• Veröffentlichungsdatum : 07.11.2019

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Kühlen Kopf bewahren!

Konrad Tamegger

Der Juni 2019 geht mit Temperaturen von über 37°C als der wärmste Monat in Österreichs Messgeschichte ein. Bei solchen Temperaturen fällt es schwer, einen „kühlen Kopf“ zu bewahren. Der menschliche Körper kann sich zwar in Abhängigkeit vom Energieumsatz in gewissen Grenzen thermischen Veränderungen anpassen. Werden allerdings bestimmte Grenzen überschritten, gerät der Wärmehaushalt des Menschen aus dem Gleichgewicht. Das führt vor allem zu einer erhöhten Beanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems. In Abhängigkeit von der Belastungsdauer können kurzfristige Konzentrations- und Kreislaufstörungen, Übelkeit und auch die dauerhafte Schädigung der Gesundheit die Folge sein.

Fehlerhäufigkeit und Arbeitsmotivation

Die übliche Arbeit wird als deutlich anstrengender empfunden, die körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit lässt nach und als eine der Folgen nimmt die Fehler- und Unfallhäufigkeit zu. Bei länger andauernden Hitzebelastungen sinken die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsmotivation der Beschäftigten und damit letztlich die Leistungsfähigkeit einer Organisation insgesamt.

Aggressionsbereitschaft und Denkvermögen

Steigt das Thermometer, sinkt die Hemmschwelle. Der US-amerikanische Psychologe Craig Anderson erforscht seit Jahren die sog. „Heat Hypothesis“. Deren Ergebnisse zeigen, dass Hitze zu einem gesteigerten aggressiven Verhalten führt. In einer Metaanalyse konnte belegt werden, dass ab 32°C mehr Fälle von häuslicher Gewalt, Beleidigung und Körperverletzung auftreten. Zu ähnlichen Ergebnissen im Zusammenhang mit „Hitzestress“ kommen Untersuchungen hinsichtlich der Häufung von unsportlichem Verhalten bei Sportereignissen. Eine weitere Untersuchung belegt eine größere Neigung von US-Polizisten die Schusswaffe einzusetzen und eine weitere Studie zeigt vermehrte „Hupkonzerte“ als Reaktion auf vermeintliches Fehlverhalten im Straßenverkehr. Der Behaglichkeitsforscher David Wyon hat bereits vor mehr als 20 Jahren auf Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit steigen der Temperatur deutlich abnimmt und bei 33°C nur noch halb so groß ist, wie bei etwa 20 bis 21°C. Bei thermischen Belastungen deutlich über 32°C belegen Studien einen noch deutlicheren Abfall der kognitiven Leistungskurve.

Evaluierung der Dienststellen

Abgesehen von den wissenschaftlichen Ergebnissen hinsichtlich des leistungsmindernden Einflusses von „thermischer Belastung“, ist „Hitze“ in Räumen (ohne Möglichkeit der Raumklimasteuerung) ein sehr belastendes Thema in nahezu allen bisher evaluierten Dienststellen (psychische Arbeitsplatzevaluierung gem. B-BSG/ Bundes-Bedienstetenschutzgesetz) des BMLV. Die Folge sind u. a. verminderte Konzentrationsfähigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Lustlosigkeit. Insbesondere der Verlust der Arbeitsmotivation sowie die Tendenzen der Resignation ob der unveränderlich erscheinenden „Hitzebedingungen“ werden immer wieder angesprochen und als sehr belastend beschrieben. Wie aber der prognostizierten Zunahme von „Hitzeperioden“ und der damit einhergehenden thermischen Belastung für Menschen begegnen? In dieser Hinsicht kommen große Herausforderungen hinsichtlich der (bautechnischen) Gestaltung von zukünftigen Arbeitsumgebungen hinzu, die u. a. in thermischer Hinsicht im Stande sein müssen, die Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie Gesundheit der Bediensteten nachhaltig zu gewährleisten (z. B. Reduktion von Hitzestaus und Wärmeinseln, Energieeffiziente Gebäudekühlung, individuelle Raumklimasteuerung etc.).

Darüber hinaus erscheinen auf der individuellen Ebene die Information und Sensibilisierung von Arbeitgebern und Bediensteten über mögliche Gesundheitseffekte bzw. langfristige negative Gesundheitsfolgen sowie richtiges Verhalten bei Hitzewellen (Arbeitsorganisation, besondere Risikogruppen, Trink-, Essverhalten, Arbeitszeiten in den kühleren Zeiten des Tages, mehr Pausen, keine zu enge Kleidung, etc.) von zentraler präventiver Bedeutung. Diesem Gedanken folgend gilt das auch für den Umgang mit „Hitzebelastungen“. Das rechtzeitige vermitteln von Wissen über mögliche Gefährdungen und geeignete Maßnahmen können helfen, in Situationen erhöhter Hitzebelastung einen kühlen Kopf zu bewahren, um Gesundheitsrisiken richtig einzuschätzen und Maßnahmen zu setzen. Auf persönlicher Ebene kann z. B. damit begonnen werden, auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten, da viele Beschwerden durch einen Flüssigkeitsmangel entstehen. Genug Wasser zu trinken, leichte Kost zu sich zu nehmen, sich abzukühlen und manchmal die Beine hoch zu lagern kann in einem ersten Schritt auch Kreislaufprobleme vorbeugen.

Rat Mag. Konrad Tamegger ist im Referat Prävention und Arbeitspsychologie tätig.

 

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