Explosive Altlast

Bewaffnete Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen hinterlassen oft Explosivstoffe. Diese versteckten oft tödlichen Gefahren bedrohen Zivilisten, Soldaten und künftige Generationen. Das Beseitigen dieser Kampfmittel ist eine herausfordernde Aufgabe. Die Ausbildung der Kampfmittelbeseitiger ist daher von zentraler Bedeutung.
Konflikte hinterlassen nicht nur sichtbare Zerstörungen, sondern auch unsichtbare Gefahren, die noch lange nach dem Ende der Kampfhandlungen bestehen bleiben. Blindgänger, Landminen und andere zurückgelassene explosive Überreste sind eine stille Bedrohung für die Bevölkerung. Deren Beseitigung ist daher nicht nur eine nationale Angelegenheit, sondern eine globale Herausforderung, die oft eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit erfordert.
Regionale Herausforderungen
Während die Grundprinzipien der Kampfmittelbeseitigung universell sind – etwa die Sicherung des Einsatzgebietes, die Identifizierung und Entschärfung von Gefahrenquellen sowie das nachfolgende Wiederherstellen der Normalsituation und der Dokumentation, gibt es dennoch regionale Unterschiede, die maßgeschneiderte Ansätze erfordern. Diese ergeben sich aus den geografischen, klimatischen und kulturellen Bedingungen, die in den betroffenen Gebieten vorherrschen.
In tropischen Staaten wie Kambodscha oder Laos, die stark von Landminen betroffen sind, erschwert die dichte Vegetation die Arbeit der Kampfmittelbeseitiger erheblich. Dort sind spezialisierte Geräte und Methoden unbedingt erforderlich, um Minen zu lokalisieren und zu neutralisieren. In Regionen mit gemäßigtem Klima wie Bosnien und Herzegowina stellt hingegen der gefrorene Boden im Winter eine besondere Herausforderung dar, der spezielle Techniken und Ausrüstungen erfordert. Ein weiteres Beispiel für regionale Unterschiede ist die Arbeit in bebauten Gebieten, weil die Entschärfung von Blindgängern in Siedlungen höchste Präzision und Koordination erfordert.
Dabei spielen auch soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle, weil die Einsatzkräfte oft in engem Kontakt mit der Zivilbevölkerung stehen, deren Sicherheit Priorität hat. Die Aufklärung und Einbindung der Bevölkerung ist daher ein wesentlicher Aspekt der Kampfmittelbeseitigung im urbanen Raum.
Moderne Technologien
Die Kampfmittelbeseitigung hat durch technologische Fortschritte in den letzten Jahrzehnten bedeutende Verbesserungen und eine Effizienzsteigerung erfahren. Moderne Detektionstechnologien wie bodendurchdringende Radarsysteme, Roboter, Drohnen, aber auch multispektrale Sensorik erhöhen nicht nur die Qualität und Sicherheit der Einsatzkräfte, sondern beschleunigen auch die Räumung gefährlicher Gebiete.
Robotersysteme erlauben es, improvisierte Spreng- und Brandvorrichtungen (Improvised explosive device; IED) aus sicherer Entfernung zu entschärfen, wodurch die direkte Gefährdung des Personals reduziert wird. Diese ferngesteuerten Geräte sind mit Kameras, Greifarmen und Detektionssystemen ausgestattet, um auch in schwierigem Gelände präzise zu arbeiten.
Ergänzend dazu ermöglichen tragbare Röntgensysteme die genaue Analyse verdächtiger Objekte, ohne diese berühren zu müssen. Diese Technologien, kombiniert mit fortschrittlicher Schutzkleidung wie ergonomischen Bombenschutzanzügen, minimieren die Risiken für Einsatzkräfte seit über 50 Jahren erheblich.
Gefährliche Aufgabe
Die Beseitigung von Kampfmitteln ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine humanitäre Aufgabe. Explosive Altlasten verhindern oft die Rückkehr der lokalen Bevölkerung, blockieren landwirtschaftliche Flächen und erschweren den Wiederaufbau in den betroffenen Regionen. Die Arbeit der Kampfmittelbeseitigungsteams ist daher entscheidend für das Wiederherstellen der Lebensgrundlagen und die Förderung von Frieden und Stabilität in ehemaligen Kriegs- und Konfliktgebieten.
Wichtig sind auch die Bewusstseinsschärfung und Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung im Einsatzraum. Durch gezielte Informationskampagnen können die Menschen vor Ort über die Gefahren von Minen und Blindgängern informiert und entsprechende Verhaltensweisen vermittelt werden.
Trotz der erzielten Fortschritte bleibt die Kampfmittelbeseitigung eine gefährliche und herausfordernde Tätigkeit. Neue Konflikte bringen neue Bedrohungen mit sich, alte hinterlassen – immer noch – unentdeckte Gefahren. So stellt beispielsweise die zunehmende Verbreitung von IEDs Einsatzkräfte vor neue Herausforderungen, die innovative Lösungen erfordern.
Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger
Die Ausbildung von Kampfmittelbeseitigern ist eine spezialisierte und anspruchsvolle Aufgabe. Sie dauert mehrere Jahre und umfasst eine Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten. Das ist die Grundlage für die Sicherheit in der Kampfmittelbeseitigung – einem Beruf, eine Tätigkeit, die mit extrem hohen Risiken verbunden ist. Der Weg zum voll ausgebildeten Kampfmittelbeseitiger erfordert nicht nur technische Kenntnisse, sondern auch ein tiefes Verständnis für die unterschiedlichen Arten von Explosivstoffen, Munitionstypen und Varianten von IEDs sowie deren Wirkungsweise und der sichersten Methoden zu deren Entschärfung und Beseitigung.
Theorie und Praxis
Die Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger beginnt mit einem intensiven Theoriestudium der basistechnischen Grundlagen und ist essenziell für eine sichere und verantwortungsvolle Arbeit im Umgang mit Explosivstoffen und Munition. Die Auszubildenden erlernen unter anderem die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Explosivstoffen, den Aufbau und die Wirkungsweisen von Munition sowie die Funktionsprinzipien mechanischer, elektrischer und chemischer Zünd- und Auslösesysteme.
Ein weiterer Schwerpunkt der Lehre liegt auf den Schutz- und Sicherheitsvorschriften, die für eine sichere Beseitigung unumgänglich sind. Dieses Wissen ist entscheidend, um die komplexen Herausforderungen, die in realen Einsätzen auftreten können, zu bewältigen. Schließlich sind die Theorie und das damit verbundene Fachwissen die Basis für die Fähigkeit, in extremen Stresssituationen richtige Entscheidungen zu treffen.
Parallel zur Theorie erfolgt die praktische Ausbildung. Die Auszubildenden trainieren den Umgang mit Schutzanzügen, den Einsatz von Detektionsgeräten und das Entschärfen von Sprengsätzen in einer kontrollierten Umgebung. Diese Übungen werden so realistisch wie möglich gestaltet, um angehende Kampfmittelbeseitiger auf möglichst alle Situationen vorzubereiten, denen sie später begegnen können. Ein zentraler Bestandteil ist das Training mit modernen Geräten wie ferngesteuerten Robotern oder Röntgensystemen.
Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen stellen sicher, dass die Kampfmittelexperten stets auf dem neuesten Stand der Technik bleiben, neue Bedrohungen erkennen und neutralisieren können. Diese Fortbildungen umfassen sowohl neue Technologien und Techniken als auch den Erfahrungsgewinn aus internationalen Einsätzen. Besonders in einem globalen Berufsfeld wie der Kampfmittelbeseitigung ist das von unschätzbarem Wert.
Zusätzlich spielt die psychologische Komponente eine wichtige Rolle. Kampfmittelbeseitiger müssen unter extremem Druck arbeiten, weil bereits ein winziger Fehler tödliche Konsequenzen haben kann. Mentale Stärke und die Fähigkeit, in Stresssituationen ruhig und konzentriert zu bleiben, sind daher genauso wichtig wie technisches Wissen.
Internationale Zusammenarbeit
Die globale Kampfmittelbeseitigung erfordert enge Zusammenarbeit zwischen Staaten, Organisationen und Experten. Internationale Netzwerke fördern den Austausch von Wissen, Technologien und Best Practices. Programme wie „United Nations Mine Action Service“ (UNMAS) setzen Standards und unterstützen betroffene Länder technisch und logistisch.
Ein Beispiel für die internationale Zusammenarbeit ist der Kosovo, eine Region, die seit dem Ende der Konflikte bzw. Kriegshandlungen in den 1990er-Jahren stark von explosiven Altlasten betroffen ist. Seit 1999 arbeiten internationale Teams dort zusammen, um das Land von diesen Gefahren zu befreien. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, weil sie den Austausch bewährter Verfahren und Technologien fördert, die weltweit Anwendung finden. Experten aus verschiedenen Staaten bringen dabei ihre spezifischen Erfahrungen und Kenntnisse ein, wodurch Methoden und Techniken kontinuierlich weiterentwickelt werden können.
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg solcher Kooperationen ist das Benchmarking, bei dem bewährte Verfahren international verglichen und optimiert werden. Gemeinsame Übungen und Trainingsprogramme verbessern die Vorbereitung auf moderne Herausforderungen wie improvisierte Sprengkörper (IED). Dadurch entsteht ein globales Wissensnetzwerk, das Sicherheit und Effizienz in der Kampfmittelbeseitigung stetig steigert. Die zentrale Stelle dafür ist im Bundesheer die Lehrabteilung Munitionstechnik.
Munitionstechnischer Schulungsraum
Der Munitionsschauraum ist ein unverzichtbares Element in der Ausbildung, der den ersten Übergang von der theoretischen Wissensvermittlung im Lehrsaal hin zur praktischen Kampfmittelbeseitigung bildet. Er vermittelt den Auszubildenden, wie Munition real aussieht und welche Verantwortung bei der Beseitigung dieser zur Schau gestellten möglichen Gefahren im Einsatz auf sie zukommt. Dieser Raum dient als Brücke zwischen Theorie und Praxis und schafft eine ideale Lernumgebung für angehende Fachkräfte.
Lehrabteilung Munitionstechnik
Die Lehrabteilung Munitionstechnik mit Standort Großmittel ist eine Bildungseinrichtung der Heereslogistikschule. Sie ist für die Ausbildung des gesamten munitionstechnischen Fachpersonals des Bundesheeres – mit Ausnahme des Personals des Entminungsdienstes – sowie für die einsatzraumspezifische und gerätespezifische Vorbereitung im Fachbereich verantwortlich. Das Ziel der Ausbildung in Kampfmittelbeseitigung und Munitionstechnik ist es, die erforderlichen Kenntnisse, Fähig- und Fertigkeiten für den Umgang mit Kampfmitteln zu vermitteln.
So können diese in Einsätzen den Anforderungen entsprechend angewendet werden. Die Auszubildenden sollen das nötige Wissen und Können erlernen, um die Gefahren, die von intakter Munition oder nicht umgesetzten Kampfmitteln ausgehen, zu reduzieren oder vollständig zu beseitigen.
Vom Lehrgang bis zur Weiterbildung
Die Ausbildung der Lehrabteilung Munitionstechnik ist modular aufgebaut und richtet sich an ein breites Spektrum von Fachkräften. In insgesamt 64 Modulen, die sich auf 15 Lehrgänge und elf Fort- und Weiterbildungsseminare verteilen, werden die Teilnehmer auf ihre Einsätze vorbereitet. Hervorzuheben sind die spezialisierten Curricula für Munitionstechnik und Kampfmittelbeseitigung und die Ausbildung bei der Abwehr von IED (Teilbereich von Counter-IED).
Jährlich werden etwa 60 Spezialisten des Österreichischen Bundesheeres in Großmittel geschult, um den sicheren Umgang mit Munition und Kampfmitteln zu gewährleisten. Die Lehrgangsteilnehmer setzen sich zusammen aus
- Fachpersonal der Direktionen 4 (Logistik) und 5 (Rüstung) sowie des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik,
- Sicherheitspersonal der Truppenübungsplätze und Schießanlagen,
- Kampfmittelbeseitigern für den nationalen und internationalen Einsatz sowie der Sondereinsatzkräfte,
- fliegertechnischem Munitionsfachpersonal,
- Personal der Pioniertruppe und
- ausländischem EOD/IEDD-Fachpersonal.
Die Ausbildungsphilosophie folgt einem klaren Prinzip: Sicherheit hat höchste Priorität! Ziel ist es, den Umgang mit Kampfmitteln so sicher wie möglich zu gestalten – mit minimalen bis keinen Kollateralschäden und immer auf dem neuesten Stand der Technik. Die Ausbildung ist umfassend und für den Einsatz in nationalen und internationalen Missionen unverzichtbar. Sie wird ständig weiterentwickelt und an die aktuellen Erfordernisse angepasst. Somit wird an der Lehrabteilung Munitionstechnik nicht nur ausgebildet, sondern auch ein Beitrag zur Sicherheit und Einsatzbereitschaft des Bundesheeres geleistet.
Die Infrastruktur am Standort Großmittel ist für Ausbildungsvorhaben im Bereich der Kampfmittelbeseitigung und Munitionstechnik ideal. In den Gebäuden befinden sich neben den Kanzleien für das Personal der Abteilung die Lehrsäle, Aufenthaltsräume, Lager und sanitäre Einrichtungen. Der Munitionstechnische Schulungsraum und der Munitionslehrpfad sind nur wenige Gehminuten von den Lehrsälen entfernt. Ein Munitionslager, der Garnisonübungsplatz und sogar ein Spreng- und Brandplatz sind in unmittelbarer Nähe. Dadurch sind die Wege kurz und es können viele Ausbildungen vor Ort durchgeführt werden – ohne große Zeitverluste durch Fahrten und Transporte.
Ein weiterer Vorteil innerhalb der Garnison Großmittel ist die enge Zusammenarbeit mit der Abteilung „Munitionstechnik des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik“. Dieser Austausch ermöglicht es, neu entwickelte Verfahren zur Kampfmittelbeseitigung, neue Geräte und Systeme sowie aktuelle Erprobungsergebnisse direkt in die Ausbildung zu integrieren. Dadurch kann die Schule schnell und effizient auf neue Entwicklungen oder Änderungen reagieren, was einen reibungslosen Wissenstransfer und einen praxisnahen Unterricht sicherstellt.
Handwerkliches Können
Die Ausbildung an der Lehrabteilung Munitionstechnik konzentriert sich auf die Vermittlung grundlegender handwerklicher Fähigkeiten, die für die sichere Handhabung und Beseitigung von Munition unerlässlich sind. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Perfektionierung der Praxiskenntnisse. Die Auszubildenden lernen, unter allen Umständen präzise und sicher zu arbeiten – das entscheidet im Ernstfall über Leben und Tod. Diese Ausbildung wird durch Wiederholungen intensiviert, um die notwendigen Fähigkeiten bei den Lehrgangsteilnehmern zu verankern. Ziel ist es, dass diese in Stresssituationen automatisch die richtigen Schritte setzen und Fehler vermeiden.
Ein weiterer Aspekt der Ausbildung ist der Know-how-Transfer von erfahrenen Kampfmittelbeseitigern zu den Auszubildenden. Entscheidend in vielen Situationen ist die richtige Intuition, kombiniert mit den Erfahrungswerten von einsatzerfahrenen Kampfmittelbeseitigern. Diese Praxisnähe ermöglicht es, das Gelernte unter realistischen Bedingungen zu erproben, damit das korrekte Verhalten im Einsatz intuitiv Anwendung findet.
Dieses Zusammenspiel ist unverzichtbar, um die Auszubildenden auf jene Herausforderungen vorzubereiten, die sie in ihrem Beruf erwarten. Ein wesentliches Element dieser Zusammenarbeit ist die Simulation realer Einsatzsituationen. Die Auszubildenden müssen dabei lernen, unter Zeitdruck zu arbeiten, schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und dennoch stets die Sicherheit an oberste Stelle zu setzen. Diese Übungen fördern das technische Wissen sowie die mentale Stärke und Belastbarkeit, die in kritischen Situationen erforderlich sind.
Lehrpfad
Im Zuge ihrer Ausbildung werden die Lehrgangsteilnehmer Schritt für Schritt an jene komplexen Aufgaben herangeführt, die sie später in der Praxis bewältigen müssen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Munitionslehrpfad, der nach dem Schauraum als zweites verbindendes Glied zur praktischen Beseitigungsausbildung dient. Hier lernen die Auszubildenden erstmals, wie sich Munition und Munitionsteile nach jahrelangen Witterungseinflüssen äußerlich verändern.
Diese Einflüsse und Veränderungen machen es besonders herausfordernd, die teils verdeckte Munition im Erdboden richtig zu beurteilen. Dieser Pfad vermittelt grundlegende Fähigkeiten zur Identifikation und Klassifikation von Munition. Der Fokus liegt auf dem Verständnis von Kalibern und Durchmessern, die einem Waffensystem zugeordnet werden. Dieser methodische Prozess erfordert genaue Kenntnisse, um schrittweise die richtige Munition zu identifizieren. Dabei lernen die Teilnehmer, welche Munition von welchem Waffensystem verwendet wurde und wie diese zu handhaben und zu beseitigen ist.
Ein Ausbildungsschritt ist es, in 15 Minuten eine spezielle Munition bzw. Teile davon zu analysieren und sowohl die richtigen Merkmale als auch die Gefahren der Munition wiederzugeben. In einem anschließenden Fachgespräch müssen die Lehrgangsteilnehmer dann beweisen, dass sie die Bauteile korrekt erkannt und deren Funktion verstanden haben. Dabei werden auch technische Details wie die Ladungsmenge, die Art der Ladung und der Streubereich der Munition erörtert. Darüber hinaus wird vom Teilnehmer die richtige passende Ladungsanbringung erklärt, um die Munition sicher zu beseitigen.
Ein anspruchsvoller Teil der Ausbildung ist das Arbeiten mit Plastilin als Sprengstoffersatz. Dabei müssen die Teilnehmer ihre Fähigkeiten im Vernichtungsverfahren unter Beweis stellen. Sie simulieren den Einsatz von Sprengstoffen und überlegen, wie die Ladungen korrekt angebracht werden müssen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Das „Konsequenzmanagement“ spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Teilnehmer sollen vor jeder Handlung sorgfältig überlegen, welche Folgen ihre gewählte Beseitigung haben könnte. Das ist essenziell, um Kollateralschäden an Personen oder Sachgütern zu vermeiden.
Ganzheitliche Ausbildung
Die Kombination aus theoretischer Schulung und praktischen Übungen sorgt dafür, dass die Auszubildenden ein umfassendes Verständnis der Materie entwickeln. Sie lernen nicht nur, wie man Munition sicher handhabt, sondern auch, warum bestimmte Verfahren notwendig sind und welche Konsequenzen ein Fehler haben kann. Ein wesentlicher Aspekt in der Ausbildung ist, dass Routine im Umgang mit Munition tödlich sein kann.
Selbst wenn ein Kampfmittelbeseitiger ähnliche Situationen schon oft erlebt hat, muss jede neue Begegnung mit Munition mit derselben Vorsicht und Sorgfalt erfolgen wie beim ersten Mal. Diese Haltung stellt sicher, dass Konzentration und Aufmerksamkeit stets gewahrt bleiben – ein unverzichtbarer Selbstschutz in einem Beruf, bei dem bereits ein winziger Fehler fatale Folgen haben kann. Die Auszubildenden lernen, dass Selbstüberschätzung und Nachlässigkeit ihre größten Feinde sind. Sie werden darauf trainiert, jede Situation neu zu bewerten, keine vorschnellen Annahmen zu treffen und auf das kleinste Detail zu achten.
Ein bedeutender Teil der Ausbildung ist die Möglichkeit, Munition nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu begreifen. Die Auszubildenden lernen nicht nur, verschiedene Munitionsarten zu erkennen, sondern diese auch in ihrer tatsächlichen Größe und Beschaffenheit zu erfassen. Diese Erfahrung ermöglicht es ihnen, ein Gefühl für die Eigenschaften verschiedener Munitionstypen zu entwickeln. Sie lernen Gewicht, Form und Material zu bewerten, was ihnen hilft, in realen Situationen schnell und sicher zu handeln.
Auszeichnungen
Die Lehrabteilung Munitionstechnik hat in den letzten Jahren folgende Preise gewonnen:
- Zivilist des Jahres 2014
- Publikumspreis Forschungsmarkttag im HGM 2019
- Soldat des Jahres 2023
Globale Relevanz
Diese Ausbildung an der Heereslogistikschule bereitet die Teilnehmer auf nationale und internationale Einsätze vor. In einer globalisierten Welt ist es unerlässlich, dass Soldaten mit Munition umzugehen wissen, die aus verschiedenen Staaten stammt. Ein aktuelles Beispiel für die Relevanz dieser Ausbildung ist die Lage in der Ukraine. Riesige Flächen gelten dort als Kampfmittelverdachtsflächen, was die Räumung extrem zeit- und kostenintensiv macht.
Die Ausbildung an der Heereslogistikschule bereitet die Teilnehmer darauf vor, solche gefährlichen und komplexen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Sie lernen, nicht nur mit den technischen Herausforderungen umzugehen, sondern auch die kulturellen und logistischen Besonderheiten internationaler Einsätze zu berücksichtigen.
Fazit
Die Kampfmittelbeseitigung ist weit mehr als eine technische Disziplin. Sie ist ein globales, humanitäres Anliegen, das höchste Präzision, internationale Zusammenarbeit und den Einsatz modernster Technologien erfordert. In einer Welt, in der die Schatten vergangener Kriege und Konflikte noch immer über vielen Regionen liegen, ist die Arbeit der Kampfmittelbeseitiger für eine sicherere und friedlichere Zukunft unverzichtbar. Ihre hochspezialisierte und gefährliche Aufgabe erfordert eine ständige Weiterbildung, Weiterentwicklung und internationale Zusammenarbeit im Fachbereich. Durch ihre umfassende und praxisnahe Ausbildung können diese Spezialisten sicher und erfolgreich arbeiten. Der kontinuierliche Austausch von Wissen und die Entwicklung neuer Techniken gewährleisten, dass die Kampfmittelbeseitigung auf einem hohen Standard bleibt.
Die internationale Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, weil der Austausch von Erfahrungen, Technologien und „Best Practices“ die Effizienz und Sicherheit der Kampfmittelbeseitigung verbessert. Dank der globalen Vernetzung machen diese Spezialisten gemeinsam die Welt sicherer. So wird erreicht, dass diese Experten ihrer anspruchsvollen Aufgabe gerecht werden und gefährliche Kriegsrelikte sicher entschärfen und beseitigen. In einer Welt, in der die Bedrohung durch zurückgebliebene Kampfmittel aller Art von Konflikten allgegenwärtig ist, leistet die Kampfmittelbeseitigung heute einen unverzichtbaren humanitären Beitrag für eine sicherere und friedlichere Zukunft.
Major Ing. Mag.(FH) Johannes Mössler; Kommandant Lehrgruppe Kampfmittelbeseitigung und Hauptlehroffizier an der Heereslogistikschule

Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 1/2025 (402).