• Veröffentlichungsdatum : 04.01.2018
  • – Letztes Update : 27.02.2018

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Panzer aus der „Spielwarenfabrik“

Josef Reisinger

In St. Valentin befand sich während des Zweiten Weltkrieges eines der drei Panzerwerke des Dritten Reiches. Beinahe 5.000 Panzer wurden dort produziert. Das „Nibelungenwerk“, so der damalige Name, war lange Zeit in Vergessenheit geraten.

Die Frage, warum St. Valentin als Standort für die Panzerproduktion gewählt wurde, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Ohne Zweifel war eine Vielzahl von Faktoren für die Errichtung der Anlage verantwortlich. Entscheidend war wohl, dass der Standort Steyr aus Gründen der Geheimhaltung nicht in Frage kam. Ursprünglich sollte das ehemalige Werndl-Werk in Letten bei Sierning in der Nähe von Steyr zur Panzerfabrik ausgebaut werden. Dieser Plan scheiterte aber an dem fehlenden Gleisanschluss. Als Alternative wurde ein Standort im Raum zwischen Amstetten und Enns überlegt.

Wichtig war die Nähe zur Stadt Steyr, um eine einheitliche Verwaltung und den Austausch von Arbeitern zwischen dem Hauptwerk von Steyr-Daimler-Puch und dem neuen Panzerwerk gewährleisten zu können. Ein weiterer Punkt, der für St. Valentin sprach, war die „Luftsicherheit“ des Standortes. Dazu kamen noch die Nähe zu Linz, bzw. den „Hermann Göring“-Werken, der Bahnanschluss, die Energiegewinnung durch die Wasserkraft von Donau und Enns sowie die vorhandenen Arbeitskräfte, die aus der Landwirtschaft kommen sollten.

Gründung und Baubeginn

St. Valentin war bis etwa 1850 eine Bauernsiedlung. Eine große Veränderung brachte erst der Bahnbau mit sich, da außerhalb des Ortskerns zunächst ein Bahnhof und später eine Siedlung entstand. Der „Anschluss“ an das Deutsche Reich bedeutete für die Gemeinde eine gewaltige Umstellung. Bereits kurz nach der Okkupation durch Hitlerdeutschland begannen die Vorbereitungen zur Errichtung des Nibelungenwerkes mit dem Ausbau der Infrastruktur. Darüber hinaus kam es zum Bau eines Rangierbahnhofes und auch der Baubeginn der Reichsautobahn fiel in diesen Zeitabschnitt. 1939 entstand zuerst die „Reichseigene Siedlung“ für die Beamten und Ingenieure des Werkes. Für die Arbeiter wurde das „Tausendmannlager“ mit Gefolgschaftshaus, Werkslazarett und einer Volksschule angelegt.

Die ersten Planungen zur Errichtung eines Panzerwerkes durch das Oberkommando des Heeres und Steyr-Daimler-Puch, begannen vermutlich in der Jahresmitte 1938. Die Detailplanung erfolgte in Gemeinschaftsarbeit des Heereswirtschaftsamtes und der Maschinen- und Bauabteilung von Steyr-Daimler-Puch. Dabei versuchte man die Erfahrungswerte der Firma Alkett (Panzerfertigung Berlin) zu verwerten und in den Bau des neuen Rüstungsbetriebes einfließen zu lassen. Das Produktionsziel wurde mit 150 Panzern monatlich festgelegt. Als Tarnname für das Projekt Panzerfabrik wurde der Name „Spielwarenfabrik“ ausgewählt.

 

Eine der ersten konkreten Maßnahmen war der Kauf der Bauernwälder und von Teilen des Herzograder Waldes, die das zukünftige Werksgelände werden sollten. Bereits 1938 wurde mit Holzschlägerungen begonnen, ein Brunnen wurde gegraben und eine provisorische Stromleitung installiert. In weiterer Folge wurden fünf Baufirmen mit den Arbeiten am Nibelungenwerk beauftragt. Die eigentlichen Arbeiten begannen im Frühjahr bzw. Sommer 1939 und Anfang Jänner 1940 waren 178 Arbeiter mit dem Bau des Werkes beschäftigt.

Die Lage- und Situationsberichte des Gendarmeriepostens St. Valentin zeugen von den schwierigen Bedingungen, die auf der Baustelle vorgeherrscht haben müssen. So sind Meldungen über Verweigerungen von Arbeiten und die Flucht von Arbeitskräften vermerkt und häufig wird die Versorgungssituation beklagt. Alle Personen, die sich gegen die Missstände auflehnten, wurden ausnahmslos von der Gendarmerie festgenommen. So meldete der Gendarmerieposten St. Valentin im April 1940, „dass unter den Arbeitern der Baustellen des Werkes bei St. Valentin Unzufriedenheit auf Grund der mangelnden Verpflegung herrscht.“  Weiters wird berichtet, dass die Arbeiter täglich mindestens zehn Stunden arbeiten mussten.

Infrastruktur

Das Nibelungenwerk verfügte über zwei Stromleitungen, eine aus Steyr und eine aus Linz. Das war eine Vorsichtsmaßnahme, damit im Werk auch produziert werden konnte, wenn eine Stromleitung unterbrochen worden wäre. Im Areal wurde ein Ringkanal installiert, in dem sämtliche Leitungen für die Strom- und Wasserversorgung verlegt waren. Das Nibelungenwerk umfasste neun Fertigungshallen, eine Werkssiedlung sowie mehrere Lager für Arbeiter, Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und ab 1944 ein Außenlager des KZ-Mauthausen. Sieben der neun Fertigungshallen waren in einer Dimension von 60 x 120 Meter geplant, zwei in quadratischer Form im Ausmaß von 120 x 120 Meter.

Das gesamte Werk war mit einem Anschlussbahnsystem mit dem öffentlichen Schienennetz, das nahe am Werk vorbeiführte, verbunden. Darüber hinaus hatte jede Werkshalle einen eigenen Gleisanschluss. Die fertigen Panzer wurden nach absolvierter Testfahrt im Gelände per Bahntransport zum Einschießen abtransportiert. Im weiteren Verlauf des Krieges wurden auch Panzer per Eisenbahn ins Werk gebracht, um dort reperariert, instandgesetzt und so schnell wie möglich wieder an der Front eingesetzt zu werden. Während des Krieges war eine zusätzliche Bahntrasse geplant. Diese sollte einerseits als Ausweichtrasse bei Gleisschäden durch Bombenangriffe dienen und andererseits einen raschen und sicheren Transport neuer Panzer an die Front gewährleisten.

Produktion im Nibelungenwerk

Seit September 1940 waren alle Abteilungen des Nibelungenwerkes von Steyr nach St. Valentin übersiedelt. Obwohl die Bauarbeiten noch im Gange waren, konnten die ersten Aufträge angenommen und abgewickelt werden, da große Teile der Anlage bereits funktionstüchtig waren. Die ersten Arbeitsaufträge betrafen die Reparatur und Instandsetzung des Panzerkampfwagen III. Der tatsächliche Produktionsbeginn erfolgte im Februar 1941. Dabei wurden in der Halle VI und einen Monat später in der Halle V Ersatzteile für die Panzer II und III produziert. Der erste komplette Panzer wurde am 8. Oktober 1941 montiert. Als endgültiger Termin für die Fertigstellung der gesamten Bauvorhaben am Nibelungenwerk wird das Frühjahr 1944 angenommen.

Das Nibelungenwerk war als Endfertigungsbetrieb ausgelegt, in dem Panzer „zusammengesetzt“ wurden. Die Maschinenausstattung und die Fertigungsmethoden entsprachen den neuesten Standards der damaligen Zeit. Das Werk war jedoch nicht nur eine Panzerfabrik, sondern auch im Bereich der Entwicklung engagiert. Deshalb wurde unter anderem eine Teststrecke, die so genannte „Einfahrbahn“, für laufende Tests und Überprüfungen von Serienprodukten und Prototypen angelegt. Bereits Ende August 1941 wurde die dazu benötigte Fläche im Waldgebiet nordwestlich der Bahnlinie St. Valentin - Steyr eingerichtet. Nach einer kurzer Erprobungsphase wurde diese Teststrecke erweitert. Diese lag neben dem Werk im Wald, damit die Tests durchgeführt werden konnten, ohne mit den neuen Fahrzeuge auf der öffentlichen Straßen fahren zu müssen.

Panzer IV

Die Geschichte des Nibelungewerkes ist eng mit dem Panzerkampfwagen IV, dem Standardpanzer der Deutschen Wehrmacht, verbunden. Mehr als die Hälfte der gesamten Panzer IV (4.350 Stück der insgesamt 8.209 Panzer) kamen aus St. Valentin.

Im November 1941 gelang es, den ersten Panzer IV in St. Valentin herzustellen. Im Dezember 1941 wurden zwei weitere Panzer IV sowie ein Reparaturfahrzeug montiert. Mit der Serienfertigung, die zunächst schleppend anlief, wurde im Monat April 1942 begonnen, wobei im ersten Halbjahr 1942 nur 13 Panzerkampfwagen hergestellt werden konnten. In den darauffolgenden Monaten wurden die Ausstoßzahl jedoch sukzessive gesteigert. Die größten Stückzahlen wurden im Jahr 1944 erreicht: Von 3.366 Panzer IV die in diesem Jahr gebaut wurden, stammten 2.809 (83,45 Prozent) aus dem Nibelungenwerk. Das entspricht einer durchschnittlichen Monatsproduktion von 234 Panzerfahrzeugen.

Der Panzer IV war der meist gebaute Panzer der Deutschen Wehrmacht. Er hatte eine Besatzung von fünf Mann, und war mit einer 7,5-cm-Kanone und zwei Maschinengewehren (Turm und Wanne) ausgestattet. Das Gewicht betrug, je nach Ausführung, etwa 25 Tonnen, die Frontpanzerung hatte eine Stärke von bis zu 50 mm , jene an der Seite war bis zu 30 mm stark. Der Panzer hatte eine Reichweite von etwa 200 km bei einem Tankinhalt von 470 l und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 32 km/h. 

Prestigeprojekt „Porsche-Tiger“

Im März 1942 wurde der erste „Porsche-Tiger“ im Werk gebaut, der Adolf Hitler bei einem Werksbesuch am 20. Juni 1942 persönlich vorgestellt und übergeben wurde. Hitler gab den Befehl, monatlich 200 Panzer dieses Typs zu fertigen. Am 27. August 1942 besuchte Rüstungsminister Albert Speer das Nibelungenwerk. Auch er war an dem „Porsche-Tiger“ interessiert, ließ ihn sich vorführen und steuerte einen dieser Panzer sogar selbst.

Das Ergebnis der Geländetauglichkeitsprüfung der „Porsche-Tiger“ in Konkurrenz zum Panzer IV war jedoch ernüchternd. In allen Fahr- und Kletterversuchen war der Panzer IV deutlich überlegen. Deshalb wurde dieses Projekt eingestellt und entschieden, auf Basis dieses Panzers ein Sturmgeschütz zu bauen. Ab Dezember 1942 begannen im Einvernehmen mit Alkett-Berlin die ersten Vorarbeiten für den Umbau des „Porsche-Tigers“ zum Sturmgeschütz „Ferdinand“. Im Februar 1943 verließen die ersten 15 Fahrzeuge dieses Typs die Montagehallen.

Infolge von Schwierigkeiten bei der Produktion der Antriebseinheit kam es im März 1943 zu einer Verzögerung im Ausstoß, was die höchsten Kreise des Reiches mobilisierte. Anstatt der geplanten 35 Stück „Ferdinand“ konnten nur 20 geliefert werden. Zusätzlich gab es Probleme mit dem von Ferdinand Porsche entwickelten dieselelektrischen Antrieb, der deshalb auf zwei Ottomotoren umgestellt wurde.

Am 30. und 31. März 1943 besuchte Speer erneut das Nibelungenwerk und unternahm eine Probefahrt mit einem umgebauten „Tiger“-Sturmgeschütz. Wenige Tage später, am 4. April 1943, inspizierte Hitler in Begleitung von Rüstungsminister Albert Speer und Generaloberst Heinz Guderian, dem „Erfinder“ der deutschen Panzerwaffe, St. Valentin zum zweiten Mal. Er besichtigte die Montage des Panzerjägers, genehmigte den Umbau und befahl, die Serienfertigung des Panzer IV hinter die Produktion des Sturmgeschützes zu reihen.

Durch diese Anordnung wurden Facharbeiter von anderen Betrieben abgezogen und im Nibelungenwerk eingesetzt. So gelang es bis zum 12. Mai 1943 tatsächlich 86, von 90 geforderten, Jagdpanzern abzuliefern. Auf Anweisung Hitlers wurde auch das Fertigungsprogramm und die Serienfertigung des Panzerkampfwagens IV geändert. Er ordnete die Steigerung der Produktion der Panzer IV auf 250 Einheiten monatlich bis zum Dezember 1943 an.

Jagdtiger

Im dritten Quartal des Jahres 1944 wurde auch mit der Endmontage des Jagdtigers begonnen, dessen Fertigung aufgrund von Entwicklungsschwierigkeiten beim Laufwerk und beim Getriebe verspätet eingesetzt hatte. Neben dem „Ferdinand“, der in einer spätereren Version den Namen „Elefant“ erhielt, war der „Jagdtiger“ das zweite Projekt hinsichtlich eines schweren Jagdpanzers im Nibelungenwerk. Die Umstellung einiger Fertigungsbereiche von der Produktion des Panzer IV zur Sturmgeschützproduktion auf „Tiger-Fahrgestellen“ ging im Nibelungenwerk mühelos vonstatten. Im dritten Quartal wurden zwölf Jagdtiger hergestellt, im vierten Quartal konnte der Ausstoß noch einmal erhöht werden.

Der Jagdtiger gilt als größter und schwerster Panzer aller Zeiten. Niemals wieder wurde ein Panzer in Serie produziert, der schwerer war als dieser „Koloss“ mit einem Gewicht von 72 t. Seine Frontpanzerung von 250 mm konnte von keiner gegnerischen Panzergranate durchschlagen werden. Im Gegensatz dazu konnte ein Geschoß aus seiner 12,8-cm-Kanone jeden alliierten Panzer vernichten. Knapp 90 Stück dieses Panzers, der sich jedoch auf dem Gefechtsfeld aufgrund seines Gewichtes und der mangelnden Wendigkeit nicht bewährte, wurden im Nibelungenwerk produziert.

Produktion unter Einschränkungen

Ab dem Jahre 1944 kamen neue Probleme aufgrund der Kriegslage auf das Nibelungenwerk zu. Zunehmend traten Schwierigkeiten mit der Versorgung von Treibstoff auf, was sich auch hemmend auf die Produktion auswirkte. So mussten die im Werk eingesetzten LKW wegen Treibstoffmangels aus dem Verkehr genommen werden. Darüber hinaus beeinträchtigten die alliierten Bombenangriffe auf west- und norddeutsche Industriezentren ab dem ersten Halbjahr 1944 indirekt die Fertigung. Im zweiten Quartal 1944 kam es deshalb zu massiven Versorgungsengpässen bei Wälzlagern und Getrieben. Trotz aller Schwierigkeiten, die im Sommer des Jahres 1944 aufgetreten waren, konnte das Fertigungsprogramm gehalten und teilweise überschritten werden. Im dritten Quartal erreichte man mit einer durchschnittlichen Monatsproduktion von 287 Panzer IV den absoluten Höhepunkt.

Am 17. Oktober 1944 gab es einen folgenschweren Bombenangriff auf das Nibelungenwerk, der massive Auswirkungen auf die Produktion hatte. Deshalb musste in Verlagerungsbetrieben und in den Stollen in der Nähe des Werkes produziert werden, wodurch die mögliche Fertigungskapazität nicht erreichbar waren. Dennoch wurden im vierten Quartal 1944 noch 339 Panzer IV und 48 Jagdtiger hergestellt, und die durchschnittliche Monatsproduktion (gemessen an der ersten Jahreshälfte 1944) beinahe gehalten werden. Im ersten Quartal 1945 wurden noch 506 Panzer IV (davon 10 Fahrgestelle) sowie 26 Jagdtiger hergestellt. Der für Februar 1945 geplante Großserienbau des Sturmgeschützes III/IV (leichter Panzerjäger III/IV) konnte jedoch nicht mehr anlaufen.

Trotz eines verheerenden Luftangriffes auf St. Valentin am 23. März 1945, konnte das Nibelungenwerk die Produktion bis zum Kriegsende aufrechterhalten. Selbst im April 1945 wurden noch 65 „Panther“ und „Tiger“ der Heeresgruppe Ostmark dort repariert. Am 22. April 1945 wurde die Panzerproduktion im Nibelungenwerk schließlich eingestellt.

Auf einen Blick

Das Panzerwerk in St. Valentin war einer der modernsten Rüstungsbetriebe des Dritten Reiches. Das zeigt sich an den hohen Produktionsziffern sowie an dem Umstand, dass dort Prestigeprojekte wie die schweren Jagdpanzer realisiert wurden. Die Geschichte des Werkes zeugt somit auch von der Leistungsfähigkeit der deutschen Rüstungsindustrie. Diese konnte bis zur Niederlage des Dritten Reiches, trotz massiver materieller Engpässe und Einschränkungen aufgrund des Luftkrieges, eine hohe Produktionsrate militärischer Güter sicherstellen.

Die Produktion war jedoch nur durch den massiven Einsatz von Arbeitskräften möglich, von denen bis zu 8.500 Personen im Nibelungenwerk, unter teilweise unmenschlichen Bedingungen arbeiteten. Viele von ihnen waren Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter oder KZ-Häftlinge, da sich seit 1944 auch ein Außenlager des KZ-Mauthausen mit etwa 1.500 Personen in St. Valentin befand. Somit ist die Geschichte dieses Werkes auch eng mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verbunden.

Das Nibelungenwerk heute

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich St. Valentin in der sowjetischen Besatzungszone und das Werk wurde zu einem USIA-Betrieb. Nach dem Ende der Besatzungszeit 1955 übernahm die Republik Österreich das Werk, bevor es 1957 wieder ein Teil von Steyr-Daimler-Puch wurde. Seit dem Jahr 1974 werden in den Hallen des ehemaligen Panzerwerkes Traktoren gefertigt. Zunächst von Steyr-Daimler-Puch und seit den 1990er-Jahren vom Landmaschinenhersteller Case bzw. dessen Nachfolger CNH-Global. Ebenfalls seit den 1990ern ist das ehemalige Nibelungenwerk im Besitz des kanadischen MAGNA-Kozerns.

Obwohl das Panzerwerk mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor über 70 Jahren friedlichen Aufgaben dient, erinnern noch zahlreiche Spuren an diese Zeit. Neben den Produktionshallen stehen noch die Verwaltungsgebäude im Eingangsbereich, die nahezu unverändert sind sowie die ehemalige Werkssiedlung. Darüberhinaus befinden sich die Fundamente der Baracken der Kriegsgefangenen, Fremdarbeiter und der Außenstelle des KZ-Mauthausen auf bzw. neben dem Werksgelände. Bei der Bahnhaltestelle Herzograd steht darüber hinaus ein Beobachtungsbunker, der während der Luftangriffe besetzt war und von dem aus die Flucht von Arbeitern erkannt werden sollte. In diesem Bereich befindet sich auch ein Gedenkstein, der im Zuge eines Schulprojektes dort aufgestellt wurde. Dieser erinnert an die Insassen des ehemaligen KZ-Nebenlagers St. Valentin und an die teilweise unmenschlichen Bedingungen unter denen in der „Spielwarenfabrik“ einst Panzer produziert wurden.

Mag. Josef Reisinger, BA ist Sozioökonom, Historiker und Autor des Buches „Codename: Spielwarenfabrik. Die Nibelungenwerke in St. Valentin und die deutsche Panzerfertigung“.

 

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