• Veröffentlichungsdatum : 24.09.2024
  • – Letztes Update : 27.09.2024

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Führen lernen

Gerold Keusch

Damit Unteroffiziere im Gefecht erfolgreich sind, benötigen sie Erfahrung, Übung und ein fundiertes Fachwissen. Die Basis dafür ist die Ausbildung zum Wachtmeister und, in den meisten Waffengattungen, zum Gruppenkommandanten. Diese findet aktuell in Form der Kaderanwärterausbildungen statt.

„Aufklärungsergebnisse von Fernspähern haben ergeben, dass Red-Panther-Kräfte Richtung Norden durchsickern wollen. Kleinere Gruppierungen haben die Absicht, im Waldviertel unterzuziehen und dort kleinere Verfügungsräume zu errichten, um weitere Kräfte nachzuziehen. (…) Jägerzug gewinnt Verfügungsraum Gerotter Wald mit zwei Gruppen als verdeckte Kontrollposten, zwei Gruppen als innere Sicherung unter Einsatz von Sperren und Minen und verhindert ein Wirksamwerden der Red-Panther-Kräfte in diesem Raum.“

So lautet der Auszug aus der Lage und der Auftrag an den Jägerzug, die als Grundlage einer Ausbildungsübung der Kaderanwärterausbildung 2 dienen. Diese thematisiert zwei Verfahren zur Sicherstellung des Gefechtes: den Spähtrupp und den Kontrollpunkt. Die Auszubildenden sind Unteroffiziersanwärter, die in der 2. Jägerkompanie des Jägerbataillons 12 zum Kommandanten einer Jägergruppe ausgebildet werden. Während dieser siebenmonatigen Ausbildung werden den Lehrgangsteilnehmern alle Themen vermittelt, die sie als zukünftige Wachtmeister in der Waffengattung Jäger beherrschen müssen, von der Sicherung bis zum Angriff.

Die aktuelle Ausbildungswoche findet in Allentsteig statt. Von Montag bis Mittwoch gibt es die angesprochene Gefechtsübung, die als C-Übung organisiert ist. So bezeichnet man eine standardisierte Übungstype, die 48 Stunden umfasst und womit eine gewisse Anzahl von Aktiv- und Bereitschaftsstunden bzw. Tag- und Nachtstunden verbunden ist. Danach finden am Donnerstag und Freitag ein Gruppengefechtsschießen, eine praktische Ausbildung auf der Nahkampfbahn und ein Belehrungssprengen statt, bevor es wieder zurück in die Ostarrichikaserne geht.

Übungsablauf

Der Zugskommandant, Offiziersstellvertreter Guido R., erklärt den groben Ablauf der C-Übung: „Nach der Verlegung in den Übungsraum Allentsteig erhalten zwei Gruppen den Befehl, Kontrollpunkte einzurichten. Sie gewinnen im gesicherten Fußmarsch die Stellen, wo diese errichtet werden und betreiben sie für 24 Stunden, einschließlich aller Maßnahmen des Stellungs- und Sperrenbaues.“ Die beiden anderen Gruppen richten in der Zwischenzeit das Zugslager ein. Sie bauen die Gruppenzelte auf, errichten die Müllinsel, den Waschplatz und andere notwendige Dinge, um in den nächsten Tagen im Feld die Kampfkraft so gut wie möglich erhalten zu können.

„Am Nachmittag erhalten die beiden Gruppen, die das Lager einrichten, den Befehl zur Aufklärung. Dabei werden die Gruppen geteilt und vier Aufklärungsspähtrupps gebildet. Diese gehen zu den Kontrollpunkten und führen dort die nötigen Absprachen, vor allem für die Aufnahme, durch. Danach klären sie bis zum nächsten Morgen auf, kommen nach zwölf Stunden wieder zurück und geben die Ergebnisse bekannt.“ Nach 24 Stunden bei einer Station findet ein Wechsel statt. Die Gruppen, die in der ersten Nacht aufgeklärt haben, betreiben nun den Kontrollpunkt und die Soldaten vom Kontrollpunkt klären auf.

Kontrollpunkt

Die beiden Gruppen, die die Kontrollpunkte errichten und betreiben, haben den Auftrag, als Element der inneren Sicherung des Zuges unter Einsatz von Sperren und Minen ein Wirksamwerden des Gegners auf die Kompanie zu verhindern. Nachdem sie den Verfügungsraum bezogen haben, erhalten die Gruppenkommandanten den Befehl vom Zugskommandanten. Die weiteren Schritte sind:

  • Erstellen und Geben eines Gruppenbefehles für das Beziehen des Raumes des Kontrollpunktes;
  • gesicherter Fußmarsch in diesen Raum;
  • Einsatz einer Sicherung voraus, um den Kontrollpunkt zu errichten.

Nachdem die Sicherung eingesetzt ist, beurteilt der Gruppenkommandant das Gelände für den optimalen Einsatz der eigenen Kräfte beim Kontrollpunkt. Wesentliche Kriterien dabei sind:

  • unerwartetes Auftreffen auf die Sperre von außen;
  • Wahl der Hauptstellungen mit Wirkung auf und vor die Sperre sowie Festlegen von Ergänzungsstellungen zum Verhindern des Umgehens und Wirksamwerdens des Gegners von der Seite oder hinten;
  • Wahl des Gruppenunterstandes, verdeckt und dennoch nahe bei den Stellungen;
  • Festlegen sonstiger Einrichtungen wie Gefangenensammelort etc.

Nachdem der Gruppenkommandant seine Beurteilung beendet und daraus resultierend den Entschluss gefasst hat, erstellt er den Befehl für den Aufbau des Kontrollpunktes. Darin werden alle Details festgelegt, die die Soldaten benötigen, um als Gruppe ihren Auftrag zu erfüllen. Zeiten der Ablöse sind dort genauso festgelegt, wie das Verhalten bei Zivilisten oder verdächtigen Personen und andere Dinge mehr.

Komplexe Aufgabe

„Ich bin ständig bei der Gruppe und neben dem Gruppenkommandanten“, sagt der Ausbilder jener Gruppe, die den Kontrollpunkt einrichtet. „Ich lege Wert darauf, dass der Kommandant selbstständig führt. So kann ich feststellen, wo seine Schwächen und Stärken liegen und wo ich nachhaken muss.“ Wichtig sei, dass sich der eingeteilte Gruppenkommandant auf seine Tätigkeit konzentrieren könne, aber auch, dass er Unterstützung erhalte, wenn diese nötig sei. „Deshalb lasse ich mir von ihm den Einsatz erklären und gebe ihm Tipps bzw. mache ihn auf Fehler aufmerksam.“

Manchmal sei es auch notwendig, die Ausbildung zu unterbrechen. „Das Beurteilen des Geländes haben wir wiederholt, weil der Kommandant einige Sachen nicht bedacht hat, z. B. wo die feindliche Aufklärung ansetzen oder der Gegner uns umgehen kann“, erklärt der Ausbilder. Das Koordinieren der Tätigkeiten, das Erteilen von Aufträgen, aber auch die Einteilung des Dienstrades hätten wiederum gut funktioniert. Der Ausbilder ist zufrieden: „Kleinigkeiten kann man immer anders machen, aber für das erste Mal war die Leistung gut.“ Außerdem sei es auch nötig, Fehler zu machen, um aus diesen zu lernen.

Für die Kursteilnehmer ist es eine Herausforderung, in die Rolle des Gruppenkommandanten zu schlüpfen. Das „Umschalten“ vom Schützen zum Kommandanten ist schwierig, da die Kursteilnehmer organisationsbedingt zumeist als Schützen eingeteilt sind. Dennoch ist der Ausbilder zuversichtlich: „Nach einiger Zeit als Kommandant funktioniert es meistens ganz gut. Deshalb sind Übungen wie diese wichtig, bei denen die Lehrgangsteilnehmer eine Gruppe mehrere Stunden führen können.“

Die Tätigkeit eines Gruppenkommandanten im Gefecht ist komplex. Der Befehl des Zugskommandanten, seines Vorgesetzten, muss erfüllt werden. Dazu gilt es, die theoretischen Inhalte der Vorschrift in das Gelände zu übertragen. Dieses muss zuerst beurteilt werden, um dessen Einfluss auf die gegnerische und eigene Einsatzführung zu erfassen. Daraus wird – gemäß dem Auftrag – der Entschluss für den Einsatz der Gruppe gefasst. Dieser ist die Basis für die Anlage von Sperren, Stellungen, Unterständen etc. sowie für die Aufträge an die Schützen bzw. Trupps. Das Einrichten eines Kontrollpunktes ist eine weitere fordernde Führungsaufgabe. Einerseits muss dieser rasch seine Tätigkeit aufnehmen, andererseits müssen die Soldaten kampfkräftig bleiben. Daraus resultiert ein Dienstrad, das beide Umstände berücksichtigt und neben der Auftragserfüllung das Erhalten der Kampfkraft (Trinken, Schlafen, Essen etc.) im Fokus haben muss.

„Eine Gruppe im Gefecht zu führen, ist eine fordernde und schwierige Aufgabe!“, ist der Ausbilder überzeugt. „Ein Beispiel ist die Einnahme der Verpflegung. Der Kommandant muss organisieren, dass diese zur Gruppe kommt, und zwei Soldaten einteilen, die sie holen. Wenn die Verpflegung vor Ort ist, muss er festlegen, wer, wann, wo isst, da die Sicherung immer aufrechterhalten bleiben muss. Zusätzlich muss er darauf achten, dass alle genug zu essen bekommen, die Nahrung tatsächlich einnehmen und das Essen warm ist.“ Dieses Prozedere kann schon zwei Stunden dauern, währenddessen die Gruppe nur teilweise verfügbar ist. Da die Versorgung aber essenziell ist, muss diese genauso geübt werden wie Gefechtsabläufe. Bei einem Kontrollpunkt reichen diese vom Stellen und Abfertigen von Personen bis zur Abwehr eines Angriffes.

Erfahrung und Wissen

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich als Kommandant eingeteilt werde“, sagt der Lehrgangsteilnehmer, der aktuell die Jägergruppe führt. „Anfangs war ich nervös, aber dann bin ich ziemlich gut zurechtgekommen. Ich habe meine Aufgabe gut gemeistert und konnte Erfahrungen sammeln.“ Schwierig sei die Beurteilung des Geländes gewesen, z. B. für die Plätze der Alarmstellungen. Dabei waren die Tipps des Ausbilders hilfreich. Die Koordination der Aufgaben hätte gut funktioniert und auch die praktische Umsetzung, z. B. beim Sperrenbau. Das gelte auch für das Betreiben des Kontrollpunktes. Die Verbindung zum Kontrolltrupp an der Sperre sei gegeben, die Meldungen kämen pünktlich, die Schützen verhielten sich richtig und würden ihre Aufträge durchführen.

Der Lehrgangsteilnehmer war drei Jahre in einer Kaderpräsenzeinheit, wo er als Schütze tätig war. „In dieser Funktion habe ich kaum mitbekommen, wie fordernd die Tätigkeit als Gruppenkommandant ist. Jetzt weiß ich einigermaßen, was dieser alles tun muss, wieviel er bedenken muss und wie groß die Verantwortung gegenüber seinen Untergebenen, aber auch gegenüber seinem Vorgesetzten ist.“ Wie ist er mit dem bisherigen Verlauf des Lehrganges zufrieden? „Wir lernen jede Woche etwas Neues und werden gut auf unsere Funktion als Gruppenkommandanten vorbereitet.“ Ein wichtiger Aspekt für ihn sei, dass die Ausbildung streng anhand der im Bundesheer gültigen Vorschriften erfolge. Das sei nicht nur die Basis für seine Tätigkeit, sondern gäbe ihm auch die Sicherheit, seine Aufgaben richtig zu erfüllen. „Bis jetzt konnte ich viele gute Eindrücke und positive Sachen mitnehmen!“, zeigt er sich zufrieden. Die Möglichkeit, sich als Gruppenkommandant zu bewähren, wird er nach diesem Lehrgang erhalten. Dann steht für ihn ein Auslandseinsatz bei EUFOR in Bosnien und Herzegowina auf dem Kalender.

Spähtrupp

Jene zwei Gruppen, die sich im Bereich des Zuges aufhalten, haben den grundsätzlichen Auftrag, den Verfügungsraum des Zuges einzurichten, sich als Eingreifkraft zur Verfügung zu halten und sonstige Aufträge zu erfüllen. Nun erhalten sie den Auftrag, einen Spähtrupp durchzuführen, um einen möglichen Gegner aufzuklären. Dazu werden insgesamt vier Trupps, zwei je Gruppe, gebildet. Nachdem die Kommandanten den Befehl für den Spähtrupp vom Zugskommandanten erhalten haben, planen sie die nächsten Schritte. Diese sind:

  • Erstellen und Geben eines Vorbefehles für die Vorbereitungen;
  • Erstellen und Geben des Befehles für den Spähtrupp, der alle Informationen für die Soldaten enthält;
  • Marsch zu den vordersten Eigenen zur Absprache für die Aufnahme des Spähtrupps.

Entscheidend für die erfolgreiche Durchführung eines Spähtrupps sind unter anderem:

  • exakte Planung der Phasen unter Zuhilfenahme der Karte (Zeitanhalt: 10 Prozent Vorbereitung, 20 Prozent Hinmarsch, 40 Prozent Aufklärung, 20 Prozent Rückmarsch, 10 Prozent Zeitreserve);
  • Mitnahme der unbedingt notwendigen Ausrüstung (kein Helm, nur zwei Magazine, keine ABC-Ausrüstung etc.), um rasch, leise und dennoch kampfkräftig zu sein.
  • Geräusch-, Licht-, Sprech- und Funkdisziplin sowie ständige Sicherung, aber auch die Verbindung der Soldaten untereinander;
  • aufmerksames Verhalten, da ein Spähtrupp de facto „im Feindesland“ erfolgt, weshalb auch Sammelpunkte auf dem Marschweg festgelegt werden;
  • Verwenden möglichst vieler Beobachtungsmittel und exakte Aufzeichnung der Beobachtungsergebnisse (Skizze).

Der Spähtrupp wird – vom Verlassen der vordersten Eigenen bis zur Aufnahme bei der Rückkehr – insgesamt 12 Stunden dauern. Kurz vor 1800 Uhr führen die Kommandanten der Spähtrupps die Absprache mit den Kommandanten der Kontrollpunkte durch. Um 1800 Uhr verlassen sie diese und erreichen das Zielgebiet um 2130 Uhr. Ab 2230 Uhr haben die Soldaten ihre „Augen und Ohren“ auf den Gegner gerichtet und klären diesen bis 0230 Uhr auf. Danach sammeln sie und sprechen ihre Ergebnisse ab. Um 0300 Uhr beginnt der Rückmarsch, damit sie pünktlich um 0600 Uhr – so wie mit den vordersten Eigenen beim Kontrollpunkt abgesprochen – wieder zurückkehren.

Begleiten und bewerten

„Ich habe den Spähtrupp allein arbeiten lassen und hatte lediglich eine begleitende bzw. bewertende Funktion. Nur wenn mir wichtige Dinge aufgefallen sind, habe ich diese angesprochen“, sagt der Ausbilder, der den Ablauf jedoch vor dem praktischen Durchgang theoretisch erörtert hat. Mit dem Aufklärungsergebnis ist er nicht zufrieden: „Es gab nur wenige Ergebnisse, die auch nicht zufriedenstellend waren“, betont er. Dass dies so sei, könne aber auch daran gelegen haben, dass sich der Gegner am Aufklärungsziel gut positioniert und richtig verhalten habe, weshalb er kaum erkennbar gewesen sei.

Ein Spähtrupp ist eine fordernde Aufgabe. Hinsichtlich der Durchführung unterscheidet er sich deutlich von anderen Ausbildungsinhalten. „Man muss langsam und leise sein, vor allem in der Nacht, aber auch das Gelände ausnützen. Beim Hin- und Rückmarsch kann man nur etwa einen Kilometer in der Stunde zurücklegen. Der Gehörsinn ist insofern anders, weil auch leise Geräusche laut wirken, da man ständig Angst hat, entdeckt zu werden.“ Dazu käme noch, dass das Beziehen der Beobachtungsstelle nahe am Gegner erfolge und es den Druck des Vorgesetzten gäbe, ein detailliertes Aufklärungsergebnis zu liefern. Wenn das funktioniert hätte, müsse man aber auch wieder unerkannt zu den Eigenen gelangen. Dort gelte es, die nächste gefährliche Hürde zu überwinden, die Aufnahme durch die vordersten Eigenen.

Lehrreiche Herausforderung

„Aus meiner Sicht, hat es überraschend gut geklappt“, sagt ein Spähtruppkommandant. Ein paar Kleinigkeiten seien dennoch passiert. So hätte der Hinmarsch zu lange gedauert, wodurch die Aufklärung erst in der Finsternis möglich gewesen sei. Eine Schwierigkeit war es auch, sich bei Nacht in unbekanntem Gelände zu orientieren. Mit viel Konzentration, einem häufigen Karten-Gelände-Vergleich und ein paar Bächen als Orientierungshilfe habe das aber gut geklappt. Gut funktioniert habe auch die Aufnahme durch die vordersten Eigenen – ein in der Praxis gefährlicher Moment.

Der andere Spähtruppkommandant konnte ähnliche Erfahrungen sammeln. Einmal war es jedoch knapp: „Wir wurden beinahe entdeckt, nachdem wir die Beobachtungsstellen bezogen hatten. Plötzlich sind ein paar Soldaten vor uns aufgetaucht. Wir haben uns komplett ruhig verhalten, damit wir nicht erkannt werden. Das hat gut funktioniert.“ Die Spähtruppkommandanten sind mit ihrer Leistung zufrieden, denn: „Es war eine Herausforderung, aber es war auf jeden Fall interessant und lehrreich! Und das Wichtigste: Wir konnten den Gegner aufklären und sind nicht mit leeren Händen zurückgekommen.“

Dass sie etwa 15 Stunden lang die Gruppe führen konnten und die Ausbilder im Hintergrund blieben, sehen beide positiv: „Wenn ständig jemand sagt, was man tun oder lassen soll, lernt man nur wenig.“ Es müsse einen Handlungsspielraum geben und es müsse erlaubt sein, Fehler zu machen, da diese erst einen Lernerfolg ermöglichen würden. Ohne Ausbilder bei der Gruppe würde es aber auch nicht funktionieren: „Es ist – auch wegen der Sicherheit – wichtig, dass jemand da ist, der eingreifen kann, bevor etwas schief geht oder es sogar gefährlich wird.“

Ausbildungsplanung

De facto alle Ausbildungen beim Österreichischen Bundesheer sind hinsichtlich ihrer Dauer, Inhalte und Ziele klar geregelt. Wie die Ausbildungsziele zu erreichen sind, bestimmen die Kurs- und Ausbildungsleiter, der Kompaniekommandant und der Zugskommandant mit den Fachunteroffizieren der Kommando- und Versorgungsgruppe. Sie müssen die verfügbaren Mittel und Ausbildungsräume organisieren und bestmöglich nutzen, um mit den Lehrgangsteilnehmern die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Eine auf den einschlägigen Vorgaben basierende, detaillierte sowie flexible Planung, die auch kurzfristige Änderungen und Eventualitäten berücksichtigt, bildet die Basis, um dies zu schaffen.

Die konkrete Planung einer Ausbildungswoche und eines Ausbildungstages obliegt dem Zugskommandanten, dem Ausbildungsleiter. Dieser erteilt aufgrund seiner Planung den Ausbildern die Aufträge und Befehle für die Umsetzung. Letztendlich sind es aber die Ausbilder, die die Inhalte vermitteln, Rückmeldungen geben und die Lehrgangsteilnehmer mit Augenmaß – auch hinsichtlich ihres Potenzials – bewerten. Diese meist noch jungen Soldaten sind die direkten Ansprechpartner der Lehrgangsteilnehmer und für den Wissenstransfer verantwortlich.

Je besser ein „Rädchen in das andere greift“, desto rascher und effektiver können die Ausbildungsziele erreicht werden. Wenn es gelingt, mehrere Ausbildungsthemen zu verbinden, auf Gegenseitigkeit zu üben und es – trotz der Einschränkungen des Ausbildungsbetriebes – gelingt, ein Bild für ein größeres Ganzes zu vermitteln, ist der Grundstein für eine realistische Ausbildung gelegt. Zusätzlich gilt es dabei, die einschlägigen Vorschriften zu beachten, die die Basis für eine einheitliche, sichere und effiziente Auftragserfüllung im Bundesheer sind.

Kommandantenausbildung

De facto alle Berufssoldaten werden zum Kommandanten ausgebildet. Bei den meisten Unteroffiziersanwärtern ist das die Stufe des Gruppenkommandanten. Dieser führt nicht nur eine Gruppe, die – je nach Waffengattung – aus etwa acht Personen besteht, sondern bildet diese auch aus. Die Namen der Lehrgänge haben sich geändert, das gleiche gilt für die Kursorte. Früher fand die Ausbildung zum Gruppenkommandanten ausschließlich an der Waffen- und Fachschule statt, heute wird diese auch bei der Truppe durchgeführt.

Derzeit werden angehende Jäger-Gruppenkommandanten in drei Zügen ausgebildet. Neben Amstetten findet auch noch eine KAAusb2 in St. Michael/Steiermark und eine in Bruckneudorf statt. Bei speziellen Ausbildungen, für die ein qualifiziertes Fachpersonal benötigt wird, werden die drei Züge zusammengeführt, z. B. für die Alpinausbildung auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe (Steiermark) oder bei der Ortskampfausbildung auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig. Die „normalen Jägerthemen“ wie die Einsatzarten Verteidigung, Angriff oder Sicherung werden beim Verband ausgebildet. Das Personal der Heerestruppenschule unterstützt die Ausbildung, um eine einheitliche Ausbildung der drei Züge zu gewährleisten. Bei der beschriebenen Verlegung nach Allentsteig ist das ein Pionierunteroffizier für den Sperrenbau. Zusätzlich wird auf das Personal und die Ressourcen des Jägerbataillons 12 zurückgegriffen.

Resümee

„Die Lehrgangsteilnehmer kommen aus drei Bereichen. Es gibt jene, die erst im September eingerückt sind und somit ein halbes Jahr in den Streitkräften dienen, jene, die den Grundwehrdienst abgeleistet haben und jene, die bereits in einer Kaderpräsenzeinheit gedient haben. Interessant ist, dass alle drei Gruppen hinsichtlich des Ausbildungsstandes eigentlich auf dem gleichen Niveau sind“, stellt Guido R. fest. Die Defizite liegen vor allem beim Schützenverhalten, weshalb am Beginn dieses Ausbildungsabschnittes ein Angleichungsgefechtsdienst durchgeführt wurde. Zusätzlich wurden allgemeine Gefechtsdienstthemen wie Posten- oder Kampfaufträge wiederholt, um ein möglichst einheitliches Wissen für die weitere Ausbildung zu gewährleisten.

„In dem halben Jahr geht sich die Vermittlung der Themen gut aus. Dennoch ist die Zeit – wie immer eigentlich – zu kurz“, sagt der Zugskommandant. Um die Zeit effizient zu nutzen, gibt es Wochenschwergewichte. „Aktuell sind wir bei den Verfahren zur Sicherstellung des Einsatzes. In den nächsten beiden Wochen steht die Marschsicherung auf dem Programm. Parallel dazu finden der Nahkampf und der Pionierdienst statt, sowie die Körperausbildung.“ Die Waffenausbildung sei bereits abgeschlossen, inklusive der dazugehörigen schriftlichen und mündlich-praktischen Prüfungen. Themen waren das (schwere) Maschinengewehr 74, das überschwere Maschinengewehr M2, das Panzerabwehrrohr 66/79 und das Granatgewehr. Am Ende des Kurses findet die Gefechtsdienstprüfung statt, ebenfalls in schriftlicher und praktischer Form.

Das Fazit des Zugskommandanten: „Ich bin mit den Leistungen der Lehrgangsteilnehmer zufrieden! Sie sind diszipliniert und man merkt, dass sie Gruppenkommandanten werden wollen. Es ist angenehm mit ihnen zu arbeiten. Natürlich gibt es Kameraden, die sich etwas schwerer tun und noch in ihre Rollen als Kommandant finden müssen. Das ist aber normal.“

Hofrat Gerold Keusch, BA MA; Leiter Online-Medien in der Redaktion TRUPPENDIENST


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 3/2024 (399).

Zur Ausgabe 3/2024 (399)


 

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