• Veröffentlichungsdatum : 09.03.2021

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„Pandemie-Ermüdung“

Referat Prävention & Arbeitspsychologie

Gerade als der Eindruck entstanden war, dass sich die Einschränkungen und enormen Anpassungsleistungen der vergangenen Monate endlich bezahlbar gemacht hätten und sich die Lage entspannen würde, meldete sich die Corona-Pandemie mit voller Wucht zurück. Psychische, soziale und wirtschaftliche Belastungen sowie die Überanstrengungen führen vermehrt zu Enttäuschung, Frustration und schließlich zu einem Gefühl der „Pandemie-Ermüdung“.

Viele Menschen haben die Pandemie und die damit verbundenen Verordnungen und Einschränkungen mittlerweile satt und fühlen sich zunehmend erschöpft, müde und demotiviert. Widerstand macht sich breit. Es droht ein Stimmungswandel, der den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die aktive Mitarbeit der Bevölkerung an den weiterhin dringend erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung des Virus gefährdet. Doch gerade jetzt ist eine erhöhte Wachsamkeit und rücksichtsvollere Verhaltensweise gefragter denn je, um uns, unsere Familien und das Gesundheitssystem vor Überlastung zu schützen. Wäre da nicht die um sich greifende „Pandemie-Ermüdung“.

Pandemic Fatigue

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO – World Health Organization) hat diese „Ermüdung“ der Gesellschaft wahrgenommen und benennt dieses Phänomen „Pandemic Fatigue“. Damit gemeint sind eine geringere Risikowahrnehmung, geringere Bereitschaft, sich zu informieren sowie ein vermindertes Schutzverhalten. Der tagtägliche Kampf gegen das Virus kostet viel Kraft und Energie. Das erschöpft viele Menschen zunehmend. Laut einer europaweiten Studie der WHO sind bereits mehr als 60 Prozent der Europäer von „Pandemic Fatigue“ betroffen. Nun besteht die Befürchtung, dass viele Menschen weniger Motivation aufbringen, die empfohlenen Schutzmaßnahmen einzuhalten, um sich selbst und andere vor dem Virus zu schützen. Durch die täglichen Meldungen über „Fallzahlen“ bzw. „Infizierte“ scheint eine gewisse Gewöhnung bei den Medien und der Bevölkerung eingetreten zu sein, die das Problembewusstsein teilweise ermüden lässt. Dies kann damit zusammenhängen, dass schützende Verhaltensweisen anfänglich oft durch Angst motiviert werden, diese aber mit einer zunehmenden Verhaltensanpassung an die Bedrohung wieder nachlässt. Zudem kann sich Müdigkeit ausbreiten, wenn wir dieselben Dinge über einen längeren Zeitraum wiederholt tun (müssen).

Durch die Pandemie müssen wir auf vieles verzichten, und es werden enorme Anpassungsleistungen abverlangt. Wir nehmen das auf uns, weil wir hoffen, für diese Anstrengungen und Verzichte auch etwas zu bekommen, nämlich Sicherheit und Schutz. Unser „Verhaltensfilter“ ist seit knapp einem Jahr im Dauereinsatz, und mit der Dauer der Pandemie wird dieser immer durchlässiger. Irgendwann verlieren wir die Lust „weiterzustrampeln“ und haben es einfach „satt“, Verhaltensregeln zu befolgen. Dieser Umstand kann durch das Konzept der „psychischen Sättigung“ (Lewin & Karsten, 1928) erklärt werden. Es beschreibt einen Zustand von innerer Ablehnung und den Widerwillen gegenüber sich ständig wiederholenden Abläufen bzw. auszuführenden Handlungen in Verbindung mit negativen Emotionen wie Frustration und Ärger. Daraus können Symptome wie Anspannung, Nervosität und Müdigkeit resultieren, und mit der Zeit eine ausgeprägte Aversion bzw. „Übersättigung“ entstehen, die zu starken Affektentladungen bzw. Widerstand führen kann.

Reaktanz

Der Widerstand gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wächst. Die neuen Verordnungen und Beschränkungen treffen auf eine Bevölkerung, die bereits seit nahezu einem Jahr „müde“ und belastet ist. Die Mitwirkung der Bevölkerung war und ist nach wie vor groß. Doch je länger die Pandemie dauert, desto weniger stehen den Menschen psychische, soziale und ökonomische Bewältigungsressourcen zur Verfügung. In vielen Unternehmen, Organisationen, wie auch im Österreichischen Bundesheer (ÖBH), hinterlässt der eingeschränkte Betrieb mit den reduzierten sozialen Begegnungen bereits deutliche Spuren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich nach dem Beginn des erneuten „harten Lockdowns“ seit Ende 2020 und der Verlängerung im Vergleich zum Frühjahr des Vorjahres mehr kritische Stimmen äußern. Schließlich ist das Corona-Virus ein unsichtbarer, nicht greifbarer Feind – im Gegensatz zu den Schutzmaßnahmen, die sichtbar und beeinflussbar sind und gegen die sich nun vermehrt der Widerstand richtet.

Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Daher können Veränderungen Ängste und Befürchtungen auslösen, die die Handlungsfreiheit einschränken und Eigeninteressen bedrohen. Dementsprechend führen Veränderungen oftmals zu „Reaktanz“ gegen die angeordneten Maßnahmen. Nach der von J. W. Brehm in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelten „Reaktanztheorie“ ist Reaktanz ein aversiver Motivationszustand, der darauf abzielt, eine bedrohte Freiheit zu bewahren bzw. eine vermeintlich verlorene wiederherzustellen. Ziel ist es, den Zustand der blockierten Freiheit zu beenden. Grundsätzlich gilt, je stärker das Empfinden der Einschränkung, desto stärker tendieren wir zum Widerstand. Entscheidend ist hierbei unser Aufmerksamkeitsfokus. Wenn wir beispielsweise dazu neigen, unsere Aufmerksamkeit auf das Verlorene, anstatt auf das Neue oder Alternative zu richten, reagieren wir mit Reaktanz. Diese mag in der gegebenen Situation zwar verständlich sein, verbraucht aber überproportional viel Energie bei der Abwehr eines drohenden Verlustes. Der dabei erforderliche Ressourceneinsatz macht uns zunehmend „pandemiemüde“.

Bumerangeffekt

Reaktanz führt zu Unwillen, Ärger und Gereiztheit. Es kann so weit gehen, dass dabei Informationen in eine bestimmte Richtung verzerrt sowie Ideen, Anliegen und Maßnahmen – wenn auch objektiv berechtigt – abgewertet werden. Dabei kann ein enormer innerer Widerstand gegen die Einschränkungen, Verordnungen und Regeln entstehen, verbunden mit einer Trotzreaktion: „gerade das tun, was verboten ist – jetzt erst recht!“. Der Widerstand gegen von außen auferlegte Beschränkungen kann so weit gehen, dass sich Menschen nicht nur „trotzig“ oder konträr verhalten, sondern auch ihre Einstellungen extremer werden. Geht der Schuss derart nach hinten los, spricht man vom „Bumerangeffekt“. Dieser Effekt kann u. a. den aufkommenden Stimmungswandel der Bevölkerung erklären. Einer Studie der Universität Wien zufolge hatten im Frühjahr 2020 viele Befragte von einem neuen Solidaritätsgefühl der Gesellschaft berichtet, wie von der Unterstützung von Nachbarn, Freunden und Bekannten. In der wissenschaftlichen Literatur wird dies als „Katastrophen-Mitgefühl“ umschrieben. Ein bedeutsamer Grund für die Zunahme von Mitgefühl und prosozialem Verhalten ist, dass gemeinsam erlebte Bedrohungen die Gesellschaft näher zusammenrücken lässt. Auch lässt sich der durch die Krise entstandene Kontrollverlust durch konkrete und effektive Unterstützungsleistungen zumindest subjektiv reduzieren. Daher war die Zustimmung zu den Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, um unsere Mitmenschen vor Ansteckung zu schützen, anfänglich sehr hoch. Doch mittlerweile, wie Studienergebnisse zeigen, hat die Polarisierung der Gesellschaft zugenommen. Von den Befragten wird ein gesellschaftliches Auseinanderdriften im Allgemeinen wie auch im privaten Umfeld wahrgenommen; vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Einstellungen von Menschen: Jene, die die Schutzmaßnahmen für angemessen und jene, die sie für überzogen ansehen.

Mittagsdämon

Schon die alten Wüstenväter kannten das Phänomen, dass es speziell „in der Mitte des Tages“ schwierig ist, die meditativen Übungen durchzuhalten. Sie nannten dies den „daemonium meridianum“ oder Mittagsdämon. In ähnlicher Form fällt es Menschen schwer, bei längeren Vorhaben, speziell in dessen Mitte nicht aufzugeben. Es erfordert besondere Anstrengungen, diese „Tiefen der Ebene“ zu durchschreiten. In der Militärpsychologie ist dieses Phänomen aus Auslandseinsätzen bekannt (siehe TD-Heft 1/2011, Psychologie des Einsatzes). Während sich die Aufmerksamkeit am Anfang eines Einsatzes noch auf das Neue sowie das Herstellen und Verbessern der erforderlichen Abläufe fokussiert, kommt es speziell in der Mitte zu motivationalen Schwierigkeiten. Gegen Ende wirkt der bevorstehende Abschluss motivierend und mobilisiert noch einmal die eigenen Kräfte.

Übertragen auf die Corona-Krise hat sich gezeigt, dass am Anfang die Motivation noch hoch war („Katastrophen-Mitgefühl“) und das Verständnis sowie die Bereitschaft, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, ebenso. Im Herbst kam es zu einem ersten motivationalen Tief. Die Anfangsspannung war verflogen, und die „Tiefen der Ebene“ wurden spürbar. Es gab zwar Anzeichen für eine Impfung Anfang 2021, aber die war noch zu weit weg, um anspornend zu wirken. So wie es sich bei Auslandseinsätzen bewährt hat, das „Mittagstief“ durch Übungen abzuschwächen bzw. zu überbrücken, haben auch die Massentestungen dazu beigetragen, die Zeit bis zur Impfung zu überbrücken. In der Zwischenzeit ist die Impfung zwar in greifbare Nähe gerückt, aber durch die nun kolportierten möglichen Verzögerungen durch Lieferengpässe des Impfstoffes nicht für alle gleich erreichbar. Damit scheinen sich die „Tiefen der Ebene“ endlos auszudehnen, und das Erreichen der „Normalität“ ist schwerer abschätzbar. Als Folge sinkt die Motivation weiter, sich an verordnete Beschränkungen zu halten.

Hierbei ist deutlich zu kommunizieren, dass die Einhaltung der Schutzmaßnahmen einen Akt der Humanität für unser Gemeinwohl darstellt. Es geht darum, Leben zu retten und unser Gesundheitssystem – vor allem die Intensivmedizin – vor dem Kollaps zu bewahren. Es ist dafür zu sorgen, dass niemand das Gefühl hat, alleine durch die „Tiefen der Ebene“ wandern zu müssen. Dabei dürfen die Stärkung bzw. Wiederbelebung des Solidaritätsgefühles als zentrale Klammer gesehen werden, die ein gesellschaftliches Auseinanderdriften verhindern können und das Gefühl erzeugen, „gemeinsam“ und einander unterstützend in eine bessere Zukunft unterwegs zu sein.

Psyche unter Dauerbelastung

Die immensen Herausforderungen, mit denen wir seit Pandemiebeginn konfrontiert sind, führen in der Bevölkerung zu erheblichen Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit. Das ständige Grübeln über die eigene Gesundheit, die Gesundheit von Familienangehörigen und Freunden sowie die wirtschaftliche Belastung halten das natürliche Alarmsystem nach wie vor auf Trab und im Dauereinsatz. Eine dauerhafte Aktivierung ist grundsätzlich sinnvoll, um uns zu schützen und vor Schaden zu bewahren. Denn dadurch sind wir aufmerksamer und nehmen Informationen sowie Verhaltensempfehlungen intensiver wahr. Eine dauerhafte Aktivierung und ein ständiger Alarmzustand schaden uns aber, denn dieser Zustand kann zu einer Vielzahl an Stresssymptomen führen. Dies kann sich in körperlichen und Verhaltenssymptomen niederschlagen wie innerer Unruhe, gesteigerter Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Muskelverspannungen, Schlafstörungen, vermehrtem Alkohol- und/oder Tabakkonsum sowie in Bluthochdruck. Darüber hinaus kann dauerhafter Stress das Immunsystem schwächen und uns anfälliger gegenüber Infekten machen. Besonders betroffen sind sensible Gruppen wie ältere Menschen mit chronischen Vorerkrankungen, Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen, bei denen ein höheres Risiko für die Entwicklung von Angststörungen, depressiven Störungen und posttraumatischen Belastungsstörungen besteht.

Eigene Ohnmacht und Verschwörungstheorien

Zeiten der Unsicherheit sind ganz allgemein ein guter Nährboden für Verschwörungstheorien. Wenig überraschend haben diese seit Beginn der Corona-Pandemie verstärkt Zulauf erhalten. Waren sie bisher eher für „Sonderlinge“ oder „Außenseiter“ attraktiv, sind sie seit der Corona-Pandemie vermehrt in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Aufgrund des Lockdowns stand plötzlich mehr Zeit zur Verfügung, mediale Angebote zu durchstöbern, zu lesen, anzusehen, zu kommentieren und zu teilen. So gingen auch Verschwörungstheorien vermehrt „viral“. Den Boden für Verschwörungstheorien haben auch Personen des öffentlichen Lebens aufbereitet, für die Fake News und eine gefühlte Wahrheit wichtiger sind als empirische Evidenzen. Die Corona-Pandemie verstärkt vorhandene Zukunftsängste, die sich in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel, die Migrationskrise oder die Globalisierung aufgebaut haben. Hier bieten Verschwörungstheorien ein einfaches Erklärungsmuster. Was diese so attraktiv macht, ist, dass sie ein komplexes, schwer verständliches Phänomen auf etwas Einfaches leicht Nachvollziehbares reduzieren und damit eine kognitive Erleichterung herstellen. Als Vertreter einer Verschwörungstheorie hat man Dank des jetzt alles erklärenden Narrativs den „ultimativen Durchblick“ und gehört zu einem Kreis der Wissenden. Dieses Gefühl des „Eingeweiht-Seins“ wirkt zunächst entlastend, macht es in der Folge aber schwer, sich davon wieder zu lösen.

Gesundheitliche Folgen

Seit Beginn der Pandemie hat die Donau-Universität-Krems die psychische Gesundheit der Österreicher zu mehreren Messzeitpunkten untersucht. Die erste Studie im April 2020 zeigt einen Anstieg der psychischen Symptome für Depression, Ängste oder Schlafprobleme auf das Drei- bis Fünffache in Bezug auf das Niveau vor der Pandemie. Ebenfalls die Folgeuntersuchungen im Juni sowie September 2020 bestätigen diese Ergebnisse. Die psychische Belastung ist weiterhin gleichbleibend hoch. Demnach leiden rund acht Prozent der Österreicher unter einer schweren depressiven Symptomatik. Und nach wie vor treten bei 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung depressive Verstimmungen auf; Angstsymptome sowie Schlafstörungen liegen bei 16 Prozent. Hinsichtlich der Suizidalität sind für das Jahr 2020 noch keine statistischen Daten für Österreich zugänglich, jedoch konnte für Wien nach dem ersten Lockdown über den Sommer bis in den Herbst ein ungewöhnlicher Anstieg an Suizidfällen beobachtet werden. Im ÖBH liegt die Rate im Jahr 2020 über dem bisherigen Zehnjahresdurchschnitt (2011 bis 2020).

Studienergebnisse zeigen, dass vor allem über 65-Jährige bislang am besten durch die Krise gekommen sind, wie auch Personen mit einem guten sozialen Netzwerk oder einer positiven Lebenseinstellung. Im Unterschied dazu haben vor allem junge Erwachsene seit Beginn der Krise eine auffallend hohe Belastung, wie auch Forschungsergebnisse der MedUni Wien zeigen. Demnach sind neben Frauen und Personen ohne Arbeit sowie mit geringem Einkommen vor allem junge Erwachsene unter 35 Jahren, durch die Pandemie besonders belastet. Bei über 30 Prozent der unter 35-Jährigen sind depressive Symptome erkennbar sowie ein Anstieg der Angstsymptomatik von fünf auf 19 Prozent feststellbar.

Zudem sind in der jüngeren Bevölkerung nicht nur die höchsten Depressivitäts- und Angstwerte erkennbar, sondern es wurde auch häufiger von Spannungen und Konflikten im sozialen und familiären Umfeld berichtet. Diese Belastungen können sich langfristig negativ auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der jungen Erwachsenen auswirken. Dies kann in weiterer Folge zu einem Substanzmissbrauch führen. Wie Studien belegen, scheinen vor allem nicht förderliche Strategien wie der Genuss von Alkohol die bevorzugten Maßnahmen bei jungen Österreichern zu sein, um einem „negativen inneren Zustand“ entgegenzuwirken. Diese Entwicklung ist auch im Stellungsverfahren des ÖBH ersichtlich. Junge Erwachsene sind eine besonders wichtige Zielgruppe für psychologische Unterstützungsangebote, da sie weniger psychische Widerstandskraft – „Resilienz“ – besitzen.

Resilienz in Zeiten der Krise

Resiliente Menschen können widrige Umstände tendenziell besser akzeptieren und dadurch verbundene Herausforderungen leichter annehmen. Sie vertrauen darauf, dass sie schwierige Situationen gut meistern werden. Sie können eigene Erfolge wertschätzen und fokussieren bewusster auf positive Emotionen. Wer überzeugt ist, Handlungsmöglichkeiten zu haben und selbst Einfluss nehmen zu können, kann leichter für sich selbst Verantwortung tragen und dadurch auch andere schützen. Es gelingt besser, sein Verhalten längerfristig beizubehalten sowie bei Bedarf flexibel zu reagieren oder kreativ nach Lösungen zu suchen. Resiliente Menschen wissen, bei wem sie sich aussprechen oder Hilfe holen können, unterstützen andere und bauen so aktiv an ihrem sozialen Netzwerk (Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen), was die Widerstandskraft enorm erhöht.

Wir müssen damit rechnen, dass sich psychische Belastungen noch weiter verstärken. Die meisten Menschen sind „müde“, obwohl sie sich mittlerweile ein „dickes Fell“ zugelegt haben. Hier sollten wir uns folgenden Spruch vor Augen führen: Das Corona-Virus ist mächtig, doch wir haben Einfluss auf seine Macht. Aus der Stressprävention und Krisenintervention sind Methoden und Techniken bekannt, die unser Wohlbefinden stärken.

Was die Psyche unterstützt

Nicht nur unser soziales Umfeld ist hilfreich, um Krisen zu bewältigen, Durststrecken zu überstehen und dabei handlungsfähig zu bleiben. Sich eigene Gefühle bewusst anzusehen, sie zu benennen und darüber zu sprechen, ermöglicht es, einen passenden Umgang mit ihnen zu finden. Das kann bedeuten, Trauer zuzulassen, Wut oder Frustration sowie Anspannung abzubauen, der Unsicherheit und Ängsten angemessen zu begegnen oder auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Turbulenzen und negative Gedanken drängen sich in diesen Zeiten geradezu auf, sei dies durch Medien oder Gespräche im eigenen Umfeld. Hier hilft es, zum Ausgleich die Aufmerksamkeit bewusst auf Positives und Mögliches zu lenken. Beispielsweise können wir zwischendurch auch die Entschleunigung genießen, auf angenehme Kleinigkeiten im Alltag achten oder Handlungsspielräume neu ausloten und neue Wege ausprobieren. Manchmal kann man die Zeit (z. B. bis zur Impfung) auch nur „aussitzen“. Um dabei nicht ins Grübeln zu verfallen und sich Sorgen übermäßig auszusetzen, ist es sinnvoll, sich die Zeit zu vertreiben und sich abzulenken. Hobbies, Fernsehen, Kreatives, Spielen, Kochen, Backen oder Gärtnern – alles ist besser als sich mit negativen Gedanken im Kreis zu drehen. Der ganzen Anspannung können eingeplante Pausen, Erholungsphasen – auch um Erlebtes zu verarbeiten – und Entspannungsübungen (autogenes Training, Yoga, Meditation, Atemübungen) gezielt Abhilfe schaffen. Der Wechsel von Anspannung und Entspannung kann besonders über den Sport geübt werden, der zusätzlich Stresskreisläufen entgegenwirkt. Beispiel dazu ist die neu gestartete Fitness-Serie des ÖBH „Workout@Home“. Ein gemütlicher Spaziergang an der frischen Luft sorgt ebenfalls für Entspannung und unterstützt das Immunsystem. Gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf leisten einen weiteren Beitrag und geben ein gutes Gefühl, etwas für sich getan zu haben und für den nächsten Tag gerüstet zu sein.

Fazit

Die Pandemie führt bei vielen Menschen zur Ermüdung. Diese wirkt sich negativ auf die Motivation aus, die empfohlenen bzw. verordneten Schutzmaßnahmen einzuhalten. Der Widerstand gegen diese wächst, was wiederum die Eindämmung der Pandemie hemmt. Verschwörungstheorien boomen und die Depressivitäts- und Angstwerte steigen. Doch es gibt Möglichkeiten, die eigene Psyche positiv zu beeinflussen. Sport ist nur eine davon. Darüber hinaus steht auch professionelle Hilfe zur Verfügung.

Referat Prävention & Arbeitspsychologie; Heerespersonalamt.

 

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