• Veröffentlichungsdatum : 26.09.2018

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60 Jahre UO-Ausbildung in der Garnison Enns

Nikolaus Egger

Im Jahr 1958 begann mit der Gründung der damaligen Heeresunteroffiziersschule die bis heute andauernde allgemeine Unteroffiziersausbildung in der Ennser Towarek-Schulkaserne. Obwohl dieses Faktum eine Konstante darstellt, auf welche die Heeresunteroffiziersakademie (HUAk) und das Österreichische Bundesheer stolz sein können, hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten doch viel verändert.

Als nachhaltigste Maßnahme hat sich dabei die Gründung einer Heeresunteroffiziersakademie, der heutigen „HUAk“, auf dem Fundament dieser Schule im Jahr 1995 herauskristallisiert. Von manchen bis in die Gegenwart als reine Umbenennung oder als Schwenk in der Unteroffiziersausbildung von einer praktischen Ausrichtung hin zu einer Theoretisierung oder Akademisierung missverstanden, steckt in Wahrheit eine Aufwertung dieser Bildungseinrichtung hinter diesem Schritt. Davon profitiert auf längere Sicht betrachtet das gesamte österreichische Unteroffizierskorps.

Die Grundausbildung österreichischer Unteroffiziere war bis Mitte der 1990er-Jahre noch stark dezentralisiert und von den Ausbildungsverbänden des Bundesheeres getragen. Mit der Zentralisierung der Ausbildung in Form von Unteroffizierslehrgängen konnte eine nachweisliche Qualitätssteigerung erzielt werden - nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Vergleichbarkeit der allgemeinen Kompetenzen junger Wachtmeister am Beginn ihrer Laufbahn. Diesen Vorteil konnte sich die HUAk, trotz immer wieder auftauchender Ansätze einer Re-Dezentralisierung, zum Glück erhalten.

Unbestritten war bereits die Heeresunteroffiziersschule eine Einrichtung, mit der sich Unteroffiziere identifizieren konnten, da sie vor allem über die Fort- und Weiterbildung als Kompetenzzentrum eine Anlaufstelle war. Der Versuch mit der Heeresunteroffiziersakademie eine echte Heimat des österreichischen Unteroffizierskorps zu etablieren, war von Beginn an eine der fruchtbarsten Ideen bei der Initiative zur Überführung der Heeresunteroffiziersschule zur Heeresunteroffiziersakademie.

Dieses Ziel muss aber als immer noch laufender Prozess, und damit als nicht abgeschlossenes - und wohl niemals zu hundert Prozent abschließbares Unternehmen - interpretiert werden. Jedenfalls verfügen heute nicht nur die Offiziere des Österreichischen Bundesheeres mit der Theresianischen Militärakademie über eine „Alma Mater“ sowie mit der Landesverteidigungsakademie über eine professionelle Institution für die Fort- und Weiterbildung in höheren Funktionen; sondern auch die Unteroffiziere dürfen seit mehr als zwei Jahrzehnten eine national und international anerkannte Akademie als ihre Heimat bezeichnen. Viele Absolventen tun dies tatsächlich mit Stolz und voller Überzeugung.

Das Ausbildungssystem der Unteroffiziere war und ist stets im Umbruch und muss aufgrund innerer sowie äußerer Einflüsse immer wieder angepasst werden. Ein Resultat der letzten Reform war die Implementierung einer insgesamt dreistufigen Kaderanwärterausbildung. Deren Kernstück ist aus Sicht der Qualifizierung von Unteroffizieren der dritte und letzte Abschnitt vom ausgebildeten Gruppenkommandanten in einer Waffengattung zum vollwertigen Berufsunteroffizier. Der erste Durchgang innerhalb dieses Systems wurde im Februar 2018 abgeschlossen und wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Beitrages bereits weitgehend evaluiert sein. Hier liegt vor allem quantitativ und hinsichtlich des Arbeitsaufwandes für große Teile des Kaders der momentane Schwerpunkt der HUAk.

Mit der Kaderausbildung 4, des ehemaligen Stabsunteroffizierslehrganges für Berufsunteroffiziere, verfügt die HUAk über einen „Fels in der Brandung“. Dieser ist seit Jahrzehnten ein besonders wichtiger Beitrag für die Weiterbildung des österreichischen Unteroffizierskorps. Doch auch Angebote für Milizunteroffiziere, die Fort- und Weiterbildungen für das Lehrpersonal oder persönlichkeitsbildende Seminare mit vielfältigen Ausrichtungen und Themenbereichen gehören mittlerweile zum nicht mehr wegzudenkenden Repertoire der HUAk.

Die Zukunft weist in Richtung einer Verbesserung der Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen. Konkret bedeutet das einen weiteren Ausbau der Anerkennung des Unteroffiziersberufes innerhalb und außerhalb des Verteidigungsressorts, wobei Zertifizierungen und die Möglichkeiten des Nationalen Qualifikationsrahmens dabei eine besondere Rolle spielen werden.

Die Heeresunteroffiziersakademie ist bereit, die damit verbundenen Aufträge aktiv anzunehmen und dabei das Beste für ihre „Kunden“ herauszuholen. Eine qualitative Hilfestellung sollte die Einbindung in den Wirkungsverbund der Militärhochschule gemeinsam mit der Theresianischen Militärakademie unter Federführung der Landesverteidigungsakademie mit sich bringen. Das Personal der HUAk ist für diese Zusammenarbeit gerüstet und freut sich auf die neuen Herausforderungen in den kommenden Jahren.

Brigadier Nikolaus Egger ist Kommandant der Heeresunteroffiziersakademie in Enns.

 

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