• Veröffentlichungsdatum : 13.03.2017
  • – Letztes Update : 19.04.2017

  • 3 Min -
  • 529 Wörter

Die Militärpsychologie evaluiert

Gerald Moser, Bettina Wieland

Zur Attraktvierung der Kaderausbildung im ÖBH wurde unter anderem ein neues Ausbildungskonzept entwickelt und erlassen. Im September 2016 rückten die ersten Kaderanwärter, die nach diesem neuen Curriculum ausgebildet wurden in fünf Garnisonen (Absam, Bleiburg, Enns, Langenlebarn, Weitra) ein. Zur Evaluierung der Kaderanwärterausbildung Neu (KAAusb Neu) und zur Erfassung von Einstellungen und Erfahrungen bzw. Erlangung detaillierter Informationen zur Ausbildungssituation und den Bedingungsgegebenheiten in den Lehrkompanien führte der Heerespsychologische Dienst (HPD) zwei unterschiedliche Befragungen durch.

Seit dem Einrückungstermin Jänner 2014, ist die bundesweite Anwendung des Rückmeldeinstrumentes „Führungskräftefeedback“ im Grundwehrdienst verpflichtend. Analog dazu fand eine flächendeckende Befragung bei der Kaderanwärterausbildung 1 statt. Den Kaderanwärtern wurden bisher an zwei Zeitpunkten Fragebögen ausgeteilt, die unterschiedliche Bereiche ihrer Ausbildung thematisieren. Die erste Befragung wurde mit zwei Wochen nach dem Einrückungstermin festgelegt, die zweite Befragung fand Ende der zwölften Ausbildungswoche statt. Die dritte Befragung findet am Ende der 21. Ausbildungswoche statt.

Dieser dritte Befragungszeitpunkt unterscheidet sich von dem des GWD-Führungskräftefeedbacks insofern, als auch das Kaderpersonal befragt wird. Für die Kaderanwärterausbildung 2 und 3 ist ebenfalls eine Evaluierung mittels Fragebogen geplant. Inhaltlich wurden folgende Themenbereiche in die Befragung miteinbezogen:

  • Erstkontakt (Stellung, Einrückungstermin etc.);
  • Einrücken (Abläufe, Rücksicht auf neue Situation etc.);
  • Zusammenhalt in der Gruppe;
  • Vorgesetzte/Ranghöhere (Vertrauen, Respekt etc.);
  • Engagement (Befolgen von militärischen Regeln, Erledigen von Aufträgen);
  • Infrastruktur (Freizeitangebot, Verpflegung, Unterkunft );
  • Medizinische Versorgung (Vertrauen, Respekt);
  • Beanspruchung (körperlich, psychisch);
  • Aktueller Zustand (Gesundheit, Schlaf, körperliche Fitness);
  • Einsatzbereitschaft (Katastrophenhilfe, militärischer Einsatz);
  • Eigenschaften des ÖBH (Kompetenz, Sympathie);
  • Bilanz (Einstellung zum ÖBH).

Zur Verdichtung und zusätzlicher Erlangung detaillierterer Informationen zur Ausbildungssituation und den Gegebenheiten in den Lehrkompanien wurden in vier von fünf Lehrkompanien (Absam, Bleiburg, Enns, Langenlebarn) in Fokusgruppen unterschiedliche Themenbereiche erarbeitet. Diese wurden in den genannten vier Garnisonen zwischen der vierten und sechsten Ausbildungswoche durchgeführt. Es wurden einerseits Kaderanwärter, das Kaderpersonal,  aber auch Rekruten, die den Ausbildungsdienst abgebrochen haben, befragt.

In den Gruppen, die aus durchschnittlich zehn bis zwölf Personen bestanden, sind unter anderem die Motive für den Ausbildungsdienst und Erwartungen thematisiert worden. Zudem gab man den Teilnehmern die Möglichkeit, vom Umgangston in der Ausbildung zu berichten. Welche (hypothetischen) Gründe zum Abbruch der Ausbildung führen und welche Hypothesen das Kaderpersonal hat, warum junge Frauen/Männer den Ausbildungsdienst abbrechen, sind ebenfalls in die Gruppendiskussionen eingebracht worden.

Abschließend wurden die teilnehmenden Personen gebeten, Veränderungsvorschläge zu nennen. Der HPD wertete die ausgefüllten Fragebögen und die Fokusgruppen wissenschaftlich aus und leitete diese, als direktes Feedback an die Kompaniekommandanten bzw. in zusammengefasster Form an die relevanten Stellen (Ausbildung, Personalmanagement) im BMLVS weiter. Dabei war es nicht das Ziel, die einzelnen Lehrkompanien miteinander zu vergleichen, weshalb die Abschlussberichte global über alle befragten Soldaten hinweg verfasst wurden. Insgesamt gaben die Befragten sowohl in den Fragebögen als auch in den Fokusgruppen an, mit der Ausbildung zufrieden zu sein. Unterschiede sind jedoch zwischen einzelnen Standorten vorhanden. Im Vergleich zu Grundwehrdienern zeigt sich bei Kaderanwärtern eine positivere Einstellung zur Ausbildung.

Das Engagement, die medizinische Versorgung, die Einsatzbereitschaft  und die Eigenschaften des ÖBH wurden von dieser Gruppe besser beurteilt. Durch das direkte Befragen der Kaderanwärter und des Kaderpersonals konnten Bereiche mit Veränderungspotenzial identifziert werden. Beispielsweise wurde in den Fokusgruppen mehrfach von Informationsdefiziten hinsichtlich der Ausbildung berichtet. Kaderanwärter würden sich detailliertere Informationen darüber wünschen, was sie im Ausbildungsdienst konkret erwartet. 

ObstltdhmfD Mag. Gerald Moser und Mag. Bettina Wieland sind Psychologen beim Heerespsychologischen Dienst.

 

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