um die Gesetzgebung abzuschließen. Es gibt derzeit kein festes Datum, an dem der AI-Act in Kraft treten wird.
Mit Chat GPT gibt es die Möglichkeit mit einer KI eine Konversation zu betreiben. Wird diese personalisiert, speichert sie Daten. Was passiert, wenn Gefühle auf der Seite des Menschen zu einer KI entstehen? Gerade an dieser Stelle gibt es das Potential, dass KI so empathisch werden könnte, dass dadurch Beziehungen für einsame Menschen entstehen. Denkt man dies in die Richtung der Kriegsführung weiter, könnte ein Chatbot Einfluss auf diese nehmen. Das ist ein weiteres Beispiel, das die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung zeigt.
„Praktisch jedes große Unternehmen verfügt heute über mehrere KI-Systeme und betrachtet den Einsatz von KI als integralen Bestandteil seiner Strategie“, sagte Joseph Fuller, Professor für Managementpraxis an der Harvard Business School. Er war für das Forschungsprojekt „Managing the Future of Work“ im Jahr 2020 mitverantwortlich, das sich unter anderem mit der Entwicklung und Implementierung von KI befasst, einschließlich maschinellem Lernen, Robotik, Sensoren, sowie industrieller Automatisierung in der Geschäfts- und Arbeitswelt. Jedenfalls sind die moralischen Aspekte derzeit in weiten Teilen offenes Thema, das es zu regeln gilt, egal ob mit dem AI-Act oder anderen Bestimmungen.
Woher kommt die Idee der KI und was hat sie mit dem AI-Act zu tun?
Inspirationen zu KI finden sich in zahllosen Science-Fiction Serien. Bereits in den 1990er-Jahren gab es die Idee der KI im Raumfahrzeug. Wo wären wir ohne Raumschiff Enterprise in der Forschung? Wäre das Klonen oder das Beamen so breitenwirksam geworden, dass überhaupt Forschungsgelder in diese Richtung aufgestellt worden wären? Derzeit ist das Klonen von Tieren oft mit Organschäden, Krankheiten oder Immunschwäche verbunden. Bekannt sind jedenfalls ein erhöhtes Krebsrisiko und eine geringe Lebenserwartung. In der Verschränkung von Technologie und Natur gibt es somit bisher noch nicht handhabbare Probleme. Ähnlich verhält es sich mit dem Beamen, das grundsätzlich möglich ist, jedoch nur mit Quantenzuständen. Beamen gilt als Schlüsseltechnologie für Quantenkommunikations-Netzwerke. Bislang ist man in diesem Forschungsfeld weitestgehend aber noch immer auf den Zufall angewiesen. Schließlich gibt es nach den bekannten Gesetzen der Physik keine Möglichkeit einer Teleportation, bei der Materie zwischen zwei Orten transportiert wird ohne den Raum dazwischen zu durchqueren. Einige der fundamentalsten Naturgesetze verbieten sie sogar.
Die KI stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen:
- Wissen: KI erfordert viel Wissen und Fachwissen, um entwickelt und eingesetzt zu werden.
- Fachkräfte: KI steht aktuell vor einem Mangel an qualifizierten und erfahrenen Arbeitnehmern, die KI-Systeme entwerfen, implementieren und warten können.
- Daten: KI stützt sich auf große und vielfältige Datensätze, um ihre Modelle zu trainieren und zu testen, was schwierig zu erhalten, zu speichern und zu verarbeiten ist.
- Sicherheit: KI birgt verschiedene Sicherheitsrisiken wie Datenverletzungen, Cyberangriffe, böswillige Manipulation oder ethische Bedenken.
- Infrastruktur: KI benötigt eine leistungsstarke Computerinfrastruktur, die teuer sowie komplex einzurichten und zu verwalten ist.
- Kosten: KI erfordert erhebliche Vorab- und laufende Investitionen, die für viele Organisationen und Einzelpersonen eine Barriere darstellen können.
- Altsysteme: KI muss oft in bestehende Systeme und Prozesse integriert werden, was herausfordernd und zeitaufwändig ist.
Zu all diesen Herausforderungen gibt es keine klaren Antworten, dennoch sollte man sich rasch damit beschäftigen. Dazu muss man die Disziplinen Rechtswissenschaften, Philosophie und Ethik genauso einbinden wie Ökonomie, Sicherheit und Verteidigung. Dennoch darf auch „der Menschenverstand“ dabei nicht fehlen. Der erste Meilenstein dazu wird der AI-Act sein.
KI im Alltag
Im Zusammenhang mit der KI stellt sich auch die Frage, ob jeden von uns klar ist, wieviel KI uns bereits im Alltag begleitet: morgens stehen wir auf und meist uns weckt eine KI, das Wetter wird durch KI prognostiziert, Navigationsprogramme werden verwendet, um an den ersten Termin zu gelangen oder die Bestellung für die Mittagspause abzugeben. KI ist überall.
Unternehmen nutzen KI, um die gewaltigen Informationsmengen ihrer Logistik zu verarbeiten und um Daten für strategische Entscheidungen zu erhalten. Die KI kann Daten sehr schnell verarbeiten. Somit können sie Zeit für diverse Produktentwicklung erheblich minimieren. Das ist ein entscheidender Fortschritt für eine Branche wie die Pharmaindustrie. So kostete es in den USA im Jahr 2020 etwa eine Milliarde US-Dollar, um eine neue Pille auf den Markt zu bringen. Diese Zeit kann nun optimiert werden.
Journalismus, kritisches Denken in Eigenverantwortung und KI
Anders verhält es sich bei der schreibenden Riege, den Journalisten und Publizisten. Bei diesen gibt häufig Bedenken hinsichtlich der KI und AI. In diesem Zusammenhang stellen sich die Fragen: Was kann die KI in diesem Bereich übernehmen und wo ist das Denken des Menschen nach wie vor gefordert? Hierzu gibt es keine klare Antwort und es bleibt abzuwarten, wie sich diese Technologie in Zukunft entwickeln wird. Die Rolle von KI im Journalismus ist jedoch ein interessantes Thema. Sie kann dazu beitragen, die Arbeit zu unterstützen, indem sie beispielsweise bei der Recherche, dem Erstellen von Inhalten oder der Datenanalyse hilft.
Dass die KI den Journalisten ersetzen könnte, ist derzeit häufig zu lesen oder zu hören. Wenn Journalisten ihre Rolle als unabhängige Informationsquelle weiterhin wahrnehmen und nicht durch den Einsatz von KI beeinflusst werden, muss das nicht passieren. Journalisten haben eine gestaltende Wirkung mit ihren Fragen und Darstellungen zu Politik und Gesellschaft. Das Bild zur Demokratie wird bei 80 Prozent der Bevölkerung durch den Journalismus geprägt. Nur 20 Prozent informieren sich selbst umfassend zum aktuellen Stand der Politik und Gesellschaft. In den letzten Jahren sanken die Mitarbeiterzahlen der Redaktionen laufend, die Datenmenge ist jedoch gestiegen, Stichwörter: Strukturwandel und Digitalisierung. Es ist jedoch wichtig, dass Journalisten ihre Unabhängigkeit bewahren und ihre Arbeit nicht durch den Einsatz von KI beeinflusst wird. Schließlich gibt es nach wie vor einen Unterschied zwischen einem KI-Text und einem, der von einem Menschen verfasst wurde mit individuellen Eigenheiten.
Guter Journalismus demnach erfordert menschliche Erfahrung in einem Menschenleben. Diese kann eine KI derzeit nicht nachbilden, es fehlt ihr das Niveau der Berichterstattung eines Qualitätsjournalisten. Die kritische Denkfähigkeit und die Herausforderung zur Entwicklung einer eigenen Meinung bleibt nach wie vor ein Teil des menschlichen Urteilsvermögens und dieses gilt es für jeden Bürger selbst zu schulen.
Ein Beispiel für den Einsatz von KI ist das Vorformulieren von E-Mails mit Hilfe von Chat GPT. Wenn man zum Beispiel schlecht gelaunt ist, gehen positive Formulierungen schwer von der Hand. Nun kann man sich Hilfe von der KI holen, die vorformuliert. Das spart Zeit und Nerven. Mit dem aktuellen Stand der Technik ist jedoch eine Überarbeitung durch einen Menschen erforderlich, da beispielsweise die Sprache individuell angepasst werden muss. KI kann darüber hinaus für das Brainstorming eingesetzt werden. In diesen Fällen können Anregungen und Beispiele als Vorlagen in Anspruch genommen werden auf die ein Mensch vermutlich nicht so schnell gekommen wäre.
KI kann monotone Arbeiten erledigen wie das Beurteilen von Fotoinhalten. Bei der diesjährigen Fortissimo-Fachtagung am 25. April 2023 in der Martin-Kaserne in Eisenstadt zeigte ein Unternehmen, das mit KI arbeitet, jedoch die Grenze dieser Fähigkeit durch die KI. Auf einem Foto waren vier Soldaten zu sehen, die sich zum Teil gegenseitig verdeckten. Trotz der Tarnuniform waren alle vier Soldaten für einen Menschen eindeutig zu erkennen. Die KI erkannte sie nicht. Sie meinte ein Zebra auf dem Foto erkannt zu haben.
Mag. Katharina Reich lehrt zu sicherheitsrelevanten Infrastrukturen, Ökonomie und komplexem Denken an diversen Universitäten und Fachhochschulen.