Bunkeranlage Ungerberg: Denkmal des Kalten Krieges
Die Bunkeranlage Ungerberg ist eine Verteidigungsanlage aus dem Kalten Krieg. Sie befindet sich auf dem Truppenübungsplatz Bruckneudorf und wurde 1959/60 errichtet. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte sie keine Verwendung mehr. Seit mehreren Jahren ist sie eine Außenstelle des Heeresgeschichtlichen Museums.
Die am nordöstlichen Rand des Truppenübungsplatzes TÜPl Bruckneudorf liegende, heute längst außer Funktion gestellte „Anlage Ungerberg“ ist seit dem Jahr 2014 eine Außenstelle des Heeresgeschichtlichen. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit und ihrer historischen Bedeutung wird das Österreichische Bundesdenkmal sie unter Denkmalschutz stellen. Die Anlage soll für künftige Generationen als Denkmal des Kalten Krieges und der Teilung Europas in Ost- und Westblock erhalten bleiben. Anders als etwa die „Maginot-Linie“ oder der „Atlantikwall“ in Frankreich, der Westwall am Rhein oder der altösterreichische Festungsriegel im heutigen Trentino musste die Bunkeranlage Ungerberg ihre zweifellos vorhandene Einsatzfähigkeit zum Glück niemals unter Beweis stellen.
Bis zum Fall des „Eisernen Vorhanges“ 1989/90 lag die im Jahre 1945 entstandene Republik Österreich zwischen den sich ausbildenden feindlichen Machtblöcken. Trotz der 1955 verfassungsrechtlich normierten Immerwährenden Neutralität gab es an Westausrichtung Österreichs nie einen Zweifel. So sah man parteiübergreifend stets die UdSSR und ihre an die Alpenrepublik angrenzenden osteuropäischen Satellitenstaaten – die Tschechoslowakei, Ungarn, aber auch das blockfreie Jugoslawien – als militärische Gefahr, die sich auch in den Verteidigungsplänen des Österreichischen Bundesheeres widerspiegelte.
Um einem Durchmarsch der Kräfte des Warschauer Paktes entgegentreten zu können, errichtete man im Osten des Landes befestigte Anlagen mit Bunkern und Sperranlagen. Einen Teil einer solchen Befestigungslinie, die von der Donau bis zum Leithagebirge (auch „Ostwall“ oder „Schleinzerwall“, benannt nach dem damaligen Verteidigungsminister Karl Schleinzer) reichte, bildete die Bunkeranlage Ungerberg („Feste Anlage Ungerberg FAn U3“) bei Bruckneudorf. Im Angesicht des Ungarnaufstandes des Jahres 1956 hatte der erste Generaltruppeninspektor Erwin Fussenegger bereits darauf verwiesen, dass das junge Bundesheer für einen Abwehrkampf an der ungarischen Grenze ungeeignet sei und angeregt, zwischen Petronell und Wildon in der Steiermark Befestigungen zu erbauen.
Diese Anlage an der Brucker Pforte sollte hier ein Durchstoßen von Truppen des Warschauer Paktes verhindern oder zumindest aufhalten. Um dies gewährleisten zu können, unterlag sie strikter Geheimhaltung und war dementsprechend wehrhaft ausgestattet. So konnte die Bunkeranlage auf Centurion Panzertürme und eine Feldhaubitze mit dem Kaliber 10,5 cm zurückgreifen, wie auch auf Infanteriewaffen, wobei sich ein MG in einer eigenen Kuppel dazu befand. Um feindlichem Beschuss möglichst lange standhalten zu können, wies die Bunkeranlage eine 2 Meter dicke Betonschicht auf und befand sich bis zu 20 Meter unter der Erdoberfläche. Um gewisse Zeit auch ohne Versorgung einsatzbereit sein zu können, gab es Versorgungsanlagen für Frischluft, Wasser und elektrische Energie. Für die Mannschaft und ihre Kommandanten gab es eigene Schlaf- und Aufenthaltsräume.
Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes wurde die Bunkeranlage Ungerberg, die nun nicht mehr gebraucht wurde, stillgelegt und desarmiert. Sie diente daraufhin als Unterstand für Forstangestellte und Wildhüter sowie für einzelne Übungen als Stützpunkt. Da die Bunkeranlage, die neben dem Bunkermuseum am Wurzenpass eines der wenigen, fast vollständigen Relikte des Kalten Krieges ist, auf dem Grund der Österreichischen Bundesbahnen steht, konnte die Dion 7 LiegVw hier das Heeresgeschichtliche Museum, das die nun denkmalgeschützte Anlage Ungerberg als Außenstelle betreibt, helfen. Die ÖBB werden die neben dem Bunkergelände laufende Strecke von zwei auf vier Spuren erweitern, sodass es der LiegVw möglich sein wird, das Grundstück der Bunkeranlage käuflich zu erwerben.
Um künftigen Museumsbesuchern auch eine funktionierende Museumsinfrastruktur bieten zu können, erarbeitete die LiegVw unter Anleitung von Heeresimmobiliendirektor Dr. Johannes Sailer in Zusammenarbeit mit der Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums HGM unter Direktor Dr. Georg Hoffmann ein Betriebskonzept und legte bei der zuständigen Gemeinde Bruckneudorf einen Antrag auf Änderung des Flächenwidmungsplanes vor, die als Basis für den infrastrukturellen Ausbau des Museumsstandortes benötigt wird. Hier bei der Bunkeranlage Ungerberg gilt es neben Parkplätzen und einer Zufahrtsstraße auch Gebäude für das Museum samt Magazinen zu errichten. Im Moment befindet sich das Museum in einer Phase der Umgestaltung und wird danach wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mag. Martin Prieschl, MA; Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, BMLV, Direktion 7 LiegVw, Ref Verwertung (dienstzugeteilt)
Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 1/2024 (396).