Nationalitätenproblematik in der k.u.k. Armee
Ein Merkmal der k.u.k. Armee war die kulturelle Vielfalt ihrer Soldaten. Trotz abweichender nationaler Interessen und der unterschiedlichen Motivation der Angehörigen der Nationalitäten blieb die Armee bis Kriegsende funktionsfähig. Der militärische Zusammenbruch kann nicht auf das Nationalitätenproblem reduziert werden und ist nur im Zusammenhang mit der katastrophalen Versorgungslage gegen Ende des Krieges erklärbar.
Serie: Der Erste Weltkrieg in Europa
In der Habsburgermonarchie liefen seit geraumer Zeit die staatlichen Interessen den nationalpolitischen Ambitionen zuwider. Die Heeresführung der k.u.k. Armee betrachtete dementsprechend bereits zu Kriegsbeginn einen Teil der Mannschaft als unsichere Kantonisten. Besonderes Misstrauen hegte man im Militär gegenüber den Soldaten tschechischer Nationalität, da man bei diesen panslawistische und „staatsfeindliche“ Strömungen vermutete. Die „antimilitaristische“ Agitation der Nationalsozialisten um Václav Klofá?, die sich gegen das deutsch dominierte Offizierskorps und die deutsche Kommandosprache in tschechischen Heeres- und Landwehrregimentern richtete, hatte bereits in der Vorkriegszeit für erhebliche Aufregung gesorgt.
Unruhe hatten die wiederholten „Zde-Affairen“ nach sich gezogen, bei denen sich tschechische Reservisten geweigert hatten mit dem deutschen „Hier“ (auf Tschechisch: „Zde“) zu antworten. Zudem hatten Zwischenfälle bei tschechischen Reservistentransporten und proserbische Kundgebungen der Zivilbevölkerung während der Mobilisierungen 1908 und 1912 das Vertrauen in die Tschechen geschmälert. Ebenso kritisch wurde das anstehende Einrücken der ruthenischen (ukrainischen) Soldaten betrachtet, da man bei den Ruthenen, begründet durch ihre kulturelle Verwandtschaft zu den Russen, russophile Stimmungslagen vermutete. Dass in der ruthenischen Parteienlandschaft eindeutig ukrainophile und austrophile Tendenzen überwogen, irritierte die Erwartungshaltung nicht. Fraglich war auch die volle Zuverlässigkeit der Serben angesichts dessen, dass die Monarchie einen Krieg gegen das Königreich Serbien führte.
Als potenzielle Unsicherheitsfaktoren galten die italienischen und rumänischen Armeeangehörigen, da die Positionierung der Königreiche Italien und Rumänien zum ausgebrochenen Krieg noch nicht abgesehen werden konnte. Bei den Polen sollte jedenfalls der „Russenhass“ gegenüber sonstigen Ambivalenzen überwiegen. Weniger Bedenken hegte man gegenüber den katholisch-bäuerlichen Slowenen, Kroaten und Slowaken. Bezüglich der muslimischen Bosniaken, ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, wusste man noch nicht so recht, woran man war. Die loyale Einstellung der Deutschen und Ungarn stand aus Sicht des Militärs außer Zweifel.
Das k.u.k. Offizierskorps im Spannungsverhältnis der Nationalitäten
Die Tatsache, dass sich der multinationale Charakter der Streitkräfte beim Offizierskörper nicht widerspiegelte, sorgte im Ersten Weltkrieg für erhebliche Konsequenzen hinsichtlich des Gefechtswertes nicht-deutscher Formationen. Gemäß des militärstatistischen Jahrbuches 1911 waren 76,1 Prozent aller Berufsoffiziere Deutsche. Die übrigen Nationalitäten waren unterrepräsentiert beziehungsweise nur marginal vertreten.
Diese Spannungen machten sich besonders am Ende des Krieges bemerkbar. Auch wenn diese Zahlen zu Ungunsten der Deutschen zu korrigieren sind, da sie unter einem Deklarierungsdruck zu Stande kamen, demonstrierten sie die völlig unzureichende militärische Elitenbildung bei den nicht-deutschen Nationen. Besonders auffällig wird dies anhand der Unterrepräsentanz der Tschechen, da diese als Volk mit der höchsten Maturantenquote in der Monarchie alle bildungstechnischen Voraussetzungen für Offizierskarrieren besaßen.
Auf die Tschechen übte die deutsch dominierte Armee aber nur eine geringe Anziehungskraft aus, materielle Vorteile konnten die Streitkräfte aufgrund der verhältnismäßig dürftigen Verdienstmöglichkeiten ohnehin keine bieten. Ausgeglichener stellten sich die Verhältnisse bei den Reserveoffizieren dar. Deutsche waren hier im Verhältnis zum Anteil an den Berufsoffizieren mit 56,8 Prozent schwächer vertreten, bei Magyaren (24,5 Prozent) und Tschechen (10,6 Prozent) ergab sich eine stärkere Präsenz.
Wie kaum ein anderer Armeeteil wurde das Berufsoffizierskorps durch die schweren Verluste der Einleitungsfeldzüge getroffen, was zur Folge hatte, dass in nicht-deutschen Truppenkörpern vermehrt auf Offiziere zurückgegriffen werden musste, die die Regimentssprachen nur unzureichend beherrschten. Dies zog in nicht-deutschen Formationen erhebliche Kommunikationsprobleme nach sich. Als Regimentssprache galt jene Sprache, die von mindestens 20 Prozent der Mannschaften gesprochen wurde.
In Friedenszeiten war sie vom Offizier mindestens bis „zum Dienstgebrauch genügend“ zu erlernen, was allerdings keine allzu hohe Sprachkompetenz implizierte. Die 80 zentralen Befehle wurden in der Kommandosprache erteilt. Diese war im k.u.k. Heer und der k.k. Landwehr Deutsch, in der k.u. Landwehr (Honvéd) Ungarisch, im kroatisch-slawonischen Landwehrteil Serbokroatisch. Die hohen Offiziersverluste bedingten zudem, dass in immer höherem Maße auf Reserveoffiziere zurückgegriffen werden musste. Dass der Großteil der Kompaniekommandanten Reserveleutnante waren, erwies sich ab dem Karpatenwinter 1914/15 als keine Seltenheit.
Als Zugskommandanten fungierten mehrheitlich (Reserve-)Kadettaspiranten. Letztere waren blutjunge Maturanten oder Frequentanten einer Oberstufe, denen (kriegsbedingt unter erleichterten Bedingungen) das Recht auf einjährigen Präsenzdienst verliehen worden war und die nach (mindestens) zwölfwöchiger Ausbildung an die Front gingen. Angesichts dessen, dass die ab 1914 eingezogenen Rekruten auch nur mehr acht Wochen ausgebildet wurden, erodierte die für den Gefechtswert überaus relevante Primärgruppe unter diesen Voraussetzungen zusehends.
Während die Berufsoffiziere in ihrem Selbstverständnis ganz auf den Monarchen und überstaatlich orientiert waren, konnte dies von den Reserveoffizieren, die oftmals einem bürgerlich-nationalen Milieu entstammten, nur in eingeschränktem Maße behauptet werden. In diesem Sinne führte auch die rasche Beförderung von Reserveoffizieren zu Spannungen, die die innere Fragmentierung der Regimenter der k.u.k. Armee begünstigte.
Die Tschechen
Die Mobilisierung des Sommers 1914 vollzog sich zum Erstaunen zahlreicher Militärs völlig problemlos. Vieles spricht dafür, dass die allgemeine Kriegsbegeisterung in der Monarchie auch vor den Slawen keinen Halt machte. Bei den Tschechen sollte jedoch rasch eine Ernüchterung eintreten.
Aufgrund dessen, dass der Einsatz der tschechischen Soldaten im Ersten Weltkrieg von allen Nationalitäten die mit Abstand meisten Fragen aufwarf, soll diesen hier der meiste Platz eingeräumt werden. Da sich die zahlreichen problematisierten Einzelfälle bei genauerer Betrachtung stets als weit komplexer darstellen, als etwa im Generalstabswerk oder vom Armeeoberkommando (AOK) suggeriert, muss sich der folgende Überblick auf die bekanntesten und wichtigsten Fälle beschränken.
Das Infanterieregiment 36 in der „Schlacht am San“
Die Haltung der Tschechen an der Ostfront wurde erstmals erörtert, nachdem das 4. Armeekommando (AK) dem Infanterieregiment (IR) 36 (Jungbunzlau, 95 Prozent Tschechen) und dem Landwehr-IR 30 (Hohenmauth-Königgrätz, 68 Prozent Tschechen, 28 Prozent Deutsche) vorgeworfen hatte, Teile hätten sich bei den Gefechten am 20. bzw. 26. Oktober 1914 ohne „Widerstand bis zum Äußersten“ den Russen ergeben. Das AOK instrumentalisierte diese Vorfälle einseitig gegenüber den böhmischen Zivilbehörden, indem es diese als durch „staatsfeindliche“ und „antimilitaristische“ Agitation begründet bezeichnete.
Die Akten ergeben ein differenzierteres Bild: Entgegen falscher Situationsmeldungen an die Kommanden hatte das IR 36 bei der zerstörten Sanbrücke an der Straßenverbindung Wysocko-Ostrów nie eine Position unmittelbar am San (Anm.: Fluss in Südostpolen) errichten können. Die ungenügende Sansicherung und Lücken in der Front der übergeordneten böhmischen 10. Infanteriedivision (ID; Josefstadt) erlaubten es den Russen, in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober einen Angriff über den San zu forcieren und der Gruppe Maurovi? des IR 36 in beide Flanken zu fallen.
Der Kommandant des 3. AK, General Boroevi?, machte in diesem Zusammenhang primär den örtlichen Befehlshabern aufgrund der ungenügenden Vorkehrungen zur Absicherung des Sanufers Vorwürfe. Bataillonskommandant Julius Maurovi? verübte noch während des Gefechtes Suizid. Teile des IR 36 ergaben sich ohne entschiedenen Widerstand, indem sie rasch die Gewehre vor die Stellungen warfen, weiße Fahnen schwenkten und die Hände hoben. In den Verlustlisten standen den neun Toten und 137 Verwundeten 789 Vermisste und Kriegsgefangene gegenüber.
Ein Artillerieoffizier meinte beobachtet zu haben, dass die gefangen genommenen 36er mit den Russen „verbrüdert“ abgezogen seien. Einzelne Soldaten sollen dem Gegner mit den Worten „Wir sind Böhmen, wir sind eins“ entgegengelaufen sein. Dennoch ist es unzulässig, die offensichtlich mindere Einsatzmotivation der Mannschaft auf politisch-ideologische Faktoren zu reduzieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Soldaten, in versumpften Befestigungen positioniert, durch die Versorgungsmängel und die herrschende Cholera demoralisiert waren.
Das Landwehr-IR 30
Das Landwehr-IR 30 war während der Formierung des russischen Brückenkopfes im Bereich der 10. Infanteriedivision tagelang erfolglos gegen die russischen Stellungen angerannt und durch die hohen Verluste und der Cholera destabilisiert. Als die Nachbargruppe des Landwehr-IR 30 in Fehlinterpretation eines Befehles am Morgen des 26. Oktober 1914 irrtümlich abzog, ergab sich in der Front eine Lücke, durch die die Russen in die Flanke des Landwehr-IR 30 dringen konnten. In taktisch hoffnungsloser Situation und ohne Rückzugsmöglichkeit ergaben sich Teile des Truppenkörpers geordnet und ohne Widerstand. Die Russen sammelten die vor die Stellung geworfenen Waffen ein und holten die Soldaten gruppenweise ab. Einzelne Russen und Tschechen sollen sich dabei die Hand gereicht haben.
Das IR 28
Für großes Aufsehen sorgte der „Verrat“ des IR 28 (Prag, 95 Prozent Tschechen) bei Esztebnekhuta am 3. April 1915. Einer jüngeren wissenschaftlichen Untersuchung zu diesem Gefecht folgend, kann ein Verrat im Sinne eines Einverständnisses zwischen den 28ern und dem Gegner jedoch ausgeschlossen werden. Nachdem die Russen durch einzelne Überläufer über die Schwachpunkte der Stellung des IR 28 informiert worden waren, gelang es ihnen beim I. Bataillon, das sich überwiegend aus dem zuvor eingereihten VIII. Marschbataillon formierte, durchzubrechen und die übrigen Teile des Truppenkörpers zu umfassen. Die Hauptstellung des IR 28 wies erhebliche Mängel auf, da durchgehende Drahthindernisse und ausreichend widerstandsfähige Schützengräben fehlten. Erschöpfung und der schlechte Gesundheitszustand beeinträchtigen den Gefechtswert des Infanterieregimentes. Nur 276 Mann kehrten aus dem Gefecht zurück. Die Verlustlisten wiesen 124 Tote, 32 Verwundete, 645 Vermisste und 660 Kriegsgefangene aus.
Am 17. April 1915 billigte der Monarch die strafweise Auflösung des IR 28. Bei den Untersuchungen zum Zusammenbruch des IR 28 kamen haarsträubende Verhältnisse beim Ersatzbataillon zu Tage. Dessen Kommandant, Oberst Kr?ek, soll die Aufrechterhaltung der Disziplin zugunsten regelmäßiger Wirtshausbesuche, bei denen sich gravierende Exzesse ereigneten, vernachlässigt haben. Der Kommandant des VIII. Marschbataillons soll „schwerer Alkoholiker“ gewesen sein. Nachdem sich das von der Auflösung verschont gebliebene XI. Marschbataillon in der 1. Isonzoschlacht besonders bewährt hatte, bewilligte der Monarch am 22. Dezember 1915 die Wiederaufstellung des IR 28.
Die Schlacht bei Zborów
Für das spätere Selbstverständnis in der Tschechoslowakei spielte die Schlacht bei Zborów am 2. Juli 1917 eine bedeutende Rolle. Der auf Seiten der Russen eingesetzten tschechischen Legion (die sich aus österreichischen Kriegsgefangenen formierte) gelang es, bei den IR 35 (Pilsen, 60 Prozent Tschechen, 39 Prozent Deutsche) und IR 75 (Neuhaus, 79 Prozent Tschechen, 20 Prozent Deutsche) einzubrechen und die böhmische 19. Infanteriedivision (Pilsen) mehrere Kilometer zurückzuwerfen.
Mutmaßlich erfuhren beide Seiten erst während des Gefechtes, dass es sich beim Gegner ebenfalls um Tschechen handelte. Mängel im Stellungssystem der 19. Infanteriedivision begünstigten den russischen Erfolg. Deutschnationale Abgeordnete bauschten die Ereignisse im Reichsrat auf und instrumentalisierten sie gegen die tschechischen Parteien. Während in Österreich die Schlacht bei Zborów fortan als Sinnbild für den tschechischen „Verrat“ im Ersten Weltkrieg galt, wurde der 2. Juli 1917 in der Tschechoslowakei zum Feiertag erhoben.
Das IR 36 bei Sieniewa
Der schwerwiegendste und folgenreichste Zusammenbruch eines tschechischen Truppenkörpers ergab sich beim IR 36 (Jungbunzlau, 95 Prozent Tschechen) in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai 1915 bei Sieniewa (Sieniawa). Die angreifenden Russen waren ohne wahrnehmbares Feuergefecht in der Lage, das auf einem mit sechs Reihen Stacheldraht stark ausgestalteten Höhenstützpunkt positionierte IR 36 zu durchbrechen. Abgesehen von nur 21 Toten und Verwundeten wurden die beiden betroffenen Bataillone ohne wesentliche Gegenwehr gefangen genommen.
In der Folge vermochte der Gegner, die an das Jungbunzlauer Regiment angrenzenden Truppenkörper zu umfassen und aufzureiben. Die hinter dem IR 36 in Stellung gewesene schwere Artillerie ging zu großen Teilen verloren. Einzelne Artilleriegruppen sahen sich plötzlich den Russen gegenüber, ohne einen Kampf in der Infanterielinie bemerkt zu haben. Die übergeordnete 10. Infanteriedivision musste den Brückenkopf von Sieniewa aufgeben und verlor 7 790 Mann, neun Geschütze (davon sieben schwere 15-cm-Haubitzen) und zwölf MGs. Der Kriegsgefangenenzug der 36er soll beim Marsch durch die russische Etappe gefeiert haben. Divisionskommandant Artur Edler von Mecenseffy machte den „Verrat“ der Mannschaften des IR 36 für das Debakel verantwortlich und beantragte die strafweise Auflösung des Truppenkörpers.
Am 16. Juli 1915 wurde diese durch den Monarchen bewilligt, im Gegensatz zum IR 28 erhielt das IR 36 keine Möglichkeit sich zu rehabilitieren. Die Akten zeigen jedoch, dass die Vorkommnisse bei Sieniewa weit komplexer waren, als vom AOK oder Mecenseffy dargestellt. Tatsächlich attackierten die Russen das IR 36 erst im Laufe des Gefechtes, nachdem sie an den Flügeln des Brückenkopfes abgewiesen worden waren und den Schwachpunkt der Front ertastet hatten. Dass die 36er im Einverständnis mit den Russen standen und diese das Regiment gezielt angriffen, ist dementsprechend nicht haltbar.
Der mangelnde Gefechtswert des Jungbunzlauer Regimentes ist nicht nur auf die nationalpolitische Verankerung der Mannschaften und daraus folgernde Handlungsdispositionen zurückzuführen: Aufgrund von Ausbildungs- und Materialmängeln befand sich keine einzige MG-Abteilung des IR 36 in der Front. Das X. Marschbataillon war nicht einmal 48 Stunden vor dem russischen Angriff in den Truppenkörper eingereiht worden. Mehr als die Hälfte der Offiziere gelangte erst mit dem X. Marschbataillon (wieder) zum Feldkörper. Der Offizierskörper konnte insofern keine eingespielte Einheit darstellen. Von den aktiven Offizieren des Regimentes war ein einziger Tscheche (dieser diente nach seiner Gefangennahme in der tschechischen Legion), alle übrigen waren Deutsche, die Tschechisch nicht oder kaum beherrschten.
Regimentskommandant Oberst Hohenberger litt an einer eiternden Kopfverletzung und ging nach dem Gefecht als verwundet ins Hinterland ab. Der Kommandant des Bataillons, bei dem der russische Durchbruch erfolgte, soll alkoholisiert gewesen sein. Die Mannschaften waren seit der Schlacht bei Gorlice-Tarnów beinahe ununterbrochen im Gefecht gestanden und übermüdet. Das Debakel bei Sieniewa lässt sich zudem kaum (wie dies Mecenseffy vertrat) einseitig auf den Zusammenbruch des IR 36 reduzieren. Brigadekommandant Szende verweigerte den vom Divisionskommando angeordneten Rückzug und wurde für die Verluste seiner Brigade zweifelsohne mitverantwortlich.
Die schwere Artillerie war entgegen des Ratschlages des Artilleriebrigadiers unnötig offensiv (unmittelbar hinter dem instabilen IR 36) massiert worden und ging nach dem Einbruch sofort verloren. Die Divisionsreserve IR 82 befand sich zu weit entfernt jenseits des San, wurde beim Überschreiten der Sanbrücke durch Trains und abziehende Artillerie blockiert und konnte erst verspätet ins Gefecht eingreifen. Diese Darlegungen zeigen, dass es für einen Divisionskommandanten sehr praktikabel sein konnte, eine Niederlage, die viele Ursachen hatte, auf einen tschechischen „Verrat“ zu reduzieren. Das AOK verband den Antrag auf Auflösung des IR 36 mit einem Antrag auf Einsetzung eines Generals als Statthalter in Böhmen. Wie in vielen ähnlichen Fällen verkürzte das AOK den fraglichen Sachverhalt bewusst, um ihn gegenüber den Zivilbehörden instrumentalisieren zu können.
Zusammenbrüche und deren Ursachen
Zusammenbrüche ohne entsprechende Gegenwehr ereigneten sich im Speziellen ab dem Karpatenwinter 1914/15 an der Ostfront bei Verbänden jeder Nationalität und ergaben sich schlicht aus der strukturellen Destabilisierung der k.u.k. Armee. Hier kann ebenso auf die Massengefangennahmen bei den Kaiserjägern bei Stróza (nordwestlich Rudnik nad Sanem) am 2. Juni 1915 verwiesen werden. In Hinblick auf die 10. Infanteriedivision, die sich aus sechs überwiegend tschechischen Infanterietruppenkörpern formierte, sind jedoch bis Oktober 1915 insgesamt elf Fälle nachweisbar, bei denen ganzen Abteilungen (nicht grundlos) vorgeworfen wurde, ohne entsprechenden Widerstand in Kriegsgefangenschaft gegangen zu sein.
Eine derartige Anhäufung von Kapitulationen und Zusammenbrüchen ist bei Divisionen anderer Nationalitäten nicht dokumentiert. Diese Instabilität muss in nicht unwesentlichem Maße auf die im Durchschnitt niedrigere Einsatzmotivation der tschechischen Soldaten zurückgeführt werden. Dennoch kann kein einziger Zusammenbruch von Verbänden der 10. Infanteriedivision ausschließlich auf die nationalpolitische Verankerung der Mannschaften und daraus folgernde Handlungsdispositionen reduziert werden. Alle ergaben sich aus einem konkreten situativen Kontext in Kumulation mit sonstigen widrigen Faktoren (Führungsversagen, ungünstige taktische Lage, Versorgungsmängel, Cholera etc.). Auch kann hinsichtlich der tschechischen Soldaten generell nicht behauptet werden, dass diese der k.u.k. Armee programmatisch entgegenarbeiteten oder danach trachteten, mit den Russen planmäßig zusammenzuwirken.
Ein Verrat eines tschechischen Truppenkörpers ist in dem Sinne, dass die Mannschaften bewusst eine Niederlage herbeiführten, auch außerhalb der 10. Infanteriedivision nie vorgekommen. In ungünstige Lagen gedrängt, gaben jedoch mehrheitlich tschechische Verbände im Durchschnitt eher nach. Die geringe Einsatzmotivation ist nicht darauf zurückzuführen, dass ein Gros der Tschechen bereits zu Kriegsbeginn der Monarchie feindlich gegenübergestanden wäre, sondern auf die mangelnde Identifikation der Tschechen mit dem Krieg gegen Russland und Serbien.
Viele Tschechen empfanden den Feldzug gegen die Russen als Krieg der Deutschen gegen die Slawen und konnten dessen Sinn aus Sicht der eigenen Nation nicht nachvollziehen. Von der Südwestfront sind Erosionserscheinungen bei böhmischen Formationen, wie sie sich an der Ostfront regelmäßig ereigneten, nicht bekannt.
Die Ruthenen
Die Haltung ruthenischer Verbände wurde von der Heeresführung wiederholt thematisiert, temporäre Verfallserscheinungen wie bei manch tschechischem Truppenkörper sind jedoch im Speziellen für die ersten Kriegsjahre nicht nachweisbar. Friktionen sind besonders hinsichtlich der 11. Infanteriedivision (Lemberg) im März, Oktober und November 1915 sowie während der Brussilow-Offensive dokumentiert. Der Kommandant der 7. Armee, General Pflanzer-Baltin, forderte bereits im Dezember 1914 den sukzessiven Austausch von 6 000 bis 7 000 „wenig verlässlichen“ Ruthenen der Gruppe Hoffmann.
Ab September 1915 wurden „unzuverlässige“ Ruthenen und Polen bei den galizischen Ersatzbataillonen ausgeschieden und als „Ersatztransporte Südwest“ an die italienische Front gesandt. Ein mögliches Motiv für Desertionen ergab sich aus der Sachlage, dass während der russischen Besetzung Galiziens Gerüchte unter den ruthenischen Mannschaften grassierten, die Russen würden ruthenischen Kriegsgefangenen erlauben, in ihre Heimat zurückzukehren. Nach der Wiedereroberung Galiziens wirkte sich das harte Vorgehen der militärischen Stellen gegen vermeintliche Verräter unter der Zivilbevölkerung wohl kontraproduktiv auf die Motivation der Rekruten aus. Ebenso schufen unverhältnismäßige Requirierungen der Truppen keine Sympathien.
Serben
Bei den serbischen Mannschaften, denen die Heeresführung besonders misstraute, waren bereits frühzeitig Sicherungsvorkehrungen beschlossen worden. „Unzuverlässige“ Serben wurden aus den bosnisch-herzegowinischen Ersatzbataillonen gezogen und in Arbeiterabteilungen eingeteilt. Ab dem VIII. Marschbataillon mussten bosnisch-herzegowinische Marschformationen aus mindestens 67 Prozent Katholiken (Kroaten) und Muslimen bestehen.
Bosnische Marschformationen, die für die Südwestfront bestimmt waren, durften maximal 50 Prozent Serben ausweisen. Gerade die bosnisch-herzegowinischen Truppen galten im Ersten Weltkrieg jedoch als Eliteformationen mit hohem Gefechtswert. Temporäre Verwerfungen sind beispielsweise hinsichtlich des bosnisch-herzegowinischen IR 2 dokumentiert. Ein weitgehend serbisches Bataillon soll sich an der Ostfront am 20. Dezember 1914 fast kampflos ergeben haben.
Von der 4. Kompanie des bosnisch-herzegowinischen IR 1, die sich aus einer ehemaligen serbischen Arbeiterkompanie formierte, desertierten in der Nacht vom 6. zum 7. Jänner 1915 ein Feldwebel und 82 Mann, in der Nacht vom 7. zum 8. Jänner 1915 erneut 98 Mann. Bei genauer Betrachtung scheinen letztere Vorgänge jedoch kaum ausschließlich auf nationalpolitische Faktoren reduzierbar. Laut Erhebungen waren die Desertionen von Feldwebel Curic organisiert worden. Dieser war am 6. Jänner mit einem Fähnrich in Streit geraten und von diesem geohrfeigt worden. Das zuständige Korpskommando mutmaßte, der verletzte Stolz habe Curic zur Desertion bewegt.
Trotz der erheblichen Vorbehalte gegenüber den serbischen Mannschaften gab es letztlich wenige Anlassfälle, die derartige Anschuldigungen rechtfertigen könnten, die dokumentiert sind. Bei den serbischen Soldaten in ungarischen und kroatischen Truppenkörpern könnte die kulturelle Prägung der Heimat durch die Militärgrenze „unsoldatischem“ oder „unmännlichem“ Verhalten entgegengewirkt haben.
Italiener
Bis zum italienischen Kriegseintritt zeigte die Heeresführung an der Problematisierung der Haltung der italienischen Mannschaften der k.u.k. Armee wenig Interesse. Mit dem 6. August 1915 setzte eine systematische Abgabe von an der Südwestfront verwendeten Italienern ein. Die bevorzugt bei der 7. Armee eingesetzten „Ersatztransporte Nord“ sorgten an der Ostfront für keine Komplikationen. Das Kriegsministerium beschloss am 15. Juli 1915, dass die Kaiserjägerregimenter über mindestens 75 Prozent Deutsche und maximal 25 Prozent „absolut verlässliche“ Italiener verfügen sollten, überzählige Italiener waren in Arbeiterabteilungen einzureihen. Die auf dem italienischen Kriegsschauplatz verbliebenen italienischen Soldaten erwiesen sich durchaus als militärisch verwendbar. Das Kommando der Südwestfront selbst sprach sich wiederholt gegen einen „wahllosen Abschub italienischer Mannschaft“ aus.
Rumänen
Die rumänischen Soldaten blieben bis ins Jahr 1916 unauffällig. Für Misstrauen sorgte hier lediglich die latente Desertionsbewegung von Siebenbürger Ersatzbataillonen über die rumänische Grenze. Bis Ende Jänner 1915 sollen sich 600 Deserteure nach Rumänien abgesetzt haben. Schwierigkeiten ergaben sich bei der 38. Honvéddivision, im Speziellen dem 21. Honvédregiment (Klausenburg-Nagyenyed, 62 Prozent Rumänen, 34 Prozent Ungarn) im April 1916. Nach Angaben des Generalkommandos Korps Bothmer habe sich ein Bataillon des Regimentes am 11. April „ohne Gewehrschuß“ ergeben.
Am 24. April soll eine rumänische Patrouille den ungarischen Patrouillenführer erschossen haben und sodann desertiert sein. An der Destabilisierung der Formationen waren die zuständigen Offiziere mutmaßlich nicht unschuldig. Nach Angaben des Adjutanten des 21. Honvédregiments seien die Nerven des Bataillonskommandanten Major Gönzy „infolge übermäßigen Alkoholkonsums derart angegriffen [gewesen], daß er weder in normalem noch berauschtem Zustand zurechnungsfähig“ war.
Das Gros der Offiziere der 38. Honvéddivision war des Rumänischen nicht mächtig und konnte auf die Mannschaften nicht einwirken. Nach der rumänischen Kriegserklärung wurden mehrere Tausend Rumänen aus der 1. Armee herausgezogen und an den nördlichen Teil der Ostfront und die Südwestfront abgegeben. Die bei der 1. Armee verbliebenen „zuverlässigen“ Rumänen sorgten selbst im Feldzug gegen Rumänien für keine Friktionen. Aufsehen erregte bei der Heeresgruppe Woyrsch das IR 64 (Broos, 86 Prozent Rumänen), von dem in der Nacht vom 12. zum 13. November 1916 zahlreiche Reserveoffiziere desertierten. Das IR 64 wurde in der Folge an die Südwestfront abtransportiert.
Der Fall Pivko
Wiewohl der Krieg nicht bei allen Nationalitäten auf dieselbe Akzeptanz stieß, kann hinsichtlich keiner einzigen Gruppe von Armeeangehörigen festgehalten werden, dass diese der Monarchie oder den Streitkräften programmatisch oder planmäßig entgegenarbeitete und in diesem Sinne als „5. Kolonne“ fungierte.
Verrat im Sinne eines organisierten Widerstandes beschränkte sich auf Einzelpersonen. Die diesbezüglich berühmteste Causa war der Fall des Reserveoberleutnants Dr. Ljudevit Pivko. Dieser war Slowene, im Zivilleben Mittelschulprofessor und im September 1917 interimistischer Bataillonskommandant im bosnisch-herzegowinischen IR 1. Bei Carzano an der Tiroler Front beschloss Pivko, nicht nur überzulaufen, sondern zudem den italienischen Einbruch in seinen Bataillonsabschnitt zu gewährleisten. Pivko scharte fünfzig Gefolgsleute um sich, hauptsächlich Serben und Tschechen, darunter mehr als zehn Offiziere.
Der Oberleutnant stellte erfolgreich einen Kontakt zu den Italienern her, gegenüber diesen bezeichnete er sich als „Irredentist“ (Anm.: Eine Ideologie, die auf die Zusammenführung möglichst aller Vertreter einer bestimmten Ethnie in einen Staat mit festen Territorialgrenzen hinzielt), als „Slawe“ und als „kein Österreicher“. Für den abgesprochenen italienischen Angriff in der Nacht vom 17. zum 18. September 1917 standen fünf Bataillone bereit. Mit Schlafmitteln und Opium setzten die Verschwörer die eigenen Mannschaften außer Gefecht und nahmen diesen einen Teil der Munition, der Handgranaten und der Leuchtraketen ab. Der Strom für den Drahtverhau wurde abgeschaltet.
Aufgrund des nur zögerlichen Vorgehens der Italiener gelang es kleinen Gruppen, deren Angriff aufzuhalten, bis österreichisch-ungarische Verstärkungen eintrafen. Der italienische Einbruch scheiterte, Pivko konnte jedoch zum Gegner flüchten und wurde im SHS-Staat (Anm.: Staat der Serben, Kroaten und Slowenen) zum Volkshelden.
Die Nationalitäten an der Südwestfront
Der Heeresführung fiel auf, dass sich zahlreiche Truppenkörper (vor allem slawischer Nationalität) an der Südwestfront weit stabiler als an der Ostfront hielten. Die Militärhistoriografie der Zwischenkriegszeit führte dies auf die aggressiven Expansionspläne Italiens gegenüber slowenischem und kroatischem Gebiet und eine slawische Solidarität innerhalb der Habsburgermonarchie zurück. Auch wenn nicht zu leugnen ist, dass etwa bei den Tschechen der Defensivkrieg gegen Italien anders betrachtet wurde als der Angriffskrieg gegen das slawische Russland, scheint es nicht gerechtfertigt, die Stabilität an der Südwestfront auf derartige Faktoren zu reduzieren.
Die Redimensionierung des Krieges und die räumliche Begrenztheit an der Südwestfront wirkten Auflösungserscheinungen wie an der Ostfront in mehrerlei Hinsicht entgegen. Der Stellungskrieg reduzierte die Anforderungen an die Soldaten auf Grunderfordernisse: Trotz Mangelernährung, Trommelfeuer und aller Widrigkeiten, die ein Gebirgskrieg mit sich brachte, psychisch durchzuhalten und im Falle eines Angriffs aus dem Schützengraben zu schießen. Physische Defizite und Ausbildungsmängel, die sich bei weiträumigen Märschen und Operationen an der Ostfront rasch zeigten, kamen an der Südwestfront weniger zur Geltung. Die Enge des Raumes erschwerte Bestrebungen zu desertieren und sich etwa bei einem Rückzug in den nächsten Wald abzusetzen.
Die Rezentralisierung und Redimensionierung des Kommandosystems an der Südwestfront machte die Rekrutierungsprobleme auf der Ebene der Zugs- und Unterabteilungskommandanten weniger erheblich und wirkte der diesbezüglichen Erosion der Primärgruppe entgegen.
Die Meutereien
Die schrittweise Ablösung der Nationalitäten von der Habsburger-Monarchie setzte mit dem „Rübenwinter“ 1916/17 ein und war eine Konsequenz permanenter Unterernährung und des Unvermögens der Kriegswirtschaft, das Überleben der Bevölkerung zu sichern. Die Mehlzuteilung sank im August 1918 pro Soldat an der Front auf 300 Gramm, pro Soldat im Hinterland auf 200 Gramm, bei Teilen der österreichischen Zivilbevölkerung auf 165 Gramm.
Der folgende Fragmentierungsprozess machte sich 1918 im Rahmen der Armee zuerst bei den Ersatzformationen durch zahlreiche Meutereien bemerkbar. Den Anlass bildeten wiederholt Versorgungsfragen; den Kern der Meuterer stellten zumeist Heimkehrer, die feststellen mussten, dass sie in russischer Kriegsgefangenschaft besser versorgt worden waren als nun beim Ersatzbataillon.
Die Empörungen, bei denen sich soziale mit nationalpolitischen Anliegen vermengten, eskalierten teils in Plünderungen und Offiziersmorden und konnten in mehreren Fällen erst nach Feuergefechten mit Assistenzeinheiten niedergeschlagen werden. Im Februar 1918 meuterten Teile der Flotte in Cattaro (Anm.: Hafenstadt im heutigen Montenegro).
Der Zusammenbruch
Auch wenn die Haltung der Angehörigen der Nationalitäten zum Krieg und der Gefechtswert der militärischen Formationen unterschiedlich waren, blieben die Armeekörper trotz aller temporären Erosionstendenzen bis weit ins Jahr 1918 als Einheiten, mit denen kalkuliert werden konnte, aufrecht. Erst mit der italienischen Offensive ab dem 24. Oktober 1918 machte sich der Fragmentierungs- und Zerfallsprozess auch im Kerngebiet der Armee, der Südwestfront, bemerkbar. Am entschiedensten manifestierten sich die Verweigerungshaltungen bei der ungarischen 27. Infanteriedivision (Kassa) und der 38. Honvéddivision.
Die ungarischen Mannschaften erklärten, für Österreich nicht mehr kämpfen zu wollen und verlangten den Abzug an die (ungarische) Balkanfront. Hinsichtlich des Zusammenbruchs der Armee im Oktober 1918 erhoben österreichische Autoren der Zwischenkriegszeit gegenüber ungarischen Politikern (besonders dem Grafen Mihály Károlyi) schwere Anschuldigungen, da diese in Reden die ungarischen Soldaten offen aufgefordert hatten, nach Ungarn zurückzukehren. Die Meutereien dehnten sich rasch auf Formationen sämtlicher Nationalitäten aus, als am wenigsten berührt erwiesen sich vorerst noch deutsche und kroatische Truppenkörper.
Nachdem die Heeresführung den Abzug der 27. und der 38. Division nach Ungarn bewilligt hatte und stattdessen die IR 59 (Salzburg, 95 Prozent Deutsche) und 14 (Linz, 94,5 Prozent Deutsche) in die Front genommen werden sollten, meuterten diese ebenso. Dennoch fanden sich auch Ende Oktober 1918 noch unzählige Armeeangehörige sämtlicher Nationalitäten, die trotz aller Widrigkeiten kämpften und die italienischen Angriffe tagelang abwehrten. Während des folgenden Rückzuges von der Piave waren jedoch weite Teile der Streitkräfte nicht mehr in der Hand der Kommandanten.
Doch kann der Zusammenbruch der Armee Ende Oktober 1918 nicht auf das Nationalitätenproblem allein reduziert werden, sondern ist nur im Kontext der katastrophalen Ernährungslage deutungsfähig: Nach Angaben des 6. AK betrug das Durchschnittsgewicht der Mannschaften einer ihrer Divisionen Ende September 1918 fünfzig (!) Kilogramm. Mit derartig unterernährten Verbänden konnte man keinen Krieg mehr führen.
Die Monarchie und die Armee gingen nicht am Nationalitätenproblem zugrunde. Die Niederlage war eine Niederlage der Kriegswirtschaft, die sich 1918 nicht mehr als befähigt erwies, die Zivilbevölkerung und die Soldaten zu versorgen. Dies zog die innere Fragmentierung der Monarchie und der Armee sowie den Zusammenbruch der Fronten nach sich.
Mag. Dr. phil Christian E. Reiter ist Historiker und Experte für Rechtsgeschichte.