• Veröffentlichungsdatum : 03.10.2024

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Kommandounteroffizier: Mission für alle

Rudolf Pfalzer

Seit Wochen und Monaten haben die Begriffe Mission Vorwärts, Aufbauplan 2032+ und Zielbild 2032 für einen emotionalen Aufschwung im Bundesheer gesorgt. Viele Investitionen wurden und werden getätigt, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Dringend benötigtes Gerät wird der Truppe zulaufen, manches ist bereits eingetroffen.

Bei all diesen Notwendigkeiten ist eine „Baustelle“ des Bundesheeres hervorgetreten, die Personalsituation. Wir brauchen deutlich mehr Personal, um auch in Zukunft die Aufträge erfüllen zu können. Hier kristallisieren sich drei besondere Herausforderungen heraus: erstens, bestehendes Personal halten, zweitens, neues Personal gewinnen und drittens, Personal motivieren. 

Vor allem junge Offiziere und Unteroffiziere verlassen das Bundesheer bereits nach einer kurzen Dienstzeit. Die Gründe sind vor allem bessere Umfeldbedingungen in der Privatwirtschaft bei vergleichbarer Qualifikation, das Nichterfüllen beruflicher Erwartungen bei der Truppe und mangelnde Perspektiven durch das Fehlen planbarer Karriereschritte. Mit welchen Maßnahmen wäre dem entgegenzutreten? 

Der militärische Umgangston bzw. das Imperativ der Befehlssprache ist ein unumstrittenes Gut der zielgerichteten Auftragserfüllung. Dennoch sind Untergebene zuallererst Kameraden mit Kompetenzen, beruflichen und privaten Bedürfnissen sowie persönlichen Zielen. Dies gilt übrigens auch für Vorgesetzte. Das Instrument in der Führungskräfteausbildung ist das Führungsverhalten und die damit zusammenhängende Kommunikationskompetenz.

Die emotionale Bindung zum Arbeitgeber Bundesheer ist wesentlich für eine positive Einstellung zum Beruf. Sie soll bei Grundwehrdienern, Berufssoldaten sowie bei der Miliz erhalten und gestärkt werden. Der Sinn und Zweck militärischer Landesverteidigung müssen zu jeder Gelegenheit „getrommelt“ werden. Die Überzeugung, das zu können muss in den Köpfen der Soldaten verankert werden. Warum dienen viele Soldaten gerne, obwohl es an allen Ecken und Enden zwickt? Weil sie wissen, wofür sie es tun!

Die Kader- und Offiziersanwärter werden mit ihren erworbenen Kompetenzen am „Tag der Wachtmeister“ bzw. am „Tag der Leutnante“ zur Truppe entlassen. Wie sie bei den Verbänden und Einheiten tatsächlich verwendet werden, erschließt sich ihnen erst, wenn sie dort ihren Dienst antreten. Die Erwartung ist, dass sie in ihrer Funktion eingesetzt werden, um ihr Handwerk in der Einheit zu erlernen. Oft ist die hohe Auftragslage eines Verbandes dem nicht förderlich. Für junge Offiziere und Unteroffiziere wäre eine „Schutzzeit“ von mehreren Monaten denkbar, damit sie Erfahrungen sammeln können.

Derzeit gibt es keine zwei Soldaten, die das gleiche Laufbahnbild haben. Zu divers ist der Dienst und zu unwägbar sind äußere Einflüsse auf den Verlauf einer Karriere. Gerade deswegen ist es sinnvoll, jungen Soldaten mögliche Entwicklungen zu zeigen und ihnen einen „Plan“ für ihren Weg zu geben. Dazu wurde des Laufbahnentwicklungsgespräches ins Leben gerufen. Auch dabei gilt es, positive Nachrichten zu senden. Mit dem „Abarbeiten und Speichern“ ist es nicht getan. Bei erfolgreichem Einsatz dieses Werkzeuges werden die Bedürfnisse der Einheit und des Bediensteten gleichermaßen berücksichtigt und ausgewogen bemessen.

Die positive und ehrliche Darstellung des Soldatenberufes sollte spätestens bei der Stellung erfolgen. Schon der erste Kontakt mit dem Bundesheer kann die Initialzündung für eine Soldatenlaufbahn sein. Der alte Spruch: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ gilt auch heute noch und viele Wehrtaugliche entscheiden sich erst bei der Stellung für das Militär oder den Zivildienst.

Besonders förderlich und motivierend ist, neben einem sinnvollen Dienst, die zeitgemäße Ausrüstung. Das Bundesheer geht bei der Beschaffung von Material und Ausrüstung mit der Zeit. Immer mehr technisch anspruchsvolles Gerät wird der Truppe zugeführt. Um dieses zum Einsatz zu bringen, benötigt es geeignetes Personal. Die dazu in Frage kommenden Personen sind aber auch bei anderen Dienstgebern gefragt und „umkämpft“. Was motiviert Menschen, den Beruf des Soldaten zu ergreifen, die Uniform anzuziehen und, bei der derzeitigen sicherheitspolitischen Lage, vielleicht sogar das eigene Leben zu riskieren? Eine Positionierung als attraktiver Arbeitgeber ist notwendig, z. B. durch Heeressportler als Testimonials. 

Das Bundesheer fördert viele Athleten in unzähligen Sportarten finanziell, mit Trainern und Infrastruktur. Nur das Hoheitszeichen und die Aufschrift „Unser Heer“ zu tragen, reicht aber nicht aus. Bei jedem Interview und jedem öffentlichen Auftritt sollten sie die Leistungen des Bundesheeres für den Sport und die Sicherheit Österreichs betonen. Bei Berufsmessen, Tage der offenen Türe oder Leistungsschauen sollten sie ebenfalls vor Ort sein. Zusätzlich könnten die bekanntesten Heeressportler bei Plakatkampagnen und Werbespots auftreten und sich bei einer „normalen“ Dienstverrichtung präsentieren. Unter dem Motto: „Gemeinsam mit den Besten“ könnten sie einen Beitrag zur Attraktivität des Soldatenberufes und für die Nachwuchsgewinnung leisten.

Die hier angeführten Überlegungen sind Beispiele, wie es uns allen gelingen kann, Personal zu halten, zu gewinnen und zu motivieren. Niemand kann alle, jeder aber einige davon umsetzen. Packen wir gemeinsam an!

Vizeleutnant Rudolf Pfalzer; Kommandounteroffizier der Heeresunteroffiziersakademie
 


Dieser Kommentar erschien im TRUPPENDIENST 3/2024 (399).

Zur Ausgabe 3/2024 (399)


 

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