• Veröffentlichungsdatum : 08.08.2022
  • – Letztes Update : 10.08.2022

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Die COVID-19-Erinnerungsmedaille

Wilfried Thanner

Seit März 2020 dominiert die Corona-Pandemie das dienstliche und private Leben. Alle Bewohner Österreichs sind in die Problematik involviert – fühlen sich eingeschränkt, wünschen sich ein rasches Ende und die Rückkehr zur „alten Normalität“. Als strategische Reserve der Republik steht das Bundesheer seit Beginn der Pandemie im Corona-Virus-Assistenzeinsatz. Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung dafür wird die COVID-19-Erinnerungsmedaille an Bedienstete und Soldaten des Ressorts verliehen.

Die „COVID-19-Erinnerungsmedaille“ (CEM) ehrt jene Angehörigen des Verteidigungsressorts, die sich für den Kampf gegen COVID-19 und die Bewältigung der Pandemiefolgen eingesetzt haben. Im vergangenen Jahr 2021 waren es mehr als 410.000 Personentage – dies entspricht 3,3 Millionen Arbeitsstunden. Bevor die Verleihung der COVID-19-Erinnerungsmedaille durchgeführt werden konnte, mussten Aussehen, Produktion und die Ausgestaltung der Tragebestimmungen geplant und festgelegt werden.

Genese

Wien, Weihnachtsferien 2020/2021: Die zweite Corona-Welle vom November, mit über 9.000 Neuinfektionen pro Tag, ist gebrochen. Die ersten Corona-Impfungen werden am 27. Dezember 2020 verabreicht. Österreich befindet sich im dritten harten Lockdown. Das Österreichische Bundesheer steht an breiter Front im Assistenzeinsatz nach Wehrgesetz § 2 lit. c und lit. b, leistet Unterstützungshilfe, und die Einsatzstäbe der Kommanden beraten sich täglich. Bis dato kam es unter anderem zur Unterstützung der Sicherheitsbehörden bei der Einreisekontrolle nach Österreich, zu Personalaushilfen in Geriatriezentren, Großlagern von Handelsketten oder in einem Postverteilungszentrum. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind in den Kasernen und Amtsgebäuden umgesetzt. MNS-Masken im Tarndruck und in Rot-Weiß-Rot wurden durch die Heeresschneidereien angefertigt und verteilt. Die ersten Massentests wurden absolviert, die nächsten beginnen in wenigen Tagen am 8. Jänner 2021.

Der Leiter der Abteilung „Menschenorientierte Führung und Wehrpolitik“ (MFW) – zum damaligen Zeitpunkt noch zuständig für militärische Auszeichnungen und Abzeichen – bekommt im Urlaub einen Anruf aus dem Kabinett der Verteidigungsministerin. Der Auftrag lautet sinngemäß: Prüfung bzw. Schaffung einer sichtbaren Auszeichnung für alle Personen, die sich im Kampf gegen COVID-19 eingebracht haben. Die ersten Verleihungen sollen spätestens im April 2021 erfolgen. Dabei ist ressortinternes Personal (Bedienstete, Präsenzdienstleistende, Angehörige der Miliz etc.) – unabhängig, ob im Einsatz, im Zuge einer Unterstützungsleistung oder im „normalen“ Dienstbetrieb – ebenso zu berücksichtigen wie ressortexternes (Polizei, Rettungsdienste, Freiwillige etc.).

Planungsphase 

Umgehend wird unter der Leitung der Abteilung MFW eine Projektgruppe mit Mitarbeitern des Heeresgeschichtlichen Museums und der Heeresbekleidungsanstalt einberufen. Kontakte zu anderen relevanten Abteilungen werden aufgenommen, um die Vorgaben der Ressortspitze zu prüfen und umzusetzen. Der „Kick-off“ findet bereits am 28. Dezember 2020 virtuell statt. Nach einer ersten Beurteilung verwarf die Projektgruppe unter anderem folgende Varianten:

  • Auszeichnung in Form einer Kommandanten-Medaille;
  • personeller Bezug auf den Stifter;
  • Orden nach dem Militärauszeichnungsgesetz 2002 (das hätte eine Gesetzesänderung verlangt und wäre zeitlich nicht machbar gewesen);
  • Kleinod in Form eines Kreuzes (eine Auszeichnung in Kreuzform ist heraldisch höher einzustufen als eine Medaille. Außerdem widerspräche diese Form der eingeführten und etablierten Systematik, Einsätze mit Medaillen zu würdigen.);
  • Erweiterung der Verleihungskriterien der Einsatzmedaille über die Militärangehörigen hinaus sowie für Unterstützungsleistungen.

Argumente gegen eine Auszeichnung waren, dass es bereits Einsatzmedaillen gäbe, eine nächste „Jahrhundertkatastrophe“ geben könnte und die akkordierte „policy“ hinsichtlich Auszeichnungen („weniger ist mehr“) damit konterkarieren würde.

Dennoch blieb der Auftrag zur Schaffung einer Auszeichnung bestehen. Es galt, eine „niederschwellige Auszeichnung“ in Form einer Medaille zu kreieren, die durch das Bundesministerium gestiftet und ohne Befassung anderer Ressorts oder der Präsidentschaftskanzlei verliehen werden kann. Diese sollte den bereits bestehenden und in Gesetzen verankerten Auszeichnungen nachgereiht sein. 15.000 Stück sollten schlussendlich für die Verleihung bereitstehen. Innerhalb weniger Tage entstand der erste Entwurf der Verleihungskriterien, und die ersten Angebote von Firmen wurden gelegt.

Die Einhaltung des Zeitplanes war fraglich, da die Produktion der Kleinode wohl außerhalb von Österreich erfolgen würde und sich die internationalen Lieferketten aufgrund der Pandemie verzögerten. Eine erste Tranche sollte jedoch zeitgerecht geliefert werden können. Zeitgleich wurden schon erste Vorschläge für ein Ordensband sowie ein Kleinod gesammelt. Nach einer „Feldstudie“ während der Massentestungen in der Wiener Messe bestätigte das Ministerkabinett das Muster und übermittelte es inklusive Beschreibung an den Auftraggeber. 

Der erste Entwurf – Ordensband und Kleinod

Das Ordensband des ersten Entwurfes ist dreieckig gefaltet, in grau gehalten, mit bordeauxroten sowie gelben Streifen versehen und an die Einsatzmedaille des Bundesheeres angelehnt. Die Farben sollen die Hülle des Virus (grau), die Spike-Glyco-Proteine (bordeauxrot) und die M-Proteine (gelb) darstellen.
Daran angebracht ist das kreisrunde Kleinod aus Bronze. Auf der Vorderseite zeigt es eine stilisierte Darstellung des SARS-CoV-2-Virus. Darüber liegt ein Kreis, worin das Hoheitszeichen eingeschrieben ist. Über der Darstellung des Virus steht der Schriftzug „ZUSAMMEN STÄRKER“, darunter ist „COVID-19“ geprägt.  Die jeweils am Ende und am Anfang der Schrift vorhandenen fünfzackigen Sterne stehen heraldisch einerseits für das Ziel höchsten Strebens und andererseits für Gesundheit und Erkenntnis. Die Rückseite der Medaille zeigt einen dem Bundeswappen entsprechenden Adler mit der Umschrift „ÖSTERREICHISCHES BUNDESHEER“.

Umsetzung und Einführung

Der erste Entwurf fand bei den Auftraggebern wenig Anklang. Deshalb wurde eine externe Agentur mit dem Erstellen eines Designs beauftragt. Damit war der ursprüngliche Zeitplan, die ersten Verleihungen im April 2021 durchzuführen, nicht mehr zu halten. Anfang März erfolgte eine erste Präsentation unter dem Titel „Engagement für Österreich“. Nachdem vom ressortinternen Projektteam noch einige Änderungen reklamiert wurden, wurde der Vorschlag angenommen: Das Design hielt der heraldischen Prüfung durch das HGM stand, und die Umsetzung konnte beginnen.

Nachdem die Zuständigkeit der Abteilungen endgültig geklärt war, und der Zentralausschuss seine Zustimmung gab, kam es Ende April 2021 zu einer Koordinierungsbesprechung. Mitte Mai erging das Ersuchen der Generalstabsabteilung zur Beschaffung von 25.000 Stück COVID-19-Erinnerungsmedaillen an die Sektion III. Mittlerweile war die Verleihung nur mehr für Ressortangehörige vorgesehen. Nun galt es, die „technische Spezifikation“ abzuschließen, und neuerlich Firmen zur Angebotslegung einzuladen, um keine weitere Zeit zu verlieren. Die Verlautbarung des fertigen und akkordierten Einführungserlasses war ab der Verfügbarkeit der Medaillen geplant. 

Am 27. Juli 2021 ging schließlich die erste Lieferung, hergestellt von einem Wiener Unternehmen, von 486 Stück bei der Heeresbekleidungsanstalt Brunn am Gebirge ein, welche diese in Bestand nahm. In der Zwischenzeit gab es eine Reorganisation der Zentralstelle – die Abteilung MFW wurde aufgelöst, und das Projekt COVID-19-Erinnerungsmedaille ging an die Generalstabsabteilung. Ende September 2021 erging durch die Generalstabsabteilung der übernommene Einführungserlass inklusive der Tragebestimmungen für die CEM in einem ressortinternen Verteiler. 

Intention des MFW zur Stiftung der CEM

Aufgrund der Corona-Pandemie galt und gilt es für das Österreichische Bundesheer, viele Assistenzeinsätze und Unterstützungsleistungen zu bestreiten. Erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik hat das Bundesheer im Frühjahr teilmobilgemacht, Milizsoldaten wurden einberufen, und zur weiteren Unterstützung wurde die Präsenzdienstzeit der Grundwehrdiener verlängert. Seit März 2020 hat das ÖBH mit seinen Soldaten und seinen Zivilbediensteten mehrere Millionen an Arbeitsstunden im Kampf gegen das COVID-19-Virus geleistet. Im Zusammenhang mit den von der Bundesregierung im Zuge der Pandemiebekämpfung durchgeführten Massentestungen waren und sind es aber ebenso zahlreiche Zivilbedienstete des Bundesheeres und des Bundesministeriums selbst, die sich hier Seite an Seite mit den Soldatinnen und Soldaten an den Unterstützungsleistungen beteiligten. Die zahlreichen Rückmeldungen der Bevölkerung hinsichtlich der Leistung des eingesetzten Personals waren stets äußerst positiv! Als Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für den Einsatz und den erbrachten Arbeitserfolg bei den Unterstützungsleistungen gegen dieses einmalige und außerordentliche Ereignis stiftet die Frau Bundesministerin für Landesverteidigung eine sichtbare Auszeichnung: Die COVID-19-Erinnerungsmedaille.

Verleihung 

Die Verleihung der CEM obliegt der Bundesministerin für Landesverteidigung. Sie kann an (ehemalige) Ressortangehörige verliehen werden, die grundsätzlich ab Beginn des ersten bundesweiten „Lockdowns“ (ab 16. März 2020) für zumindest drei Tage bzw. mehrmalig in Summe zumindest 24 Stunden

  • im Einsatz gegen COVID-19 gestanden sind,
  • bei einer Unterstützungsleistung an der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie mitwirkten oder 
  • diesbezüglich in einer darüberhinausgehenden Dienstleistung ihr Engagement für Österreich gezeigt haben.

Von der Verleihung ausgeschlossen sind Personen, gegen die eine Disziplinarstrafe im Zusammenhang mit ihrem Einsatz bzw. ihrer Dienstleistung rechtskräftig verhängt wurde oder die durch ihr Verhalten das Ansehen des Bundesheeres in der Öffentlichkeit geschädigt haben. Die Ausführung der Auszeichnung ist einstufig. Eine Mehrfachverleihung ist nicht vorgesehen – daher entfällt eine allfällige Wiederholungszahl. Zusätzlich zur Medaille wird eine Verleihungsurkunde ausgehändigt. Diejenigen Personen, die eine CEM erhalten, dürfen sich als Träger von dieser bezeichnen und diese sowohl an der Uniform als auch an der Zivilkleidung tragen. Die CEM geht in das Eigentum des Ausgezeichneten über. Die Verleihung hat, den Aspekten der Militärkultur folgend, in einer entsprechend würdigen Form zu erfolgen. 

Am 27. Oktober 2021 verlieh die Verteidigungsministerin bei einem Festakt in der Roßauer Kaserne Bernardis-Schmid die CEM an dreißig Mitarbeiter. Die Beliehenen – Soldaten und Zivilbedienstete – präsentierten einen Querschnitt des zur Pandemie-Bekämpfung eingesetzten Personals. Bei der Verleihung stellte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner klar: „Unsere Soldatinnen, Soldaten und Zivilbediensteten haben rund um die Uhr für die Sicherheit und Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher gesorgt. Sie sind mitunter der Grund, warum wir gut durch die Pandemie gekommen sind. Unser Bundesheer ist immer für uns da, vor allem dann, wenn wir es dringend brauchen. Dafür möchte ich mich heute bei Ihnen allen herzlich bedanken – sie sind unsere Heldinnen und Helden in Krisenzeiten.

Oberrat Oberstleutnant dhmfD Mag.(FH) Dr. Wilfried Thanner, MLS; Abteilung für Personalführung und -entwicklung.

 

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