• Veröffentlichungsdatum : 14.07.2017
  • – Letztes Update : 31.07.2017

  • 3 Min -
  • 672 Wörter

Prinz Heinrich von Preußen

Ernst Dietrich Baron von MIRBACH

Eine Biographie des Kaiserbruders

645 Seiten, 15,5 x 23,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag, 478 Abbildungen

€ 41,10

ISBN 978-3-412-21081-6

Böhlau Verlag, Wien 2013

Eine Biographie des Kaiserbruders

Der Band schildert den Lebensweg des Kaiserbruders in eindringlicher Weise verbunden mit einer Vielzahl von kaum beachteten oder bekannten Details. Das Buch bietet einen intensiven Einblick auch in die inneren Beziehungen der kaiserlichen Familie und in die außerordentlich intensive Auswirkung des europaweiten hochadeligen Netzwerkes der engen verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem britischen Königshaus, der Zarenfamilie sowie sowohl dem deutschen Kaiserhaus als auch den fürstlichen und königlichen Familien innerhalb des Kaiserreiches. Im Lichte dieser engen Kontakte erscheint es umso tragischer, dass es nicht gelang, die unheilvollen Entwicklungen zu vermeiden, die in den Ersten Weltkrieg münden sollten. 

Das Buch ermöglicht einen höchst selten so tiefgehenden und detailreichen Einblick auf das Leben der angeführten gesellschaftlichen Ebene. Es lässt den Leser ohne Pathos, Romantik oder Verehrungstendenzen an Großereignissen familiärer und repräsentativer Art teilhaben und zeigt die Lebensführung und das dahinterstehende Selbstverständnis in überzeugender Weise. Die zahlreichen Abbildungen ergänzen die Ausführungen gekonnt und einprägsam und verleiten zur eingehenden Betrachtung. Dem Verfasser gelingt es in dem auch ausgezeichnet gestalteten Werk nicht nur der Persönlichkeit des Kaiserbruders sozusagen „im Schatten“ des doch dominanten Kaisers gerecht zu werden, sondern auch eine besondere Epoche und das Leben der Familien im direkten Nahbereich der „Herrscher“ einsichtig zu machen. Es darf angeregt werden, diesen Band als nachhaltige Ergänzung der zahlreichen Publikationen zu politischen Entwicklungen der Zeit zwischen 1866 und 1918 zu lesen und es wird daraus ein weiterführendes Verständnis gewonnen.

Der Kronprinz

Am 14. August 1862 wurde dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seiner Gemahlin Victoria, einer Tochter der britischen Königin Victoria, ein gesunder Sohn geboren, der auf den Namen Heinrich getauft wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt das dritte Kind des Kronprinzenpaares neben dem ältesten Sohn Wilhelm (geboren 1859) und der Schwester Charlotte (geboren 1860). Heinrich stand damit an dritter Stelle der Thronfolge. Das hinderte aber den jungen Prinzen nicht daran, im Jahre 1877 in die nunmehr Kaiserliche Marine einzutreten, zu der er wohl auch ,beeinflusst durch die englisch-preußischen Verwandtschaftsbeziehungen und den Eindruck der britischen maritimen Weltgeltung, in einer lebenslangen beruflichen und persönlichen Beziehung stand. Heinrich war nach der Thronbesteigung von Kaiser Wilhelm II. als Kaiserbruder in einer hervorgehobenen Stellung, blieb aber in der ungebrochenen Laufbahn eines Marineoffiziers. Darüber hinaus hatte er repräsentative Aufgaben sowohl in Begleitung des Kaisers als auch in dessen Vertretung oder bei ihm zugeordneten Missionen wahrzunehmen. Beides verband Prinz Heinrich zurückhaltend und doch erfolgreich, konnte allerdings keinen allenfalls beratenden Einfluss auf seinen impulsiven Bruder nehmen und wurde daher zu keiner politischen Leitfigur im Kaiserreich.

Prinz Heinrich übernahm in der Marine Land- und Bordkommandos, unternahm Missions- und Einsatzfahrten, die ihn rund um die Welt führten und ihm eine tiefe Einsicht in die damalige globale Entwicklung vermittelte. Nach seiner am 24.Mai 1888 begangenen Hochzeit mit der Prinzessin Irene von Hessen, der Schwester der russischen Zarin Alexandra, bezog das Paar das Kieler Schloss als Ubikation. In der Folge erwarb Prinz Heinrich das Gut Hemmelmark und gestaltete es zusammen mit Prinzessin Irene zu einem charmanten Landsitz aus. Bei Ausbruch des Weltkrieges übernahm Prinz Heinrich die Position des Oberbefehlshabers Ostsee der Kaiserlichen Marine, bewährte sich auf dieser Funktion und gab diese mit dem Ende des Krieges mit Russland am 24.Jänner 1918 ab. Der nunmehr funktionslose Admiral und seine Familie erlebten den turbulenten Übergang zur Republik im November 1918 in Kiel, wobei Prinz Heinrich keine Gelegenheit mehr hatte, mäßigend einzuwirken. Der Abgang der Familie vom Gut Hemmersmark gestaltete sich dann in den folgenden Tagen des Umsturzes teilweise dramatisch. In seinen weiteren Lebensjahren bemühte sich Prinz Heinrich, seinen im Exil befindlichen Bruder zu unterstützen, scheiterte aber mit den Versuchen, Wilhelm zu einer realistischen Beurteilung der Gegebenheiten zu verhelfen und von Träumen Abstand zu nehmen. Im Juni 1928 wurde bei Prinz Heinrich Kehlkopfkrebs festgestellt, an dessen Folgen er am 20.April 1929 verstarb. Seine letzte Ruhe fand er in einem von ihm selbst errichteten Mausoleum auf dem Gut Hemmersmark, das dann auch der Prinzessin Irene als Alterssitz diente.

-hp-

 

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