- Veröffentlichungsdatum : 05.10.2022
- – Letztes Update : 28.02.2023
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Entschlussbeispiel Stabilisierung - Teil 2
Auslandseinsätze des Österreichischen Bundesheeres zur Stabilisierung von konflikthaften Entwicklungen mit Auswirkungen auf Österreich sind durchaus denkbar. Der noch andauernde Ukraine-Krieg bestätigt dies mit allen Konsequenzen. Die österreichische Ambition in einer derartigen Operation umfasst die Bereitstellung von Kräften mit einem breiten Aufgabenspektrum. Kernelement ist dabei ein durchsetzungsfähiger, verlegbarer kleiner Verband mit Unterstützungselementen. Das vorliegende Entschlussbeispiel ist die angekündigte Fortsetzung des gleichlautenden Beitrages aus der Truppendienst-Ausgabe II/2022.
Nachstehend sind vignettenartig mehrere realistische Lageentwicklungen bzw. Lagefortsetzungen beschrieben, die der Ausgangslage angepasst in diesem Szenario auftreten können. Je nach Art und Umfang der Lageentwicklung führt der Kdt der (AUT)InfBKG33 im Kommandantenverfahren bzw. unter Einbindung seines Stabes ein Planungsverfahren durch, welches in einer Entschlussfassung resultiert.
Aufgrund der Komplexität bzw. zumeist nicht vorhandener Vorkenntnisse wird der Bereich JFS bereits in einer Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS vorweggenommen. Die Lageentwicklungen basieren auf denen der Truppendienst-Ausgabe II/2022 und finden hier ihre Fortsetzung.
Hier geht es zum Entschlussbeispiel Stabilisierung - Teil 1.
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Lageentwicklung 4: Ablöse Checkpoint
Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:
Das Betreiben einer FOB kann durch den Einsatz eines JFST unterstützt werden, um einerseits bei Bedarf eine rasche Feuerunterstützung gewährleisten und andererseits auch bei Einsatz von Drohnen oder eines MEDEVAC eine notwendige Luftraumkoordinierung vor Ort durchführen zu können. Eine Rotation des JFST erfolgt nicht innerhalb der Kompanie, sondern unter Koordinierung des JFSCT mit jenen JFST, welche als Reserve bereitgehalten werden. Somit würde das JFST trotz Ablöse des II.JgZg vorerst in der FOB verbleiben und erst in weiterer Folge gesondert abgelöst werden.
Die Gespräche im Rahmen des Key Leader Engagements (KLE) im Camp “O“ sind gerade im Gange und verlaufen unter ihrer Führung als Kdt der InfBKG33 bislang sehr gut. Aus dem Augenwinkel heraus bemerken sie, dass ihr S3 eine Nachricht erhält. Auf ihre nonverbale Aufforderung hinauf, winkt der S3 jedoch ab – scheint nicht so wichtig zu sein ...
Die 1.JgKp hat um 1420B in ihrem Verantwortungsbereich die planmäßig erfolgte Ablöse des Kontrollpunktes (Checkpoint - CKP) an der Schnellstraße nw TRAISMAUER (5258) durchgeführt und die Übernahme des CKP durch den III.JgZg der Kompanie an den GefStd/InfBKG33 gemeldet. Der abgelöste II.JgZg hat zunächst auftragsgemäß eine Forward Operating Base (FOB ALPHA) bezogen, und setzt sich gerade in Marsch, um entlang der LOC BRAVO ins Camp GECKO einzurücken. Nach etwa 48 Stunden Auftragserfüllung am Checkpoint sind die Soldaten des II.JgZg zwar ein wenig müde, darüber hinaus aber als top ausgebildete KPE-Soldaten nach wie vor voll kampfkräftig.
In der Ortschaft ATZENBRUGG (6749) befindet sich im Bereich der dortigen PERSCHLING-Brücke ein vorbereiteter, aber zurzeit nicht besetzter CKP. Im Verantwortungsbereich der 1.JgKp befinden sich darüber hinaus zwei Schutzobjekte kritischer Infrastruktur (das Zentrale Umspannwerk HERZOGENBURG „H“, bzw. das Atomkraftwerk bei ZWENTENDORF „Z“). Diese werden je nach aktueller Bedrohungslage durch Kräfte und Mittel der 1.JgKp überwacht, geschützt bzw. verteidigt. Der derzeitige Status für beide Schutzobjekte ist „überwacht“.
Am REIDLINGBERG (6151) ist ein unmittelbar durch das BKdo geführtes Bodenüberwachungsradar (BÜR) mit dem Auftrag eingesetzt, das westliche TULLNERFELD und insbesondere die LOC BRAVO zu überwachen. Dieser BÜR-Trp hat auch entsprechende Ergänzungsstellungen erkundet und vorbereitet, um bei Bedarf auch das PERSCHLINGTAL von der Ortschaft PERSCHLING (5845) bis in den Raum ATZENBRUGG (6749) überwachen zu können. Die Dauer eines solchen Stellungswechsels beträgt einschließlich der erforderlichen Marschzeit etwa 20 Minuten.
Lösungsvorschlag
Planungsverfahren (auszugsweise)
Lagefeststellung/Beurteilung der Lage der Konfliktparteien: Vorerst kein erkannter Gegner, weder am CKP noch im Raum der FOB oder an der LOC BRAVO.
Beurteilung der eigenen Lage: Der CKP TRAISMAUER ist nach erfolgter Ablöse durch den III.JgZg/1.JgKp besetzt und führt seine Aufträge entsprechend durch. Der II.JgZg/1.JgKp setzt sich soeben aus der FOB in Bewegung, um im Gefechtsmarsch entlang der LOC BRAVO ins Camp „GECKO“ einzurücken. Folgeauftrag: Nachbereitung, Bereitschaft, Ruhe.
Der BÜR-Trp überwacht aus BSt REIDLINGBERG auftragsgemäß das westliche TULLNERFELD sowie die LOC BRAVO: Alle angeführten Kräfte sind daher auftragsgemäß gebunden, darüber hinaus jedoch grundsätzlich für weitere Aufträge frei verfügbar.
Entschluss Kdt InfBKG33:
Die Ablöse eines Checkpoints ohne Vorkommnisse (wie durch die 1.JgKp gemeldet), ist grundsätzlich eine Routineaufgabe, die durch die jeweilige Einheit selbständig durchgeführt wird und somit keine unmittelbare bzw. weitere Führungsmaßnahme durch das Kdo der InfBKG33 erfordert.
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Lageentwicklung 5: Key Leader Engagement (2)
Das KLE verläuft weiter planmäßig und sie sind als Kdt InfBKG33 mit den bisherigen Aussagen beider Ortvorsteher und den bislang erzielten Ergebnissen soweit zufrieden, als ihnen mitten in der Gesprächsführung eine dringende, schriftliche Lagemeldung vorgelegt wird. Sie unterbrechen daraufhin die Gespräche für eine kurze Pause und widmen sich der Meldung: „Lagemeldung 1430B vom GefStd InfBKG33: Um 1415B erfolgte ein Anruf von der Polizeistation BÖHEIMKIRCHEN (5638): Die MIDLÄNISCHE Bevölkerung wird durch noch nicht identifizierte Rädelsführer gegen die Bevölkerung von NEULENGBACH (6738) und das Treffen der Ortsvorsteher aufgebracht. Es wird zu einem Protestzug nach NEULENGBACH aufgerufen. Etwa 250 teilweise gewaltbereite Zivilisten sitzen derzeit am ostwärtigen Ortsausgang BÖHEIMKIRCHEN auf LKWs auf, werden jedoch vorerst noch für maximal 30 Min durch Polizeikräfte (CIVPOL) am Weitermarsch gehindert. Weiters meldet die AufklGrp bei ST.CHRISTOPHEN (6436) am westlichen Ortsausgang NEULENGBACH ca. 100 Demonstranten beim Errichten einer Straßensperre mit einem LKW-Anhänger und mehreren Reifen zur Verstärkung der Barrikade!“
Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:
Zur Verdichtung des Lagebildes kann die Drohne der Drohnengruppe des Aufklärungszuges eingesetzt werden. Aufgrund der Leistungsfähigkeiten der Drohnen ist sowohl ein paralleler als auch sequentieller Einsatz der Drohnen des TACOM Drohnenzuges möglich.
Das Abrufen der genehmigten und verfügbaren CAS-Mission ist abhängig von der Weiterentwicklung der Lage und dem damit verbundenen zeitlichen Bedarf, der NTM und der zeitlichen Verfügbarkeit in der Luft (Playtime). Ein verfrühtes Abrufen und damit verbundenen Bereithalten in der Luft kann die nutzbare Zeit verkürzen und ermöglicht auch ein frühzeitiges Erkennen der Luftmittel. Der Einsatz des CAS kann dabei unmittelbar vom FOB erfolgen oder aus einem Schweberaum, der nach Abruf bezogen wird aus diesem der weitere Einsatz durchgeführt wird. Eine Koordinierung des Luftraumes erfolgt durch das JFSCT oder das JFST.
Je nach Eskalation der Lage bereitet der GrW die angeforderte Munition für ein mögliches Demonstrationsfeuer vor. Die Beobachtung des Zielraumes muss dabei durch einen Steilfeuerbeobachter erfolgen, um Kollateralschäden zu verhindern und mögliche Blindgänger für eine spätere Beseitigung zu melden. Im Falle eines Einsatzes von Drohnen unmittelbar durch die Brigade muss deren Einsatz unmittelbar mit dem Koordinierungselement vor Ort, dem JFSCT oder JFST, koordiniert werden. Dadurch wäre eine Einpflege in die Luftraumordnung vor Ort möglich. Ein unkoordinierter, selbstständiger Einsatz ist aufgrund Gefährdung eigener Teile nicht möglich.
Lösungsvorschlag
Die Lage hat sich durch die Situation in BÖHEIMKIRCHEN und NEULENGBACH wesentlich geändert und droht weiter zu eskalieren.
Planungsverfahren (auszugsweise)
Lagefeststellung Konfliktparteien: Die gewaltbereiten MIDLÄNDER in BÖHEIMKIRCHEN haben eine Stärke von etwa 250 Personen, hinsichtlich Bewaffnung ist zwar vorerst nichts bekannt bzw. wurde nichts gemeldet, die Verfügbarkeit von Hand- und Faustfeuerwaffen sowie Handgranaten kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Demonstranten verfügen weiters über eine entsprechende Anzahl von Transportmitteln, sind gerade beim Herstellen der Abmarschbereitschaft und können ab etwa 1500B durch die örtliche Polizeikräfte nicht mehr aufgehalten werden. Mit einem Eintreffen in NEULENGBACH ist daher bereits ab etwa 1520B (ca. 10 km mit 30 km/h Straßenmarsch einschließlich Absitzen vor dem Ortsrand NEULENGBACH) zu rechnen. Etwa 100 LOWLÄNDLER errichten zurzeit als offensichtliche Gegenmaßnahme zur Bedrohung aus BÖHEIMKIRCHEN eine Straßensperre an der westlichen Ortseinfahrt NEULENGBACH.
Erfassen des Auftrages in zeitlicher Hinsicht: Es ist Zeitdruck - das bedingt ein PlVf “C“ (Kommandantenverfahren) und als mögliche Sofortmaßnahmen zunächst die Erhöhung der Einsatzbereitschaft (NTM) einschließlich eines Vorbefehles an örtlich verfügbarer Kräfte der 2.JgKp. Darüber hinaus wird am GefStd der InfBKG33 die tatsächliche Verfügbarkeit weiterer Reserven geklärt.
Beurteilung der Lage der Konfliktparteien: Es ist damit zu rechnen, dass es im Zuge des Aufeinandertreffens mit NEULENGBACHERN zu Verletzten und möglicherweise auch Toten unter der Zivilbevölkerung kommt.
Wesentliche Leistung: Die Konfrontation bzw. insbesondere zivile Opfer müssen unbedingt verhindert werden, um beim langfristigen Zweck der Stabilisierung, ein sicheres und stabiles Umfeld für die Bevölkerung im Einsatzraum zu gewährleisten, keinen Rückschritt zu bewirken. Die neue Wesentliche Leistung ist daher das Verhindern des Aufeinandertreffens der beiden Konfliktparteien!
Beurteilung Umfeldbedingungen: Mischgelände mit einer leistungsfähigen Bewegungslinie von BÖHEIMKIRCHEN über KIRCHSTETTEN (6037) und OLLERSBACH (6237) nach NEULENGBACH. In den Ortschaften Möglichkeit für Sperren bzw. Kräfteeinsatz, im offenen Gelände weitreichende Waffenwirkung, Möglichkeit Demonstrationsfeuer sGrW bzw. demonstrativer Überflug Luftfahrzeuge.
Beurteilung der eigenen Lage: Die Verdichtung des Lagebildes (Echtzeit) wäre durch den sofortigen Drohneneinsatz gegeben. Die Verfügbarkeit von zumindest 2 JgZg und dem PALZg der 2.JgKp im Camp „O“ ist vorhanden. Ein Wirksamwerden in den Ortschaften KIRCHSTETTEN bzw. OLLERSBACH zum Trennen der Konfliktparteien ist ab etwa 1445B möglich, ein Einrichten zur zeitlich begrenzten Verteidigung (inklusive leichter Sperreinsatz) wäre mit 1515B abgeschlossen.
Ein Heranführen zusätzlicher Kräfte aus dem Camp GECKO (Teile 4.JgKp, PiKp sowie restliche Teile MPZg) würde im Raum NEULENGBACH frühestens um 1515B wirksam werden (10´ NTM + 36´ Anmarsch über 12 km mit 20 km/h), ein Einrichten zur Verteidigung ist somit nicht möglich, im besten Fall ist ein Stellungsvorteil gegeben. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, zusätzliche Kräfte in einem VfgR n NEULENGBACH als Reserve bereitzuhalten, dieser könnte gegen 1500B bezogen sein. Möglichkeit der Verzögerung der gewaltbereiten MIDLÄNDER in BÖHEIMKIRCHEN durch Einwirken des Ortsvorstehers sowie durch Demonstrationsschießen sGrW.
Entschluss Kdt InfBKG33:
InfBKG33 schützt weiterhin in der gesamten AOR, verhindert ein gewaltsames Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bevökerungsethnien im Raum BÖHEIMKIRCHEN-NEULENGBACH, unter
- Abbruch KLE mit dem Ersuchen an die jeweiligen Ortsvorsteher, auf ihre Demonstranten im Sinne einer Entspannung der Lage einzuwirken,
- Drohnenaufklärung zum Verdichten des Lagebildes in Echtzeit,
- Demonstrationsschießen sGrW unter Vermeidung von Kollateralschäden,
- Antrag auf demonstrativen Überflug von Luftfahrzeugen der MNB „S“,
- Einsatz MP zum Halten der Verbindung zu örtlichen Polizeikräften,
mit
- Masse der 2.JgKp(ges) in RglStg Ortskern KIRCHSTETTEN sowie
- Bereithalten der 4.JgKp (vstk durch einen PiZg/PiKp) in VfgR NEULENGBACH NORD - RAPOLTENBACH (6540) als Reserve
um ein Aufeinandertreffen der Konfliktparteien und entsprechende Gewaltanwendung zu verhindern.
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Lageentwicklung 6: Hinterhalt auf Konvoi
Sie befinden sich als Kdt der InfBKG33 mit ihrer bwglBefSt unverändert im Camp „O“ der 2.JgKp und koordinieren den Einsatz zur Verhinderung der Eskalation gewaltbereiter Demonstranten im Raum BÖHEIMKIRCHEN-NEULENGBACH, als sie plötzlich der S3 zum Funkgerät holt.
Alarmmeldung von der 1.JgKp um 1450B: Der III.JgZg ist als Bedeckung eines zivilen Versorgungskonvois im Raum DIENDORF (6247) an der LOC FOXTROTT in einen Hinterhalt mit Straßensperre geraten und steht derzeit im Feuerkampf mit Insurgenten in vermutlich Zugsstärke. Ein MTPz sowie ein ziviler LKW wurden durch IED angesprengt - eigene Verluste: 1 KIA, 2 WIA. Aus den Anhöhen des SEELACKENBERGES (6148) wirken darüber hinaus mehrere feindliche Scharfschützen auf den Raum des Hinterhalts.
Aufgrund der erst vor kurzem erfolgten Ablöse des Checkpoints an der Schnellstraße nw TRAISMAUER (5258) durch den III.JgZg verfügt die 1.JgKp derzeit mit Ausnahme des PALZg im Camp GECKO vorerst über keine Reservekräfte. Der II.JgZg befindet sich derzeit unmittelbar vor der Ortschaft TRASDORF (6451) am Marsch ins Camp GECKO, um nach 48 Stunden Auftragserfüllung in Bereitschaft bzw. Ruhe überzugehen.
Auf ihre Frage an den S3, ob die 4.JgKp (bestehend aus KpKdo, SSchGrp sowie 3 JgZg) unverändert als Reserve mit NTM 60´ im Camp GECKO verfügbar ist meldet ihnen dieser, dass die Kp bereits aufgrund der Lageentwicklung im Rm BÖHEIMKIRCHEN - NEULENGBACH alarmiert wurde und ebenso wie Teile der ebenfalls verfügbaren vmindPiKp (KpKdo, 1 PzPiZg, 1 Zg EOD) gegen 1515B abmarschbereit sein werden.
Die 2.JgKp hat mit Masse das Camp „O“ verlassen und bezieht bereits auftragsgemäß mit ersten Teilen die RglStg im Ortskern KIRCHSTETTEN. Die gewaltbereite Demonstration befindet sich noch am ostwärtigen Ortsrand von BÖHEIMKIRCHEN und wird offensichtlich weiter durch den Einsatz örtlicher Polizeikräfte und Verhandlungen des Ortsvorstehers verzögert.
Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:
Die geplante Einbindung eines JFST in die Bedeckung des Konvois ist zweckmäßig, da dieses bei einer Bedrohung luft- und bodengebundene Wirkungsmittel zum Einsatz bringen kann. Zusätzlich dazu kann eine Mission-CAS für KHS angefordert werden, welche bei Gefährdung die eigenen Teile mit Feuerunterstützung aus der Luft unterstützen kann. In dieser Situation ist in einem NATO-Einsatz primär keine vorgestaffelte Anforderung für eine Bereitstellung von Luftmittel notwendig, da die Voraussetzungen für eine „Troops in Contact-Situation“ gegeben sind.
“JTACs/FAC(A)s and aircrews should regard friendly ground forces receiving effective fire as ‘troops in contact.’ JTACs/FAC(A)s and aircrews must carefully weigh the choice of munitions and types of TAC against the risk of friendly fire, (e.g., troops in contact does not necessarily dictate a specific type of control). ‘Troops in contact’ is an advisory call to increase awareness and to highlight the urgency of the ground situation; however, a TIC does not remove the aircrews/JTACs/FAC(A)s responsibility to avoid civilian and friendly troop casualties. ‘Troops in contact’ requires the supported commander to determine priority of CAS with respect to other mission impacts.” [NATO ATP 3.3.2.1. (D)]
Das zur Verfügung gestellte Luftmittel kann entweder durch die Luftstreitkräfte der Force oder durch die AVTF der MNB“S“ oder durch beide erfolgen. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass alle bereitgestellten Luftmittel, welche nicht vorgestaffelt auf eine bestimmte Situation abgestimmt angefordert wurden, von einer anderen Mission abgezogen und umgeleitet oder nach Beendigung eines Auftrages diesen als Neuen erhalten und somit im schlechtesten Fall nicht über die optimale bzw. benötigte Munition verfügen. Eine TIC-Situation ist solange aufrecht bis die Bedrohung abgewehrt wurde.
Zusätzlich zum Einsatz von Feuerunterstützung aus der Luft ist bis zu dessen effektiver Verfügbarkeit eine Unterstützung durch Steilfeuermittel notwendig um einen Gegner gezielt zu bekämpfen, ihn zum Stellungswechsel zu zwingen oder ihn selbst oder seine Fliegerabwehr niederzuhalten. Eine Unterstützung durch den GsZg aus dem CAMP GECKO ist daher notwendig. Die Koordinierung aller verfügbaren Elemente wird durch das JFST vor Ort durchgeführt. Das Zuführen der Luftmittel erfolgt grundsätzlich unmittelbar durch die JFSCG. Die Koordinierung des restlichen Luftraumes innerhalb der AOR der InfBKG33 erfolgt weiterhin durch das JFSCT, da nur dieses über eine „Situational Awareness“ über den gesamten Raum verfügt.
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Lösungsvorschlag
Aufgrund der bereits gegebenen bzw. noch erwartbaren Verluste an Soldaten und Fahrzeugen hat die unmittelbare Reaktion auf den Hinterhalt im Rm DIENDORF eindeutig Priorität gegenüber der sich zuspitzenden Lageentwicklung bei der 2.JgKp im Raum BÖHEIMKIRCHEN - NEULENGBACH.
Planungsverfahren (auszugsweise)
Lagefeststellung Konfliktparteien: Hinterhalt von zugsstarken Kräften mit vermutlich Handfeuerwaffen, MGs bzw. PA-Waffen, Scharfschützen, zumindest eine technische Sperre sowie IEDs. Diese Kräfte haben die Möglichkeit, vorerst noch auf die eigenen Kräfte sowie auf die Fahrzeuge des Hilfskonvois zu wirken und sind daher weiter zu beurteilen.
Erfassen des Auftrages in zeitlicher Hinsicht: Es ist Zeitdruck – das bedingt ein PlVf “C“ (Kommandantenverfahren) und zunächst den Einsatz unmittelbar bzw. rasch verfügbarer Kräfte, um die Verluste so gering als möglich zu halten.
Wesentliche Leistung: Zerschlagen bzw. Vernichten (Gefangennahme) der feindlichen Kräfte, um dadurch nicht nur die unmittelbare Bedrohung für eigene Kräfte im Hinterhalt abzuwenden, sondern auch künftige Aktionen des Gegners zu verhindern!
Beurteilung der Lage der Konfliktparteien: Der Feind im Hinterhalt wird versuchen, den eigenen Kräften sowie dem Hilfskonvoi durch Waffenwirkung möglichst große Verluste beizufügen. Bei Erkennen des Ansatzes eigener Reservekräfte wird der Feind versuchen, sich zu Fuß bzw. mit Kfz ins Zwischengelände bzw. in größere Ortschaften abzusetzen, um selbst entsprechende Verluste zu vermeiden und so die Kampfkraft für weitere Aktionen zu erhalten.
Beurteilung Umfeldbedingungen: Mischgelände mit der gesperrten Bewegungslinie LOC FOXTROTT, im NORDEN begrenzt durch den Flusslauf der PERSCHLING sowie des PERSCHLING-Kanals. Mit der LOC HOTEL von ASPERHOFEN (6843) über die Ortschaft WÜRMLA (6445) führt eine weitere Bewegungslinie in den Raum des Hinterhaltes, die sich für den auf- sowie abgesessenen Ansatz eigener Kräfte eignet. Mehrere kleine Höhenrücken – GRUNDDORFERBERG (6044) bzw. REISERBERG (6246) – begrenzen die Einsatzschussweiten zumeist auf unter 500m. Mit Ausnahme der wenigen Ortschaften besteht die Möglichkeit des Einsatzes aller Wirkmittel der KU unter Minimierung entsprechender Kollateralschäden.
Beurteilung der eigenen Lage: Die Verdichtung des Lagebildes (Echtzeit) wäre auch hier durch den sofortigen Drohneneinsatz aus dem Camp GECKO heraus möglich. Das JFST, das den Kovoi begleitet, hat die Möglichkeit, Luftmittel für einen CAS über die MNB“S“ anzufordern, da eine „Troops in Contact-Situation“ gegeben ist. Darüber hinaus steht der Geschützzug PzHb2000 aus FStgR Camp GECKO gefechtsbereit zur Verfügung.
Der BÜR-Trp am REIDLINGBERG (6151) überwacht derzeit das westliche TULLNERFELD und insbesondere die LOC BRAVO. Das Beziehen einer entsprechenden Ergänzungsstellung zur Überwachung des PERSCHLINGTALES und Verdichtung des Lagebildes im Bereich des Hinterhaltes, könnte um 1515B abgeschlossen sein.
Die 1.JgKp verfügt zurzeit über keine Reserve, an reaktionsfähigen Kräften steht jedoch der II.JgZg nach erfolgter Ablöse Checkpoint TRAISMAUER zur Verfügung. Darüber hinaus befindet sich der PALZg der 1.JgKp noch im Camp GECKO. Die 4.JgKp sowie vmindPiKp sind ab 1515B abmarschbereit im Camp GECKO verfügbar, eine entsprechende Auftragserteilung sollte jedoch so rasch als möglich erfolgen.
Die Kräfte der 2.JgKp befinden sich zurzeit auftragsgemäß im Rm KIRCHSTETTEN, um dort eine RglStg zum Trennen der beiden Konfliktparteien aus BÖHEIMKIRCHEN und NEULENGBACH zu beziehen. Eine Auftragsänderung würde frühestens gegen 1520B (Reaktionszeit Bataillon) wirksam werden, einschließlich Marschweg (ca. 10 km mit 20 km/h) könnten diese Kräfte daher frühestens um 1550B im Raum des Hinterhaltes wirksam werden. Die Bildung einer neuen Reserve durch die 3.JgKp wäre mit der Anordnung eines Führungsvorbehaltes durch den Kdt InfBKG33 jederzeit möglich.
Entschluss
InfBKG33 schützt weiterhin in der gesamten AOR, verhindert ein gewaltsames Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bevökerungsethnien im Raum BÖHEIMKIRCHEN-NEULENGBACH und zerschlägt Hinterhalt im Raum DIENDORF, unter
- Drohnenaufklärung zum Verdichten des Lagebildes in Echtzeit einerseits im Raum BÖHEIMKIRCHEN sowie im Bereich des Hinterhaltes,
- Einsatz BÜR-Trp aus Ergänzungsstellung REIDLINGBERG zur Verdichtung des Lagebildes im PERSCHLINGTAL ab 1515B,
- Einsatz sGrWZg mit neuer Priorität ab sofort bei 1.JgKp zur unverzüglichen Feuerunterstützung im Hinterhalt,
- Antrag auf unverzüglichen, priorisierten CAS durch Luftfahrzeuge der MNB “S“ in den Rm des Hinterhaltes,
mit
- der 1.JgKp zur unmittelbaren Reaktion auf den Hinterhalt im Raum DIENDORF - Besetzung CKP ATZENBRUGG durch den PALZg, Angriff II.JgZg über den SEELACKENBERG (6148) - SCHUSTERBERG (6448) in den Raum TRAUTENDORF (6248) – hier zunächst SG, sowie
- Ansatz der 4.JgKp (vstk durch Teile PiKp) als Reserve aus Camp GECKO ab 1515B über ASPERHOFEN (6843) und WÜRMLA (6445) mit Überschreiten der AblL gegen 1615B und Angriff auf AZ PERSCHLING (5945),
- Bildung einer neuen Reserve durch Führungsvorbehalt BKdt über einen JgZg der 3.JgKp,
um den Hinterhalt im Raum DIENDORF zu zerschlagen und den dortigen Feind gefangen zu nehmen bzw. zu vernichten.
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Lageentwicklung 7: Complex Attack
Sie haben gerade den Funkbefehl zur Zerschlagung des Hinterhaltes im PERSCHLINGTAL gegeben und das JFSCT meldet die Verfügbarkeit CAS mit 1520B, als sie eine Alarmmeldung ihres HGefStd im Camp GECKO erhalten „Alarmmeldung 1510B: Selbstmordanschlag mit einem PBIED auf den Checkpoint beim Schutzobjekt „T“ (Bahnhof TULLNERFELD), bewaffnete Aufständische in noch unbekannter Stärke sind auf das Gelände eingedrungen und liefern sich ein Feuergefecht mit Soldaten des I.JgZg der 3.JgKp. Ziel ist möglicherweise die Zerstörung der dortigen Trinkwasseraufbereitungsanlage, welche die Versorgung der Bevölkerung im TULLNERFELD mit sauberen Wasser sicherstellt. Mindestens 3 eigene Soldaten wurden durch das IED getötet, mehrere verwundet, auch zivile Opfer sind bereits zu beklagen …“
Hier bricht der Funkkontakt für einige Sekunden ab, bevor sich erneut ihr Stellvertreter meldet: „Steilfeuer auf Camp GECKO – mehrere Einschläge mit großer Streuung im nordostwärtigen Bereich des Camps – Schutzmaßnahmen ergriffen – bis dato nur geringe Schäden, keine Gebäudetreffer oder Verwundete. Der BÜR-Trp am AUBERG (7746) hat die mögliche FeuStg im Raum südlich BAUMGARTEN (7647) erkannt!“
Auch die 4.JgKp, die als Reserve für das Zerschlagen des Hinterhaltes in DIENDORF unmittelbar vor dem Abmarsch aus dem Camp GECKO war, meldet sich am Kommandantenkreis: „Lagemeldung 1512B: Feuerüberfall und Drive-by-shooting von zumindest 4 Fahrzeugen – Pick-ups mit üsMG, mehrere mit Handfeuerwaffen und RPG bewaffnete Aufständische – stehe im Feuerkampf!“
Situationsbeschreibung aus Sicht STF/JFS:
Im Rahmen der CAMPSEC kann es notwendig sein vorhandene Aufklärungs- und Steilfeuerbeobachtungskräfte einzubinden. Dies beinhaltet eine vorgestaffelte Beurteilung von Beobachtungsstellen und Zielräumen. Je nach Bedrohungslage ist auch eine Einbindung von Radar- und Drohnensystemen notwendig, um jene Räume abzudecken, die nicht durch die Beobachtungstrupps einsehbar sind. Im Falle eines Beschusses durch indirekte Wirkungsmittel ist ein Zugriff auf Zieldaten der Artillerieortungsradare notwendig, um schnell den Abschussort zu detektieren, mögliche Kollateralschäden auszuschließen und wenn möglich unmittelbar mit Gegenfeuer zu wirken. Im Camp GECKO befinden sich eine GrWGrp des GrWZg mit einem Steilfeuerbeobachtungstrupp und einem GsZg der FFB, welche, nach Erhalt der Zieldaten der gegnerischen Feuerstellung, beobachtete Steilfeuerunterstützung gewährleisten können.
Die Beobachtung erfolgt durch einen bereits eingesetzten BTrps in einer B-Stelle außerhalb des Camps und kann mit der zweiten Drohnengruppe des Aufklärungszuges ergänzt werden. Ist der gegnerische Feuerstellungsraum nicht einseh- bzw. aufklärbar oder ist eine gezielte Wirkung durch indirekte Wirkungsmittel nicht möglich muss ein „Immediate CAS“ angefordert werden. Die Wahl des Wirkungsmittels, Drehflügler der AVTF oder Starrflügler der Luftstreitkräfte, richtet sich dabei nach der Fliegerabwehrfähigkeit des Gegners und der zeitlichen Verfügbarkeit. Eine Anwendung von „TIC“ ist in diesem Fall nicht möglich. Die Koordinierung der luft- und bodengebundenen Feuerunterstützung kann, wenn verfügbar, durch ein sich vor Ort befindendes JFST erfolgen. Da jedoch alle JFST bereits eingesetzt sind erfolgt die Koordinierung durch das JFSCT. Dies beinhaltet auch die Durchführung von CAS mittels eines „Type 2 Control“. Dafür ist es jedoch notwendig, dem JFSCT eine dementsprechende „Situational Awareness“ zu ermöglichen.
Da es aufgrund des Geländes zu Problemen in der Verbindung kommen kann und somit die Durchführung eines CAS durch das JFSCT nur eingeschränkt möglich sein kann, ist es notwendig, dass festgelegte Kräfte im Camp, z. B. die Steilfeuerbeobachter, im Verfahren „Close Combat Attack“ ausgebildet sind, um verfügbare Drehflügler für eine Feuerunterstützung aus der Luft einzusetzen. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass das Luftmittel keine Zielbekämpfung durchführen kann, wenn es nicht eindeutig das Ziel festlegen kann oder die Gefahr von Kollateralschäden besteht. Der Grund besteht darin, dass die Verantwortung für eine Waffenauslösung bei einem CCA beim Piloten liegt.
Lösungsvorschlag
Die vorangegangenen Aktionen zur Beeinflussung des KLE, der Hinterhalt auf den Konvoi im PERSCHLINGTAL und nunmehr der direkte Angriff auf das Camp GECKO einschließlich der betroffenen zivilen Infrastruktur lassen den Schluss zu, dass gegnerische Kräfte das Potential besitzen, mehrere Aktionen geplant, gut vorbereitet und vor allem annähernd zeitgleich koordiniert durchzuführen. Von der raschen und entschlossenen Reaktion durch eigene Kräfte und Mittel wird es abhängen, ob Bedrohungen dieser Art auch künftig existieren, oder ob es durch das Zerschlagen, die Gefangennahme oder die Vernichtung des Feindes gelingt, mittel- bis langfristig ein stabiles Umfeld in der zugewiesenen AOR zu schaffen.
Planungsverfahren (auszugsweise)
Lagefeststellung Konfliktparteien: Noch andauernder Complex Attack von etwa zugsstarken Kräften mit Handfeuerwaffen, MG, üsMG bzw. PA-Waffen, teilweise auf geländegängigen Kfz. Vorerst ein Selbstmordattentäter am Schutzobjekt „T“, weitere IED-Anschläge können nicht ausgeschlossen werden. Indirektes Störfeuer auf Camp GECKO mit erkannter FeuStg im Raum BAUMGARTEN, und ein Feuerüberfall durch bewaffnete Aufständische im Bereich der Haupteinfahrt ins Camp. Diese Kräfte haben die Möglichkeit, die Angriffe noch über einen gewissen Zeitraum fortzusetzen und sind daher alle weiter zu beurteilen
Erfassen des Auftrages: Es ist wiederum Zeitdruck - das bedingt ein PlVf “C“ (Kommandantenverfahren) und zunächst den Einsatz unmittelbar bzw. rasch verfügbarer Kräfte. Die bisher erteilten Aufträge sind auf ihre Relevanz und Durchführbarkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls eine Priorisierung vorzunehmen.
Wesentliche Leistung: Zerschlagen bzw. Vernichten (Gefangennahme) der feindlichen Kräfte, um zunächst die Verluste an eigenen Kräften und Mitteln sowie Schäden an der zivilen kritischen Infrastruktur so gering als möglich zu halten, sowie dadurch auch künftige Aktionen der Aufständischen zu verhindern.
Beurteilung der Lage der Konfliktparteien: Die vermutliche Absicht der Aufständischen wird es sein, durch unterschiedliche Waffenwirkung (Flach- bzw. Steilfeuer, IED, etc.) den eigenen Kräften und Mitteln sowie der militärischen als auch zivilen Infrastruktur möglichst großen Verluste bzw. Schäden beizufügen, um destabilisierend auf die Kräfte EUFOR sowie die Bevölkerung im Einsatzraum zu wirken. Bei Erkennen des Ansatzes eigener Kräfte wird der Feind versuchen, sich ins Zwischengelände bzw. in größere Ortschaften abzusetzen, um selbst entsprechende Verluste zu vermeiden und so die Kampfkraft für künftige Aktionen zu erhalten.
Beurteilung Umfeldbedingungen: Überwiegend offenes Gelände im Bereich Camp GECKO und Schutzobjekt „T“, weitreichende Beobachtung in beide Angriffsziele ist aus den Anhöhen MITTERBERG (7147)-NEUBERGEN (7347) möglich. Wesentliche Bewegungslinien sind einerseits die südlich von Camp GECKO in W-O Richtung verlaufende Straße von ATZENBRUGG (6849) nach LANGENROHR (7449). Bei JUDENAU (7448) verlaufen zwei weitere Bewegungslinien N-O entlang der Flussläufe der GROSSEN bzw. KLEINEN TULLN. Diese Bewegungslinien könnten dem Feind für eine rasche Absetzbewegung dienen, um anschließend ins infanteristische Zwischengelände südlich von SIEGHARTSKIRCHEN (7444) auszuweichen.
Beurteilung der eigenen Lage: Das Lagebild kann unmittelbar durch Einsatz von Drohnenaufklärung aus dem Camp GECKO ergänzt werden. Die Detektion der Feuerstellung aus der das Camp mit Steilfeuer beschossen wird, ist durch den BÜR-Trp möglich, bzw. wurde diese ja bereits im Raum südlich BAUMGARTEN (7647) erkannt. Entsprechendes Gegenfeuer kann durch die verbliebene sGrWGrp sowie den GsZg der FFB geschossen werden.
Die 3.JgKp ist noch mit Teilen im Camp GECKO verfügbar und trifft vermutlich bereits entsprechende Maßnahmen, um über eine andere Ausfahrt aus dem Camp die eigenen Kräfte beim Schutzobjekt „T“ zu verstärken.
Die 4.JgKp sowie vmindPiKp waren gerade unmittelbar vor dem Abmarsch aus dem Camp GECKO. Der Auftrag, die feindlichen Kräfte im Hinterhalt PERSCHLINGTAL zu zerschlagen, ist aufgrund der aktuellen Lageentwicklung neu zu beurteilen. Es ist davon auszugehen, dass zumindest Teile der 4.JgKp bereits im Feuerkampf mit Aufständischen am Haupteingang stehen, die Reaktionszeit auf einen geänderten Auftrag wäre demnach minimal (unter 10´). Die Bildung einer neuen Reserve durch die InfBKG erscheint vorerst bis zur Abwehr des Angriffes auf Camp GECKO bzw. das Schutzobjekt „T“ nicht möglich.
Entschluss Kdt InfBKG33:
InfBKG33 schützt weiterhin in der gesamten AOR, verhindert ein gewaltsames Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bevökerungsethnien im Raum BÖHEIMKIRCHEN-NEULENGBACH, zerschlägt Hinterhalt im Raum DIENDORF und zerschlägt darüber hinaus mit Priorität die feindlichen Kräfte im Raum Camp GECKO und Schutzobjekt Bahnhof TULLNERFELD „T“, unter
- Drohnenaufklärung zum Verdichten des Lagebildes in Echtzeit in den entsprechenden Einsatzräumen,
- Einsatz BÜR-Trp aus Ergänzungsstellung REIDLINGBERG zur Verdichtung des Lagebildes im PERSCHLINGTAL ab 1515B,
- Einsatz BÜR-Trp zur Detektion bzw. Ziel- und Wirkungsaufklärung der feindlichen FeuStg südlich BAUMGARTEN,
- Einsatz sGrWZg mit neuer Priorität ab sofort bei 1.JgKp zur unverzüglichen Feuerunterstützung im Hinterhalt,
- Einsatz sGrWGrp sowie GsZg PzHb2000 aus FeuStg Camp GECKO zum Gegenfeuer auf feindliche FeuStg NAUMGARTEN,
- Antrag auf unverzüglichen, priorisierten CAS durch Luftfahrzeuge der MNB“S“ in den Rm des Hinterhaltes, sowie
- weiterer Antrag CAS in den Raum nw JUDENAU (7448), um das Abbrechen des Gefechtes und das Absetzen der feindlichen Kräfte zu behindern bzw. diese zu vernichten,
mit
- der Masse der 2.JgKp(ges) in RglStg Ortskern KIRCHSTETTEN zum Trennen der Konfliktparteien zwischen BÖHEIMKIRCHEN und NEULENGBACH,
- der Masse der 1.JgKp(ges) zur unmittelbaren Reaktion auf den Hinterhalt im Raum DIENDORF – Besetzung CKP ATZENBRUGG durch den PALZg, Angriff II.JgZg über den SEELACKENBERG (6148)-SCHUSTERBERG (6448) in den Raum TRAUTENDORF (6248),
- der 3.JgKp(ges) zur Abwehr des feindlichen Angriffes auf das Schutzobjekt „T“ und zum Schutz der dortigen Trinkwasseraufbereitungsanlage,
- neuer Ansatz der 4.JgKp (vstk durch Teile PiKp) als Reserve aus Camp GECKO zum Werfen der feindlichen Kräfte im Bereich der Einfahrt bzw. in weiterer Folge zum Zerschlagen bzw. Vernichten – hier neues SG,
um die feindlichen Aufständischen in den jeweiligen Räumen zu zerschlagen, zu vernichten bzw. gefangen zu nehmen und dadurch mittel- bis langfristig ein sicheres und stabiles Umfeld in der AOR zu schaffen.
Fazit
Einsätze mit stabilisierendem Charakter und Zielsetzung orientieren sich an den Einsatzgrundsätzen des Schutzes, einer Einsatzart der LaSK mit dem Zweck, wichtige Objekte, Verkehrswege, Räume und Personen vor einem überraschenden Zugriff durch offen oder verdeckt vorgehende gegnerische Kräfte oder zivile Störer zu bewahren.
Die besonderen Bedingungen, unter denen ein Einsatz mit stabilisierendem Charakter durchzuführen ist, haben wesentlichen Einfluss auf die eigenen Maßnahmen. Zu diesen Bedingungen zählen insbesondere:
- Die Existenz eines schwer greifbaren Gegners, der anfänglich stets die Initiative besitzen wird und die daher zumeist reaktive Einsatzführung eigener Kräfte,
- die große räumliche Ausdehnung des eigenen Verantwortungsbereiches - für eine InfBKG maximal 33 x 25km, das beinhaltet die Überwachung des Raumes und den Schutz einzelner Schutzobjekte,
- die Durchführung des Einsatzes inmitten der ortsansässigen Bevölkerung, sowie die Koordinierung der eigenen Einsatzführung mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Akteuren im Einsatzraum, sowie
- die Berücksichtigung der Multinationalität hinsichtlich Kräften und Mittel anderer Nationen, insbesondere im Rahmen des Joint Fire Support durch das vorgesetzte Kommando ab Brigadeebene.
Das Endziel der eigenen Maßnahmen im Schutz ist es, dass der Gegner auf Grund des eigenen Druckes immer weniger in der Lage ist, erfolgreiche Aktionen gegen bedeutende Ziele durchzuführen und diese letztendlich überhaupt zu beenden. So soll langfristig ein sicheres und stabiles Umfeld als Grundlage für den strukturellen Wiederaufbau des betroffenen Staates geschaffen werden.
Oberst Gerald Luger, MSD MA; Hauptlehroffizier Taktik und Forscher, Referat Taktik/IHMF/LVAk.
Major Mag.(FH) Alexander Wurzer; Lehroffizier Feuerleitdienst, Institut Artillerie/HTS.
Den ersten Teil finden Sie unter Entschlussbeispiel Stabilisierung - Teil 1.