• Veröffentlichungsdatum : 27.06.2024

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Kommandounteroffizier: Aufbruchstimmung

Walter Leitner

In den Luftstreitkräften herrscht zurzeit eine regelrechte Aufbruchstimmung!

Diese Aufbruchstimmung hat begonnen als bekannt wurde, dass der Hubschrauber AW169 „Lion“ kommt. Sie zeigt sich nicht nur in einer positiven Atmosphäre, sondern auch an dem Interesse vieler junger Menschen, an einem Arbeitsplatz bei den Luftstreitkräften. Das gilt vor allem für die Garnison Aigen, bei der aktuell die Fliegerwerft 4 aufgestellt wird, aber auch für Hörsching oder Langenlebarn. Die Interessenten kommen sowohl von den Streitkräften als auch von außen.

Der „Lion“ war der erste „Gamechanger“, der zweite ist das Transportflugzeug Embraer C-390 Millennium (C-130 „Hercules“-Nachfolger), der dritte der UH-60 „Black Hawk“ (AB212-Nachfolger und Erweiterung der „Black Hawk“-Flotte). Egal um welches neue Modell es sich handelt und egal welcher Standort davon betroffen ist – neues Gerät ist ein Motivator, der vor allem junge Menschen anspricht. Neben der Wertschätzung, die mit dem Ankauf von neuem Gerät verbunden ist und der damit gegebenen Standortgarantie, wollen viele Menschen mit High-Tech-Gerät arbeiten, aber auch bei dessen Einführungsprozess „dabei sein“.

Die Aufbruchstimmung kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, schließlich steht das Bundesheer – und mit ihm die Luftstreitkräfte, nicht nur hinsichtlich des Geräts – vor einem Generationenwechsel. Dieser ist aktuell vor allem deshalb eine Herausforderung, weil es schwierig ist (gute) Arbeitskräfte in ausreichender Anzahl zu finden. Technisch gesehen ist er ebenfalls eine Herausforderung, weil die Neubeschaffungen ein technologischer Quantensprung sind. Die jungen Kameraden stellen sich dieser fordernden Situation zumeist mit Begeisterung, die älteren sind da oft zurückhaltender.
Eine meiner Aufgaben als Kommandounteroffizier ist es das Personal zu begleiten – egal ob jung oder alt. Die jungen Kameraden informiere ich darüber, was sie erwartet und begleite sie bei ihrer Ausbildung zum Wachtmeister. Einen Schwerpunkt meines Wirkens sehe ich in der Aufrechterhaltung der soldatischen Tugenden in einem modernen Heer.

Ein Ziel in der Personalplanung meines Kommandos ist es, Menschen die Möglichkeit einer Lebenslaufbahn zu geben. Deshalb beteilige ich mich bei der Planung des Personaleinsatzes, damit die „richtigen Leute auf dem richtigen Platz sind“. Wir haben gute Argumente, warum jemand sein gesamtes Arbeitsleben bei uns verbringen soll: neues Gerät, Arbeitsplatzsicherheit, gut bewertete Arbeitsplätze mit Aufstiegschancen, oder eine interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit. Das alles ersetzt aber nicht die Wertschätzung eines persönlichen Kontaktes. Deshalb begleite ich so oft wie möglich meinen Kommandanten bei seinen Dienstaufsichten, rede dort mit meinen Kameraden und versuche sie – auch für die Kaderwerbung – zu motivieren. Hier gilt: Die Jungen müssen ihren Platz erst finden, wir alle müssen sei dabei unterstützen, besonders ich als Kommandounteroffizier.

Bei den älteren Bediensteten gibt es andere Themen und nicht selten Konflikte. Bei diesen versuche ich als kameradschaftlicher Mediator zu vermitteln. Manchmal wissen die Betroffenen nicht, mit wem sie reden können, damit ihre Anliegen gehört werden, wenn einmal „der Schuh drückt“. In solchen Situationen ist der Kommandounteroffizier wichtig und häufig der erste Ansprechpartner. Das funktioniert aber nur, wenn es ein gegenseitiges Vertrauen gibt und das entsteht, wenn man vor Ort ist und die Menschen sowie ihre Umstände kennt.

In den vergangenen Jahren konnte ich, mit meinen Vorgesetzten sowie anderen Experten, bereits einige Konflikte lösen und – das ist ein wesentlicher Aspekt – dadurch das Personal halten. Neben dem menschlichen Aspekt kann es sich keine Organisation leisten die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter zu verlieren. Diese kann man, vor allem bei technischen Waffengattungen, nur schwer ersetzen, da die Ausbildungen oft viele Jahre benötigen, und die Leute häufig essenzielle Erfahrungen haben. Diese Personen dürfen wir nicht verlieren! Vielmehr müssen wir sie so lange wie möglich im System halten, weil ihr Know-How so groß ist und sie es weitergeben sollen, anstatt dass es „verschwindet“.

Die Jungen werden aktiv geködert, die Älteren haben manchmal den Eindruck, dass sie und ihre Anliegen vernachlässigt werden. Wir brauchen junge, neue Leute in den Streitkräften, aber wir dürfen dabei nicht auf die älteren und erfahrenen Bediensteten vergessen. Somit ist es für mich mittlerweile auch zur Aufgabe geworden, zwischen den Generationen und ihren speziellen Bedürfnissen zu vermitteln und ein Verständnis für die damit verbundenen Lebensumstände zu schaffen.

Es gilt somit allen Kameraden und Kollegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das ist die Voraussetzung, um einen positiven Generationenwechsel in den Luftstreitkräften zu gewährleisten und die Zeitenwende so gut wie möglich zu meistern.

Vizeleutnant Walter Leitner; Kommandounteroffizier im Kommando Luftunterstützung


Dieser Kommentar erschien im TRUPPENDIENST 2/2024 (397).

Zur Ausgabe 2/2024 (397)


 

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