- Veröffentlichungsdatum : 05.12.2019
- – Letztes Update : 12.12.2019
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Österreichisch-deutsches Kampfgruppenschießen in Allentsteig
„Angriff!“ Zumindest alle zwei Jahre übt die 4. Panzergrenadierbrigade des Österreichischen Bundesheeres ihre Kernkompetenz im Scharfen Schuss: den Kampf der verbundenen Waffen im konventionellen Gefecht zum Zwecke der militärischen Landesverteidigung. Im Juni 2019 trainierten österreichische Soldaten gemeinsam mit dem deutschen Panzerbataillon 104 aus dem bayerischen Pfreimd und dem Artilleriebataillon 131 aus dem bayerischen Weiden beim Kampfgruppenschießen 19 (KGS 19) auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig.
Siegward Schier gibt seinen Funkbefehl. Der Brigadier führt die Brigade im Angriff von seinem „Ulan“-Panzer aus. Auf dem Gefechtsfahrzeug sitzt er mit dem stellvertretenden Brigadekommandanten und einem weiteren Stabsmitglied. Der Anblick könnte für Außenstehende auf den ersten Blick seltsam erscheinen. Denn normalerweise führt der Kommandant von der beweglichen Befehlsstelle im Schwergewicht, während sein Stellvertreter die Befehle aus dem Brigadegefechtsstand erteilt. Doch bei einem Kampfgruppenschießen ist vieles anders.
Hier sind beide Männer gemeinsam an einem Ort, da Schier als Übungsleiter fungiert und sein Stellvertreter Sicherheitsoffizier beim Scharfschießen ist. Diese Sicherheitsorganisation zieht sich vom Brigadier bis zum Wachtmeister. Die 4. Panzergrenadierbrigade (4.PzGrenBrig) stellt ihr eigenes Personal, das während dem Scharfschießen den eingeteilten Kommandanten der verschiedenen Führungsebenen über die Schulter blickt und bei Sicherheitsbedenken eingreift. Dadurch kann die Brigade nicht mit ihrem vollen Personalstand schießen, sondern muss einen Teil der Kräfte für die Selbst- und Schießorganisation verwenden. Wobei auch die Sicherheitsorganisation eines Scharfschießens einen wichtigen Aspekt der Ausbildung und Einsatzvorbereitung ausmacht.
Von den teilnehmenden Soldaten der Deutschen Bundeswehr wurden zwei positive Aspekte des KGS 19 in Österreich besonders hervorgehoben, die auch der deutsche Hauptmann Markus Wenzel betont. Erstens: „Die Unterschiedlichkeit der deutschen und österreichischen Schießanlagen stellt die Kameraden der Bundeswehr in Allentsteig vor neue Herausforderungen.“ Zweitens: „Die Schießübungen in Österreich sind taktisch anspruchsvoller, da der Zugskommandant Feuer und Bewegung, Feuerleitung und Feuerverteilung koordinieren muss. Dieser ist in Österreich eigenverantwortlich, während man sich in Deutschland aufgrund strikter Sicherheitslinien des Schießplatzes an fixe Vorgaben halten muss.“ Wenzel meint, dass in sicherheitstechnischen Aspekten aufgrund der Erfahrungen in Österreich durchaus mehr Freiheiten von den Kompanien an die Züge übertragen werden könnten. Der Hauptmann ist Experte in Sachen Ausbildung. Nicht nur durch seine Tätigkeit als Kommandant einer Panzerkompanie in der Deutschen Bundeswehr, sondern auch durch sein Studium der Bildungswissenschaften mit Vertiefung in interkultureller Kommunikation und Psychologie an der deutschen Militärhochschule.
Die Vorbereitung zum KGS 19 bezeichnet er als „Force Integration Training“, das in den Übungstagen vor dem Kampfgruppenschießen absolviert wurde. Dabei treten seit Jahren dieselben technischen Probleme mit den nicht kompatiblen Funkgeräten der Österreicher und Deutschen auf. Da die Bundeswehrsoldaten auf ihren Kampfpanzern im „Klartext“ senden und nicht verschlüsseln können, müssen die österreichischen Geräte schließlich auf „Klartext“ umgestellt werden. Für Hauptmann Wenzel sind die österreichischen Geräte „deutlich moderner“. Bei militärischen Begrifflichkeiten gibt es hingegen kaum Verständigungsprobleme. Wenzel berichtet lediglich von minimalen Unterschieden - so entspricht beispielsweise der österreichische Begriff „Schwergewicht“ dem deutschen Begriff „Schwerpunkt“. Bei Lage, Auftrag und Durchführung sind die Befehlsausgaben nahezu ident. Ein wesentlicher Unterschied zu seinen bisherigen Auslandsübungen fiel Wenzel bereits im Vorfeld der Übung auf: Das Schießen in Österreich stellt in der internationalen Planung, im Vergleich zum Schießen bei einem vollwertigen NATO-Partner, einen erheblichen Mehraufwand dar. Hierzu musste ein lange vorgestaffelter Verwaltungsaufwand über die Attachéabteilungen erfolgen.
Herausforderung eines Kampfgruppenschießens
60 gepanzerte Kampf- und Gefechtsfahrzeuge (GKGF) und 800 Soldaten (inklusive Sicherheitspersonal) kämpfen gegen Zielscheiben. Auch wenn dabei niemand zurückschießt, besteht Lebensgefahr. Stichwort: „Friendly Fire“. Diese und andere Risiken müssen durch das Einhalten von Sicherheitsbestimmungen auf ein Minimum reduziert werden. Die Kommandanten haben auf das Kreuzen der Schusslinien ihrer Panzer genauso zu achten, wie auf die Koordination der abgesessenen Grenadiere mit ihren Sturmgewehren während des Angriffs. Dieser dauert beim KGS 19 mehrere Stunden und erstreckt sich über zehn Kilometer. Dadurch können immer wieder Gefahren durch Sicherheitsverstöße einzelner Soldaten und Panzer auftreten. Der Sicherheitsbereich ist jedoch lediglich ein Aspekt von vielen. Denn grundsätzlich geht es bei einem Kampfgruppenschießen nicht nur um die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen, sondern vor allem auch um das Umsetzen des Auftrages und um das Schaffen von Erfahrungen für das junge Kader.
Österreichisch-deutsche Kooperation
Seit Juni 2019 gibt es eine Kooperation zwischen der deutschen Panzerbrigade 12 mit der 4. Panzergrenadierbrigade aus Österreich. Diese umfasst wechselseitige Übungen, um die Erfahrungen der mechanisierten Verbände zu verknüpfen und weiterzuentwickeln. Um den Vertrag in die Tat umzusetzen, verlegten Teile der deutschen Panzerbrigade 12 zum KGS 19 auf den Truppenübungsplatz Allentsteig. Vom kleinen Verband, dem deutschen Panzerbataillon 104, wurden sechs Kampfpanzer „Leopard“ 2A6, sechs Panzerhaubitzen 2000 zur Feuerunterstützung, ein Beobachtungspanzer „Fuchs“ und ein Schützenpanzer „Marder“ aus dem Artilleriebataillon 131 nach Allentsteig transportiert. Die gesamte Munition – sowohl für die schweren als auch für die Infanteriewaffen – nahm die Bundeswehr selbst mit.
Übungslage - Downtown
Die Übungslage stellt einen binationalen Konflikt dar, der durch eine mangelhafte Grenzziehung ohne Berücksichtigung ethnischer Minderheiten infolge einer Abspaltung und Gründung zweier souveräner Staaten entstanden ist. Die zwei fiktiven Konfliktländer werden als „Redland“ und „Yellowland“ bezeichnet. Das Aufmarschgebiet für eine multinationale Allianz unter UN-Resolution ist „Violetland“. „Yellowland“ herrscht über drei Provinzen, in denen vor allem Ethnien aus „Redland“ leben. Diese gründeten das „Redland Protection Corps“ und werden von „Redland“ unterstützt. Diese terrorisieren die „Yellowland“-stämmige Bevölkerung in den drei strittigen Provinzen sowohl mit Bombenanschlägen und Granatwerferüberfällen als auch mit konventionellen Waffen. Die Zentralregierung „Yellowland“ verliert immer mehr die Kontrolle über die drei Provinzen. Ein ausreichender Schutz der Bevölkerung kann nicht mehr sichergestellt werden. Die UN beschließt eine Resolution und den Einsatz der Westallianz. Deren Kräfte haben 2018 mit der Verlegung in das „Violetland“ begonnen, um unmittelbare Einsatzvorbereitungen durchzuführen.
Der Auftrag
Die 4. Panzergrenadierbrigade ist Teil der Westallianz. Sie verlegte ab Jänner 2019 in die Ausbildungsräume Weitra - Allentsteig - Horn, die sich rund 800 Kilometer ostwärts von „Yellowland“ befinden und führte Einsatzvorbereitung in mehreren Ausbildungsphasen durch, um die Einsatzfähigkeit bis Oktober 2019 herzustellen. Innerhalb dieser Lage führt die 4. Panzergrenadierbrigade ein Kampfgruppenschießen zur Einsatzvorbereitung mit folgendem Entschluss durch:
Eigene Absicht
Die 4. Panzergrenadierbrigade greift Objekt Schlages/Söllitz nach Aufklärung in den Räumen Oberplöttbach, Kühbach, Spielberg, Söllitz, Schlages, Reutfeld mit Feuerunterstützung durch Artillerie aus Position Area of Artillery West und Close Air Support in den Engagement Areas Grosspoppen, Pallberg, Heinrichs und zwei Kampfgruppen voraus mit Schwergewicht Nord an und verhindert ein Durchstoßen gegnerischer Kräfte in den Raum Zwettl Nord.
Truppeneinteilung
Österreich nimmt mit elf Kampfpanzern „Leopard“ 2A4, 27 Schützenpanzern „Ulan“, vier Panzerhaubitzen M109 A5Ö, einer OH-58 „Kiowa“ zur Luftunterstützung, drei Bergepanzern M-88 und einem Pionierpanzer „Greif“ an der Übung teil. Aus Deutschland sind sechs Kampfpanzer „Leopard“ 2A6, sechs Panzerhaubitzen 2000, ein Beobachtungspanzer „Marder“, ein Beobachtungspanzer „Fuchs“ sowie zwei Bergepanzer „Büffel“ beteiligt.
Fünf deutsche Kampfpanzer werden als verstärkter Zug in der Stärke 1:4 zusammengefasst. Der sechste Panzer wird als Ersatz auf dem Panzerabstellplatz bereitgehalten und kommt im späteren Verlauf der Übung aufgrund eines Ausfalles der Funkanlage eines anderen Kampfpanzers zum Einsatz. Die deutsche Panzerhaubitzbatterie gliedert sich in zwei Geschützzüge zu je vier Panzerhaubitzen und in zwei gepanzerte Artillerie-Beobachtungs-Trupps („Marder“ und „Fuchs“) sowie ein Artillerie-Aufklärungsradar vom Typ „Cobra“. Der Auftrag der deutschen Batterie ist das Eröffnen von Gegenfeuer und das Vernichten der feindlichen Steilfeuerunterstützung. Kampfunterstützung, wie von österreichischer Seite oftmals geplant, spielt in der Bundeswehr nur eine nachgeordnete Rolle. Die Kampfunterstützung der angreifenden Truppe erfolgt durch die eigenen Verbände und deren Granatwerfer oder Mörser. Daher nimmt das Artillerie-Ortungsradar „Cobra“ einen wichtigen Platz im deutschen Artilleriebataillon 131 ein. Beim KGS 19 entschieden sich die Deutschen stattdessen für das Artillerie-Beobachtungsradar „Abra“.
Kleiner Übungsplatz, große Handlungsfreiheit
Die deutschen Soldaten haben riesige Truppenübungsplätze im eigenen Land, wie den Übungsplatz Munster, auf dem auch schon das österreichische Panzergrenadierbataillon 13 bei der EU-Battlegroup 2018 geübt hat. Er liegt zwischen Hamburg und Hannover, teilt sich in Munster-Nord und Munster-Süd mit insgesamt 176 Quadratkilometer und grenzt an den, mit einer Fläche von 249 Quadratkilometer noch größeren, NATO-Übungsplatz Bergen. Der Truppenübungsplatz Allentsteig verfügt im Vergleich dazu „nur“ über eine Fläche von 157 Quadratkilometer. Die Vorteile des TÜPL-A liegen für Hauptmann Wenzel von der Deutschen Bundeswehr auf der Hand: Auf dem österreichischen Truppenübungsplatz gibt es mehr Führungsmöglichkeiten für den Zugs- und Kompaniekommandanten, da in Deutschland deutlich mehr Sicherheitslinien, die nicht überschritten werden dürfen, auf den Schießplätzen eingezogen sind. Dadurch ergibt sich eine vorgegebene Koordination, die den Kommandanten in der Handlungsfreiheit einschränkt. In Österreich hingegen müssen aufgrund weniger Sicherheitslinien Feuer und Bewegung laufend koordiniert werden. Daher liegt mehr Verantwortung beim Zugs- und Kompaniekommandant. Diese Eigenverantwortung beim Scharfschießen ist, laut Wenzel, für den deutschen Kompanie- beziehungsweise Zugskommandanten ein wesentlicher Vorteil beim Üben in Österreich. Hinzu kommen der Reiz und die Herausforderung, in einem „neuen“ Gelände trainieren zu können. Das fängt bereits bei der Planung und Erkundung des Gebietes an.
Vorteile erkennt auch Oberleutnant Goedeke, der Sicherheitsoffizier der deutschen Artilleriebatterie. Es begeistert ihn, bei einem Schießen in einem neuen Übungsraum mitwirken zu dürfen. Von der Erkundung, über das Erstellen der Sicherheitsunterlagen bis zur Wahl der Feuerstellung der Geschützzüge konnte er seine Erfahrungen einbringen. Goedeke bestätigt, genauso wie der deutsche Panzerkompaniekommandant Wenzel, dass die eigenen Übungsplätze in Deutschland bereits hinlänglich bekannt sind. Viele der deutschen Soldaten kennen nach jahrelangem Üben bereits die eingefahrenen Stellungen und erleben dabei nur wenige Neues. Goedeke begeistert, dass auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig Waldrandstellungen bezogen werden können und in landwirtschaftlich genutzte Fläche gefahren werden darf (Die Felder sind Truppenübungsplatzgebiet und werden zu günstigen Konditionen verpachtet; Anm.).
Üben unter realen Bedingungen
Das Artillerieschießen wird mit einer Feuerunterstützungsmatrix geplant und befohlen. Diese regelt den Munitionseinsatz um die jeweilige Wirkung im Ziel zu erreichen. Doch das echte Leben hält sich an keine Matrix. Beim ersten Feuerkommando des ersten Tages des Scharfschießens am frühen Morgen versagt das Geschütz B (zweites Geschütz im Zug) der deutschen Panzerhaubitzbatterie. Während die anderen sieben Geschütze donnernd feuern, schwirren die Geschützbedienung des B-Geschützes und der Sicherheitsoffizier auf der Suche nach dem Fehler hastig umher. Nach fünf Minuten steht fest: Dieses Geschütz fällt zumindest für die nächste Stunde aus. Der Wartungstrupp der Deutschen Bundeswehr kommt in die Feuerstellung. Der Waffenmeister muss die angesetzte, etwa 44 Kilogramm schwere, 155-mm-Granate herauspressen. Schlussendlich wird festgestellt, dass der Schlagbolzen in der Abzugsgruppe gebrochen war. Doch gerade durch unerwartete Situationen wie diese, trägt das Kampfgruppenschießen dazu bei, neue und elementare Erfahrungen zu gewinnen.
Technische Zusammenarbeit
Die technischen Übergänge von einem System zum nächsten erfolgen normalerweise durch eine normierte elektronische Schnittstelle namens Artillery Systems Cooperation Activities. ASCA ist ein multinationales Programm, das Normen zwischen den Schnittstellen unterschiedlicher Artillerieführungs- und Waffeneinsatzsysteme festlegt. Beim KGS 19 wird dies durch einen deutschen und einen österreichischen Feuerleittrupp übernommen. Diese tippen die erforderlichen Zielkoordinaten und sonstige technische Daten zur Feuerunterstützung und Feuerleitung in das jeweilige System von Hand ein. Das wird in Fachkreisen ironisch als „humane ASCA Schnittstelle“ bezeichnet.
Unterschiede Kampfpanzer
Oberstleutnant Jörg Loidolt, Kommandant des Panzerbataillons 14, sagt zu den Unterschieden zwischen dem österreichischen „Leopard“ 2A4 und dem deutschen 2A6, dass der österreichische „Leopard“ agiler sei, weil er weniger Panzerung habe und dadurch leichter sei. Er habe ein ausgewogenes Verhältnis von Motorleistung und Gewicht. Der deutsche „Leopard“ wurde durch das Anbringen der Zusatzpanzerungen schwer und behäbig. Das sei aber der einzige Vorteil des österreichischen „Leopard“, so Loidolt. Die Weiterentwicklung des Feuerleitsystems und der Bordelektronik haben keinen großen Quantensprung erzielt. Das wesentliche Detail liegt im logistischen Nachschub des Rüstungsherstellers. Alle elektronischen Komponenten für den deutschen „Leopard“ werden nach wie vor vom Konzern geliefert. Die österreichische Version 2A4 erhält jedoch keine Ersatzteile mehr vom Werk. Loidolt betont: „Derzeit werden bereits in den hauseigenen Werkstätten des Panzerbataillons Transistoren aus alten Platinen entnommen und zur Instandsetzung eingelötet, um die Fahrzeuge einsatzbereit zu halten. Wenn wir nicht schnell etwas am österreichischen Leopard machen, werden wir ihn bald nicht mehr haben. Das von uns regelmäßig eingeforderte Midlife-Update wird dringend benötigt.“
Munitionseinsatz
Die elf österreichischen Kampfpanzer „Leopard“ verschossen insgesamt 165 Panzergranaten, 15 Granaten pro Panzer. Die 27 Schützenpanzer „Ulan“ verschossen 1 000 Granaten vom Kaliber 30 mm. Das macht 37 Schuss mit der Maschinenkanone. Den etwa 210 abgesessenen Panzergrenadieren auf den 27 „Ulan“ und den etwa 60 Brigadeaufklärern wurden für den abgesessenen Kampf 16 000 Patronen für die Sturmgewehre zugewiesen - etwa 60 Stück im Kaliber 5,56 mm pro Grenadier/Aufklärer. Die vier österreichischen Panzerhaubitzen verschossen 102 Granaten (38 Spreng- und 64 Nebelgranaten). Das sind insgesamt 25 Granaten pro Panzerhaubitze. Die Deutsche Bundeswehr hatte, laut Hauptmann Wenzel, selbst 60 Panzergranaten mitgenommen. Die Munition wurde auf vier Panzer aufgeteilt. Das macht 15 Granaten pro Panzer, wobei jeder Panzer mit 42 Granaten hätte bestückt werden können. Insgesamt verschossen die deutschen Panzer während des Kampfgruppenschießens 38 Panzergranaten.
Resümee des PzGrenB13
Der Kommandant des Panzergrenadierbataillons 13, Oberst Alfred Steingreß, führte die Kampfgruppe 13 an, der auch die deutschen Kampfpanzer unterstellt waren. Er wurde unmittelbar nach dem Absitzen von seinem Kampfpanzer „Ulan“ befragt. Auf die Frage, wie das Kampfgruppenschießen 2019 war, sagte er: „Na guat war’s. Alles hat gepasst. Jeder Schuss a Treffer.“
Oberstleutnant Mag.(FH) Robert Zanko ist Leitender Redakteur beim TRUPPENDIENST.
Markus Togl, BA ist Redakteur beim TRUPPENDIENST.
TRUPPENDIENST-Interview:
"Das Scharfschießen ist kein Selbstzweck"
TRUPPENDIENST sprach mit Brigadier Schier, dem Kommandanten der 4. Panzergrenadierbrigade, über internationale Partnerschaften, Optimierungen und den Mangel an Ressourcen.
Redaktion Truppendienst (TD): Wie beurteilen Sie das Kampfgruppenschießen 2019?
Siegward Schier (BrigKdt): Das Scharfschießen ist kein Selbstzweck. Der scharfe Schuss im Brigaderahmen ist die Steigerungsstufe der Kompanieausbildung und muss von Zeit zu Zeit durchgeführt werden.
TD: Wie ist die Zusammenarbeit mit den Deutschen und was kann in Bezug auf die militärische Sprache verbessert werden? Denn deutsche und österreichische Soldaten sprechen zwar Deutsch, aber die einen erhalten zum Beispiel den Befehl zum „Unterziehen“, die anderen zum „Verstecken“.
BrigKdt: Die Sprache ist kein Problem. Nach einer kurzen Aufwärmphase – in der man militärische Begrifflichkeiten ab- klärt – ist man in der Lage gemeinsam zu üben. Und zwar bis zum Scharfen Schuss. Dieses gemeinsame Verständnis ist die Grundlage dafür, dass wir uns leicht zu einem gemeinsamen Ganzen fügen, miteinander kooperieren und ausbilden können. Die Ausbildungskooperation mit der Panzerbrigade 12 aus Cham (Oberpfalz, Bayern; Anm.) ist sehr positiv. Wir haben auch jüngst eine Urkunde unterzeichnet und damit die Kooperation auf offizielle, formale Beine gestellt. Damit haben wir eine Partnerschaft, die sowohl auf der Bataillons-Ebene als auch auf der Brigade-Ebene abgebildet ist. Und das ist für uns jetzt das Besondere, dass wir Ausbildungen schon auf der Brigade-Ebene koordinieren können, wovon die Bataillone schlussendlich profitieren. Das heißt, nicht das Bataillon selbst muss sich darum kümmern, sondern das FFG 3 (Führungsgrundgebiet 3; Anm.) kann langfristig die Aktivitäten koordinieren.
TD: Welchen Mehrwert bringt es den deutschen Kameraden am Truppenübungsplatz Allentsteig zu üben und diese lange Reise auf sich zu nehmen, obwohl es in Deutschland große Truppenübungsplätze gibt?
BrigKdt: Die Deutschen haben nicht die Möglichkeit, mit ihrer Artillerie so frei wie hier die Stellungen zu beziehen. Hier haben sie die freie Wahl der Feuerstellungsräume und der Engagement Areas. Die Kampfpanzer können in einem größeren Rahmen rollen - und zwar im Kampf der verbundenen Waffen, der in Deutschland nicht mehr oft durchgeführt wird. Der Benefit für das Bundesheer ist, dass die österreichischen Soldaten sich international vergleichen und einordnen können. Das ist beim Panzerbataillon 14 besonders wichtig, da es sich innerhalb Österreichs nicht mehr mit einem zweiten Panzerbataillon vergleichen und messen kann, da es das einzige ist. Des Weiteren können wir miterleben, wie internationale Verfahren und Prozesse ablaufen, wo wir nachbessern und Schnittstellen finden müssen und in welchen Bereichen wir bereits gut aufgestellt sind. Schließlich können wir unsere, vor allem materiell, sehr begrenzten Ressourcen durch die Deutschen kompensieren. So kommen wir mithilfe der Bundeswehr auf zwei Panzerkompanien, was wir alleine nicht geschafft hätten. Im Bereich der Artillerie hatten wir eine zweite schießende Artilleriebatterie. So konnten wir den Überbau des Bataillons schön darstellen.
TD: Mussten die deutschen Soldaten ihre Munition selbst mitnehmen?
BrigKdt: Die Bundeswehrsoldaten hatten ihre eigene Munition mit. (…) Unsere Einladung ist so erfolgt, dass die Deutschen ihre Munition selbst mitnehmen müssen.
TD:
Wie bewährt sich der „Leopard“ 2A6 der Deutschen Bundeswehr in Allentsteig?BrigKdt: Es wäre durchaus erstrebenswert, wenn wir solche 2A6 in absehbarer Zeit unser Eigen nennen könnten.