• Veröffentlichungsdatum : 19.11.2024
  • – Letztes Update : 22.11.2024

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  • 1583 Wörter

Mobile Tankanlage für den Einsatz

Johannes Schlapschy

Die mobile Container-Tankanlage (mContTA 10 m³) des Österreichischen Bundesheeres ermöglicht den Auf- und Abbau, das Befüllen und Entleeren sowie das Betanken unterschiedlicher Fahrzeuge unter gefechtsmäßigen Bedingungen. Im Februar 2024 fand der erste Lehrgang zur Ausbildung zum zertifizierten Sachkundigen, der für den sicheren und effizienten Betrieb dieser modernen Tanksysteme zuständig ist, statt.

Die mContTA 10 m³ ist für den Transport, die Lagerung und die Abgabe von Dieselkraftstoff (Nato-Code F-54/F-75) und Flugkraftstoff (Nato-Code F-34) auf Kerosinbasis bestimmt. Die Tankanlage besteht aus einem doppelwandigen Tank mit einem Nenninhalt von 9 900 Litern in einem 20-Fuß-ISO-Containerrahmen. Sie hat eine integrierte Kraftstoffpumpanlage, die zum Befüllen von Rad- und Kettenfahrzeugen, sonstigen Kleinverbrauchern, Kanistern oder zur Selbstbefüllung (Befüllung mit eigener Kraftstoffpumpanlage) dient. Außerdem kann die Anlage im autonomen Einsatz ohne externe Energieversorgung über ein eigenes Stromerzeugungsaggregat betrieben werden. Aufgrund der doppelwandigen Tankausführung und der integrierten Leckage-Vakuumüberwachung dürfen die mContTA 10 m³ im urbanen Gelände beziehungsweise in jedem Schutzgebiet (ausgenommen in Nationalparks) betrieben werden und zwei Verbraucher gleichzeitig betankt werden. Die „Zapfpistolen“ sind als Trockenkupplungen adaptiert und können somit durch den Bediener der mContTA 10 m³ innerhalb weniger Sekunden von PKW auf LKW umgebaut werden.

Beschaffung 

Als Teil der materiellen Ausstattung wurden unter anderem für die Teilnahme an der EU-Battlegroup 2016-2 20 Stück mobile Container-Tankanlagen 10 000 Liter am damaligen modernsten Stand der Technik mit einem Investitionsvolumen von 42 Mio. Euro für das Österreichische Bundesheer angekauft. Damit konnte eine erhebliche Effizienzsteigerung zur Verbesserung der Versorgungssicherheit bei der Betriebsmittelversorgung im Frieden und im Einsatz erreicht werden, sei es als vorübergehender Ersatz für eine ortsfeste Tankanlage (Blackout, Umfassende Landesverteidigung, Revision einer Tankanlage etc.) oder zur Erhöhung der Flexibilität beim intermodalen Transport mit verschiedenen Verkehrsträgern oder durch den zeitsparenden Aufbau und Betrieb eines Feldtanklagers zur Versorgung der Truppe mit Kraftstoff. Für die Sicherstellung der Treibstoffversorgung innerhalb des Einsatzes in der EU-Battlegroup 2020-2 standen die Container-Tankanlagen bereit. 

Aktuell sind alle mContTA 10 m³ vollständig adaptiert und entsprechen damit den international gültigen Standards und taktischen Anforderungen. Damit ist die rasche Versorgung mit Betriebsmitteln in unterschiedlichen Einsatzszenarien (Versorgung der Bedarfsträger mit Kraftstoff in der jeweiligen Einsatzart, Katastrophenschutz, Blackout-Vorsorge etc.) sichergestellt.  Die technischen Abnahmen und fachmännischen Endreinigungen sind im Gange, sodass einer Auslieferung an die festgelegten Bedarfsträger nichts mehr im Wege steht. Demnach stehen die adaptierten Systeme rechtzeitig zur Einsatzvorbereitung für die EU-Battlegroup 2025 zur Verfügung.

OCC-Prozess 

Um einen aktuellen Überblick über die Einsatzbereitschaft der Systeme zu erhalten, wurden diese bei einem umfassenden OCC-Prozess (Operational Capabilities Concept) evaluiert. Die Ergebnisse des auf NATO-Standards basierenden Evaluierungsprozesses, diverse Ergänzungen und Anpassungen bei EU-Verordnungen sowie die ständige Beobachtung der verschiedenen militärischen und zivilen Krisen führten dazu, dass einige technische Modifikationen vorgenommen werden mussten, um den neuesten gesetzlichen Vorgaben und einsatztaktischen Herausforderungen zu entsprechen. Damit konnte man auch den erhöhten sicherheitstechnischen Anforderungen in Österreich (Umweltschutz) gerecht werden. Im Zuge der technischen Adaption erfolgte unter anderem eine Erweiterung auf alle üblichen Anschlüsse für die unterschiedlichen Betriebsarten zur Tankbefüllung bzw. -entleerung.

Technische Spezifikationen

  • Nenninhalt Tank: 9 900 Liter
  • Zulässige Füllmenge: 9 400 Liter (95 %)
  • Maximale Dispositionsmenge: 9 000 Liter

Abmessungen:

  • Länge: 6 058 mm
  • Breite: 2 438 mm
  • Höhe: 2 591 mm
  • Leergewicht: 6 600 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 16 000 kg
  • Druck (Betrieb/Prüfung): 0,4 bar/0,6 bar
  • Arbeitstemperatur: -20 °C bis +50 °C
  • Vakuumüberwachung (Dichtheitsanzeige): -0,6 bar

Transportarten

Für den Transport der mContTA 10 m³ eignen sich Verkehrs-/Transportmittel zu Land, Schiene, Wasser und Luft. Twistlocks (oder Rahmenhaken) an den Ecken des Containers gewährleisten eine feste Verriegelung auf dem jeweiligen Transportmittel.

Für den Umschlag der mobilen Tankanlage kommen geeignete Kräne, Containerumschlaggeräte oder geeignete Hakenladesysteme bzw. die dafür kompatiblen 2-Achs-Schlittenanhänger zum Einsatz. Unter Berücksichtigung des zulässigen Gesamtgewichtes kann sowohl auf dem Zugfahrzeug als auch auf dem Anhänger jeweils eine mContTA 10 m³ transportiert werden. Das Auf- bzw. Absetzen der mContTA 10 m³ kann im vollgefüllten Zustand erfolgen. Das Rangieren des vorderseitig angehobenen und auf den beiden hinteren ausklappbaren Rollen laufenden Tankcontainers (z. B. für Wartungsarbeiten) ist allerdings nur im leeren Zustand und auf befestigtem Untergrund erlaubt. Der Betrieb kann im Übrigen abgesetzt und auch auf dem Trägerfahrzeug aufgesetzt durchgeführt werden.

Eisenbahntransport

Der Eisenbahntransport ist möglich, sofern der Eisenbahnwaggon über ein geeignetes ISO-Befestigungssystem verfügt. Darüber hinaus ist die Gesamthöhe des Waggons zu beachten und alle nationalen und internationalen Bestimmungen zur Beförderung von gefährlichen Gütern im Zuge von Eisenbahntransporten sind einzuhalten. 

Seetransport 

Im Seetransport muss die mContTA 10 m³ an den ISO-Eckbeschlägen befestigt werden. Auch das Übereinanderstapeln mehrerer Anlagen ist unter Einhaltung aller Vorschriften bezüglich der Stapelfähigkeit möglich. Beim Seetransport müssen die Kraftstoffpumpanlage und das gesamte Rohrleitungssystem restentleert sein.

Lufttransport

Die mContTA 10 m³ ist lufttransportfähig, wobei wie auch beim Seetransport gilt, dass die Kraftstoffpumpanlage und das gesamte Rohrleitungssystem restentleert sein müssen.
 

Betriebsarten

Für die Befüllung der mContTA 10 m³ sind folgende vier Methoden vorgesehen:

  • Fremdbefüllung (bis 850 l/min) mit Gaspendeln (Entstandene Gase gelangen nicht in die Umwelt, sondern über einen Gaspendelschlauch in den Entnahme-/Abgabekessel). Eine Fremdbefüllung ist von ortsfesten Tankstellen, Tankwägen, Kesselwaggons und dergleichen möglich;
  • Bottom Loading mit Gaspendeln. Diese Füllmethode (Untenbefüllung) wird angewendet, wenn Stromerzeugungsaggregate oder Fremdstrom nicht erlaubt sind. Die für diese Betriebsart notwendige Druckluftversorgung der mContTA 10 m³ (für das Öffnen des Bodenventiles) wird von der Druckluftanlage des LKWs entnommen;
  • Befüllung mit eigener Pumpe (mindestens 300 l/min) mit Gaspendeln;
  • Domdeckelbefüllung im Anlassfall (z. B. totaler Blackout) durch die OMV.

Für die Kraftstoffentnahme stehen verschiedene Entnahmemethoden zur Auswahl. Bei der Fremdentnahme, Entnahme mit eigener Pumpe und beim Schlauchbetrieb verbleibt eine Restmenge von ca. 50 Litern im Tank:

  • Fremdentnahme mit Gaspendeln;
  • Entnahme mit eigener Pumpe (400 l/min) mit Gaspendeln. Die Entnahme erfolgt über die Pumpanlage der mContTA 10 m³;
  • Schlauchbetrieb ohne Gaspendeln;
  • Schwerkraftentnahme mit Gaspendeln. Bei der Entleerung verbleibt eine Restmenge von ca. 400 Litern im Tank.

Ausbildung zum Sachkundigen 

Die Bedienung der mContTA 10 m³ setzt hohes Fachwissen und fundierte Kenntnisse über den Betrieb der Anlage, Sicherheitsbestimmungen und Materialerhaltungsmaßnahmen voraus. Unter der verantwortlichen Federführung des Institutes Versorgung (InstVers) der Heereslogistikschule (HLogS) und der durchführenden Nachschub- und Transportkompanie des Stabsbataillons 4 wird in der Hessen-Kaserne in Wels aktuell der zweite Lehrgang „Sachkundigenausbildung an der mContTA 10 m³“ durchgeführt. Den zwölf Sachkundigen werden in einem einwöchigen Lehrgang die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt, damit alle Einsatzarten vorschriftsmäßig und fachgerecht durchgeführt werden können. Dabei werden die Lehrgangsteilnehmer in einer einsatzorientierten Ausbildung optimal auf ihre künftige, anspruchsvolle Tätigkeit vorbereitet. Im Februar 2024 wurde der erste Lehrgang dieser Art in der Hessen-Kaserne in Wels erfolgreich abgehalten. Voraussetzung für die Teilnahme an der „Sachkundigenausbildung“ ist die erfolgreich abgeschlossene Kaderanwärterausbildung 2
(KAAusb2), Feldzeugdienst (FzD) oder die KAAusb2 Transportwesen (TrspW).

Angedacht ist, dass die Ausbildungsinhalte zum „fachkundigen Bediener“ künftig sukzessive in ausgewählte, bereits bestehende Lehrgänge am InstVers integriert werden. Bis zur vollständigen Umsetzung wird das bereits ausgebildete Logistikpersonal in speziell konzipierten Fortbildungen von den bereits Ausgebildeten zu „fachkundigen Bedienern“ geschult.

Ausbildungsinhalte

Die Inhalte der Ausbildung decken ein breites Spektrum an Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten ab, fokussieren sich aber auf die praktische Ausbildung, zumal das theoretische Fachwissen bereits teilweise in der Kaderanwärterausbildung erworben wurde. Beispielsweise verfügen sowohl alle Absolventen der KAAusb2/FzD als auch der KAAusb2/TrspW über eine positiv abgeschlossene Gefahrgutlenkerausbildung. Absolventen der KAAusb2/TrspW bringen neben der Gefahrgutlenkerausbildung u. a. noch die Module „Geräteschulungen für Hakenladesysteme“, „Be-/Verlader“ sowie „Container-Packen“ mit.

Den Hauptanteil der praktischen Ausbildung nimmt die Handhabung der unterschiedlichen Betriebsarten ein. Der Lehrgangsteilnehmer muss vor Abschluss des Lehrganges in einsatzorientierten Übungssequenzen unter Beweis stellen, dass er alle Betriebsarten der mContTA 10 m³ selbstständig, standardisiert und umstandsangepasst erklären und anwenden kann. Der Auf- und Abbau, das Befüllen und Entleeren sowie das Betanken unterschiedlicher Fahrzeuge unter gefechtsmäßigen Bedingungen stellen hohe Anforderungen an die Lehrgangsteilnehmer und müssen deshalb intensiv trainiert werden. Auch das Abschlauchen (Umfüllen/Abziehen von einem Behälter in einen anderen) aus Eisenbahnkesselwaggons sowie das vorschriftsmäßige Aufnehmen und Absetzen des Containers werden geübt. Ein hohes Augenmerk wird bei dem Lehrgang auf die vorgeschriebenen Maßnahmen bei der Materialerhaltung gelegt. Die vorgeschriebenen Tätigkeiten der Benutzermaterialerhaltung werden praktisch durchgeführt. Sie umfassen neben der Reinigung und dem Abschmieren der beweglichen Teile an der Anlage die entsprechenden Sichtprüfungen und Funktionskontrollen sowie die technische Wartung des Stromaggregates.

Der Lehrgang schließt mit einer mündlichen/praktischen Prüfung im Prüfungsfach „Containertankanlagenbetrieb“ ab. Auch bei der Abschlussprüfung nimmt der praktische Teil den größeren Raum ein. Ausgebildete Sachkundige sind berechtigt, im Train-the-Trainer-Verfahren weiteres Personal zu „fachkundigen Bedienern“ zu schulen. Die Basismaterialerhaltung für mContTA 10 m³ fällt alle zwei Jahre an und muss bei zivilen Unternehmen durchgeführt werden. Bei dieser Materialerhaltungsstufe finden u. a. Kesselreinigungsarbeiten, der notwendige Dichtungstausch sowie das Aggregatservice statt.

Schutzausrüstung für das Bedienungspersonal

Die Sicherheit und der Gesundheitsschutz des Bedienungspersonals der mContTA 10 m³ sind sehr wichtig, weshalb für das Personal entsprechende Schutzausrüstungen beschafft und zur Verfügung gestellt werden. 
Zur Grundausrüstung für jedes Besatzungsmitglied gehören

  • ein Schutzhelm (Schutz des Kopfes vor Anstoßen, herabfallenden Teilen etc.),
  • eine Schutzbrille (Spritzschutz),
  • ein Paar Schutzhandschuhe (Hautbelastung durch Schadstoffe),
  • ein Overall,
  • ableitfähige Sicherheitsschuhe.

Der Overall ist aus schwer entflammbarem Material gefertigt und schützt den Bediener vor kurzzeitigem Kontakt mit Flammen und vor Hitzeübertragung. 

Einsatz 2025 

Analog zu den Beteiligungen der Jahre 2012, 2016 und 2020 wird Österreich im Jahr 2025 (erstmals für einen Zeitraum von zwölf Monaten) in der von Deutschland geführten EU-Battlegroup wieder die logistische Führungsrolle des Combat Service Support Battalion (CSSB) übernehmen. Die damit verbundenen Aufgaben umfassen insbesondere die Bereiche Nachschub, Instandhaltung und Transport. Gut ausgebildetes (Logistik-)Personal und die Bereitstellung von Ausrüstung und Technologien stellen dabei eine unverzichtbare Notwendigkeit für eine erfolgreiche Teilnahme dar. Für die Betriebsmittelversorgung stehen dem Bundesheer nunmehr neu adaptierte, nach internationalen Standards zertifizierte und allen Anforderungen von international gültigen Standards entsprechende mContTA 10 m³ bereit.

Oberrat Oberst dhmfD Mag. Johannes Schlapschy, MBA; Hauptlehroffizier an der Heereslogistikschule


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 3/2024 (399).

Zur Ausgabe 3/2024 (399)


 

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