Der Siebenjährige Krieg 1756-1763

Gerhard P. Groß
Der Siebenjährige Krieg 1756-1763
RECLAM: Ditzingen 2023
159 Seiten, 48 farbige Abb., 12 s/w Abb., 15 Karten
ISBN: 978-3-15-011448-3
18,00€
In Österreich verbindet man den Siebenjährigen Krieg, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts stattfand, mit dem Gegensatz zwischen Königin und Erzherzogin Maria-Theresia und dem Preußenkönig Friedrich dem Großen. Viel zu oft vergisst man hierzulande, dass es sich dabei um einen globalen Konflikt handelte, der auch auf den Weltmeeren, in Nordamerika, der Karibik, auf dem Indischen Subkontinent und auf den Philippinen stattfand. Dieser Krieg legte, obwohl Preußen mehrmals an den Rand der Katastrophe geriet, die kommende europäische Großmachtstellung des Hohenzollernkönigreiches fest, beschleunigte den Niedergang des bourbonischen Frankreichs und war in Nordamerika der Keim für die Auseinandersetzung zwischen der britischen Regierung in London und den dortigen Siedlern, die zur Gründung der USA führen sollte.
Wie in dieser Reihe üblich, präsentiert der Autor Gerhard G. Groß, einer der führenden Historiker des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam, ein Schlaglicht auf einen Aspekt des Krieges, nämlich den Konflikt zwischen Franzosen, Briten und ihren indigenen Verbündeten im heutigen südlichen Kanada und dem Nordosten der späteren USA. Dort waren schon vor dem Beginn des eigentlichen Krieges in Europa die beiden europäischen Kolonialmächte in Scharmützel und Kämpfe verwickelt. Dann behandelt Groß in weiteren acht Über- und neun Unterkapiteln den Siebenjährigen Krieg, bevor er das Buch mit einer Zeittafel, knappen Literaturhinweisen, einem Abbildungsverzeichnis sowie einem Personenregister abschließt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Vorgeschichte dieses globalen Konfliktes („Wie es begann“). Hier geht der Autor ausführlich auf die Österreichischen Erbfolgekriege und den Konflikt um die einstige habsburgische Provinz Schlesien ein wie auch auf die „Zwischenkriegszeit“ 1748-1756. Dem folgt eine Analyse der Armeen und Seestreitkräfte der beteiligten Länder - Preußen, Österreich, Frankreich und Großbritannien. Allerdings bleiben dabei die bedeutenden Heere Russlands, Sachsens sowie der Reichsstände unberücksichtigt, obwohl auch sie eine nähere Betrachtung verdient hätten. Ein weiterer Abschnitt behandelt die Taktik und Strategie sowie den Alltag der am Krieg beteiligten Militärpersonen.
Hauptteil dieses Buches ist jedoch die fast fünfzigseitige militärhistorische Beschreibung des Kriegsgeschehens, die der Autor gekonnt sowie sehr leserlich verfasst und mit zahlreichen anschaulichen Karten wichtiger Schlachten versehen hat. Im Anschluss beschreibt Groß die beiden Friedensverträge – von Paris und Hubertusburg – und die daraus resultierenden Folgen. Den Abschluss bildet der Mythos der Schlacht von Leuthen am 5. Dezember 1757, der bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein gepflegt wurde und dessen Details auch dem historisch kundigen Leser viele Neuigkeiten bringen.
Das Buch ist uneingeschränkt sowohl für den militärhistorischen Leser als auch für jene zu empfehlen, die sich einfach einen kurzen Überblick über das Thema verschaffen möchten. Möchte man einen Kritikpunkt anbringen, dann höchstens jenen, dass das Preußen des 18. Jahrhunderts mehr im Mittelpunkt steht als die anderen Konfliktparteien. Dies tut dem Werk jedoch keinerlei Abbruch.
-mpr-