• Veröffentlichungsdatum : 15.02.2022

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"Synergien wären gut und anzustreben"

Ulf Remp

Hauptmann Lukas Walter ist seit der ersten Stunde in die Einführung von PSAgAfA-Geräten und -Techniken involviert. Er ist unter anderem für die Aus-, Fort- und Weiterbildung des Kaders im Bereich Baudienst, Brücken- und Wasserbau verantwortlich und übt seit 2011 verschiedene Funktionen am Institut Pionier der Heerestruppenschule aus. Major Ulf Remp traf ihn zum Interview.

 

Ulf Remp: Wie kam es zu dieser Entwicklung und auf welchen rechtlichen Grundlagen beruht die PSAgA?

Lukas Walter: Die Entwicklung der PSAgA hat in den frühen 2000er-Jahren mit der Einführung von PSAgA-Geräten für RuB (Rette und Berge-Ausrüstung) bei der ABC-Abwehrtruppe begonnen. Man erkannte aber relativ rasch, was auch den gesetzlichen Vorgaben geschuldet ist (siehe Tabelle auf S. 385), dass für die Bediensteten des Bundesheeres eine weitere Schutzausrüstung gegen Absturz, speziell für Arbeitseinsätze, notwendig sein würde. Deshalb wurde im Jahr 2013 eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik ins Leben gerufen, um diesen Bedarf zu decken.

Remp: Welche Aufgaben hatte die Arbeitsgruppe zu erfüllen?

Walter: Das Bemerkenswerte an dieser Arbeitsgruppe war, dass ein System entwickelt wurde, das Ausrüstung, Ausbildung, Erlässe und Vorschriften effizient und innovativ miteinander vereinte. Zu Beginn gab es bereits unzählige Anbieter von PSAgA-Ausrüstung und unterschiedliche Arbeitsmethoden, die im zivilen Umfeld angeboten und durchgeführt wurden. Ebenso wurden, die bereits im Bundesheer etablierten und eingeführten Systeme im Bereich des Alpindienstes und RuB-Dienstes analysiert und auf den Bedarf der PSAgAfA geprüft. Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten war es eine Herausforderung für die Arbeitsgruppe, das effektivste und einfachste System zu finden. Dabei ist man bei einem Geräteausstatter in Tirol fündig geworden. Im Vergleich zu großen etablierten Unternehmen bot dieser den Vorteil, dass er bereits die Geräteausstattung für die ABC-Abwehrtruppe geliefert hatte und über Erfahrung bei der OMV, Polizei und Bergrettung verfügte. 

Remp: Welche Synergien sind dadurch entstanden?

Walter: Es konnten Geräte und Ausrüstung entwickelt werden, die auf Arbeitseinsätze in der Höhe abgestimmt sind. Die Zusammenarbeit hat auch zur Weiter- bzw. Neuentwicklung von Systemkomponenten geführt, die nun von anderen PSAgA-Nutzern weltweit eingesetzt werden können.

Remp: Welche Aufgabe hatten Sie während dieses Prozesses?

Walter: Die Ausbildung wurde durch die Arbeitsgruppe und am Institut Pionier komplett neu entwickelt. Dabei wurde auf maximale Flexibilität und Effektivität unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben geachtet. Gelungen finde ich die Synergie in der Vorschrift „PSAgAfA“ und in der Ausbildung. Hervorzuheben ist allerdings, dass es sich bei der PSAgAfA um eine lebende Materie handelt und es immer Verbesserungsmöglichkeiten bzw. -bedarf geben wird. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Truppe, speziell mit der Pioniertruppe, die immer Rückmeldungen von durchgeführten Arbeiten gibt oder Änderungswünsche äußern kann. Am Institut Pionier werden diese Wünsche aufgenommen und in Zusammenarbeit mit dem Amt für Rüstung und Wehrtechnik, dem ABC-Abwehrzentrum sowie dem Ausstatter abgearbeitet.

Remp: Welche Qualifikationsstufen gibt es und wofür sollen sie gemäß der Vorschriftenlage eingesetzt werden?

Walter: Wir haben vier Qualitätsstufen eingeführt. Das ist der PSAgAfA-Grundanwender, -Fachanwender, -Ausbilder und der -Lehrer. Alle Qualitätsniveaus haben unterschiedliche Befähigungen. Die Ausbildung wurde nach der größtmöglichen Effizienz sowie Flexibilität für die Kommandanten gestaltet. PSAgAfA Grundanwender sowie -Fachanwender können bei der Truppe ausgebildet werden, PSAgAfA-Ausbilder und -Lehrer am Institut Pionier. Dieses Ausbildungssystem gibt allen Kommandanten die Möglichkeit, innerhalb von zwei Wochen selbstständig arbeitende Höhenarbeiter auszubilden.

Remp: Was ist der Unterschied zwischen einer militärischen und einer zivilen PSA-Ausbildung?

Walter: Unsere Ausbildung ist qualitativ mit zivilen Ausbildungen vergleichbar und liegt in einigen Bereichen sogar darüber. Die zivile Anrechnung wird von uns angestrebt, da dies auch zur Motivation beitragen kann. Eine erworbene Qualifikation im Grundwehrdienst kann bei einer Bewerbung angeführt werden - Stichwort Attraktivierung des Grundwehrdienstes. An einer zivilen Anrechenbarkeit wird zurzeit gearbeitet.

Remp: Das Bundesheer hat schon viele Dächer von Schneelast befreit, hier gibt es oft Reibungspunkte, was die Anwendung von Alpintechniken und PSAgAfA-Techniken anbelangt. Wie sehen Sie die Sachlage?

Walter: Es gibt keine „Reibungspunkte“, jedoch Gefahren, die bei einer Vermischung beider Systeme auftreten können.Grundsätzlich können beide Systeme bei Katastrophenfällen im Sinne § 2 Abs. 1 lit. c Wehrgesetz 2001 eingesetzt werden. PSAgAfA-Gerät und Alpingerät unterliegen jedoch unterschiedlichen Normen, gemäß denen sie geprüft und zertifiziert werden. Im Allgemeinen werden bei der Anwendung der PSAgAfA immer redundante und robuste Systeme eingesetzt, wodurch die Fehlertoleranz höher sowie die Ausbildungsdauer kürzer als bei der Anwendung von Alpingerät sein kann. Werden die beiden Systeme vermischt, kann es zu schwerwiegenden Fehlern kommen. Daher ist eine Vermischung ohne entsprechende Ausbildung untersagt.

Remp: Wie sieht es mit den Beschaffungszyklen aus?

Walter: Bei der PSAgA liegen die Beschaffungszyklen bei ungefähr zehn Jahren. Das ist die maximale Lebensdauer der Seile und Gurte bei optimaler Materialerhaltung. Die Geräte der PSAgAfA wurden 2014 bei der Truppe eingeführt, weshalb Neubeschaffungen voraussichtlich 2024 bevorstehen. Zurzeit wird von Rette- und Bergeeinheiten der ABC-Truppe die PSAgA-Ausrüstung neu beschafft und optimiert. Bei dieser Arbeitsgruppe ist auch das Institut Pionier involviert, um die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen in den Bereich für PSAgAfA einfließen zu lassen. Eine Optimierung der Rette- und Bergeausrüstung kommt in weiterer Folge auch der Pioniertruppe für das Fachgebiet der PSAgAfA zugute. Synergien mit Alpingerät und PSAgA-Gerät wären gut und sind anzustreben, aber wie so oft liegt das Problem im Detail. Wie eingangs erwähnt, unterliegen die PSAgAfA und das Alpingerät unterschiedlichen Normen und Gesetzen und sind daher auch unterschiedlichen Prüfnormen unterworfen. Diese Tatsache führt dazu, dass viele Geräte des Alpindienstes nicht bei der PSAgAfA eingesetzt werden dürfen und umgekehrt.  

Major Mag. (FH) Ulf Remp; Ausbildungsverantwortlicher PSAgAfA beim PiB1.

 

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