Bataillon X

Wie kann man sich den Alltag eines Soldaten vorstellen? Wäre eine Laufbahn als Berufssoldat eine Option für mich? Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele junge Menschen. Das 48-Stunden-Bataillon-X, ein Militär-Camp des Bundesheeres für Jugendliche, gibt die Antwort.
Damit das Bundesheer seinen gesetzlichen Auftrag erfüllen kann, benötigt es vor allem Personal. Dieses zu gewinnen, ist aktuell eine Herausforderung für alle Branchen – egal ob im Öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft. Um weiblichen Interessenten einen Einblick in den Soldatenalltag zu ermöglichen, gab es von 2016 bis 2018 die Girls Camps. Seit 2023 gibt es ein neues Format: Das BaonX (Bataillon, wobei hier kein militärischer Truppenkörper gemeint ist), woran auch Männer teilnehmen können. Diese Veranstaltung ist kein Erlebniswochenende mit Lagerfeuerromantik. Vielmehr sollen Interessenten in 48 Stunden ein möglichst realistisches Bild des Soldatenalltages erhalten. Zeitdruck, militärische Umgangsformen und körperliche Belastungen sind deshalb ein wesentlicher Teil des Trainings.
Das „48-Std-BaonX-2024“, wie diese Veranstaltung offiziell heißt, wird vom Heerespersonalamt und der Truppe vor Ort gemeinsam organisiert und durchgeführt. Im Jahr 2024 gab es dafür zwei Standorte:
- Mistelbach (Artillerie- und Aufklärungsbataillon 3) vom 5. bis 7. Juli;
- Gratkorn bei Graz (Versorgungsregiment 1) vom 9. bis 11. August.
Die Garnisonen für dieses Vorhaben wechseln jedes Jahr. Im Jahr 2023 fanden sie, neben Mistelbach, in Villach (Stabsbataillon 6) und St. Michael in der Steiermark (Jägerbataillon 18) statt. Die Teilnehmer müssen mindestens 17 Jahre alt und gemäß den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen wehrpflichtig sein. Die Bewerbung erfolgt ausschließlich online (siehe Kasten mit QR-Code).
Drei Tage – 48 Stunden
Die 48 Stunden des BaonX erstrecken sich über drei Tage, von Freitag bis Sonntag. Der Freitag beginnt in Mistelbach mit dem Einrücken und der damit zusammenhängenden Administration. Dann fassen die Teilnehmer ihre Bekleidung aus und beziehen die Unterkunft (Spindordnung und Bettenbau). Zusätzlich erhalten sie einen Patch, mit dem sie als „Soldaten“ des BaonX gekennzeichnet sind. Ein anderes Erkennungsmerkmal sind die privaten Schuhe, die sie zur Uniform tragen dürfen, wenngleich auch Kampfstiefel ausgefasst werden können.
Nach der Begrüßung sehen die Teilnehmer eine Waffenschau, danach steht der praktische Waffen- und Schießdienst (Prüfen der Sicherheit, Ladegriffe und Anschlagarten) sowie der Exerzierdienst (Grundstellung, militärischer Gruß und Meldungen) auf dem Dienstplan. Um 2200 Uhr ist Zapfenstreich – an diesem Tag in der Kaserne. Am Samstag heißt es um 0600 Uhr Tagwache. Nach dem Frühstück und dem Reinigen der Unterkunft wird die Marschbereitschaft hergestellt, und es geht ins Feld. Das Programm ist dicht gedrängt: Abseilen, der Militärspezifische Test, ein Orientierungsmarsch und eine Gefechtsbahn mit Duellsimulator stehen auf dem Dienstplan. Danach errichten die Teilnehmer ein Feldlager, das sie nach der Nachtlehrvorführung beziehen. Um 2400 Uhr ist Zapfenstreich.
Am nächsten Tag geht es ähnlich straff weiter. Nach der Tagwache um 0600 Uhr gibt es Morgensport, dann folgt das Frühstück. Danach gilt es schnell „zu greifen“ und das Feldlager abzubauen. Der letzte aktive Teil ist der Fußmarsch vom Übungsplatz in die Kaserne. Dort angekommen, erhalten die Teilnehmer ein Dekret. Nach der Abgabe der Ausrüstung und dem Mittagessen erfolgt die Verabschiedung mit einem Antreten auf dem Kasernenhof der Bolfras-Kaserne. Während der drei Tage sind auch Mitarbeiter des Heerespersonalamtes vor Ort, die jederzeit Fragen zum Dienst im Bundesheer beantworten.
Rückblick BaonX23
Madeleine S., 18 Jahre alt, aus der Nähe von Hollabrunn und Dominik N., 21, aus dem Bezirk Gänserndorf, nahmen 2023 am BaonX teil. Heute sind beide Berufssoldaten. Im Gespräch mit dem TRUPPENDIENST erinnern sie sich an diese Veranstaltung.
„Vom Bataillon X habe ich von meiner Großmutter erfahren“, erinnert sich Madeleine. Sie interessierte sich bereits davor für eine Laufbahn bei der Polizei oder beim Bundesheer. Dominik erfuhr durch die 24-Stunden-Militärakademie davon, wo ihnen Fähnriche die Offiziersausbildung praktisch vorgestellt haben (ein ähnliches Projekt wie das BaonX oder die berufspraktischen Tage beim Bundesheer, die ebenfalls zur Nachwuchsgewinnung dienen). Das Highlight beim BaonX war für beide die „Action“ am zweiten Tag: der Gefechtsdienst mit der Hindernisbahn, der Marsch und die Schießübungen.
Diese Erfahrungen hätten ihnen einen realistischen Einblick in das Bundesheer gegeben. Dominik wollte ursprünglich nur den sechsmonatigen Grundwehrdienst absolvieren, entschied sich aber aufgrund seiner positiven Erfahrungen beim BaonX dazu, Berufssoldat zu werden. Beide streben nun eine Karriere als Unteroffizier an. „Das Bataillon X war für uns eine positive Erfahrung und es ist eine gute Gelegenheit, um ins Militär hineinzuschnuppern“, sind Madeleine und Dominik überzeugt. Schließlich konnten sie dabei sowohl die positiven als auch die herausfordernden Aspekte des Militärdienstes kennenlernen.
Informationen zum BAONX

Fazit
Das BaonX ist eine von vielen Maßnahmen, um im Zuge der Personaloffensive der „Mission Vorwärts“ Nachwuchs für die Streitkräfte zu gewinnen. Der Erfolg hängt vom Engagement aller beteiligten Personen ab – vom Bataillonskommandanten über die Mitarbeiter des Heerespersonalamtes bis zu den Ausbildern während der 48 Stunden. Für das Artillerie- und Aufklärungsbataillon 3 war es bisher eine erfolgreiche Aktion.
Von den 60 Teilnehmern des Jahres 2023 schlugen neun Personen (acht Frauen und ein Mann) die Laufbahn zum Berufssoldaten ein. Wie viele von den 34 Teilnehmern des Jahres 2024 diesen Weg einschlagen werden, ist noch unklar. Ungewiss ist auch, wo diese Veranstaltungen 2025 stattfinden werden. Eines steht allerdings fest: Das Artillerie- und Aufklärungsbataillon 3 wird sich erneut dafür bewerben.
Hofrat Gerold Keusch, BA MA; Leiter Online-Medien in der Redaktion TRUPPENDIENST

Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 4/2024 (400).