Death Matters
Die Autoren untersuchen in 13 Kapiteln den Tod als Inhalt alltäglicher Erfahrungen und bestimmenden Teil des täglichen Lebens. Sie thematisieren dessen kulturelle Allgegenwart und zeigen die Einwirkung auf unser Denken und Handeln. Sie legen dar, dass er unverzichtbarer Teil unseres Bewusstseins ist und die Art und Weise prägt, wie wir die Welt wahrnehmen.
Jeder Mensch erleidet zu Lebzeiten verschiedenste Arten von Verlusten. Die Menschen erleben und akkulturieren den Tod ständig indirekt. Das passiert über Objekte, die einst toten Verwandten gehörten, durch Medienberichte, durch Kunst, Literatur, Film und Ähnliches. Und so präsentieren sich uns in unserem Leben regelmäßig die Konturen des Todes. Als „einzige Gewissheit im Leben“ dient der Tod auch als Erinnerung an Endlichkeit, Wertigkeit und Bedeutung des menschlichen Lebens. Im Buch werden dementsprechend Prozesse analysiert, wie Bedeutung in den Tod hineininterpretiert wird und soll helfen, die Rolle des Todes in der Gesellschaft zu verstehen. Die verschiedenen Beiträge zeigen, dass sich aus kulturell geteilten Erzählungen, sozialen Institutionen und materiellen Bedingungen Bedeutungen ergeben, die mindestens ebenso wichtig sind, wie: „Todespraktiken“, Todesgedenken und Ähnliches.
Anhand von Themenpaaren erforschen die Autoren eine Vielzahl von Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Diese Themenkomplexe gliedern sie, nach einer kurzen Einführung, in drei Teile: Der erste Teil behandelt Orte des Vorhandenseins von Verlust („Absence-Presence“). Hier steht vor allem die Vergangenheitsbewältigung im Zentrum der Betrachtungen. Auch die Themen Materialisierung von Tod, das eigene Überleben durch die Weitergabe von Besitzungen sowie der Niedergang (und damit Sterben) dieses Eigentums werden thematisiert. Im zweiten Teil wird auf Krankheit und Körper („Disease/Bodies“) eingegangen. Hier beschäftigen sich die Autoren mit der Notwendigkeit und Fatalität von Bakterien, Anorexie als Verkörperung des „Seins zum Tode“ und der „Freude mit dem Tod“. Im dritten Teil geht es um personelle Perspektiven („Persons and Non-Persons“). Das beinhaltet Themen wie den Einsatz verstorbener Prominenter in den sozialen Medien, online verortetem Aktivismus gegen Polizeigewalt, willkürlich Haustiere leben und sterben lassen zu können, genauso wie die mediale Resonanz auf letale Drohnenschläge als neue Kriegspropaganda bis hin zur Verschiebung des Todesbegriffs vom Rand der sozialen Realität hinein in den laufenden Alltag.
Jeder Beitrag ist profund recherchiert, reizt mitunter zum Widerspruch, was allerdings im Sinne der Herausgeber ist: Das Thema dort anzusiedeln, wo es hingehört – mitten in die sozialen und kulturellen Debatten unserer Zeit. Am Ende gibt es jedes Mal eine Conclusio, die, neben einer Zusammenfassung auch weitere Gedanken spinnt und das jeweilige Thema abschließt.
Bei der Publikation „Death Matters“ handelt es sich um eine weitreichende Sammlung von Aufsätzen, die durch ihre kultursoziologische Perspektive für verschiedenste Leserkreise von Nutzen ist. Das Buch liefert jedenfalls aussagekräftige Beiträge zur Kultursoziologie der „Death Studies“.
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