• Veröffentlichungsdatum : 14.12.2016
  • – Letztes Update : 30.09.2021

  • 21 Min -
  • 4201 Wörter

Blackout - Vorsorge in Berlin

Cornelia Lawrenz, Martin Surma

Es gibt verschiedene Bemühungen, die Auswirkungen eines plötzlichen, überregionalen und länger andauernden Strom- und Infrastrukturausfalles („Blackout“) auf die Bevölkerung zu minimieren. Behörden, zivile Organisationen, Netzwerke aller Art sowie freiwillige Helfer versuchen sich auf dieses Szenario vorzubereiten. Durch die alles umfassende Problematik eines weitreichenden Infrastrukturausfalls und durch die massive Betroffenheit aller Beteiligten, werden jedoch die Grenzen des Leistbaren aller, bei unzureichender persönlicher Resilienz schneller erreicht.

Beiträge zum Thema Blackout

Resilienz - Widerstandsfähigkeit

Alles steht und fällt mit der persönlichen Vorbereitung des Einzelnen. Wenn diese nicht vorhanden ist, sind alle organisatorischen Überlegungen auf Sand gebaut. Auch das Personal der Einsatzorganisationen und deren Familien sind oft nicht wesentlich besser vorbereitet als der Rest der Gesellschaft.

Daher ist ein derart beängstigendes Ereignis nur bewältigbar, wenn sich möglichst viele Menschen damit auseinandersetzen und ihre Eigenversorgungsfähigkeit für zumindest eine Woche sicherstellen können. Denn, selbst wenn die Stromversorgung wieder funktioniert, wird es noch erheblich länger dauern, bis alle anderen Infrastrukturbereiche und die Versorgungsleistungen wie gewohnt zur Verfügung stehen werden. Für diese Zeitspanne gibt es keine staatlichen Vorkehrungen, wie oft irrtümlich angenommen wird. Daher funktioniert eine rechtzeitige Vorsorge nur auf persönlicher und lokaler Ebene. Neudeutsch wird das als „Resilienz“ bzw. Widerstandsfähigkeit bezeichnet.

Dass es hier noch einen erheblichen Verbesserungsbedarf gibt, hat nicht zuletztdie KIRAS-Sicherheitsforschungsstudie „Ernährungsvorsorge in Österreich“ - (KIRAS Sicherheitsforschung)gezeigt. Demnach haben hochgerechnet rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich keine Wasservorräte zu Hause. Oder rund 3 Millionen Menschen wären nach einer Blackout-bedingten Versorgungsunterbrechung spätestens am 4. Tag nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen.

Ein solches Ausmaß an Hilflosigkeit könnte auch mit keiner organisierten Hilfe der Welt bewältigt werden. Man ist sehr von der Infrastrukturversorgung abhängig. Nur vergisst man das gerne, da sie fast immer verfügbar ist. Das ist zugleich der Fluch einer modernen Gesellschaft und eine mögliche Blackout-Katastrophe hätte verheerende Folgen, nicht nur während der Krise, sondern auch für die weitere Zukunft. Dabei könnte jeder Einzelne bereits mit einfachsten Maßnahmen das Schlimmste verhindern bzw. abmildern. 

Es stellt sich daher die dringende Frage: Wie weit ist jeder für sich und seine Familie auf ein solches Szenario ausreichend vorbereitet? „(…) Auch wenn sich Bedrohungsszenarien im Lauf der Jahre geändert haben und sich auch in Zukunft ändern werden, gilt: Je besser Privathaushalte vorbereitet sind, desto schneller und besser können auch schwere Katastrophen bewältigt und Auswirkungen begrenzt werden“, so Innenminister Mag. Wolfgang Sobotka zum Internationalen Tag der Katastrophenvorbeugung am 13. Oktober 2016.

Das Modell der Katastrophenleuchttürme in Berlin

Blackout - Die Kommunen sind gefragt

Unabhängig davon wie groß oder klein eine Kommune ist - ein Blackout trifft jeden Bürger einzeln. Genauso wie jede stromabhängige Infrastruktur im Ganzen, egal für wie viele Menschen sie ausgelegt ist. Betroffen sind auch die kommunalen Verwaltungsapparate, die mit ihren Aufgabengebieten wichtige Ansprechpartner für die Bürger und oft unentbehrliche Schnittstellen zu lebensnotwendigen Infrastrukturen darstellen. Wenn ein derart umfassendes Schadensereignis wie ein Blackout eintritt, zählt für eine Kommune nur eines: Sie muss handlungsfähig bleiben!

Auf kommunaler Ebene greifen sämtliche Katastrophenschutzstrukturen: Die Katastrophenstäbe der Verwaltungsbehörden agieren in geübten Abläufen, Verwaltungsbehörden mit Ordnungsaufgaben erfüllen ihre gesetzlich fixierten Aufgaben und die längst ermittelte Selbsthilfefähigkeit der Bürger wird aktiviert - und das alles ohne Strom! Gleichzeitig erhalten Polizei und Feuerwehr weiter die öffentliche Sicherheit - auch das ohne Strom! Oder besser, soweit vorhanden und für die Schadenslage Blackout präpariert im Notstrombetrieb. 

Leuchtende Inseln - Drehscheibe Rathaus

Das Rathaus ist bekanntermaßen ein Ort, der von vielen Menschen als Dreh- und Angelpunkt öffentlicher Dienstleistung wahrgenommen wird. Hier erwarten die Bürger Beratung, gesicherte Informationen und im Notfall Hilfeleistungen. Bei Stromausfall ist das Rathaus der kommunale Ort, wo der erhöhte Informationsbedarf der Bevölkerung gelenkt und Hilfe bei ersten Versorgungsengpässen in den Bereichen Nahrung, Trinkwasser, Medikamente und Unterkunft organisiert werden muss. Deshalb wird ein Großteil der Bevölkerung bei Stromausfall mit Sicherheit öffentliche Bürodienstgebäude aufsuchen: Es sind oft die Gebäude, die über eine Notstromversorgung verfügen. Im Dunkeln sind sie als leuchtende Inseln Orientierungspunkte, die plötzlich zu Anlaufstellen für Hilfesuchende werden. 

Eine Lösung für Berlin

Steglitz-Zehlendorf ist mit einer Fläche von 102,5 km² und einer Bevölkerungszahl von bald 300.000 Einwohnern der nach Fläche drittgrößte Bezirk der demnächst die vier Millionen Marke streifenden Metropole Berlin. Zum Vergleich: Das größte Bundesland Österreichs - Niederösterreich - versammelt auf einer Fläche von etwas über 19 000 km² eine Gesamteinwohnerzahl von 1,6 Millionen Bürgern.

Der Katastrophenschutz im Bezirk Steglitz-Zehlendorf beteiligte sich von 2012 bis 2015 an einem dreijährigen Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich „Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert wurde. Gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichem Dienst erforschte und entwickelte der Bezirk für den Krisenfall Blackout ein flächendeckendes System von zentralen Anlaufstellen für die Bevölkerung. Das System beinhaltet neben den wichtigen Säulen der Information, Kommunikation und Versorgung der Bevölkerung mit dem Nötigsten vor allem die Einbeziehung der Bürger in die Bewältigung der Krise.

Projekt Katastrophenschutz-Leuchttürme 

Warum muss die Kommune bei Stromausfall handeln? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten: Zwang und Notwendigkeit. Erstens ergibt sich der Handlungszwang aus rechtsstaatlichen Anforderungen, d. h. aufgrund der in jedem Staat geltenden Katastrophenschutz-Gesetzgebung und zweitens aus praktischen Erwägungen, da die Bevölkerung ein funktionierendes Katastrophenmanagement seitens der Behörden erwartet und gleichzeitig eine enorme Bereitschaft zur aktiven Mithilfe zeigt.

Hilfeerwartung und Bereitschaft zur aktiven Mithilfe

Eine im Projekt Kat-Leuchttürme durchgeführte Bürgerbefragung hat gezeigt, dass die Bevölkerung nicht ausreichend auf die Katastrophe Blackout vorbereitet ist. Gravierende Versorgungsengpässe z. B. infolge unzureichender Lebensmittel- und Getränkebevorratung würden bereits nach 3 bis 4 Tagen auftreten. Zugleich aber wird von den öffentlichen Stellen ein breites Spektrum an Hilfeleistungen erwartet.

Insbesondere wird die Verteilung von Wasser, Lebensmitteln sowie die Gewährleistung der medizinischen Versorgung als sehr wichtig und als von öffentlichen Stellen zu organisierende Dienstleistung erachtet. Hinzukommt der unerwartet hohe Bedarf an immaterieller Hilfe wie die „Weitergabe aktueller Informationen“ oder die „Verfügbarkeit von Ansprechpartnern“. Immerhin erwarten etwa 45 Prozent der Befragten Informationen und Ansprechpartner an bekannten Standorten der Bezirksverwaltungen im näheren Wohnumfeld. Dies deutet darauf hin, dass hier eine hohe Hilfekompetenz angenommen wird. 

Zugleich besteht eine enorm hohe Bereitschaft, im Fall eines Blackouts entweder auf informelle Hilfestrukturen durch bspw. Familienangehörige, Freude oder Nachbarn zurückzugreifen oder auch selbst Hilfe zu leisten (z. B. Teilung knapper Güter, Krankentransporte). Diese Hilfebereitschaft ist gegenüber Personen, die im eigenen persönlichen Umfeld leben, besonders hoch. Daraus lässt sich ableiten, dass die Bevölkerung im Katastrophenfall Blackout nicht nur als betroffene, sondern auch als helfende Öffentlichkeit zu betrachten ist, die aktiv an der Katastrophenbewältigung beteiligt werden kann.

Genau hier setzt das bürgernahe Katastrophenmanagement an: Professionelle Hilfe im Quartier durch staatliche Stellen unter aktiver Einbindung der Bevölkerung! Diese Erkenntnis war die Grundlage für die selbstorganisierten Anlaufstellen der Bevölkerung im unmittelbaren Wohnumfeld, die das System der Kat-L als sogenannte Katastrophenschutz-Informations- und Interaktionspunkte (Kat-I) maßgeblich tragen.

Kat-Leuchttürme - Katastrophenhilfe mit System

Das Kat-Leuchtturm-System ist darauf ausgerichtet, möglichst flächendeckend Anlaufstellen für die Bevölkerung zu schaffen. Die Anlaufstellen unterschiedlicher Ausprägung und Ausstattung sind modular aufgebaut und bilden eine Schnittstelle zwischen öffentlichen Stellen und selbstorganisiertem Engagement. Kat-Leuchttürme sind Informationsquellen für die Behörden und die Bevölkerung gleichermaßen, indem sie die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) bei der Erstellung aktueller Lagebilder unterstützen, damit diese ihre Maßnahmen gezielt steuern können.

Die Bevölkerung erhält hier die Möglichkeit zur Aufnahme und Weitergabe von Informationen. Es wird dabei zwischen aktuellen Informationen zur Lage, der Weitervermittlung von Notfallmeldungen und der Vorhaltung situationsrelevanter Informationen zur persönlichen Bewältigung der Krisensituation unterschieden. Allgemeine Lageinformationen für Krisenstäbe und BOS werden über ein autarkes Notfunksystem erhoben und können der Bevölkerung - entsprechend der Lage und bestenfalls aktualisiert - zur Verfügung gestellt werden. Akute Notfallmeldungen aus der Bevölkerung, wie ein in Brand geratenes Wohnhaus oder medizinische Notfälle, können über die gleiche Funkinfrastruktur abgesetzt werden. Obwohl die Anlaufstellen für sämtliche Belange der Bevölkerung bei Stromausfall eingerichtet werden, sind klare Grenzen bzgl. ihrer Möglichkeiten zu ziehen:

Anlaufstellen für die Bevölkerung in Notsituationen sollen

  • die Kommunikation und Information zwischen den an der Krisenbewältigung beteiligten BOS sicherstellen, 
  • die eigene Arbeitsfähigkeit sicherstellen,
  • gesicherte Informationen an die Bevölkerung weitergeben,
  • die Kommunikation der Bevölkerung untereinander ermöglichen und
  • das bürgerschaftliche Engagement der Bevölkerung unterstützen und als Potenzial zur Krisenbewältigung nutzen.

Anlaufstellen für die Bevölkerung in Notsituationen können keine 

  • Grundversorgung der Bevölkerung für die Dauer des Stromausfalles gewährleisten,
  • ärztlichen Versorgungsleistungen jenseits der Ersten Hilfe anbieten,
  • Kinderbetreuung für die Bevölkerung anbieten,
  • dauerhafte stationäre Unterbringung der Bevölkerung ermöglichen,
  • uneingeschränkte Aufrechterhaltung der bürgernahen Dienstleistungen gewährleisten

Kat-L-Ausstattungsvarianten

Grundsätzlich gibt es vier unterschiedliche Kat-L-Typen: Zentrale Standorte im Kat-L-System sind die mit Notstrom versorgten stationären Kat-L, die in öffentlichen Gebäuden eingerichtet werden. Zusätzlich zu den stationären Kat-L gibt es als portable Varianten die Kat-Lp. Diese sind für den flexiblen Einsatz in nicht notstromversorgten Dienstgebäuden oder zur mobilen Anwendung in einem Fahrzeug für den Einsatz in dünn besiedelten Gebieten vorgesehen. Zusätzlich dienen sie der Entlastung notstromversorgter Infrastrukturen wie Feuerwachen und Polizeistationen.

Alle drei Varianten können über die im Projekt entwickelte, ausfallsichere Funkverbindung des Katastrophen-Kommunikations-Systems (KKS) untereinander kommunizieren und Kontakt zu den Bezirkskatastrophenschutzstäben aufnehmen. Darüber hinaus gibt es die „Katastrophenschutz-Informations- und Interaktionspunkte“ (Kat-I). Sie sind nicht notstromversorgt und dienen in den Wohnquartieren zur Organisation der Selbsthilfe innerhalb der Bevölkerung. Die Kat-I haben keine Schnittstellen zum KKS. 

Der stationäre Kat-L

Der stationäre Kat-L ist modular konzipiert. D. h. alle Dienstleistungsangebote, die eine Kommune für Hilfesuchende während eines Stromausfalles anbieten möchte, können an den Bedarf und an die kommunalen Gegebenheiten angepasst werden. Mögliche Standorte für stationäre Kat-L sind Rathäuser, Bezirksämter, Schulen und andere bekannte, notstromversorgte Infrastrukturen.

Idealerweise sollten diese Gebäude über leicht zugängliche, außerhalb der Anlage liegende und ausreichend große Freiflächen verfügen. Die Standorte der stationären Kat-L müssen als öffentliche Gebäude in kommunaler Verwaltung sein, d. h. die Ausübung des Hausrechtes muss z. B. beim Bürgermeister, seinem Stellvertreter oder bei von diesen beauftragten Personen liegen. Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass ausgebildetes und zum Kat-L-System ausreichend geschultes Kommunalpersonal eingesetzt wird.

Aufgaben des stationären Kat-L

Wichtigste Aufgabe des stationären Kat-L ist die Aufnahme und Weitergabe von Informationen an die Bevölkerung. Neben der Steuerung akuter Notfallmeldungen werden vor allem die Angebote und Gesuche lokaler und überregionaler Hilfe über die feste Funkinfrastruktur des KKS abgesetzt. Zusätzlich wird über diese Funkverbindung die Kommunikation der Bevölkerung miteinander ermöglicht. Sollten weitere Hilfebedürfnisse entstehen, können diese entsprechend der vorhandenen Module organisiert bzw. an andere Kat-L weitergeleitet werden, sofern der Hilfebedarf vor Ort nicht erfüllt werden kann.

Informationen beim stationären Kat-L

Für die Bereitstellung von Informationen zur persönlichen Bewältigung der Notlage sollte die Behörde im Vorfeld wichtige Daten erfassen. Hierzu gehören z. B. Umgebungskarten mit den Standorten der nächstgelegenen Trinkwassernotbrunnen, der betriebsbereiten Supermärkte und Apotheken sowie aller Krankenhäuser der näheren Umgebung.

Zusätzlich hält jede Anlaufstelle Merkblätter zu folgenden Themen bereit:

  • Allgemeine Tipps zum Verhalten bei Stromausfall - Möglichkeiten zum Selbstschutz;
  • Merkblatt zu Wasserverbrauch und Hygiene - Was tun, wenn Trinkwasser knapp wird?
  • Merkblatt zur Genießbarkeit von leicht verderblichen Lebensmitteln - Was tun, wenn Lebensmittel knapp werden?
  • Merkblatt zum Umgang mit offenem Feuer und elektrischen Geräten - Erhöhtes Brandrisiko bei Stromausfall.

Besonderheiten für kommunale Einrichtungen

Über die wichtigste Aufgabe der Informationsvermittlung hinaus können stationäre Kat-Leuchttürme mit weiteren Modulen ausgestattet sein. Module sind Dienstleistungsangebote, die eine Kommune der Bevölkerung bei Stromausfall zur Verfügung stellen kann. Die Erste Hilfe ist ein Angebot von betrieblichen Ersthelfern beim Kat-L. Vor Ort führen ausgebildete Mitarbeiter bei Bedarf lebensrettende Sofortmaßnahmen und Wundversorgung durch. Die Kindernotbetreuung ist ein Angebot für Kat-L-Beschäftigte und Krisenstabsmitglieder, damit sie ihre vorgesehenen Aufgaben im Kat-L uneingeschränkt wahrnehmen können.

Beim stationären Kat-L können sich freiwillig Helfende registrieren lassen und erhalten gegebenfalls Arbeitsaufträge durch die Kat-L-Mitarbeiter. Im Kat-L steht ein Raum für nichtregistrierte spontane Helfergruppen bereit, die bei Bedarf von Mitarbeitern mit Informationsmaterial ausgestattet werden. Grundsätzlich soll spontane Selbsthilfe autark und ohne Unterstützung des Kat-L-Personals erfolgen. Bestenfalls wirken die Kat-L-Beschäftigten, neben ihrer eigentlichen Aufgabe, beruhigend auf Hilfesuchende ein. Gelingt dies nicht, kann der Einsatz von psychosozialen Fachkräften, die zum Beispiel in einer Behörde tätig sind, erwogen werden.

Lokale Funkamateure können die netzunabhängige Kommunikation unterstützen. Ihre alternative Kommunikationstechnik ergänzt das KKS am Kat-L und kann über weitere Funkamateure die Verbindung zu den Kat-I herstellen. Mit dem Einsatz von Hilfsorganisationen können am Kat-L Leistungen angeboten werden, die von übergeordneter Ebene für den Betrieb von Kat-L freigegeben wurden. Dies kann der Aufbau von Behandlungsplätzen oder die Ausgabe von Mahlzeiten sein. Fahrzeuge, die im Normalbetrieb für kommunale Dienste genutzt werden (z. B. Aktentransportfahrzeuge) können im Krisenfall für Personentransporte genutzt werden.

Besonderheiten für Kliniken

Kliniken sind bei einem langanhaltenden Stromausfall mit Notstrom versorgt und gehören zu den wenigen Gebäuden, die bei Stromausfall beleuchtet sind. Es ist davon auszugehen, dass sich neben Verletzten auch die informationssuchende Bevölkerung gezielt in die Krankenhäuser begeben wird, um dort Hilfe und Informationen zur Lage zu erhalten. In Ballungszentren wird dies ein größeres Problem darstellen als in Gebieten mit einer eher ländlichen Struktur.

Deshalb ist die Anbindung von Kliniken an das Kat-L-System zur Aufrechterhaltung der Informationsweitergabe an die Bevölkerung sinnvoll. Es sind bei der Einrichtung eines stationären Kat-L in einem Krankenhaus besondere Aspekte zu beachten, die den Schutz der Integrität einer Klinik und ihrer Prozesse betreffen. Um den gesetzlichen Anforderungen für die Sicherstellung der eigenen Versorgung und der Versorgung der Bevölkerung gerecht zu werden, sollten im Vorfeld einige Vorkehrungen getroffen werden, wie

  • Einplanung von klinikeigenem Personal für den Kat-L-Betrieb,
  • Sicherstellung der Treibstoffversorgung für Notstromerzeuger,
  • Versorgung der Kat-L-Bereiche mit Notstrom,
  • Bereitstellung von Zusatzkapazitäten für Patienten aus Dialyse- und Beatmungseinrichtungen.

Portable Kat-L

Die Einrichtung von portablen Kat-Leuchttürmen ist für den Einsatz in dünn besiedelten Gebieten bzw. Randgebieten von Städten sowie zur Entlastung von notstromversorgten Infrastrukturen, die weiterhin in erster Linie die öffentliche Ordnung aufrechterhalten müssen, vorgesehen. Hierbei handelt es sich um Feuerwehren, Polizeistationen, Krankenhäuser und andere Infrastrukturbetreiber, die bei Stromausfall von einer starken Zunahme an Anfragen aus der Bevölkerung ausgehen, gleichzeitig jedoch ihre originären Aufgaben ungehindert wahrnehmen müssen.

Die tägliche Informationsversorgung bestimmter Kat-I kann durch die Kat-Lp erreicht werden. Die Integration weiterer Module ist nicht vorgesehen. Das Zusammenspiel von Kat-L und Kat-Lp ermöglicht es, bei Stromausfall möglichst viele Menschen mit Informationen zu versorgen, die Gesamtbevölkerung über weite Flächen zu informieren und die Menschen aktiv in das Krisenmanagement einzubeziehen. 

Nicht notstromversorgte Bürodienstgebäude oder Schulen können als portable Anlaufstellen in Betrieb genommen werden. Dazu werden die portablen Komponenten des Kat-L-Systems mitsamt einem mobilen Notstromaggregat zu den jeweiligen Standorten gebracht. Sie sind in handlichen Koffern verpackt und enthalten Kommunikations- und Notstromeinheiten, Displays zur Informationsweitergabe, Informationsmaterial (Merkblätter, Kartenmaterial), Aufbauanleitungen und ein Kat-L-Handbuch.

Katastrophenschutz- Informations- und Interaktionspunkte (Kat-I)

Neben den durch Behörden gesteuerten und von öffentlichen Verwaltungsmitarbeitern betriebenen notstromversorgten Kat-L sieht das System die Ebene der sog. Katastrophenschutz-Informations- und Interaktionspunkte (Kat-I) vor. Dies sind ausschließlich von der Bevölkerung selbst betriebene Anlaufstellen in den Wohnquartieren. Hier werden das spontan entstehende Selbsthilfepotenzial sowie die konkreten Hilfe- und Sachleistungen der Bürger eigenständig koordiniert. Durch die Einrichtung von Kat-I in bekannten Anlaufstellen wie Schulen, Seniorenstätten, Nachbarschaftstreffs oder Jugendfreizeitheimen werden die Kat-L auf regionaler Ebene entlastet. 

Zu ihnen werden nur Anliegen weitergeleitet, die bei den Kat-I nicht bearbeitet werden können. Hierfür ist allerdings eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kat-I im Quartier und den Kat-L erforderlich. Die Kooperation zwischen regionalen Kat-L und kiezgebundenen (Kiez/Stadtviertel) Kat-I wird durch eine Verbindungsperson, den sog. Regionalverantwortlichen (RV) gewährleistet. Der RV ist ein geschulter Mitarbeiter der Kommunalverwaltung, der zu Beginn des Stromausfalles die im Vorfeld bekannten Orte in den Wohnquartieren ansteuert und dort die Selbsthilfe vor Ort initiiert. Er führt einen Koffer mit sich, der notwendiges Infomaterial enthält.

An den Standorten der sich selbst herausbildenden Kat-I wird der RV einen engagierten und sozial kompetenten Bürger ausfindig machen, der die Leitung des Kat-I übernimmt, den sogenannten Kat-I-Koordinator. Dieser wird Ansprechpartner vor Ort sein, sowohl für den RV als auch für die Belange der Bürger im Quartier. Die aktiv helfende Bevölkerung wird im Kat-L-Konzept als Kat-I-Helfer bezeichnet. Diese sorgen an der Basis dafür, dass alle Hilfegesuche und Hilfsangebote aufgenommen, koordiniert und im Notfall - in Absprache mit dem Kat-I-Koordinator - weitergeleitet werden.

Infrastruktur - Was ist zu beachten?

Verteilung in der Fläche

Die Anlaufstellen für die Bevölkerung müssen in Wohnortnähe, fußläufig erreichbar, bekannt und baulich geeignet sein. Zu einem stationären Kat-L sollten Hilfesuchende maximal eine Entfernung von 3 bis 4 km zurücklegen. Je nach Größe der Kommune und Einwohnerdichte ergibt sich ein ungefährer Abstand von 6 bis 8 km der stationären Kat-L untereinander.

Zur Erinnerung: Kat-L sind notstromversorgte und mit geschultem Personal besetzte Gebäude in kommunaler Trägerschaft. Wo keine derart ausgestatteten Gebäude vorhanden sind, kommen portable Kat-L zum Einsatz. Flexibel und mobil können sie nicht notstromversorgte Gebäude in einen Kat-L (dann Kat-Lp) verwandeln oder KFZ-gebunden Informationen in dünn besiedelte Gebiete tragen. Kat-I-Standorte bilden sich in städtischen Quartieren oder kleinräumlichen Einheiten selbst heraus. Als Planungsempfehlung gilt: etwa 10 Kat-I sollten einem stationären Kat-L fest zugeordnet sein.

Beispiel Berlin

Zu Planungszwecken sollten statistische Daten regionaler Gebiets- und Verwaltungsgliederung dienen. In Berlin orientiert sich die Kat-L Infrastruktur an der Unterteilung in lebensweltlich orientierte Räume (LOR). Die größte Raumabgrenzung unterteilt alle 12 Berliner Bezirke in 60 Prognoseräume. In der Katastrophe sollte pro Prognoseraum eine Anlaufstelle betrieben werden, also 60 stationäre Kat-L stadtweit. In jeder kleinsten räumlichen Einheit, dem sogenannten Planungsraum, sollte ein Kat-I angesiedelt sein.

Die Stadt lässt sich derzeit in 447 Planungsräume mit jeweils ca. 7 800 Einwohnern aufteilen. Entsprechend sollten in der Katastrophe ca. 447 Kat-I geschaffen werden. Dies ermöglicht, dass die Selbsthilfe von etwa 7 800 Einwohnern durch einen Kat-I organisiert und koordiniert wird. Eine dichte Verteilung von Anlaufstellen ist sinnvoll, da im engen Sozialraum die größte Hilfsbereitschaft besteht. Das Kat-L-System ist am erfolgreichsten, wenn eine Kombination der verschiedenen Typen von stationären und portablen Kat-L sowie Kat-I zur Flächenabdeckung geplant wird.

Anforderung an die Standorte

Für den reibungslosen Betrieb sollten ein geräumiger Eingangsbereich bzw. eine Halle, mindestens sechs ebenerdige Räume (inkl. Lagerraum für die technische Ausstattung), ein Erste-Hilfe-Raum mit Sichtschutz und Außenflächen für weitere Module eingeplant werden. Ein portabler Kat-L, der in einer festen Infrastruktur ohne Notstromversorgung eingesetzt wird, benötigt mindestens einen überdachten Raum für den Betrieb der Informationstheke und des KKS sowie Räume für weitere Module. Für einen KFZ-gebundenen portablen Kat-L muss ein ausreichend großes Fahrzeug zum Transport des KKS zur Verfügung stehen. 

Ein Kat-I wird an bekannten, zentralen Standorten in den Quartieren (z. B. Kiez/Bezirkstreff, Kirche, Schule) in Betrieb gehen. Hier wird ein Raum als öffentlicher Meldebereich, als Lagerraum für Hilfsangebote wie Sachspenden und ein weiterer Raum als nichtöffentlicher Besprechungsbereich benötigt.

Personalbedarf

Die Dienstzeiten an einem Kat-L werden im Zweischichtsystem geplant. Dabei umfasst eine Schicht etwa 8 bis 9 Stunden. Der Betrieb eines Kat-L muss für die Zeit von 0600 Uhr bis 2400 Uhr sichergestellt sein. Für die Nachtstunden (0000 Uhr bis 0600 Uhr) ist eine reduzierte Besetzung vorgesehen. Grundsätzlich handelt es sich bei den Mitarbeitern bei den stationären und portablen Kat-L um geschultes Personal der Bezirksverwaltung. 

System der Notkommunikation

Die Kommunikation zwischen allen Kat-L und den beteiligten Krisenstäben wird durch das Katastrophen-Kommunikations-System (KKS) ermöglicht. Die technischen Komponenten des Systems sind nur von der jeweils beim Standort verfügbaren Notstromversorgung abhängig. Sie basieren auf Standard-PC-Technik, die als Endgeräte beliebige WLAN- oder LAN-fähige mobile oder stationäre Endgeräte nutzen kann. Als weitere technische Zugangsvoraussetzung muss ein aktueller Webbrowser vorhanden sein, von dem alle Bedienoberflächen des KKS erreicht werden. 

Die Verarbeitungssoftware basiert auf Java und ist damit systemunabhängig einsetzbar. Die übertragenen Daten werden verschlüsselt über schmalbandige Datennetze übertragen und in Datenbanken gespeichert. Mit erster Priorität werden Informationen an die Bevölkerung ausgegeben und Notfallmeldungen abgesetzt, dann wird die Kommunikation zwischen den BOS ermöglicht. Abschließend können die Registrierung und die Nachrichten der Bevölkerung bearbeitet werden.

Technische Ausstattung eines Kat-L

Zur technischen Ausstattung eines stationären und portablen Kat-Leuchtturmes gehört neben einer zwingend erforderlichen Notstromversorgung das KKS, das aus folgenden Komponenten besteht:

  • Zentraleinheit (CCU) des KKS mit Router und WLAN-Antenne;
  • Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) mit Anschluss an die Notstromversorgung;
  • Funkeinheit (Tanknotstromsystem)mit mobiler Antenne, alternativ fest-installierter Antenne;
  • 2 Displays (Flatscreen-TV) mit Ständer.

Diese Komponenten sind in transportablen Kisten aus der Bühnentechnik verpackt, in denen sie bis auf die Displays betrieben werden. Hinzu kommen zwei Notebooks und Drucker für die Mitarbeiter und 5 bis 10 mobile Eingabegeräte für die Bevölkerung (Tablets, Notebooks). Gegebenenfalls ist ein portables Notstromaggregat zum Betrieb des KKS vorzuhalten, wenn keine fest installierte Notstromversorgung vorhanden ist. Die Kosten für die technische Ausstattung liegen je Standort im niedrigen fünfstelligen Bereich. Eine genaue Angabe ist noch nicht möglich, da bisher nur Prototypen gebaut wurden.

 

Beispiel Berlin

Gemäß der Berliner Katastrophenschutzhierarchie existieren auf der Landesebene ein Hauptleitstand und ein Leitstand in jedem einzelnen der 12 Berliner Bezirke. Jedem bezirklichen Leitstand sind die Kat-L innerhalb der Bezirksgrenzen zugeordnet. 

In den Kat-Leuchttürmen steht das KKS der Bevölkerung und den Beschäftigten über verschiedene Informationsbildschirme und Benutzeroberflächen zur Verfügung. Hierfür können die vorhandenen Terminals oder mitgebrachte WLAN-fähige Endgeräte genutzt werden. 

Für die Beschäftigten am Kat-L dient das System

  • der Aufnahme von Informationen aus der Bevölkerung und zur Weiterleitung an den zugordneten Leitstand,
  • der Lagebilderstellung in den Wohnquartieren durch die Eingabe aktueller Meldungen aus den Kat-I,
  • der Absetzung von Notrufen an die Leitstellen der Feuerwehr und Polizei.

Die Bürger können Notrufe absetzen, aktuelle Meldungen zur Lage erhalten, Informationen zur persönlichen Bewältigung der Lage auf stadtplanbasierten Karten erhalten, Hilfegesuche und Hilfsangebote absenden.

Weitere Ausstattung

Kat-L 

Für einen stationären oder portablen Kat-L sind als Grundausstattung bereitzuhalten:

  • Tische und Stühle für die Mitarbeiter;
  • Stühle oder Bänke für die Bürger (mindestens 20 Plätze);
  • Stellwände (für Aushänge und als Sichtschutz);
  • Merkblätter für verschiedene Zwecke (Notwasserversorgung, gesundheitliche Gefahren, kein offenes Feuer in geschlossenen Räumen);
  • Umgebungskarten mit wichtigen Zielen (Notbrunnen, dienstbereite Ärzte und Apotheken);
  • Kat-L-Handbuch mit Rollenbeschreibungen und Hinweisen und Checklisten für die Kat-L Mitarbeiter;
  • Wegweisersystem (Hinweisschilder auf Papier);
  • Büromaterial;
  • Zusätzliche Ausstattung je nach Modul (Erste Hilfe, Transport, Kinderbetreuung etc.);
  • Für portable Kat-L ein Aufsteller bzw. ein Banner mit Kat-L-Logo.

Kat-I 

Für einen Katastrophenschutz-Informations- und Interaktionspunkt ist bereitzuhalten:

  • Schwarzes Brett oder Tafel;
  • Aufsteller oder Banner mit Kat-I-Logo;
  • Kat-I-Koffer (Hinweise für den Betrieb des Kat-I, Merkblätter für die Kat-I-Helfer, Schreibmaterial - auch für Tafel, Papier, Klebeband etc.).

Bürgerschaftliches Engagement - eine Win-win-Situation

Seit Langem sind die Vorteile der Einbindung der Zivilgesellschaft in die erfolgreiche Bewältigung von Krisen bekannt. Das Kat-L-System ist ein weiterer Schritt in diese Richtung, denn die wirksame Schnittstelle der regionalen und kommunal betriebenen Kat-L und der Kat-I in den Wohnquartieren sind die Bürger. Auf der Ebene der quartierbezogenen Kat-I entlastet die Bevölkerung durch ihr enormes Selbsthilfepotenzial die Arbeit der Gefahrenabwehr auf den Kommunalebenen und beschleunigt in Form freiwilliger Hilfeleistungen aktiv den Prozess der Katastrophenbewältigung. 

Doch Achtung: Zugleich fordern die Bürger aber die Bezirkskapazitäten heraus, wenn sie sich als Hilfesuchende und -anbietende an die Bezirksinstitutionen wenden. Dieser Blickwinkel erfordert eine integrative Arbeitsweise der Kommunalbehörden, d. h. nur im Umgang mit Helfern geschultes Personal kann die Qualitäten der Freiwilligen erkennen und ihre Kapazitäten richtig nutzen. Es muss daher beachtet werden: Das Kat-L-Personal sollte die Angebote von Spontanhelfern zwar einbeziehen, da hier ein wichtiges Potenzial in der Katastrophenbewältigung liegt. Gleichzeitig können sie die Arbeit von Verwaltungsmitarbeitern nicht einfach substituieren, sondern lediglich ergänzen. Die zuständige Behörde muss bei Stromausfall als komplett autark agierendes Hilfesystem aufgestellt sein, das seine Handlungsfähigkeit keinesfalls auf einer im Vorfeld immerhin unbekannten Größe von freiwilligen Helfern aufbauen kann. 

Mit Hilfe des KKS, das zur Registrierung von Spontanhelfern und zur Vermittlung von Hilfsangeboten ausgelegt ist, wird der Kat-L zur Plattform für Selbstorganisierungsprozesse der Bürger. Hier werden Profile und Qualitäten von Spontanhelfern erfasst, die im Bedarfsfall bestimmten Aufgabenbereichen zugeordnet werden.

Damit von der strukturellen Einbindung der Bevölkerung in das örtliche Katastrophenmanagement beide Seiten profitieren können, sollten wichtige Dinge beachtet werden: Seitens der Kommunalbehörden muss ein neues Bewusstsein für die Notwendigkeit der Einbindung von „professionellen Spontanhelfern“ (ehemalige Ärzte, Funkamateure) geschaffen werden. Hierzu ist umfangreiche Aufklärungsarbeit - nicht nur in den Katastrophenschutzbehörden - notwendig. Tenor einer entsprechenden Kampagne muss sein, dass nur mit den Kenntnissen und Fähigkeiten von Spontanhelfern eine effektive Katastrophenbewältigung für alle funktionieren kann.

Wichtig ist es, die Bedenken von Behördenmitarbeitern zu kennen und ihren Ängsten gegenüber dem helfenden Bürger als unbekanntem Akteur im Katastrophenfall zu begegnen. Ein erfolgversprechender Weg könnte die frühzeitige Einbindung des gesamtgesellschaftlichen Phänomens „bürgerschaftliches Engagement“ in alle zukünftigen Notfallplanungen und Mitarbeiterschulungen sein.

Die fachlichen, rechtlichen und strategischen Grenzen der Einbindung von Bürgern in ein szenarienorientiertes Katastrophenmanagement müssen vor Eintritt einer Katastrophe festgelegt werden. Die Bürger müssen Kommunalbehörden in ihrer Funktion als untere Kat-Schutzbehörden (neben Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen) stärker wahrnehmen. Damit verbunden sind die Erkenntnis und Einsicht, dass die lokalen Ordnungsbehörden konkrete und direkte Hilfeleistungen bestenfalls koordinieren. Ihr gesetzlicher Auftrag lautet nicht, eine individuelle Notlage unmittelbar zu beenden. Dies impliziert auch die bürgerliche Pflicht zur Vorsorge und Selbsthilfe.

Achtung: Die Kommunalverwaltung ist kein Apparat, der jederzeit jede Art von Hilfeleistung vorrätig hält. Sie ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen mit fest definierten Aufgaben und Zuständigkeiten für den Normalbetrieb, die im Katastrophenfall ihre Handlungsfähigkeit so schnell es geht, herstellen.

Im Katastrophenfall kann die Einbeziehung der Bevölkerung in das kommunale Katastrophenmanagement nur so gut funktionieren, wie sie vorbereitet wurde. Deshalb muss das Kat-L-System verwaltungsintern bekannt sein. Hierzu dienen regelmäßige Schulungen der für den Betrieb des Kat-L-Systems vorgesehen Mitarbeiter. Auch die Bürger müssen das System bereits vor dem Eintritt eines Stromausfalles kennen. Hier kann durch den gezielten Einsatz von Informationsveranstaltungen, Infoständen auf Bezirksveranstaltungen, Flyerverteilung oder unterrichtsbegleitende Projektarbeit an Schulen nützliche Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Erfolgreich getestet!

Das Kat-L-System mit allen entwickelten Komponenten wurde im April 2015 unter großer Beteiligung der Fachöffentlichkeit im Rathaus Zehlendorf auf seine Praxistauglichkeit getestet. Nationale und internationale Behördenmitarbeiter der Gefahrenabwehr hatten zwei Tage die Gelegenheit, das Kat-L-Gesamtsystem unter realitätsnahen Testbedingungen kennenzulernen und durch fachkundige Kenntnisse zu ergänzen. 

Als abschließendes Ergebnis der dreijährigen Kat-L-Forschungsarbeit ist ein Kat-L-Handbuch in Form von evaluierten Handlungsempfehlungen, Checklisten und Merkblättern entstanden, das öffentlich publiziert wurde. Als praktische Arbeitshilfe und Planungsgrundlage bietet es kommunalen Ordnungs- und  Katastrophenschutzbehörden sowie anderen Behörden der Gefahrenabwehr erstmals die Möglichkeit, aus einem modularen Baukastensystem, die für die entsprechende Krisensituation erforderlichen Verfahrensweisen auszuwählen. Sie können ohne zusätzlichen Ressourcenverbrauch zur Entwicklung von eigenen Lösungen ihre gesamte Arbeitskapazität in die Krisenbewältigung investieren.

Dr. Cornelia Lawrenz und Martin Surma vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Berlin.


Blog zum Thema Blackout

 

Ihre Meinung

Meinungen (0)