„Schwere Geschütze“ an der Universität Wien

Gastvortrag von Oberst Matthias Ivancsits vom Sprachinstitut des Bundesheeres am Institut für Slawistik an der Universität Wien, am 6. April 2016.

Ein wesentlicher Aspekt jeder Sprache ist die Fachsprache. Diese wird von Studenten und Schülern oft als langweilig und abstrakt empfunden. Dennoch stellt sie häufig die Nische dar, um aus dem Sprachstudium einen beruflichen Nutzen zu ziehen. Für einen positiven Zugang zur Fachsprache ist der erste Kontakt entscheidend.

Das Referat für südslawische Sprachen am Sprachinstitut des Bundesheeres (SIB) versuchte diesen Kontakt in einem Gastvortrag von Oberst Ivancsits herzustellen. Die Veranstaltung am Institut für Slawistik war Teil eines verpflichtenden Seminars für das Bachelor-Studium der Sprachgruppe Bosnisch, Kroatisch und Serbisch (zusammengefasst BKS). Anhand der Anti-Kriegsnovelle Hrvatski Bog Mars (Kroatischer Gott Mars) des kroatischen Schriftstellers Miroslav Krleža wurden die Militär-Fachsprache, militärische Begriffe und der Soldatenjargon erläutert. Dieses Werk zählt zur Moderne der kroatischen Literatur und setzt sich kritisch mit der Habsburgermonarchie und ihrer Armee auseinander. Es thematisiert den Ersten Weltkrieg und beschreibt Kriegserlebnisse aus der Sicht des Autors - eines Offiziersanwärters. Ohne Kenntnis der militärischen Fachsprache und der Bedeutung ihrer Begriffe, ist diese Novelle jedoch schwer verständlich.

Fachsprache, vor allem die des Militärs, begleitet uns nicht nur in der Fachliteratur. Sie ist allgegenwärtig. Beispiele dazu sind Aussagen wie „schwere Geschütze auffahren“ oder „in Angriff nehmen“. In seinem Vortrag stellte Oberst Ivancsits auch dar, wie die Verwendung militärischer Begriffe die Alltagssprache prägt. Nur wenige Menschen kennen ihren Ursprung und ihre eigentliche Bedeutung.

Die Alltags- und Standardsprache wird von Fachsprachen geprägt. Das offenbart die Relevanz von Teilbereichen für die Gesamtgesellschaft und spiegelt den Zeitgeist einer Epoche. Früher waren es Bezeichnungen aus dem Umfeld des Militärs, heute kommen sie vermehrt aus der Wirtschaft. Wer diese Begriffe versteht, ist in der Lage abstrakte Wörter in konkrete Begriffe zu verwandeln. Das ist ein Schlüssel zu einer lebendigen und bildhaften Sprache, auch im Alltag.

Referat Südslawische Sprachen am Sprachinstitut

Oberst des höheren militärfachlichen Dienstes Ing. Mag. Matthias Ivancsits ist Leiter vom Hauptreferat 4 (Slawische Sprachen) am SIB. Mag. Dr. Zvonko Oreškovic ist Leiter des Referates für südslawische Sprachen am SIB und Lehrbeauftragter für slawistische Philologie am Institut für Slawistik der Universität Wien.

-keu-

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