Von der Hölle ins Inferno
Franz Gaisbauer rückte 1915 zum k.u.k. salzburgisch-oberösterreichischen Infanterieregiment "Erzherzog Rainer" Nr. 59 ein, machte zahlreiche Kämpfe an der Ostfront mit und gelangte dann mit seinem Regiment auf den italienischen Kriegsschauplatz.
Ausgangssituation
Mit dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 entstand für Österreich-Ungarn eine prekäre Lage: An der Ostfront stellte die Armee des Zarenreiches nach wie vor eine dramatische Bedrohung dar und an der Balkanfront waren die Gegner nicht niedergerungen. Nun gab es einen weiteren Kriegsschauplatz, die gut über 700 Kilometer lange Südwestfront - von der Schweizer Grenze beim Stilfser Joch über Ortler- und Brentagruppe, Dolomiten, Karnische und Julische Alpen bis zur oberen Adria nördlich von Triest. Erst sukzessive konnte die österreichisch-ungarische Heeresführung daran gehen, Truppen aus den bisherigen Fronten herauszulösen und an der neuen Front im Hochgebirge, am Isonzo (So?a) und im Karst zum Einsatz zu bringen.
Nach vier verlustreichen, aber weitgehend ergebnislosen Isonzo-Schlachten im Jahr 1915 begann Italien im Frühjahr 1916 dort eine erneute Offensive. Zur Entlastung der Isonzo-Front plante der österreichisch-ungarische Generalstabschef Conrad v. Hötzendorf einen Stoß aus dem Trentino über Asiago nach Venetien. Dazu sollten die k.u.k. 3. Armee (Kövess) und die k.u.k. 11. Armee (Dankl) unter dem Oberbefehl von Erzherzog Eugen auf einer 72 km langen Frontlinie im Mai 1916 angreifen (siehe dazu „Die Südwestfront“). Das k.u.k Infanterieregiment Nr. 59 gehörte zum XX. („Edelweiß-“) Korps (Thronfolger Erzherzog Karl), das gemeinsam mit dem III., VIII. und XVII. Korps die 11. Armee bildete.
Wir begleiten, wie schon im Beitrag „Vom Bauernknecht zum Frontsoldaten“ (TD-Spezial 2/2014), den oberösterreichischen Infanteristen Franz Gaisbauer des k.u.k. Infanterieregimentes „Erzherzog Rainer“ Nr. 59 auf seinem gefahrvollen Weg durch den Krieg - nach dem Einsatz in Galizien und Russland nun an der italienischen Front. Im Mittelpunkt steht dabei das Erleben und Handeln des einfachen Soldaten vor dem Hintergrund des weltpolitischen Geschehens. Die kursiv gesetzten Texte beinhalten Originaltexte, deren Schreibweise bewusst nicht an die heutige Orthografie angepasst oder korrigiert wurde.
Von Russland nach Italien
Das bis Anfang 1916 in Russland eingesetzte k.u.k. Infanterieregiment (IR) Nr. 59 wurde Anfang 1916 nach Südtirol verlegt, um an den nachfolgenden schweren Kämpfen im Raum Campomolon - Monte Melignone im Rahmen der Asiago-Offensive teilzunehmen. Am 18. Februar 1916 abends begann der Abmarsch der im russischen Winter in der Sumpfniederung der Putilówka stationierten „Rainer“ über Chorlupy nach Palcza, wo ab 24. Februar die Einwaggonierung erfolgte. Durch Galizien und Ungarn erreichte das Regiment Selzthal, um von dort durch die engere Heimat, den Pongau und Pinzgau, nach Tirol und schließlich über den Brenner nach Salurn zu gelangen.
Wie viele der „Rainer“ mögen auf ihrer Fahrt durch die Salzburger Gebirgsgaue zum letzten Mal ihre Dörfer, Höfe und heimatlichen Berge gesehen haben, wie viele Angehörige wussten nicht, dass in jenen Tagen ihre Ehemänner, Söhne oder Brüder ganz nahe an ihnen vorbeifuhren. Und niemand konnte jene Strapazen, Gefahren und das Grauen eines noch zwei Jahre andauernden Gebirgskrieges erahnen, der auf die Soldaten zukommen sollte. Im Raum Salurn versammelte sich das Regiment bis 4. März 1916. Kurz war die Retablierung in Südtirol.
Abwechslung brachte eine Inspizierung durch den Thronfolger Erzherzog Karl und das Namensfest des Regimentskommandanten, Oberst Baron Albori - mit Regimentsmusik und Defilierung. Schon am 18. März ging es nach Cadine. Während das 1. und 5. Bataillon des IR 59 zunächst in Trient verblieben, verlegten das 2. und 3. Bataillon am 2. April vor das Festungswerk San Sebastiano in eine Stellung zwischen Monte Durer und Monte Coston. Das 4. Bataillon folgte bis Mitte April nach.
Durchbruchsschlacht bei Folgaria
In der Folge wurde durch Geländeerkundung mittels Streifpatrouillen, Anlegen frontnaher Material- und Munitionsdepots sowie verstärkte Ausbildung (u. a. im Handgranatenwerfen) der bevorstehende Angriff vorbereitet. Noch in der Nacht des anbrechenden 15. Mai gingen Sprengpatrouillen vor, um Gassen in die gegnerischen Drahtverhaue zu bahnen. Ab 0600 Uhr begann das Vorbereitungsfeuer der Artillerie. Gaisbauer lag in vorderster Linie: „Während des Trommelfeuers gingen unser 8 Mann behufs Auskundschaftung des Feindes bis zur feindlichen Stelung vor, wo unser Komandant Herr Kadett Heinisch war. Die nächste Patroile, welche nur aus 4 Mann bestand sollte uns folgen, wurden aber durch einen Volltreffer einer eigenen Mine welche zu kurz ging, alle zerrissen.“ Ziel war die Eroberung des Coston-Rückens und des Soglio d´Aspio über dem Astico-Tal.
Trotz heftiger Gegenwehr der Italiener und teils ungenügender Wirkung der eigenen Artillerie gelang der Angriff. „Wir dringen in die erste Stellung ein und stürmen auch gleich die zweite Stellung. Da wir aber rücklings angefallen wurden, mussten wir wieder einige Hundert Schritte zurück. Gleich darauffolgend ging es wieder im Sturm vorwärts gegen die Feindliche Stellung, wo es uns wieder gelang, bei einigen Stellen durchbrechen zu können und die Italiener zu vertreiben, während auf anderen Abschnitten unseren Kameraden heftiger Widerstand entgegengesetzt wurde, aber trotzdem konnte uns Rainern kein Einhalt geboten werden(...)“ führt Gaisbauer dazu aus.
Tatsächlich kam der Vorstoß der k.u.k. Truppen gut voran, es fielen Campomolon und der Coston d´Arsiero in ihre Hände.Die k.u.k. Truppen gewannen trotz des schwierigen Berggeländes bis 29. Mai den Raum Asiago. Beim Angriff auf den Coston zeichnete sich der bei der 14. Kompanie des IR 59 eingeteilte Infanterist Franz Gaisbauer besonders aus, wie die Regimentsgeschichte von Maximilian Hoen erwähnt. Laut dem im Österreichischen Staatsarchiv-Kriegs-archiv erhaltenen Grundbuch-Vormerkblatt von Gaisbauer wurde ihm am 1. Juli 1916 die Bronzene Tapferkeitsmedaille verliehen.
Der Erfolg der österreichisch-ungarischen Offensive hatte Italien in schwere Bedrängnis gebracht. Ein Durchbrechen der Österreicher nach Venetien hätte unabsehbare Folgen für das italienische Heer gehabt. Doch konnte dieser Erfolg nicht ausgenützt werden, denn an der Ostfront begann in der Zwischenzeit die Brussilow-Offensive. Diese erforderte massive Truppenreduktionen an der Südwestfront, um die schwer belastete Ostfront zu verstärken. Erzherzog Eugen musste deshalb, zur Verkürzung der Front, seine Truppen wieder auf eine Linie etwa fünf Kilometer vor den Ausgangsstellungen zurücknehmen. Dies ermöglichte es Cadorna, die italienischen Truppen an der Gebirgsfront zu verringern und erneut am Isonzo loszuschlagen. Der angestrebte Durchbruch blieb ihm verwehrt, doch eroberten die Italiener Görz - nach einem Verlust von etwa 50 000 Mann.
Am Monte Cimone
Ab 27. Juni 1916 wurden die Kämpfe um den Monte Cimone eingeleitet. „Wir hatten dort so viel Hunger und Durst, das es wir fast nicht mehr aushalten konnten. Noch war dazu die Hitze derart, dass wir mindestens 45 Grad Celsius hatten. Mir wurde dies zu bunt, so dass ich mir aus eigenen erlaubte, nach Folgaria zu meinem Neffen Alois Schrattenecker zurück zu gehen, um mich dort wieder einmal satt Essen zu können. Der Marsch war schwer, da die ganze Strasse für ständig unter Feindlichem Feuer stand. Die Strecke war 40 km. Beim vorwärts gehen wurde ich von einer solchen Schwäche überfallen, dass ich nicht mehr weiter konnte und ich mich daher bei einem Trainfuhrwerk aufsitzen musste. Als ich wieder zur vordersten Linie kam, wurde mir klargelegt, dass der Rückzug am Cimoni anbefohlen ist, wo ich auch gleich dann Reise fertig machte(…)“
Der Rückzug führte das Bataillon Gaisbauers über Arsiero nach Campana und in weiterer Folge auf den Monte Cimone. „Nach mehreren Tagen, den 26. und 27. Juni, schlich sich die erste feindliche Patroile heran, wo dann Tags über pasive Feindliche Artilleriebeschiessung auf unsere neu bezogene Stellung begann, welche sich aber täglich vermehrte, mit der Zeit heftig wurde. Am 22. Juli nachmittags setzte der Feind ein wahres Trommelfeuer auf unsere Stellungen, so dass wir mindestens bei unserem Regiment 200 Mann Verluste hatten. Wir konnten uns vor dem Feindlichen fast nicht schützen, da wir noch keine Unterstände fertiggestellt hatten(…) in eine dichte Rauchwolke eingehüllt hielt die Feldwache den Gipfel des Berges, bis der letzte Mann das Leben eingebüßt hatte. Nach diesen gräßlichen Morden wagten sich endlich feindliche Truppen auf den völlig umgeackerten Cimonikopf. Mehrere kühne Angriffe unsererseits zur Wiedergewinnung der alten Stellung konnten vom Feinde, der sich auf einer Hohen Wand eingenistet hatte infolge seiner geschützten Stellung leicht abgewiesen werden.“ Damit war der die Region beherrschende Gipfel, trotz wiederholter äußerst verlustreicher Versuche einer raschen Rückeroberung, zunächst in italienische Hand geraten.
Eine Wiederinbesitznahme war in dem weitgehend offenen alpinen Gelände aussichtslos. Daher versuchte man, ähnlich wie es die Italiener schon vorher am Col di Lana unternommen hatten, den Gipfel zu sprengen. Dazu mussten erst von Sappeuren in unmittelbarer Nähe zu den feindlichen Stellungen ein Stollen in den Berg geschlagen und große Mengen Sprengstoff auf den Berg getragen werden. Am 23. September um 0600 Uhr erfolgte die Zündung der Sprengsätze. Tonnen von Gestein flogen samt italienischer Gipfelbesatzung der Infanterieregimenter 153 und 219 sowie des Alpini-Bataillons Val Leogra in die Luft. 19 Offiziere und 1 100 Mann waren getötet oder unter Steintrümmern verschüttet worden. Mehrere hundert überlebende Italiener ergaben sich kampflos den Österreichern, die unmittelbar nach der Sprengung zum Sturm angesetzt hatten.
Franz Gaisbauer berichtet in seinen Aufzeichnungen über die dramatischen Vorfälle: „Das feindliche Artilleriefeuer setzte nach dem Sturme ein, so dass wir die verwundeten Feinde nicht mehr bergen konnten. Oblt. Nake ging als Parlamentär zum Feind, wurde dort in Empfang genommen, wo ihm die Augen verbunden wurden, dann zum italienischen Divisionskommando nach Arsiero geführt wurde, wo nach seinem Verlangen gefragt wurde. Herr Oblt. verlangte dort einen vierundzwanzigstündigen Waffenstillstand, dass wir Zeit haben zur Bergung der Verwundeten, sowie der Verschütteten. Der italienische Divisionskommandant erklärte, dass er in diesen Vorschlag nicht eingeht sondern es wird bei ihnen weitergeschossen. Er erklärte, hättet ihr den Berg nicht gesprengt, dann wären diese Menschen nicht verwundet worden. Somit mussten die Feindlichen Verwundeten Elend zugrunde gehen. Dieselben, welche verschüttet waren, hörte man um Hilfe rufen wenn man am Erdboden lag, und das Ohr dementsprechend anstrengte“. So griffen die Rainer allein und stets in Gefahr, durch italienisches Feuer selbst umzukommen, zu Spaten und Hacke, um Überlebende zu bergen. Bis zum 2. Oktober gelang es ihnen, immerhin noch 90 verschüttete Italiener zu retten.
Es folgten ein Ausbau der Stellungen im Raum Cimone - und ein langer, harter Winter, der den vorgeschobenen Feldwachen besondere Härte im Ertragen alpiner Gefahren und Wetterunbilden abverlangte. In Campana wurde ein Soldatenfriedhof angelegt, um die zunehmende Zahl an Gefallenen aufzunehmen. Am 2. Mai 1917 begann endlich die Ablösung und die Verlegung nach Levico, wohin das Regiment auf „Retablierung“ kam. Nur das 4. Bataillon verblieb als Divisionsreserve hinter dem Passo de la Vena. Franz Gaisbauer erinnert sich an Levico: „Herrliches Wetter begünstigt die Erholung in diesem schönen Ort und besonders der schöne See übte allabendlich eine riesige Anziehungskraft aus. Die Pfingstfeiertage brachten jedoch diesem gemütlichen Leben seinen Abschluss. Am 29. Juni begann der Abmarsch nach San Sebastiano und weiter wieder auf den gut bekannten und allen schon lieb gewordenen Cimoni(…)Am Cimoni war es ständig ruhig, hin und wieder waren kleinere Patroulengefechte und zeitweise Artilleriefeuer. Unter reger Arbeit zur ständigen Schlagfertigkeit des Reg. verging der Sommer 1917. Am 6. September mußten wir für immer Abschied vom Cimoni nehmen. Mit Auto und Seilbahn ging es bis Materelo und von dort zu Fuß nach Trient. Am 14. Sept. inspezirte der Kaiser das Reg.“, so Gaisbauer, dem mit 3. Juli 1917 das Karl-Truppenkreuz zuerkannt worden war.
Die 12. Isonzo-Schlacht oder der Durchbruch von Flitsch-Tolmein
Was die Soldaten des Rainer-Regimentes nicht wissen konnten: In der mittlerweile 11. Isonzo-Schlacht hatten die Italiener rund 150 000 Mann verloren ohne, abgesehen von der Besetzung des Hochplateaus Bainsizza, einen größeren Erfolg verbuchen zu können. Doch auch die österreichisch-ungarischen Truppen waren deutlich geschwächt, 78 000 Soldaten waren in dieser 11. Isonzo-Schlacht gefallen, verwundet oder in Kriegsgefangenschaft geraten. Doch ein Durchbruch wurde den Italienern verwehrt. Auf Ersuchen des k.u.k. Armeeoberkommandos sollten deutsche Truppen die k.u.k. Armee bei einer entscheidenden Operation gegen Italien unterstützen: Unter dem Kommando des deutschen Generals Otto von Below wurde eine neue 14. Armee aufgestellt, die aus deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen bestand. Allein der Antransport von sieben deutschen Divisionen stellte die österreichische Bahnverwaltung vor enorme logistische Probleme, die zulasten der Versorgung des Hinterlandes gelöst wurden. Nach einem Vorbereitungsfeuer aus 1 500 Geschützen und dem Einsatz von Kampfgas bei Flitsch begann ein wuchtiger Angriff, der die italienische 2. Armee zusammenbrechen ließ. Zu den beteiligten österreichisch-ungarischen Truppen sollte auch das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 59 gehören, das dafür aus der Cimone-Front herausgelöst und über Villach in das obere Isonzo-Gebiet verlegt wurde.
„Über Franzensfeste und Vielach (sic!) ging die Fahrt nach Thörl-Maglern. Am 17. September war alles einquartirt (sic!). Bis zum 9. Oktober dauerten noch die dess Hinterlandes. Nun ging der Marsch über Tarvis nach Reibl und weiter über den Predilpass in den Talkessel von Breth. Von hier aus erfolgte der Aufstieg am Rombon, der am 12. Okt. von uns übernommen wurde“, berichtet dazu Gaisbauer. Am 24. Oktober 1917 um 0200 Uhr morgens begann die deutsche Artillerie in das unmittelbar benachbarte Flitscher Becken Gasgranaten zu schießen, am Rombon krochen Sprengpatrouillen aus Regimentspionieren und Sappeuren vor, um Gassen in die feindlichen Drahtverhaue zu schlagen, was aber nur teilweise gelang, da die Italiener ein mörderisches Abwehrfeuer entfalteten. So war die Angriffsvorbereitung durch eigene Artillerie abzuwarten.
„Um 7 Uhr Früh setzte erst das richtige Trommelfeuer ein gegen die Feindlichen Schützengräben. Der dichte Nebel und das heftige Schneegestöber liessen kaum einige Schritte Sicht, konnte auch daher das Artilleriefeuer nicht sehr wirksam Arbeiten. Der Sturm wurde daher für 10 Uhr Vormittag verlegt.“ Die intensive italienische Gegenwehr, vor allem aber das in den Gipfelregionen besonders heftig tobende Unwetter brachten den ersten Angriff allerdings zum Scheitern, so dass dieser am 25. Oktober wiederholt werden sollte.
„Die vorgegangenen Patroilen fanden aber die Feindliche Stellung leer. Der Vormarsch begann über Goricirka, Planins und über die Hänge des Bratimi Grch (sic!), auf welchem eine riesige Menge Italiener gefangen wurde(...)“ beschreibt Franz Gaisbauer die folgenden Tage. Das Regiment setzte in der Folge seinen Vormarsch entlang der Südalpen trotz widriger Witterungsverhältnisse, über die Prevalla-Scharte und San Vicenzo zum Bonato-Rücken im Grappa-Gebiet fort, der in mehrtägigem Ringen von 16. bis 21. November 1917 erstürmt werden konnte. Als besonders tapfer dabei hervorgehoben wird in der Regimentsgeschichte vom Maximilian Hoen u. a. der Infanterist Franz Gaisbauer der 14. Kompanie. In weiterer Folge setzten sich die Kampfhandlungen am Col della Beretta fort, der Ende November durch einen gemeinsamen Angriff von Rainern und Kaiserjägern - beide Teile der „Edelweiß-Division“ - genommen wurde. Denkwürdig verlief auch die Erstürmung des Monte Pertica durch die Rainer.
Franz Gaisbauer war inzwischen erkrankt und nach zweiwöchigem Lazarettaufenthalt seinem Regiment nachgesandt worden. Noch bevor er dort eintraf, erkrankte er neuerlich und kam ins Lazarett nach Levico. „Dort ging es mir sehr gut. Die Verpflegung war hinreichend so dass ich mich nicht beklagen hätte können. Einige Zeit darauf wurde ich Wärter im Krankenzimmer Nr.14 wo lauter Schwerverwundete waren. Während den 14 Tagen wo ich Wärter war, wurden über 50 Operationen vorgenommen, wo aber davon 48 Mann starben. Ein Italiener wurde gebracht welcher einen Bauchschuss hatte. Dieser Mann war zirka 20 Jahre alt, er hatte riesige Schmerzen, er rief immer um seine Mutter und um seine Familie. Ich pflegte Ihn soviel ich nur konnte. Am zweiten Tag starb er und wurde in Levico begraben.“ Nach seiner Wiederherstellung, Gaisbauer war mit 5. Jänner 1918 die Bronzene Tapferkeitsmedaille zum zweiten Mal verliehen worden, musste er wieder zum Regiment einrücken, welches er zu Fuß zu erreichen versuchte.
Nachdem er in Fonzaso wieder zum Regiment gestoßen war, wurde er zunächst der 3. Kompanie zugeteilt, aber bald zur MG-Kompanie I transferiert. „Von diesem Einquartirungsort ging es dann wieder in die Stellung am Monte Bertica. Der Marsch dauerte 3 Nächte, bei Tag konnten wir nicht vorwärts, da der Feind den ganzen Rajon übersah und alles beschoss. Am 29. Dezember bezogen wir die Stellung“. Am meisten zu schaffen machte den Rainern in den kaum ausgebauten Stellungen der lang anhaltende Schneesturm und der periodisch sich wiederholende Artilleriebeschuss der Italiener, die Mitte Jänner wieder zum Angriff übergingen. „Wir hatten 35 - 40 Grad Kälte. Deckungen waren fast keine vorhanden. (...) Wir bauten uns sofort deckungen, gruben in die Tiefe, konnten aber kein Erdreich nicht erlangen. Auch konnten wir kein Holz bekommen, somit waren sehr viele Erfrierungen, manche aber so stark, dass ihnen die Füsse oder Hände amputirt werden mussten. Es brach auch ein fürchterliches Unwetter ein. Es schneite so wuchtig, dass sogar einige vorgeschobene Posten Ihr Leben unter dem Schnee lassen mussten, ohne ihnen helfen zu können. Am 25.1.1918 wurden wir abgelöst und Marschirten bei Nacht zurück (...) Auf diesem verfluchten Berg waren wir 4 Wochen. Die Menage war bei Erhalt derselben ständig gefroren. Als Tabak rauchten wir Tannen und Fichtenreisig. Als Ersatz für Zigarettenpapier hatten wir Zeitungspapierfetzen. Von der Malga marschirten wir wieder rückwärts. Hunger hatten wir einen ganz grimmigen. Die verfaulten Rüben und Kartoffel schaufelten wir uns aus dem Dreck und verzehrten sie.“
Verlegung und Retablierung
Schließlich wurde das Regiment über Belluno ins Hinterland verlegt. Am Marsch teilte man Gaisbauer aufgrund seiner zwischenzeitlich erworbenen Sprachkenntnisse mit einigen Mann zur Vorbereitung der Quartiere ein. Über einen in seinen Erinnerungen „Parb“ bezeichneten Ort schreibt er: „In diesem Orte waren sehr arme Menschen, welche dem Hunger fast vollständig preisgegeben waren. Ich kam in ein Haus wo der Vater scheinbar bei den flüchtenden Italienern zurückgeblieben war. Es waren 4 Kinder in dieser Familie. Als ich dieses Haus betrat, hatten die Bewohner vor mir riesige Angst. Sie Weinten, weil sie glaubten, ich verhafte Ihren Vater. Ich kannte mich momentan nicht aus was sie wollen. Erst nach der Zeit brachte ich heraus das sie mich fürchteten. Diese Menschen hatten schon einige Tage nichts mehr zu Essen, folgedessen erbarmte ich mich Ihrer, gab Ihnen das letzte Stück Brot sowie meine letzte Fleischkonserve. Die ganze Familie war mir sehr dankbar dafür. Auch sorgte ich für die anderen Dorfbewohner soweit es mir möglich war, damit sie dem Hunger nicht mehr so stark preisgegeben waren wofür mir alle sehr dankbar waren.“ Der Weitermarsch erfolgte über Pieve di Cadore und Cortina d´Ampezzo nach Toblach. Am 11. Februar 1918 begann die Einwaggonierung und Fahrt nach Biedermannsdorf bei Laxenburg, wo trotz schlechter Verpflegung (ein Wecken Brot für acht Mann als Ration) ein gefahrloser Exerzier- und Übungsbetrieb eingerichtet wurde. Gaisbauer und ein weiterer Mann sahen sich offenbar bemüßigt, sich im nahen Laxenburg beim Kaiser selbst über die schlechte Verpflegung zu beschweren. „Unser zwei Mann kamen betreff dieser Meuterei strafweise in den dortigen Pfarrhof in Arbeit, welches aber für uns keine Strafe war, sondern eine Erholung, denn dort hatten wir wenigstens genug zu essen, die Arbeit war aber doch nicht viel.“
In weiterer Folge wurde das Regiment - offiziell zur Retablierung - nach Böhmen verlegt. Eigentlicher Zweck dieser Verlegung war aber der Einsatz des als verlässlich geltenden Truppenkörpers zur Niederwerfung von dort zwischenzeitlich aufgetretenen Unruhen, deren Ursache einerseits die katastrophale Versorgungslage der Zivilbevölkerung, andererseits aber auch die Agitation tschechisch-nationalistischer Kräfte war. Nachdem es in der nördlichsten Bezirksstadt Böhmens, Schluckenau, zu Hungerdemonstrationen der Arbeiterschaft gekommen war, meuterte am 21. Mai 1918 ein Teil des als Assistenz vorgesehenen Ersatzbataillons des k.k. Schützenregimentes Nr. 7 (die k.k. Landwehr-Infanterieregimenter waren Anfang 1917 in „k.k. Schützenregimenter“ umbenannt worden) im benachbarten Rumburg. Der Aufstand weitete sich auf Böhmisch Leipa aus, weshalb das zuständige Militärkommando Leitmeritz in der Region verfügbare Kräfte mobilisierte, um die Meuterei zu beenden. Zu diesen Truppen gehörte auch ein Teil des IR Nr. 59, neben je einer Feld- und einer Grenzjägerkompanie sowie Landesgendarmerie.
Die Rainer wurden u. a. im Raum Böhmisch Leipa - Haida eingesetzt, wobei es tatsächlich zu Kampfhandlungen kam. Gaisbauer hatte allerdings das Glück, in diesen Tagen einen langersehnten Urlaub bekommen zu haben: „(...) fuhr dann gleich einige Tage nach Hause. Während dessen wurde das Reg. nach Böhmisch Leipa abberufen um einen Aufstand nieder zu drücken. (Während dieser Zeit langte zu Hause bei einer schönen Jungfrau, welche mich sehr gerne sah, die Nachricht ein, welche ihr scherzweise meine Kameraden zugehen liessen, dass ich bei diesem Aufstand gefallen sei. Sie war über meinen Tod sehr aufgeregt, liess daher auch gleich die Sterbeglocke läuten. Zufälligerweise war ich auch selber zu Hause, so dass ich selbe auch läuten hörte. Man war sehr erstaunt, als man mich lebend sah, da ich in der Kirche für Tod gemeldet wurde). Während meiner Abwesenheit fuhr das Reg. wieder ab ins Feld nach Italien. Ich selbstverständlich beeilte mich nicht mehr und blieb noch bis Mitte Juni zu Hause, rückte dann nach Salzburg zum Kader ein. Ich glaubte dass ich dort wieder gut auskomme, aber man steckte mich ins Loch (...) . Am nächsten Tag ging es dann fort zum Reg. mit sehr starker Bewachung, welches sich am Col del Rosso befand. Als ich dort ankam ersah ich, welche Verluste zu verzeichnen waren. Als das Reg. ins Feld wieder abging, waren es über 3 000 Mann und bei meinem Erscheinen waren aber nur mehr 280 Mann zu finden. Alle anderen waren Tod oder schwer verwundet. Bei unserer M.G.K. waren vor dem Angriff 280 Mann, von denen nur mehr 25 Mann übrig blieben, das gefecht aber nur einige Tage dauerte. Als ich um 4 Uhr Früh in der Francella Schlucht ankam, sah ich mehrere hundert tote Menschen sowie einige hundert tote Pferde liegen, wo mir gleich das Grauen kam und ich des bleibens nicht mehr viel im Sinn hatte.“
Piave-Offensive 1918
Der deutsch-österreichische Durchbruch bei Flitsch-Tolmein hatte der italienischen Armee eine schwere Niederlage zugefügt. Erst am Piave gelang es der militärischen Führung Italiens wieder, eine wirksame Verteidigungsstellung zu beziehen und den österreichisch-ungarischen Vormarsch, auch dank des Hochwassers des Flusses, das ein Übersetzen österreichisch-ungarischer Kräfte stark behinderte, aufzuhalten. Die Alliierten entsandten französische und britische (insgesamt fünf Divisionen) sowie in geringerem Umfang US-amerikanische Truppen (etwa ein Regiment), um eine Stabilisierung der italienischen Front zu bewirken. Das Vorhaben gelang, zumal die Westmächte auch die enormen materiellen Verluste der Italiener ausgleichen konnten. Als im März 1918 die deutsche Oberste Heeresleitung noch einmal versuchte, an der Westfront in Frankreich in die Offensive zu gehen, ersuchte sie den österreichischen Bündnispartner, selbst in Oberitalien offensiv zu werden, um die alliierten Kräfte dort zu binden und eine etwaige Verschiebung besonders britischer und französischer Divisionen aus Italien an die französische Front zu verhindern. Im k.u.k. Armee-Oberkommando fand man keine Einigkeit über die zu wählende Vorgangsweise. Während Boroevi? am Piave angreifen wollte, schlug Conrad, mittlerweile Kommandant der Heeresgruppe Tirol, einen Hauptstoß aus dem Gebirge Richtung Süden vor. Der Generalstabschef, Generaloberst Arz v. Straußenburg, genehmigte schließlich einen Kompromiss, der eine begrenzte Offensive jeweils am Piave und im Grappa-Gebiet vorsah. Damit verzettelte man die wenigen Kräfte, die man noch hatte. Das k.u.k. Infanterieregiment Erzherzog Rainer Nr. 59 kam im Grappa-Gebiet, das italienischerseits zu einem Eckpfeiler der Verteidigung ausgebaut worden war, zum Einsatz.
Infanterist Franz Gaisbauer kam somit am 29. Juni am von den Italienern nach harten Kämpfen besetzten Col del Rosso wiederum ins Gefecht. Ziel war die Rückeroberung des Berges. „Wir mußten durch die Rachel Nr.2 hinauf in die Stellung um das IR Nr. 14 zu verstärken. In dieser Schlucht waren ganze haufen Tote vorhanden, man sah oft nichts als nur Fleischstücke, wie sie umherlagen, es waren in den Feindlichen Stellungen lauter Engländer und Franzosen zur Verteidigung, welche sehr gute geschulte Soldaten waren. Zum größtenteil wurde beim Feind mit Gas geschossen, durch welches wir soviel Verluste hatten. Es war ganz fürchterlich auf diesem Berg. Als wir in den Kessel des Plateaus kamen, kam zu mir eine Ordonnanz, welche mir den Befehl überbrachte das ich sofort zur Küche in die Schlucht zurück gehen muss und dort als Ersatzmann zu verbleiben hab, bis ich den Befehl erhalte, wieder vorwärts zu kommen. Ich natürlich beeilte mich und befolgte den Befehl sofort, da ein längeres verbleiben in dieser Hölle nur den Tod herbei geführt hätte. Diesen Befehl schickte mir Herr Oberleutnant Kopf, den ich in meinem ganzen Leben nie vergessen werde. Am Abende als die Dunkelheit hereinbrach, machte ich auf meine eigene Faust eine Ofensive, aber nicht gegen den Feind sondern ins Hinterland. Ich erlitt Gasvergiftung“.
Die - auch für das weitere Verhalten Gaisbauers nicht unwesentliche - allgemeine Stimmungslage gibt Maximilian Hoen in seiner detaillierten Regimentsgeschichte über die verlustreichen Kämpfe am Col del Rosso anschaulich wieder: „Daß die kläglichen Reste der vor drei Wochen mit hohen Kämpferständen und froher Hoffnungen voll zu neuen Ruhmestaten ausgezogenen Edelweißdivision ihrer Erbitterung über die seither gemachten schmerzlichen Erfahrungen und die allein schuldtragenden unzureichenden Vorbereitungen, vor allem die ungenügende Bereitstellung von Artilleriemunition, in nicht gerade zarten Worten Luft machten, ist verständlich. Der wahren Ursache dieser Mängel wurden sie nicht bewußt. Sie waren sehr tiefliegend. Allzulange schon dauerte der Krieg, es fehlte an allem und überall. Die Industrie konnte ihre Lieferungen nicht mehr rechtzeitig bereitstellen, die erschöpften und überlasteten Bahnen vermochten sie oft nicht rechtzeitig zu befördern, die Lastautos füllten die Reparaturwerkstätten, Zugpferde und Tragtiere hatten fast nichts mehr zu fressen. Die Menschen im Hinterlande und im Felde waren müde, müde von dem Allzuviel an Not, das sie in vier langen Jahren in immer schneller anwachsendem Druck ertragen mußten. So kann es nicht wundernehmen, daß in der Kampffront, wo zur Not noch die furchtbaren Blutopfer traten und trotzdem Mißerfolge sich mehrten, zur Müdigkeit sich Groll und Erbitterung gesellten und die Schuld an vielen Übeln auf nächstliegende und sichtbare Gründe geschoben wurde: auf mindertüchtige Nachbarn, auf die schuldlos nicht schießende Artillerie, auf vermeintlich mangelhaft vorsorgende höhere Kommandostellen usw. Derart hatte auch das Vertrauen in die oberste Führung einen starken Stoß erlitten und selbst in der Seele der sonst so gleichmütigen Rainer tiefe Verstimmung Einzug gehalten. Vor allem hatten sie auf diesen Teil des Kriegsschauplatzes, die Hochfläche der sieben „Gemeinheiten“, wie ihn der Soldatenmund längst getauft hatte, einen Haß geworfen und wollten mit dem Col del Rosso und der Frenzela-Schlucht nichts mehr zu tun haben. Zuviele traurige Erinnerungen verknüpften sich mit diesem Opferfelde.“
Gaisbauer nutzte seine Chance als einer von mehr als 600 Gaserkrankten des Rainer-Regimentes, doch nach seinen eigenen Angaben auf eigene Faust, Behandlung im Lazarett abseits der Front zu bekommen. „Der Weg ging wieder über die Maleta nach Bal di Mila, von hier dann nach Grigno, wo sich eine Bahnstation befindet. Am anderen Tag fuhr ich von hier mit der Bahn weg nach Trient, wo ich dann in der Abschubstation mit dem Frisieren der kranken und verwundeten Soldaten beschäftigt wurde.“
Wie schon bei früheren Eskapaden Gaisbauers mutet es bemerkenswert an, dass er offensichtlich ohne Kontrollen seine unerlaubte Entfernung von der Truppe überstanden hat. Noch seltsamer ist dann sein eigenmächtig herbeigeführtes „Kriegsende“, das an sich als Desertion einzustufen wäre, wenn man seinen eigenen Schilderungen folgt: „In dieser vermaledeiten Station wurde ich wieder für Felddiensttauglich befunden, welches für mich etwas unangenehm war, aber ich machte mir deswegen nichts draus, sondern ich fuhr auf meine eigene Verantwortung nach Hause. Mit dem nächsten Zug fuhr ich von Trient weg über Innsbruck, Rosenheim, Salzburg bis nach Wels, wo ich dann den Zug einstieg, welcher nach Ried im Innkreis führt. In Mehrbach stieg ich aus, ging zu meiner Grosmutter nach Grossweiffendorf, verblieb dort einige Tage, kam dann nach Ried in das Reservespital, wo ich mich dann von der Gasvergiftung erholte. Am 10. Nov. ging ich dann für immer auf Urlaub“.
Es kann nicht übersehen werden, dass die zugänglichen Quellen und Berichte, z. B. die sehr detaillierte Regimentsgeschichte von Maximilian Hoen, zeigen, dass zwischen 25. und 28. Oktober an der Grappa-Front allgemeine Auflösungserscheinungen, vor allem bei ungarischen Einheiten, festzustellen waren, und die im Raum Trient verbliebenen Teile des Rainer-Regimentes Nachrichten aus der Heimat über die Bildung von Nationalräten und Meutereien von k.u.k. Truppen erhielten. Trotz dieser demotivierenden Informationen blieb das Gros des Regimentes bis zum Ende loyal.
Conclusio
Der Weg des Infanteristen Franz Gaisbauer zeigt die Unwägbarkeiten des Schicksals von Menschen im Krieg. Oft sind es Zufälle, die über Leben und Tod entscheiden, manchem gelingt es aber, dem Zufall bisweilen zum eigenen Nutzen nachzuhelfen. Trotz furchtbarer Erlebnisse und eigener Beschwernisse bleibt Gaisbauer stets Mensch, der auch menschlich handelt, ohne erkennbaren Hass auf jene, die kraft höheren Befehles seine Feinde waren. Durch Jahre im ständigen, nicht kalkulierbaren Wechsel des Geschehens mit Hunger, Tod und Leid konfrontiert, mutiert ein durchaus pflichtbewusster, einsatzwilliger und ernster junger Mann zum Zweckopportunisten, der keineswegs böswillig, eher fast kindlich-unbedarft, Lücken im System erkennt und zum eigenen Überleben nutzen kann. Das hat es ihm letztlich ermöglicht, seine Erlebnisse aufzuzeichnen und das Erlittene der Nachwelt zu vermitteln.
Oberleutnant Univ.-Lektor Hofrat Dipl.-Ing. Prof. Hermann Hinterstoisser ist Referatsleiter im Amt der Salzburger Landesregierung.