• Veröffentlichungsdatum : 05.08.2017
  • – Letztes Update : 03.08.2017

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Von der Bombe gezeichnet

Sascha Harold

Am 6. August 1945 kam zum ersten Mal eine Atomwaffe in einem Krieg zum Einsatz. Auf Befehl des US-Präsidenten Harry S. Truman wurde die Atombombe „Little Boy“ auf Hiroshima abgeworfen. Knapp 80.000 Menschen starben sofort, bis heute sterben Menschen an den Spätfolgen der Strahlung. Das Gedenken an diesen Tag spielt eine wichtige Rolle für die Menschen dieser Stadt.

Vorgeschichte

Als der Zweite Weltkrieg in Europa bereits beendet war, tobte der Krieg im Pazifikraum, vor allem zwischen Japan und den USA, unvermindert weiter. Die Lage der Japaner schien auf lange Sicht zwar aussichtslos, die Kämpfe gingen aber mit unverminderter Härte weiter. Schon Anfang 1945 waren die Amerikaner durch viele verlustreiche Schlachten auf kleineren Inseln wie Okinawa bereits nahe an die Hauptinseln Japans herangerückt. Auch der Luftraum wurde von den USA kontrolliert und zahlreiche Luftangriffe, teilweise mit Brandbomben, auf japanische Städte geflogen. Aufgrund der leicht brennbaren japanischen Holzbauweise hatten diese Angriffe verheerende Auswirkungen.

Dennoch konnte Japan noch im August 1945 weite Teile Chinas und Südostasiens besetzt halten und verfügte damit über ein wesentlich größeres Territorium als heute. Außerdem zeigten die japanischen Soldaten trotz verlorener Schlachten einen ungebrochenen Kampfwillen. Die endgültige Eroberung der japanischen Hauptinseln bereitete die US Armee in der „Operation Downfall“ vor. Sie sollte Ende 1945 erfolgen und sah als ersten Schritt eine Invasion amerikanischer Truppen auf Kyushu, der südlichsten Hauptinsel Japans, vor.

Die militärische Führung der USA ging dabei von verlustreichen und lange andauernden Kämpfen aus, auch weil sie annahm, dass die Zivilbevölkerung den amerikanischen Soldaten gegenüber feindlich gestimmt sein würde. Um diese Fortsetzung des Krieges zu vermeiden, entschied sich der damalige US-Präsident Truman für den Einsatz einer neu entwickelten Waffe - der Atombombe.

Abwurf von „Little Boy“

Die USA arbeiteten bereits seit 1941 an der Atombombe, im Juli 1945 kam schließlich die erste Kernwaffe beim „Trinity-Test“ erfolgreich zum Einsatz. Nachdem Friedensbemühungen seitens Japans ohne Erfolg blieben und das Land einer Kapitulation nicht zustimmen wollte, entschied sich Truman für den Abwurf der Atombombe „Little Boy“ auf Hiroshima. Die Bombe war bereits kurz nach dem Trinity-Test auf eine nahe Japan gelegene Insel verschifft und für den Einsatz bereit gemacht worden.

Am 6. August um 02:45 Uhr morgens startete der „Enola Gay“ getaufte B29-Bomber mit der vier Tonnen schweren Atombombe an Bord. Um 08:15 Uhr Ortszeit detonierte „Little Boy“ im Ziel über Hiroshima. Etwa 80.000 Menschen starben unmittelbar bei der Explosion, die meisten von ihnen verbrannten oder wurden durch die Druckwelle getötet. Das Stadtzentrum Hiroshimas war nach dem Aufprall vollständig vernichtet und etwa 80 Prozent der gesamten Stadt zerstört.

Bis heute sterben Menschen an den Spätfolgen der Strahlung. Als Japan bis zum 9. August weiterhin nicht kapituliert hatte, setzten die USA eine zweite Atombombe, die sie auf den Namen „Fat Man“ getauft hatten, auf Nagasaki ein. Insgesamt starben bei beiden Abwürfen etwa 100.000 Menschen sofort - fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee gefangen genommene Zwangsarbeiter.

Aufarbeitung und Gedenken

Die USA rechtfertigen ihr Vorgehen bis heute mit der kriegsentscheidenden Wirkung der Waffe, die größeres Blutvergießen verhindert habe. Nachdem Japan aus Furcht vor einem dritten Atomwaffenschlag kapituliert hatte, begannen Aufbauarbeiten und Opferhilfe, die von internationalen Organisationen unterstützt wurden. In weiterer Folge bildete sich in Japan eine Friedensbewegung, die vor allem vor dem Einsatz von Atomwaffen warnt. 

In Hiroshima erinnern zahlreiche Gedenkstellen an den Abwurf und die Toten der Atombombe. Die Ruine der damaligen Industrie- und Handelskammer, die beim Abwurf nicht völlig zerstört wurde, steht noch heute am Motoyasu Fluss. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Krieges. Das Hiroshima Peace Memorial Museum wurde 1955 eröffnet und seitdem mehrmals erweitert. Gegenstände von damaligen Opfern und Zeitzeugenberichte von Überlebenden stellen die Wirkungen des Atombombenabwurfes und seine Folgen dar. Auch auf die internationale Verbreitung von Atomwaffen wird eingegangen. Im umgebenden Friedenspark erinnern ebenfalls einige Denkmäler an den 6. August 1945.

Als eines der bekanntesten Denkmäler gilt eine Statue der japanischen Schülerin Sadako Sasaki. Sie war beim Abwurf der Atombombe zweieinhalb Jahre alt und überlebte den Angriff zunächst. Zehn Jahre später wurde bei ihr Leukämie diagnostiziert. In einer japanischen Legende heißt es, dass demjenigen, der 1.000 Origami-Kraniche faltet, ein Wunsch erfüllt wird. Deshalb begann sie mit dem Tag der Diagnose bis zu ihrem Tod Origamis zu falten - ihr Wunsch nach Heilung sollte sich jedoch nicht erfüllen. Heute legen Schüler aus ganz Japan gefaltete Origami-Kraniche vor dem Denkmal Sasakis nieder. Sie gilt als die bekannteste Hibakusha, wie die Überlebenden der Atombombe heißen.

Seit 1947 findet in Hiroshima jedes Jahr am 6. August eine große Gedenkfeier statt, die vor den Folgen des Einsatzes atomarer Waffen mahnt. Gerade in Zeiten allgegenwärtiger nuklearer Bedrohung hat dieses Andenken ungebrochene Relevanz.

Sascha Harold, MSc. ist Redakteur beim TRUPPENDIENST.

 

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