Cope Cages
![Bau eines behelfsmäßigen Schutzes für eine Panzerhaubitze gegen die Bedrohung durch Drohnen. (Foto: Bundesheer/Wasiltschenko)](/fileadmin/_processed_/c/4/csm_td400_sba_Drohnenschutz_1_a64f5ef74a.jpg)
Kampfdrohnen sind eine neue Bedrohung für traditionelle Waffensysteme und Soldaten. Mit klugen Gefechtstechniken und einfachen Schutzmaßnahmen kann die Truppe die Gefahr effektiv reduzieren.
Der Einsatz von Kampfdrohnen und FPV-Drohnen hat sich in jüngster Zeit als bedeutender Faktor in modernen Konflikten erwiesen, insbesondere im Kontext des Ukraine-Krieges. Die Auseinandersetzungen in der Ukraine haben verdeutlicht, wie diese in der Herstellung relativ simplen Technologien eine Schlüsselrolle in der asymmetrischen Kriegsführung spielen können. Während die Konfliktparteien bemüht sind, ihre strategischen Vorteile zu maximieren, stehen traditionelle Waffensysteme wie die Artillerie vor neuen Herausforderungen und Bedrohungen durch den vermehrten Einsatz von Kampfdrohnen.
In dieser Hinsicht ist es von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen dieses Technologiewandels auf die Artillerie zu erforschen und die damit verbundenen Probleme zu verstehen, um angemessene Antworten sowie Techniken, Taktiken, Strategien etc. entwickeln zu können.
Herausforderungen durch Drohnen
Kleine UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) sind aufgrund ihrer geringen geometrischen Abmessungen, des niedrigen thermischen Kontrastes und der schnellen Fluggeschwindigkeit gut geeignete Mittel, um Luftverteidigungssysteme effektiv zu überwinden. Diese Eigenschaften machen es schwierig, sie frühzeitig zu erkennen und zu neutralisieren, insbesondere für gepanzerte Einheiten, die ein großes und im Vergleich langsames Ziel darstellen.
Dies erfordert eine Neuorganisation der Schutz- und Gegenmaßnahmen sowie den Einsatz von improvisierten Mitteln und fortschrittlichen Entwicklungen, um diesen Bedrohungen zu begegnen. Die Bekämpfung von fliegenden Drohnen erfordert daher ein gründliches Verständnis dieser Faktoren und die Entwicklung entsprechender Strategien und Technologien, um wirksame Abwehrmaßnahmen zu gewährleisten.
Der Einsatz kleiner Kamikaze-Drohnen ist eine Herausforderung, die spezielle Lösungsansätze erfordert. Diese Drohnen, ausgestattet mit Infrarot- (IR) Nachtsichtkameras oder anderen IR-Systemen, können Personen und Fahrzeuge nicht nur aus der Ferne erkennen, sondern auch durch Baumkronen hindurch lokalisieren. Ihre Fähigkeit, lohnende Ziele zu entdecken und die erfassten Informationen in Echtzeit an den Bediener zu übertragen, macht sie zu einer ernsthaften Bedrohung.
Schutzmaßnahmen
Die Organisation und Durchführung von Schutzmaßnahmen braucht eine sorgfältige Planung und Umsetzung. Dazu gehören die frühzeitige Warnung mithilfe von digitalen Systemen oder altbewährten Luftbeobachtern sowie die Auflockerung von Personal und Ausrüstung. Tarnung und Schutz sind besonders wichtig, um die Sichtbarkeit vor gegnerischen Drohnen zu minimieren.
Auflockerung
Die beste Strategie, um nicht von gegnerischen Drohnen bekämpft zu werden, besteht darin, unentdeckt zu bleiben. Dafür muss man die Stellungen sorgfältig auswählen, die Tarnung effizient gestalten und die Truppen in lockerer Formation positionieren. Zusätzlich sollten Mittel zur direkten Drohnenabwehr bereitstehen. Jammer und Abwehrwaffen gegen Drohnen helfen, Angriffe aktiv abzuwehren. Eine einfache Methode zur Schadensbegrenzung ist die Auflockerung. Dabei müssen die optimalen Distanzen zwischen den Feuerstellungen sowie innerhalb der Feuereinheiten und Feuerleiteinheiten genau abgestimmt werden, um Verluste im Falle eines Angriffes zu minimieren, ohne die eigene Effektivität und Auftragserfüllung zu beeinträchtigen.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Auflockerung ist der Abstand innerhalb der Einheiten. Dieser darf die Kommunikation und Führungsfähigkeit nicht stören. Entscheidend ist, die Abstände so zu wählen, dass eine reibungslose Kommunikation und Koordination möglich bleibt, ohne die Einsatzführung zu beeinträchtigen. Die Mindestabstände innerhalb der Feuereinheiten hängen vom erwarteten Zerstörungsradius gegnerischer Drohnen ab. Daher muss man die Drohnenkapazitäten genau analysieren und die taktische Vorgehensweise anpassen, um die Sicherheit der eigenen Truppen zu gewährleisten und den Einsatz effizient zu gestalten.
Tarnung
Tarnung und Schutz sind entscheidende Maßnahmen, um die Sichtbarkeit von Personal und Ausrüstung zu reduzieren und sie vor den Auswirkungen feindlicher Drohnen zu schützen. Wenn die Tarnung durchbrochen und die Position entdeckt wird, ist es entscheidend, dass der Schutz effizient ist, um die Truppen und die Ausrüstung vor feindlichen Angriffen zu verteidigen. Die Kombination von Tarnung und Schutz ist die erstrebenswerteste Variante.
In einem besiedelten Gebiet können als Beispiel Garagen oder Hallen gleichzeitig Tarnung und Schutz bieten. Bewegungen über offene Flächen sollten auf ein Minimum reduziert werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, eine Mülldisziplin im Bereich der Feuerstellungen einzuhalten: Müll sollte nicht weggeworfen, und Bewegungen um die Stellung herum sollten ebenfalls auf ein Minimum reduziert werden.
Nachts sollte eine vollständige Lichttarnung beibehalten werden, indem tragbare oder taktische Taschenlampen sowie Scheinwerfer vermieden werden, da Drohnen diese leicht erkennen können. Wettereinflüsse können als günstige Möglichkeiten genutzt werden, um Bewegungen zu verschleiern. Drohnen haben Schwierigkeiten bei Temperaturen unter 0 Grad Celsius und über 40 Grad Celsius. Das Erkennen von Fahrzeugen oder Personen wird bei schlechtem Wetter, starkem Wind, Rauch oder Gewittern praktisch unmöglich, was den Betrieb von Drohnen erheblich beeinträchtigt.
Cope Cages
Passive Schutzelemente wie Wannendeckungen mit Schutzgittern („Cope Cages“) und Sicherheitsnetze spielen eine wichtige Rolle, um Verluste und Schäden durch den Einsatz von Drohnen zu minimieren. Durch eine sorgfältige Auswahl und Installation dieser Schutzeinrichtungen kann die Sicherheit von Personal und Ausrüstung erheblich verbessert werden. Dazu gehören Cope Cages, die zum passiven Schutz von Haubitzen, Panzern und Schützenpanzern vor Angriffen von Kamikaze-Drohnen eingesetzt werden. Diese gibt es in schwerer Form als Metallgitter oder in leichter Form als Netz oder Metallgeflecht (Maschendrahtzaun, Baustellengitter usw.). Beide Varianten dienen als Hindernis für Drohnen. Der Schutz kann an fast jedem Kampffahrzeug installiert werden und umfasst den Einsatz von Halterungen und Befestigungselementen.
Bei der Auswahl von Schutzvorrichtungen muss darauf geachtet werden, dass sie den maximalen Schutz vor Kamikaze-Drohnen bieten, ohne die Einsatzfähigkeit der Kampfausrüstung bzw. Waffenstationen zu beeinträchtigen. Die Installation dieser Cope Cages erfordert Fachkenntnisse, um sicherzustellen, dass die Schutzvorrichtung durch Vibrationen während der Fahrt weder verrutscht noch destabilisiert wird. Eine sorgfältige Auswahl und Installation dieser Schutzeinrichtungen kann dazu beitragen, Verluste und Schäden an Kampffahrzeugen und deren Besatzungen zu minimieren.
Zu Beginn des Ukraine-Konfliktes wurden in den Medien vermehrt Bilder von Panzern mit Gitterkonstruktionen auf ihren Türmen gezeigt. Diese Gitterdächer aus Metall wurden entwickelt, um die Panzer und Haubitzen vor Angriffen von „on top“ Panzerabwehrwaffen zu schützen, die den Turm von oben angreifen, wie die „Javelin“-Panzerabwehrlenkwaffe oder Drohnen mit einer Abwurfvorrichtung. Ziel war es, die Detonation der Munition bereits auf dem Gitter zu erzwingen, um den Schaden am Turm zu reduzieren. Diese einfache Konstruktion aus leistungsstarken Stahlprofilen erwies sich als kostengünstige Lösung und ermöglichte es oft, die Einsatzfähigkeit des Kampffahrzeuges zu erhalten oder zumindest das Leben der Besatzung zu retten. Diese Gitterkonstruktionen haben sich auch als wirksam in der Abwehr von Drohnen erwiesen.
Arten von Cope Cages
Die Weiterentwicklung dieser Drohnenabwehrgitter lässt sich in zwei Arten unterteilen: „Cope Cage-Light“ für den Kampfeinsatz und „Cope Cage-Heavy“ für den Marsch oder statischen Einsatz. Das Drohnenschutzgitter-Schwer besteht aus einem schwereren Stahlgitter und bietet einen höheren Schutz, vor allem während des Marsches oder in der Feuerstellung. Es schränkt teilweise den Waffeneinsatz ein, schützt aber umfassend gegen Drohnenangriffe. Das leichte Gitter hingegen besteht aus einer leichteren Maschendraht-Konstruktion, die die Wirksamkeit des Waffensystems nicht einschränkt, aber einen geringeren Schutz im Vergleich zum schweren Satz bietet.
Zum Beispiel kann ein schwerer Drohnenschutz die Drehung eines Waffensystems um 360 Grad verhindern oder einschränken, während die leichte Konstruktion entweder keine Einschränkung in dieser Hinsicht hat oder im Notfall durch das Bewegen des Turmes zerstört werden kann, ohne Schäden an der Waffenstation zu verursachen. Beide Schutzmöglichkeiten sollten eine möglichst kurze Installationszeit haben und eine Evakuierung des Bedienpersonals jederzeit ermöglichen. Zusätzlich gibt es eine Cope-Cage-Variante, die vor allem bei den russischen Streitkräften zum Einsatz kommt: der Turtle Tank. Dieser Panzer ist mit so viel Zusatzpanzerung versehen, dass der Turm sogar bewegungsunfähig wird. Darüber hinaus ist der Panzer mit Störsendern (Jammern) ausgestattet. Dieser gepanzert fahrende Störsender wird bei Angriffen am Spitzenfahrzeug vorausgeschickt, um die nachfolgenden Fahrzeuge vor Drohnen zu schützen.
Fazit
Insgesamt erfordert der Schutz vor kleinen UAVs und Kamikaze-Drohnen eine ganzheitliche Strategie, die frühzeitige Warnung, effektive Gegenmaßnahmen und eine sorgfältige Planung und Umsetzung umfasst. Nur durch ein umfassendes Verständnis der Bedrohung und geeignete Schutzmaßnahmen können Truppen und Ausrüstung effektiv geschützt werden. Das Österreichische Bundesheer hat diese Bedrohung erkannt und nimmt deshalb Maßnahmen zur aktiven und zielgerichteten Abwehr von Drohnen in seine Vorschriften auf.
Oberleutnant Sergej Wasiltschenko, BA; Referent ostslawische Sprachen, Sprachinstitut des Bundesheeres
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Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST 4/2024 (400).