• Veröffentlichungsdatum : 04.08.2023
  • – Letztes Update : 05.10.2023

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Flexibilität, Initiative und Führen durch Vorbild

Mario Pronhagl

Trotz sieben Jahre in der Kaderpräsenzeinheit (KPE) des Jägerbataillons 19 als Zugskommandant, stellvertretender Kompaniekommandant und nunmehr Kompaniekommandant, drei Auslands-einsätzen und zahlreichen Übungen im Inland waren die Erfahrung, die ich, aber vor allem die Kompanie, im Zuge des Übungsdurchganges am Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÜZ-H) gemacht habe, nicht mit den bisherigen Übungen im In- und Ausland zu vergleichen.

Ausschlaggebend für den Erfahrungsgewinn war vor allem die Tatsache, dass das gesamte Jägerbataillon 1, der Partnerverband des Jägerbataillons 19, mit drei vollen Kampfkompanien und all seinen Mitteln der Kampf- und Führungsunterstützung übte. In den vergangenen Jahren ist so etwas beim Österreichischen Bundesheer aus verschiedenen Gründen nicht möglich gewesen. Diese Tatsache bedeutet einen erheblichen Fähigkeitsverlust, vor allem ab der Ebene der Kompanie aufwärts. Gemäß dem Grundsatz: „Was du nicht übst, das kannst du nicht“, verlieren die Kompanie-, Bataillons- und Brigadekommandanten immer mehr die Fähigkeit im Gefecht zu führen, was ihre Hauptaufgabe ist. Umso mehr bin ich dankbar, dass die Kompanie die Möglichkeit hatte, zwei Wochen lang das Gefecht gegen einen konventionellen Gegner im urbanen Raum zu üben.

Die Vorbereitungen der Kompanie auf dieses Vorhaben waren durchwachsen. Im April 2022 kehrte sie von ihrem planmäßigen Auslandseinsatz aus dem Kosovo zurück, nach kurzer Phase der Erholung wurde im Mai wieder der Dienstbetrieb aufgenommen. Bereits während des Auslandseinsatzes ereilte die Kompanie die Information, dass ein möglicher Einsatz als Verstärkungskraft für den Einsatzraum Bosnien und Herzegowina von Juli bis August anstehen könnte. Schlussendlich musste ein Zug in Bereitschaft gehalten werden, der die Kompanie des JgB18 verstärkt hätte. Dennoch mussten gewisse Ausbildungen durchgeführt werden, die die Vorbereitung für den Übungsdurchgang in Deutschland einschränkten. Neben planmäßigem Urlaubsabbau in den Sommermonaten stellten wir im September für die AIRPOWER22 eine gehärtete Kompanie als Reserve auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser bereit. Die Kompanie nutzte jeden verfügbaren Tag, um sich dennoch gezielt auf dieses Vorhaben vorzubereiten. So wurden mit den Zugskommandanten Geländebesprechungen oder 24-Stunden-Übungen in Kasernennähe und auf Übungsplätzen im Burgenland und Niederösterreich durchgeführt.

Der Oktober wurde zur intensiven Vorbereitung auf gefechtstechnischer Ebene in Form eines einwöchigen „Force Integration Trainings“ genutzt. Das alles war jedoch zu wenig für ein Vorhaben solcher Größe, da vor der Verlegung logistische Tätigkeiten durchzuführen waren, wie zolltechnische Belange, Eisenbahntransport etc., wodurch ebenfalls Ausbildungszeit verloren ging.

Der Gedanke, dass die verstärkte Jägerkompanie mit zu wenig Vorbereitung in dieses Unterfangen gehen würde, kam einige Male auf. Nach der ersten Übungswoche auf Kompanieebene waren diese Gedanken noch nicht ausgemerzt, da auf jeder Ebene ein Verbesserungsbedarf erkannt wurde, der vor allem der mangelnden Vorbereitungszeit geschuldet war. Mit der Bataillonsbefehlsausgabe am Sonntag um 0800 Uhr startete die dreitägige Bataillonsübung, das Schwergewicht der Verlegung.

Nach den ersten Funksprüchen mit dem Bataillon, die vor allem für die Kompanieführung noch gewöhnungsbedürftig waren, nahmen wir rasch Schritt mit unseren deutschen Kameraden auf. Bald verflogen die Gedanken, möglicherweise zu wenig vorbereitet zu sein. Vor allem die Kompanieführung (stellvertretender Kompaniekommandant und Kommandogruppenkommandant) und die Zugskommandanten wiesen rasch jene Eigenschaften auf, die uns als österreichische Soldaten während der Bataillonsübung auszeichneten: Flexibilität, Initiative und Führen durch Vorbild. Selbst der Kommandeur des GÜZ-H bestätigte das in der Abschlussbesprechung der Übung mit allen deutschen und österreichischen Kommandanten sowie dem Personal des GÜZ-H. Konkret sprach er die Initiative eines österreichischen Zugskommandanten an, der als Erster über eine Brücke lief und damit seine Untergebenen anspornte, den Angriffsschwung aufrechtzuhalten.

Im vorangegangenen Beitrag wurde dargestellt, welche Erfahrungen die 1. Jägerkompanie(KPE)/Jägerbataillon 19 auf Ebene des Jägerzuges und der Jägerkompanie gemacht hat. Abschließend sei gesagt, dass für ein solches Vorhaben eine gediegene Vorbereitung notwendig, ja essenziel ist, damit jedes Rädchen ineinandergreift. Jedoch hat, wie oben erwähnt, vor allem das Verhalten – das Führen – der jeweiligen Kommandanten dazu beigetragen, dass wir uns als Soldaten des Österreichischen Bundesheeres nicht davor scheuen müssen, den Vergleich mit den Kameraden der Deutschen Bundeswehr zu suchen.

Hauptmann Mario Pronhagl, BA, Kommandant 1.JgKp(KPE)/JgB19.


Dieser Artikel erschien im TRUPPENDIENST.

Zur Ausgabe 2/2023 (391).


 

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