• Veröffentlichungsdatum : 22.08.2022
  • – Letztes Update : 16.09.2022

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Im Namen der heiligen Barbara... FEUERN

Michael Vitovec, Matthias Wimmer

Truppenübungsplatz Allentsteig im März 2022: Das deutsche Artilleriebataillon 131 (ArtBtl131/DEU) aus dem ostbayerischen Weiden und das österreichische Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 (AAB4/AUT) trainieren gemeinsam den scharfen Schuss während der Übung "CATWEAZLE22".

Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundeswehr wird seit Jahren auf vielen Ebenen intensiv betrieben. Die Kooperation erstreckt sich von gemeinsamen, gegenseitig anrechenbaren Lehrgängen an der Heerestruppenschule, Institut Artillerie und der deutschen Artillerieschule über die Zusammenarbeit der 4. Panzergrenadierbrigade (4.PzGrenBrig) mit der deutschen Panzerbrigade 12 (PzBrig12) bis hin zur Partnerschaft von Bataillonen der mechanisierten Truppe.

Gemeinsames Ziel

Als Ziel wurde durch alle drei Verbände die Zusammenarbeit auf der Ebene des kleinen Verbandes definiert. Dieses manifestiert sich sowohl in der Bildung von gemischten Bataillonsstäben sowie der gemeinsamen Planung und Führung als auch in der Abbildung der Fähigkeit der Mischung bis auf Ebene der Aufklärungsspähtrupps. Wesentlich sind somit das Herstellen und die Verbesserung der Interoperabilität in den Bereichen Informationsgewinnung und Feuerunterstützung.
 

Zusammenarbeit

Durch die gemeinsamen Lehrgänge (Feuerunterstützungslehrgang 1, Feuerunterstützungslehrgang 2) im Rahmen der bi-nationalen Ausbildungskooperation zwischen der österreichischen Heerestruppenschule, Institut Artillerie und der deutschen Artillerieschule werden die Grundlagen der Zusammenarbeit gelegt. Ergänzt und verdichtet wird dies durch die tri-nationalen Artilleriefachgespräche Deutschland – Österreich – Schweiz (DACH). Durch die Übernahme von Standards und Abläufen wird die Kooperation vereinfacht, wobei es im Wesentlichen darum geht, eine gemeinsame Fachsprache und einen „gemeinsamen Zeichenvorrat“ zu entwickeln.
 

Partnerschaft 

Das AAB4 pflegt seit 2009 eine offizielle Partnerschaft mit dem deutschen Gebirgsaufklärungsbataillon 230 (GebAufklBtl230) in Füssen sowie eine Kooperation mit dem Artilleriebataillon 131(ArtBtl131) in Weiden/Oberpfalz. Die Meilensteine dieser Verbindung waren bis dato:

  • 2017    gemeinsames Übungsvorhaben in Baumholder (DEU) mit dem GebAufklBtl230;
  • 2018    gemeinsames Übungs- und Schießvorhaben in Grafenwöhr (DEU) mit dem GebAufklBtl230 und ArtBtl131;
  • 2019    Bataillonsgefechtsschießen Artillerie mit dem ArtBtl131 beim Kampfgruppenschießen der 4.PzGrenBrig in Allentsteig; 
  • 2019    Bataillonsübung Aufklärung mit AufklBtl230 im gesamten Waldviertel mit Schwergewicht Allentsteig;
  • 2022    Bataillonsgefechtsschießen im Rahmen der Übung „CATWEAZLE22“ in Allentsteig mit ArtBtl131.

Übung „CATWEAZLE22“

Die Rahmenlage TÜPELONIA 2 stellte den taktischen Bezug der Übung dar. Der Verlegung gingen zwei gemeinsame Erkundungs- und Planungswochen voraus, in denen die Übungs- und Schießanlage festgelegt wurden. Ergänzend dazu wurden die Sicherheitsunterlagen für die Schießtage erstellt. Nach einer taktischen Verlegung des ArtBtl131 errichteten das ArtBtl131 und AAB4 einen gemeinsamen Bataillonsgefechtstand.

Zur Synchronisation der Abläufe im Bataillonskommando diente ein dreitägiges Force Integration Training (FIT) bei dem die Zusammenarbeit innerhalb der Führungsgrundgebiete und das Zusammenwirken geübt wurden. Auf das FIT aufbauend folgte eine durchgehende Gefechtsübung mit drei Scharfschießen in der Dauer von insgesamt sechs Übungstagen, um auch die Durchhaltefähigkeit aller Teile zu verbessern. 
 

Herausforderungen und Ableitungen

Die größte Herausforderung stellte die gemeinsame, nationenübergreifende Feuerleitung dar, die aufgrund fehlender digitaler Möglichkeiten mittels „Drehstuhlschnittstelle“ (ohne digitale Schnittstelle) zu bewältigen war. Aus diesen Erfahrungen ist die Implementierung des Systems ASCA (Artillery Systems Cooperation Activities) als notwendige Fähigkeit abzuleiten, um eine nationenübergreifende, digital vernetzte Feuerleitung zu gewährleisten. 

Im Bereich der Sensorik sind aus den Erfahrungen die Fähigkeitslücken Radarbeobachtung sowie die Fähigkeit zum artilleristischen Gegenfeuer (Counter Battery Fire) und zur gepanzerten Beobachtung besonders auffällig. 

Den deutschen Systemen ABRA (Artillerie Aufklärungs-  und Schießradar), COBRA (Counter Battery Radar), dem Spähwagen „Fennek“ und Schützenpanzer „Marder“ (Beobachtungfahrzeuge gehärtet bzw. gepanzert) ist zurzeit seitens der österreichischen Feuerunterstützung nichts Vergleichbares gegenüberzustellen. Diese sind jedoch in jedem Falle notwendig, um die Unterstützung eines großen Verbandes in allen Bereichen der Sensorik sicherzustellen.

Notwendige Investitionen

Im Zentrum der künftigen Investitionen der nächsten Jahre ist die Fähigkeit zur hochpräzisen Festlegung der Ziele und der Wirkung zu sehen, um die erforderlichen internationalen Standards zu erreichen. Dies ist durch die Mischung der Sensoren Radar, geschützte/gepanzerte Beobachtung, aber auch Drohnen (UAV – Unmanned Aerial Vehicle) zu ergänzen. 

Diese Fähigkeiten bilden die Basis für die Erfüllung der Kernaufgabe – Feuerunterstützung zur Bekämpfung von

  • gepanzerten Punktzielen, 
  • Hochwertzielen wie Führungseinrichtungen sowie 
  • Flächenzielen

für den zu unterstützenden großen Verband, im Falle des AAB4 der 4.PzGrenBrig. Seitens AAB4 ist die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundeswehr in den Bereichen Aufklärung und Feuerunterstützung ein großer Gewinn und sollte intensiviert sowie fortgesetzt werden.

Oberst Michael Vitovec, MSD; Kommandant des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4;

Major Matthias Wimmer, BA; S3 des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4.­­

 

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