• Veröffentlichungsdatum : 23.05.2017
  • – Letztes Update : 13.06.2017

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Krieg der Panzer

Markus Reisner, Dieter Schadenböck, Felix Schneider

Mit dem Erscheinen des Panzers ab September 1916 wurden in den diversen Streitkräften der am Krieg beteiligten Staaten zum Teil konträre Überlegungen, den Einsatz dieses neuen Waffensystems betreffend angestellt. Im Zweiten Weltkrieg zeigten sich jedoch rasch die Vorteile einer schnellen, auf mechanisierte Kräfte im Sinne eines gepanzerten Großverbandes abgestützten Operationsführung.

Seit Anbeginn der Kriegsführung gab es stets Bemühungen, Waffensysteme zu entwickeln, die in der Lage sein würden, feindliche Schlachtreihen beziehungsweise Linien frontal zu durchbrechen, um so das Schlachtenglück entscheidend zu beeinflussen. Mit der Erfindung des Rades waren es zunächst Streitwagen, die den Lauf der Militärgeschichte entscheidend beeinflussten. Später trat die Kavallerie an deren Stelle, regional erfüllten auch Kriegselefanten die Anforderung, als Durchbruchswaffe zu fungieren. In der Spätantike und im Mittelalter beherrschten gepanzerte Reiterheere für lange Zeit die Schlachtfelder, bis geeignete Fernkampfwaffen (Langbogen und Armbrust) und schließlich das Aufkommen des Schießpulvers ihrer Dominanz ein Ende bereiteten. 

In der Renaissance wurden eine Reihe von Entwürfen angefertigt, die sich mit neueren Kriegsmaschinen auseinandersetzten, angefangen von vierrädrigen, von Pferden gezogenen Kampfwagen des Robertus Valturius („De re militari“) über sichelbestückte keilförmige Apparaturen des Ludwig von Eyb dem Jüngeren („Kriegsbuch“) bis hin zu den Entwürfen des Jahrtausendgenies Leonardo da Vinci. Dessen Idee eines durch menschliche Muskelkraft betriebenen Panzerwagens wäre den heutigen Vorstellungen wohl noch am nächsten gekommen, wurde aber nie verwirklicht. Nichts von alledem war auch nur ansatzweise geeignet, den Anforderungen einer mobilen gepanzerten Durchbruchswaffe zu genügen.

Technische Fortschritte

Erst die entscheidenden Fortschritte in der Konstruktion eines Verbrennungsmotors durch Gottlieb Daimler und Carl Benz in den 1880er-Jahren sowie die Arbeiten von Alvin Lombard (1901) und Richard Hornsby (1905 - erstes Vollkettenfahrzeug) zur Entwicklung und Patentierung der Gleiskette legten schließlich den Grundstein für die modernen Panzerfahrzeuge.

Der Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges brachte dann den Stein zur Entwicklung eines kettengetriebenen Panzerfahrzeuges endgültig ins Rollen. Das neue von Defensivwaffen beherrschte Schlachtfeld (Maschinengewehr, Stacheldraht, Artillerie) hatte den anfänglichen Bewegungskrieg vom Ärmelkanal bis an die Schweizer Grenze bald zu einem mörderischen Stellungskrieg mutieren lassen, aus dem man einen Ausweg suchte. Der Krieg aus der Luft konnte hier keine Entscheidung bringen - zu gering war noch das Zerstörungspotenzial dieser neuen Waffengattung. Die Ereignisse, der für die Briten katastrophalen Offensive an der Somme im Sommer 1916, brachten den ersten Einsatz dieser neuen Waffe.

Trotz Warnungen wegen der noch nicht beendeten Ausbildung der Besatzungen, zahlreicher technischer Kinderkrankheiten und letztlich der für einen Überraschungsangriff zu geringen Stückzahl wurden alle 49 Fahrzeuge vom britischen Oberbefehlshaber in Frankreich, Sir Douglas Haig, am 15. September 1916 beim Durchbruchsversuch der 4. britischen Armee bei Flers an der Somme zum Einsatz gebracht. Das noch schlechte Zusammenspiel von Panzern und Begleitinfanterie, technische Pannen und die aufgrund der Stückzahl nur sehr begrenzte Wirkung konnten letztlich keinen nachhaltigen Erfolg bringen. Die moralische Wirkung auf die deutschen Verteidiger hingegen war enorm, nicht zuletzt aufgrund des Fehlens wirksamer Abwehrwaffen.

Den ersten massiven Einsatz der Panzerwaffe sah die britische Offensive im November 1917 südwestlich des französischen Bahnknotenpunktes Cambrai mit nicht weniger als 350 einsatzfähigen Fahrzeugen vor. Hier zeigten sich zum ersten Mal (im Ansatz) die Möglichkeiten eines geplanten Zusammenspieles von Panzern, Infanterie und Luftstreitkräften. Im Verlauf des letzten Kriegsjahres setzten die Alliierten in immer größeren Ausmaßen Panzer ein.

Bei den entscheidenden Offensiven des Jahres 1918 in der alliierten Gegenoffensive bei Soissons/Chateau Thierry am 18. Juli 1918, welche die deutschen Anstrengungen, die Initiative im Westen in einem letzten verzweifelten Kraftakt wiederzugewinnen (Michael Offensive), endgültig vereitelte, und dem Beginn der letztlich kriegsentscheidenden „100-Tage-Offensive“ bei Amiens (erstes britisch-deutsches Panzergefecht bei Villers-Bretonneux) am 8. August 1918, dem „schwarzen Tag des deutschen Heeres“, wurden jeweils mehrere hundert alliierte Panzer eingesetzt, denen ein deutlicher Anteil am Durchbruch durch die deutschen Linien zukam. Mit der Einführung des Panzers konnte wieder offenes Gelände, das bis dahin durch Maschinengewehre und Artillerie beherrscht worden war, überwunden werden.

Gepanzerte Kriegsführung

Die Eindrücke des Ersten Weltkrieges prägten die Überlegungen der Offiziere in der Zwischenkriegszeit. Die ersten, die tatsächlich visionär über die Einsatzmöglichkeiten von Panzern bzw. gepanzerten Großverbänden nachdachten, waren vor allem sowjetische und deutsche Offiziere. Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski war einer der ersten von fünf Marschällen der Sowjetunion und mit 42 Lebensjahren bei seiner Ernennung im Jahr 1935 zugleich der Jüngste. „Tuka“, auch der „Rote Napoleon“ genannt, erkannte früh das zukünftige Potenzial der Stahlungetüme.

Als energischer Truppenführer hatte er schnell Karriere gemacht und war so in der Lage gewesen, den Aufbau der Roten Armee maßgeblich zu beeinflussen. Im Jahr 1930 verfasste er ein Schriftstück, worin er die Möglichkeit eines durch umfangreiche Panzerkräfte rasch geführten Angriffes ins Zentrum Europas skizzierte. Diese neue Art einer revolutionären Manöverkriegsführung wurde von ihm als „Operation in der Tiefe“ bezeichnet. „Tuka“ sollten seine visionären Ideen jedoch nicht helfen. Zwar hatte er viele junge Offiziere der Roten Armee hinter sich, doch Neid und Missgunst, vor allem von Stalin selbst, wurden ihm zum Verhängnis. „Tuka“ wurde im Juni 1937 ein Opfer der stalinistischen Säuberungen.

Obwohl Marschall Tuchatschewski ab Mitte der 1930er-Jahre die deutschen Rüstungsanstrengungen kritisch beäugte und kommentierte, hatte er es doch zuvor zugelassen, dass ab dem Jahr 1929 die Rote Armee gemeinsam mit Offizieren der Deutschen Reichswehr an der Entwicklung einer neuartigen Manöverkriegsführung, abgestützt auf mechanisierte und motorisierte Kräfte, geforscht hatte. Im Dezember 1926 war dazu die Aufstellung einer gemeinsamen Panzerschule namens Kama bei Kasan vereinbart worden. Von 1929 bis 1933 wurden dort über dreißig deutsche Offiziere, darunter auch ein junger Offizier namens Heinz Guderian, ausgebildet. Die Deutschen hatten sich dabei überaus interessiert an den sowjetischen Überlegungen einer modernen operativen Kriegsführung gezeigt.

Auch die Projektierung des wohl berühmtesten sowjetischen Kampfpanzers, des T-34, war dabei nicht unbeobachtet geblieben. Erst im September 1933 wurde, aufgrund der Ablehnung der weiteren Zusammenarbeit durch die nationalsozialistische Regierung, die Schule aufgelöst und das deutsche Personal zurückgeholt. Im Gegenzug verlegten jene sowjetischen Offiziere, die sich in Deutschland auf Instituten der Reichswehr zum Austausch befunden hatten, wieder in die Sowjetunion. Unter diesen befand sich der damals 37 Jahre alte Georgi Konstantinowitsch Schukow. Er sollte später als hochrangiger sowjetischer Kommandeur im Mai 1945 die Schlacht um Berlin für sich entscheiden. 

Während der junge Tuchatschewski ab 1921 die Rote Armee zu reformieren begann, hatte im Winter 1923/24 ein 42 Jahre alter deutscher Oberstleutnant namens Walther von Brauchitsch ein Manöver der Reichswehr geleitet, in dem erstmals Aspekte einer schnellen Landkriegsführung, unterstützt durch eine taktisch agierende Luftwaffe erprobt worden waren. Das Ergebnis des Manövers war vielversprechend und im Jahr 1925 wurden unter den Decknamen „leichter Traktor“ bzw. „Großtraktor I“ und „Großtraktor II“ erste deutsche Panzer geheim entwickelt.

Der Bürgerkrieg in Spanien (1936 bis 1939) ermöglichte den Deutschen erstmals neue Methoden der Kriegsführung auszuprobieren. Vor allem der taktische Einsatz der Luftwaffe zur Unterstützung der Verbände am Boden wurde perfektioniert. Die bis zum Jahr 1939 in ihrer Existenz geleugneten Verbände wie die deutsche „Legion Condor“ oder die „Panzerabteilung 88“ dienten dem Test der neu ersonnenen Verfahren der Luftnahunterstützung beziehungsweise des Einsatzes von Panzerverbänden. Auf den spanischen Schlachtfeldern standen sich erstmals deutsche und sowjetische Panzer der Typen Panzerkampfwagen (Pz. Kpfw.) I und Pz. Kpfw. II beziehungsweise T-26, T-27 und T-28 im Kampf gegenüber. Die Obersten Oswald Lutz und Walter von Reichenau sowie die Majore Heinz Guderian und Wilhelm Ritter von Thoma (zuvor in Spanien Kommandeur der Panzerabteilung 88) verfassten die ersten Schriften über eine moderne, beweglich geführte Kampfführung, abgestützt auf Panzerfahrzeuge.

Als man Adolf Hitler nach seiner Machtübernahme auf dem Übungsplatz Kummersdorf im September 1933 die im geheimen entwickelte deutsche Panzerwaffe erstmals vorstellte, soll er beindruckt ausgerufen haben: „Das kann ich brauchen, das will ich haben!“ Nur ein Jahr später, 1934, erschien mit dem Werk des österreichischen Generals Ludwig Ritter von Eimannsberger unter dem Titel „Der Kampfwagenkrieg“ die erste umfassende theoretische Darstellung der Methode eines zukünftigen Panzerkrieges. Dabei sollten Panzerkeile in die Tiefe vorstoßen, gegnerische Gruppierungen oder Verteidigungsschwergewichte abschneiden bzw. einkreisen und so vernichten.

Eimannsberger empfahl die Zusammenfassung aller Panzer und motorisierten Truppen in „Schnelle Divisionen“, um dem Anspruch der raschen Bewegung auf dem Gefechtsfeld entsprechen zu können. Somit begann sich die Idee eines Einsatzes von gepanzerten Großverbänden durchzusetzen. Andere Offiziere wie Gunther Burstyn, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg Patente erster brauchbarer Modelle von Panzerfahrzeugen entwickelt hatten, fühlten sich nun bestätigt. Walther von Brauchitsch wurde im Februar 1938 als Generaloberst zum Oberbefehlshaber des deutschen Heeres ernannt. Heinz Guderian wurde hingegen im November 1938 zum General der Panzertruppen befördert und zum „Chef der Schnellen Truppen“ ernannt. Somit oblag ihm ab sofort die Aufstellung, Ausrüstung, Ausbildung und schließlich der Einsatz der Schnellen Verbände der Deutschen Wehrmacht. 

Am 1. September 1939 überfiel die Deutsche Wehrmacht Polen, und in den nächsten Jahren wurde der Begriff „Blitzkrieg“ zum geflügelten Wort. Deutsche Generäle und spätere Marschälle wie Heinz Guderian und Erwin Rommel nutzen die Möglichkeiten, die die neue schnelle Kriegsführung mit sich brachten und führten ihre Panzerverbände von einem Sieg zum nächsten. Guderian hatte bereits 1937 das Buch „Achtung Panzer“ veröffentlicht, und er war es auch, der die Ideen eines „Kampfes der verbundenen Waffen“ beziehungsweise des „Führens von vorne“ propagierte.

Ab dem Juni 1941 stellten die Weiten Sowjetrusslands den perfekten Raum zur schnellen Einsatzführung dar. Enorme Mengen an sowjetischem Kriegsmaterial wurden vernichtet und Millionen von Gefangenen gemacht. Die Panzer- und Panzergrenadier-Divisionen der Deutschen Wehrmacht schien nichts aufhalten zu können. Die Westalliierten hingegen waren anfangs gelähmt. Im Gegensatz zu den Sowjets und den Deutschen hatten sich bei ihnen jene Offiziere durchgesetzt, die die falschen Lehren aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges gezogen hatten. Trotzdem hatten auch britische Offiziere bereits die richtigen Ideen entwickelt. I. F. C. Fuller und B. H. Liddell Hart erachteten die Aufstellung von Panzerverbänden ebenfalls als sinnvoll.

Bereits 1927 wurde auf dem Übungsgelände von Salisbury Plain ein erstes großangelegtes Manöver durchgeführt. Doch die Gegner dieser neuen Entwicklungen sollten sich schließlich durchsetzen. Sie argumentierten, dass das Zusammenwirken der Tanks mit der motorisierten Infanterie nur unzureichend möglich wäre, und dass die neu entwickelten Panzerabwehrgeschütze alle modernen Panzer zum Stehen bringen würden. Ähnlich erging es französischen Offizieren wie General Louis Maxime Weygand. Daran konnten auch keine Bücher, wie etwa das im Jahr 1934 von einem damals völlig unbekannten jungen Oberstleutnant namens Charles de Gaulle verfasste „Vers l‘armée de métier“ (deutsch: Frankreichs Stoßarmee: das Berufsheer, die Lösung von Morgen) etwas ändern.

So kam es, dass Briten und Franzosen auf einen vorwiegend defensiven Einsatz von Panzern setzten. Und obwohl Frankreich am Beginn des Zweiten Weltkrieges über 4.000 Stück an zum Teil schwer gepanzerten Fahrzeugen (wie dem B1 „Char“) verfügte, wurde das Land in nur sechs Wochen von den deutschen Verbänden in die Knie gezwungen. Die französischen Panzer und jene des britischen Expeditionskorps waren nur selten geschlossen in gepanzerten Großverbänden gegen die deutschen Truppen eingesetzt worden. 

Die „Operation Overlord“, die alliierte Landung in der Normandie am 6. Juni 1944, und die „Operation Bagration“, die am 22. Juni 1944 begonnene sowjetische Sommeroffensive, markierten schließlich den endgültigen Untergang der Deutschen Wehrmacht. Alleine der Zusammenbruch der deutschen Heeresgruppe Mitte an der Ostfront führte zum Verlust von knapp 400.000 Mann und der Vernichtung einer Vielzahl von Verbänden. Die Alliierten wandten nun genau jene (im damaligen Verständnis) operative Manöverführung an, welche die Deutschen zuvor so erfolgreich durchgeführt hatten. Alliierte Generäle wie George S. Patton, der Kommandant der 3. US-Armee, oder auch Andrei Gregorewitsch Krawtschenko, der Kommandant der sowjetischen 6. Garde Panzer-Armee (die im April 1945 die Stadt Wien eroberte), überflügelten nun die bedrängten deutschen Verbände und zerschlugen sie in weitreichenden Manövern. Dabei hatten die amerikanischen Streitkräfte am 7. Dezember 1941 nur über knapp zwanzig Stück Panzer vom Typ M3 „Lee“/„Grant“ verfügt.

Doch mit dem Anlaufen der US-Rüstungsproduktion im großen Stil hatte sich dies rasch geändert. Die Sowjets hatten hingegen von 1941 bis 1943 nicht zuletzt darunter gelitten, dass durch die stalinistischen Säuberungen ein Großteil ihres Offizierskorps eliminiert worden war. Am Ende des Krieges hatten die US-Amerikaner alleine knapp über 49.000 Panzer des Typs M-4 „Sherman“ (erstmals eingesetzt auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz bei der zweiten Schlacht von El-Alamein im Oktober/November 1942) gebaut, die Sowjets hingegen über 50.000 T-34 produziert.

Nach dem Krieg - bis zum Ende der 1950erJahre - sollten noch weitere 30 000 T-34 dazukommen. Als Gegenbeispiel hatte die deutsche Rüstungsindustrie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges unter anderem knapp 6.000 Panzer vom Typ PzKpfw. V „Panther“ und 1.350 Stück PzKpfw. VI „Tiger I“ produziert.

Einsatz nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war bald klar, dass sich die Welt im nun beginnenden Kalten Krieg mit dem Umstand eines möglichen Atomkrieges auseinandersetzten musste. Der Koreakrieg zeigte diese Bedrohung nur zu gut. Der Kampf in den Bergen Koreas und auch später die Kriege in Vietnam und Afghanistan ließen das Operieren von großen mechanisierten Verbänden beziehungsweise gepanzerten Großverbänden nur eingeschränkt zu.

Dies konnte man nach dem Zweiten Weltkrieg nur in jenen Auseinandersetzungen beobachten, die die arabische Welt gegen den jungen israelischen Staat führten. Trotzdem wurde auf amerikanischer und sowjetischer Seite intensiv an der Weiterentwicklung der Panzerwaffe gearbeitet. Erfolgreiche Führer von Panzerverbänden, wie der US General Creighton W. Abrams (den selbst General Patton im Zweiten Weltkrieg als einen der besten US-Panzerkommandeure bezeichnet hatte), entwickelten neue Ideen bezüglich des Einsatzes von gepanzerten Großverbänden betreffend.

Hatten gegen Ende des Krieges deutsche Kampfpanzer vom Typ „Tiger II“ (auch „Königstiger“ genannt) bereits alle Merkmale eines modernen Panzers aufgewiesen, so wurden diese in den Nachkriegsmodellen wie dem amerikanischen M47 „Patton“ oder dem sowjetischen T-55 perfektioniert. US-Panzer vom Typ M47 wurden im Jahr 1967 (von Jordanien) im Sechs-Tage Krieg gegen Israel, 1974 (von der Türkei) in Zypern, in den 1980er-Jahren (von Pakistan) im Krieg gegen Indien und vom Iran im Kampf gegen den Irak eingesetzt.

Die Liste der sowjetischen Bauarten/Ausführungen des T-55 und später des T-62 ist hingegen länger. Sie waren an zahlreichen Konflikten beteiligt und sind bis heute in vielen Ländern im Einsatz. Von den sowjetischen Streitkräften waren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wesentliche Elemente ihrer Operationsführung wie die Bildung einer Stoßgruppierung, der Einsatz von Luftstreitkräften zur Vorbereitung des Vormarsches, die Aufrechterhaltung des Angriffsschwunges über große Distanzen und die Generierung eines Lagebildes in der Tiefe des Feindes weiter verfeinert worden. Sie bildeten die Grundlage für das Denken der sowjetischen Streitkräfte und ihrer Führer in der Zeit des Kalten Krieges. Das „Angriffsverfahren Ost“ wurde von jedem Offizier westlicher Streitkräfte verinnerlicht und - heruntergebrochen bis auf die kleinste Ebene - in unzähligen Besprechungen von Norddeutschland bis in die Po-Ebene ins Gelände transferiert. 

Tatsächliche großangelegte Manöverbewegungen von mechanisierten Verbänden innerhalb eines Konfliktes konnte man erst wieder in der „Operation Dessert Storm“ 1991 und der „Operation Iraqi Freedom“ im Jahr 2003 sehen. Der rasche Fall der irakischen Armee unter dem Regime von Saddam Hussein 2003 wurde nicht zuletzt durch die rasche Zangenbewegung der 1st Marine Expeditionary Force und der 3rd Infantry Division auf Bagdad möglich.

Alleine die 3rd Infantry Division, im Kern trotz ihres Namens ein mechanisierter Verband, legte bei ihrem Vormarsch im Irak innerhalb von vier Tagen über 300 Kilometer zurück und wurde schließlich durch ihre wiederholten „Thunder Runs“ ins Zentrum von Bagdad berühmt. Zuvor hatten zuletzt im Jahr 1999 mechanisierte Verbände auch maßgeblich den Einmarsch im Kosovo unterstützt. Zu größeren Gefechten war es dabei jedoch kaum gekommen, wie auch 1991 und 2003, wo die Panzer der alliierten Streitkräftekoalition meist nur mehr jene gegnerischen Panzer niederkämpfen mussten, die die zuvor durchgeführten alliierten Luftschläge überstanden hatten.

Die beim Versuch der Stabilisierung von Afghanistan und des Irak ab 2001 und 2003 durchgeführten Operationen internationaler Streitkräfte sahen Panzer meist weitgehend in eine defensive, die Infanterie unterstützende Rolle gedrängt. So geschehen bei den beiden US-Operationen „Vigiliant Resolve“ und „Phantom Fury“ in der irakischen Stadt Fallujah im April und November 2004. Amerikanische Panzer vom Typ M1 „Abrams“ wurden dabei ähnlich wie deutsche (und auch sowjetische) Sturmgeschütze während des Zweiten Weltkrieges zur Unterstützung der Infanterie im Häuserkampf eingesetzt.

Analog dazu werden zurzeit die Panzer der syrischen Armee im urbanen Kampf in Damaskus, Homs und Aleppo eingesetzt. Hier wurden sogar innerhalb der Formationen der syrischen Armee moderne russische T-90-Panzer im Einsatz gesichtet. Im Irak versuchte unterdessen die irakische Armee mit Unterstützung von aus den USA gelieferten M1 „Abrams“ die Stadt Mossul einzunehmen, während die Türkei erst kürzlich mit Panzern der Typen M-60 und „Leopard 2“ im Nordirak einmarschierte (und dort auch welche verlor). Nicht wenige aus US-Waffenlieferungen stammende saudische M1 „Abrams“ wurden hingegen bereits beim Einmarsch in den Jemen und bei den danach anhaltenden Kämpfen durch Houthi-Rebellen vernichtet. Einige Panzer vom französischen Typ „Leclerc“ sollen sogar von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach der Anlandung in der jemenitischen Stadt Aden im August 2015 verlustig gegangen sein. Auch hier sind meist Panzerabwehrwaffen die Ursache gewesen.

Am Beginn der 2000er-Jahre mehrten sich die Stimmen in verschiedenen militärtheoretischen Schriften, die den Panzer in eine reine Unterstützungsrolle drängten und die Unwahrscheinlichkeit größerer Panzergefechte propagierten. Der Konflikt in der Ukraine ab dem Sommer 2014 und die heftigen Kämpfe im syrischen Bürgerkrieg zeigen jedoch das Gegenteil. Die ukrainische Armee musste (vorrangig ausgestattet mit T-62-Panzern) im Kampf in der Ostukraine herbe Verluste gegen modernere Panzertypen wie T-72B3 und T-72BM russischer Provenienz hinnehmen.

Die Kesselschlachten von Ilowajsk im August/September 2014 und Debaltsewo im Jänner/Februar 2015 waren nicht zuletzt ein Ergebnis erfolgreicher Manöverkriegsführung und enger Abstimmung zwischen Kampf- und Kampfunterstützungsverbänden. Betrachtet man die Bewegungen der eingesetzten Kräfte auf der Karte, kommt man nicht umhin, an die sowjetischen Operationen der Jahre 1944/45 zu denken. In Ilowajsk und Debaltsewo gelang es in klassischen Zangenoperationen eine hohe Zahl ukrainischer Verbände einzuschließen und zum Großteil zu vernichten.

Conclusio

Die kriegerischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Lehren des Zweiten Weltkrieges nicht überholt sind. Panzer eignen sich vor allem für einen energischen Vorstoß in einem sie begünstigenden Gelände - unterstützt aus der Luft und durch mechanisierte Infanterie beziehungsweise entsprechende Unterstützungstruppen. Nicht zuletzt deswegen waren die russischen Streitkräfte bei der fünftägigen Auseinandersetzung in Georgien 2008 derart erfolgreich.

Mit einem raschen Panzervorstoß durch den strategisch wichtigen Roki-Tunnel und den weiteren Ansatz entlang der transkaukasischen Fernstraße in die südossetische Hauptstadt Zchinwali war der Kampf rasch entschieden. Im urbanen Kampf und bei geringer Kampfentfernung gelang es jedoch, die Überlegenheit des Kampfpanzers durch den Einsatz von entsprechenden Panzerabwehrwaffen zu unterlaufen. Eine Erfahrung, die die russischen Streitkräfte im ersten Tschetschenien-Krieg beim Kampf um Grosny im Jahr 1996 schmerzvoll erfahren mussten. Moderne Panzerabwehrlenkwaffen können sich hingegen bereits auf hohe Distanzen als tödlich erweisen.

Dies beweist sich jeden Tag im Kampf in Syrien, wo die mit aus US-Lieferungen stammenden Panzerabwehrlenkwaffen BGM-71 „TOW“ ausgestatteten syrischen Rebellen immer wieder Erfolge gegen die oft nur vereinzelt statt in großen Verbänden eingesetzten Panzer des syrischen Regimes erzielen. Die Tage der Manöverkriegsführung und die des Panzers als eines ihrer dazu notwendigen Hauptwaffensysteme sind auch im 21. Jahrhundert noch nicht gezählt.

Laufend erfolgende Modernisierungsmaßnahmen, und eine Vielzahl an verfügbaren Upgrade-Kits zeigen, dass die Streitkräfte aller Staaten danach trachten, ihre in Verwendung stehenden Panzer- und Unterstützungsfahrzeuge laufend anzupassen und auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten - seien diese nun beim unmittelbaren Einsatz im urbanen Raum oder in der Manöverkriegsführung im offenen Gelände zu erwarten. Neue Entwicklungen wie die russische „Armata“-Serie lassen hingegen sogar ein neuerliches Wettrüsten voraussehen.

Knapp einhundert Jahre nachdem sich die ersten stählernen Tanks durch den Schlamm des Ersten Weltkrieges gewälzt haben, ist der Panzer auch heute noch nicht vom Gefechtsfeld wegzudenken. Moderne Manöverkriegsführung fokussiert auf Schnelligkeit, klare Zielführung und Überraschung. Dazu sind mechanisierte Verbände unterschiedlicher Größenordnung und Gliederung notwendig, die initiativ und flexibel eingesetzt werden. Kampfschützen- und Kampfpanzer sowie Unterstützungsfahrzeuge zählen daher nach wie vor zum unverzichtbaren Bestandteil militärischer Machtprojektion und werden weiterhin fixer Bestandteil militärisch taktischer und operativer Planungen bleiben.

Oberstleutnant dG Dr. Markus Reisner ist Hauptlehroffizier für Taktik am Institut für Höhere Militärische Führung an der Landesverteidigungsakademie; Oberst dG Mag. Dieter Schadenböck ist Leiter des Referates Taktik am Institut für Höhere Militärische Führung an der Landesverteidigungsakademie; OR Mag. Dr. Felix Schneider ist Hauptlehroffizier und Forscher am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik an der Landesverteidigungsakademie.

 

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