Frauen waren in der Garnison schon lange als Zivilbedienstete wie etwa als Schreibkräfte tätig. Doch die Frau in Uniform, bewaffnet und als Befehlsempfänger und künftiger Kommandant, war neu. Daraus ergaben sich Fragen: Wie gehen Frauen mit Befehl und Gehorsam um? Sind sie anders zu behandeln als Männer? Ticken sie anders?
Bei der Vorbereitung des Kaders in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen wurden zwei Dinge herausgearbeitet:
- Der Sinn und Zweck eines Befehles muss noch deutlicher transportiert werden, was ohnehin in den Allgemeinen Dienstvorschriften des ÖBH immer schon geregelt war und
- Frauen mögen kein Lob ohne Begründung.
Die Sorgen der obersten militärischen Führung spiegelten sich in einem Verhaltenskodex gegenüber Frauen wider, der vom gesamten Ausbildungskader unterschrieben werden musste. Darin war geregelt, dass es eigene Frauenunterkünfte geben muss, dass Frauen und Männer keinesfalls zeitgleich die Duschen benutzen dürfen oder dass das Ausbildungskader nur zu zweit in die Unterkünfte der Frauen gehen darf. Kurz zusammengefasst: ein operativer Verhaltenskodex fern jeder Einsatzrelevanz, geboren aus Angst und Unsicherheit. Was laut Brigadier i.R. Josef Puntigam eine Menge über das Bild aussagt, das die Führung über die eigenen männlichen Soldaten hatte. Diese Ängste fanden sich im Freundes- und Bekanntenkreis der angehenden Soldatinnen wieder. Wie massiv dieser Druck aus dem privaten Umfeld war, zeigt sich ebenfalls darin: Von den neun Soldatinnen rüsteten vier aus privaten Gründen ab.
Demonstration vor dem Kasernentor
Auch vor dem Kasernentor machte man sich Sorgen. So fand eine Demonstration vor den Toren der Erzherzog-Johann-Kaserne statt. Diese war von einem Mann angemeldet worden - im Schlepptau hatte er circa zehn Frauen. Puntigam verließ die sicheren Mauern und stellte sich den Demonstrantinnen, um diese kurzerhand in die Kaserne einzuladen und verschaffte ihnen Zugang zu den Soldatinnen. Den Mann ließ er vor der Tür alleine weiter demonstrieren.