- Veröffentlichungsdatum : 16.08.2019
- – Letztes Update : 13.08.2019
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Der Kommandounteroffizier in der Brigade
Nach meiner zehnjährigen Verwendung in der Funktion des Kommandounteroffiziers (KdoUO) der 4. Panzergrenadierbrigade und meiner Versetzung in den Ruhestand Anfang des Jahres 2019 möchte ich die Möglichkeit nützen, einen Einblick in die Tätigkeit des KdoUO in der Brigade zu geben.
Der Schwerpunkt meiner täglichen Tätigkeit als KdoUO war die Mitwirkung bei der Dienstaufsicht. Gemäß den Vorgaben des Brigadekommandanten bereitete ich Dienstaufsichten sowohl inhaltlich als auch organisatorisch vor und war nahezu ausnahmslos bei diesen mit dabei. Mein besonderes Augenmerk richtete ich auf die praktische Ausbildung und vor allem, wie diese durchgeführt wurde. Faktoren wie Freude an der Arbeit mit Menschen, Motivation für die Sache und die Identifikation mit der Tätigkeit lassen sich rasch erkennen - ebenso das Gegenteil. Selbst eine hohe Professionalität und langjährige Erfahrung können nicht über ein „liebloses Abarbeiten“ von Ausbildungsthemen hinwegtäuschen. Zusätzlich lassen Formaldisziplin, Unterkunftsordnung oder Umgangston Rückschlüsse auf die innere Verfasstheit einer militärischen Organisationseinheit zu. Um diese zu erkennen, muss man kein Detail verliebter Ausbildungsprofi sein. Die langjährige militärische Erfahrung in verschiedenen Funktionen reicht aus, um Mängel in diesem Bereich festzustellen, die gewonnenen Eindrücke aufzubereiten und diese in das Gesamtergebnis der Dienstaufsicht einfließen zu lassen.
Ein weiterer Teil meines Aufgabenbereiches lag in der Kaderausbildung. In diesem Feld sah ich meine Funktion darin, junge Unteroffizierskameraden als „Unteroffiziersvater“ zu unterstützen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ab dem Beginn ihrer Kaderanwärterausbildung war ich in ständigem direkten Kontakt zu den jungen Kameraden der Brigade und begleitete sie in ihrer Laufbahn. Nach ihrer Ausmusterung zum Unteroffizier gestaltete ich die zweitägigen „Wachtmeistertage“ im Brigadekommando. Diese hatten das Ziel, den jungen Kameraden die Aufgaben und das Wesen der 4. Panzergrenadierbrigade und die daraus ableitbaren Herausforderungen näherzubringen sowie ihnen den Einstieg in das Kommandantenleben zu erleichtern. Neben den „Wachtmeistertagen“ war ich für die Vorbereitung und Durchführung der „Leutnantstage“ für die frisch ausgemusterten Offizierskameraden verantwortlich, die im Prinzip das gleiche Ziel verfolgten. Gemeinsame zweitägige Fortbildungen gab es darüber hinaus für Kompaniekommandanten, Dienstführende Unteroffiziere und Kommandogruppenkommandanten, in die auch die Bataillonskommandanten eingebunden waren. Diese Fortbildungen brachten wichtige Erkenntnisse, zeigten neue Möglichkeiten und trugen dazu bei, den Dienstbetrieb zu optimieren.
Mein besonderes Augenmerk lag auf der „inneren Verfasstheit“ der Brigade. Es war mir wichtig, soldatische Werte und zeitgemäße militärische Denkweisen zu kombinieren, diese anzusprechen, zu leben und einzufordern. Gerade der Corporate Identity Prozess, den ich in der Brigade leiten und umsetzen durfte, ermöglichte es mir, diesen Bereich aktiv mitzugestalten. Viele Jahre konnte ich in unzähligen Workshops dazu beitragen, jene positive, moderne und professionelle Organisationskultur innerhalb der Brigade zu formen, die für eine erfolgreiche Auftragserfüllung notwendig ist. Zusätzlich konnte ich eine ständige Betreuungsgruppe für Angehörige der Einsatzsoldaten etablieren und diese leiten. Die wichtigste Aufgabe des KdoUO ist jedoch, dass er eine zentrale Ansprechstelle für alle Angehörigen der Brigade ist, die unbürokratisch zur Seite steht, wenn „der Feldschuh drückt“.
Mit dem KdoUO wurde im Österreichischen Bundesheer eine Funktion geschaffen, die vor allem für die Führungsebene der Brigade ein wertvolles „Werkzeug“ ist. Dort hat der KdoUO eine verantwortungsvolle Position im unmittelbaren Führungskreis des Brigadekommandanten. Diese Zuordnung hat sich bewährt und stellt die Grundlage für eine effiziente und erfolgreiche Aufgabenerfüllung dar. Unabdingbar ist, dass der KdoUO bei der Erfüllung seiner Aufgaben, die in seiner Arbeitsplatzbeschreibung detailliert beschrieben sind, Schwergewichte setzt. Dabei ist die zusätzliche Verwendung in Stabsabteilungen des Brigadekommandos, mit Ausnahme von temporären projektbezogenen Aufgaben, zu vermeiden. Das würde zu einer Interessenskollision, dem „Verzetteln in Nebenaufgaben“ und aufgrund des breiten Aufgabenspektrums zur Überforderung führen.
Die Tätigkeit des KdoUO mag auf den ersten Blick weder kampfbetont noch einsatzfokussiert oder gar spektakulär erscheinen. Dennoch ist der KdoUO ein wichtiges Element für die Organisationsentwicklung der Brigade und Schärfung ihres Korpsgeistes, die Voraussetzung für die Auftragserfüllung sind. Dies sicherzustellen, ist die wesentliche Aufgabe des KdoUO, und sie war das Schwergewicht meines Handelns in dieser Funktion.
Vizeleutnant i. R. Franz Peer war Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade.