• Veröffentlichungsdatum : 02.02.2018

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  • 631 Wörter

Konkretes Kommando im virtuellen Raum

Richard Schnur

Die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der Sicherheit sind vielfältig. Eine liegt klar im Bereich der Kommunikation - konkret in jenem, der über das Internet abläuft. Angriffe über das weltweite Netz sind kein fiktives Szenario. Sie sind eine reale und gegenwärtige Bedrohung, die sowohl Einzelpersonen, Unternehmer als auch Staaten zum Ziel hat.

Eine direkte Konsequenz der aktuellen Bedrohungslage ist die Aufstellung des Kommandos Führungsunterstützung und Cyber Defence (KdoFüU&CD). Seine Aufgabe ist es unter anderem „virtuelle Bedrohungen“ zu erkennen, diese abzuwehren und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten. Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist keine konkrete Anforderung erforderlich, da sie ständig wahrgenommen werden müssen. Das ist auch notwendig, da diese Bedrohungen real und allgegenwärtig sind. Das haben nicht zuletzt die Hackerangriffe der letzten Monate, bei denen auch das Österreichische Bundesheer (ÖBH) zum Ziel wurde, gezeigt.

In diesem Zusammenhang ist auch das aktuelle Militärstrategische Konzept des Generalstabes von Bedeutung, das im Oktober 2017 vorgestellt wurde. Darin wird es die Führungssunterstützung nicht mehr als Waffen- bzw. Truppengattung geben. Sie wird zukünftig als „Domain Cyber“ abgebildet und bezeichnet, wodurch die aktuelle Bedrohung, Ausrichtung und Aufgabe auch im Namen ihren Niederschlag findet.

Das KdoFüU&CD erfüllt seine Aufgaben nicht nur innerhalb des ÖBH. Nach Anforderung durch das Bundesministerium für Inneres kann es als gesamtstaatliches Führungsorgan im gesamten Bundesgebiet eingesetzt werden. Dabei nimmt es im Anlassfall die Rolle eines anordnungsbefugten Organs oder eines unterstützenden Kommandos ein. Konkret ist das KdoFüU&CD für jene Bereiche verantwortlich, die mit technischer beziehungsweise elektronischer Datenübermittlung im Zusammenhang stehen, gleichgültig ob es sich dabei um Informations- bzw. Datenübertragung mittels Funk, Draht (Telefon) oder das Internet handelt.

Neben dieser umfangreichen Aufgabe leistet das KdoFüU&CD einen wesentlichen Beitrag bei der Bearbeitung des Blackout-Szenarios durch das ÖBH. Hier besteht seine wesentliche Leistung darin, sowohl das Staatsgrundnetz hinsichtlich der Kommunikation als auch die Verbindungen innerhalb des ÖBH sicherzustellen. Die Herausforderung liegt primär darin, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, der gänzlich autonom ablaufen kann. Hier ist vor allem die unabhängige Stromversorgung über Notstromaggregate von Bedeutung.

Um die vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, ist das KdoFüU&CD auf 18 Standorte aufgeteilt. So gibt es zwei Überwachungszentralen - eine in St. Johann im „Berg“ und die andere im Amtsgebäude Stiftgasse im „Flakturm“ sowie 16 Nebenstellen, die über unterschiedliche betriebliche und administrative Einrichtungen verfügen. Es sind aber nicht immer streng geheime und/oder „exotische“ Einrichtungen für die das KdoFüU&CD verantwortlich ist. So unterstehen ihm auch die Führungsunterstützungsbataillone, deren Aufgabe vor allem der Aufbau und Betrieb der Verbindung der oberen Führung des ÖBH ist.

In der Endausbaustufe sollen 1 350 Personen, Zivilisten und Soldaten sowie etwa 500 Grundwehrdiener/Jahr im KdoFüU&CD beschäftigt sein. Jederzeit geeignetes Personal zu finden, ist eine große Herausforderung, da dieses über aktuelles „Spitzenwissen“ im IT-Bereich verfügen muss. Darüber hinaus gibt es eine hohe Personalfluktuation, die mit dem Verlust von Fachwissen einhergeht. Deshalb wird versucht dieses Personal durch verschiedene Maßnahmen im System zu halten bzw. ihre Expertise auch nach dem Ausscheiden aus dem ÖBH nützen zu können, beispielsweise über den Weg der Milizexperten.

Das KdoFüU&CD ist ein „Hochpreiskommando“. Schließlich haben moderne Technik, Wissen und geeignetes Kaderpersonal ihren Preis. Sowohl die Geräteausstattung, die auf dem neuesten Stand der Technik sein muss, als auch das Personal, das über das neueste Wissen verfügen muss, kosten Geld. Dieses muss wiederum investiert werden, da ansonsten die Sicherheit, gerade im Cyberbereich, nicht gewährleistet werden kann. Schließlich muss die Hard- und Software-Ausstattung auf dem neuesten Stand der Technik sein, um den Bedrohungen aus dem Cyberraum adäquat begegnen zu können.

Das KdoFüU&CD ist ein Kommando, das auf „moderne“ Bedrohungen spezialisiert ist. Diese sind nicht nur umfangreich und asymmetrisch, sie entwickeln sich auch rasch weiter und erfordern einen ausgewogenen Mix an Maßnahmen, Infrastruktur und Wissen. Nur so lässt sich die Informationshoheit und Sicherheit gewährleisten. Ein ehemaliger Werbeslogan des ÖBH lautete: „Der Zweck fordert Mittel!“ Für das KdoFüU&CD ist er aktueller denn je.

Vizeleutnant Richard Schnur; Kommandounteroffizier KdoFüU&CD.

 

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