- Veröffentlichungsdatum : 22.09.2022
- – Letztes Update : 30.09.2022
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Per Knopfdruck in die Luft
Für viele Menschen ist die Fliegerei ein Traumberuf. Die Corona-Krise hat daran nichts geändert. Hohe Ausbildungskosten erschweren jedoch den Einstieg in die Branche. Das Bundesheer bildet Interessierte zu Militärpiloten aus. Eine erfahrene Einsatzpilotin und ein junger Pilot in Ausbildung sprechen über ihren Berufsalltag.
„Um das Triebwerk zu starten, muss ich nur einen Knopf drücken. Hat man die vorgegebenen Abläufe erstmal verinnerlicht, gleicht Fliegen der Routine, die sich über jahrelange Wiederholungen auch beim Autofahren einstellt. Und doch ist kein Flug wie der andere“, erklärt Eva Berginc. Die 38-Jährige ist Einsatzpilotin des Luftunterstützungsgeschwaders auf dem Fliegerhorst Brumowski in Langenlebarn. Berginc setzt sich auf die Ledercouch im Aufenthaltsraum. Ihr Arbeitstag hat vor einigen Stunden begonnen.
„Das Leben eines Piloten besteht vor allem aus Checklisten“, erzählt sie. Jeden Morgen trifft sich das Team zur Besprechung. Im Anschluss wird der nächste Flug geplant und die Ausrüstung kontrolliert. Dass sie einmal Hubschrauberpilotin werden würde, stand für Berginc bereits als Kind fest: „Ich wollte immer fliegen. Privat wäre das aber nicht finanzierbar gewesen.“ Auf einem Zeltfest habe ihr ein Freund, der selbst Techniker in Langenlebarn ist, gesagt: „Probier es doch beim Bundesheer!“ Ihrer Bewerbung folgte die Aufnahme in die Fliegerselektion. Seit 2005 ist Berginc Einsatzpilotin der Hubschrauberflotte. „Das war mein Ziel. Am Hubschrauber-Fliegen begeistert mich vor allem die Möglichkeit, auf fremdem Terrain in jeder Situation starten und landen zu können. Das ist etwas Besonderes“, schwärmt sie.
Ein Stockwerk tiefer warten Laurenz Gebauer und seine Kameraden auf ihre Flugstunde. Den jungen Männern sieht man die Vorfreude an. Dass er einmal selbst im Cockpit sitzen würde, hat Gebauer lange nicht für möglich gehalten. Nach seiner Matura an einer HTL leistete er zunächst den Zivildienst als Rettungssanitäter in Linz ab. „Aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages war es mir wichtig, etwas zurückzugeben“, sagt er. Eigentlich wollte er danach in München Luft- und Raumfahrttechnik studieren und war bereits an der Hochschule inskribiert.
„Ich wusste nicht, ob ich mein gesamtes Berufsleben in einem Büro verbringen möchte. Irgendwann bin ich auf die Einsatzpiloten-Ausbildung aufmerksam geworden. Die Ausbildung selbst zu finanzieren, hätte ein kleines Vermögen gekostet, also habe ich mich beim Bundesheer für die Fliegerselektion gemeldet. Ich dachte, das probiere ich einfach. Wenn sie mich nicht nehmen, dann habe ich es zumindest versucht und ein Jahr lang viel Sport gemacht“, lacht Gebauer rückblickend. Die Kaderanwärterausbildung Teil 1 und die Fliegerselektion gelangen ihm auf Anhieb. Dafür hat er hart gearbeitet: „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man stets seine Ziele verfolgt, jedoch immer einen Plan B in der Tasche hat.“
Erste Flugversuche machte er in den vergangenen zwei Jahren mit der Diamond DA-40 und der PC-7 in Zeltweg. Seit März trainiert Gebauer mit seinen Kameraden auf einer „Alouette“ III in Langenlebarn. Mit der Ausbildung zum Hubschrauberpiloten ist für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen: „Mich reizt vor allem das große Einsatzspektrum sowohl im In- als auch im Ausland. Man fliegt von Rettungs- und Feuerlösch-Einsätzen bis zu Murenabgängen so ziemlich alles und ist nah dran an der Bevölkerung.“
Einen ersten Vorgeschmack darauf erhalten Gebauer und seine Kameraden in den Flugstunden: „Unsere Trainer sind erfahrene Einsatzpiloten. Durch sie haben wir bereits in der Grundausbildung erste Einblicke in das Aufgabenspektrum erhalten. Beispielsweise haben wir im Tiefflug erfahren, welche Kapazitäten der Hubschrauber hat und dass Fliegen so viel mehr ist, als sich nur von Flugplatz zu Flugplatz zu bewegen.“
Die Begeisterung des Nachwuchses erfreut auch Flugtrainerin Berginc: „Vor allem am Beginn ist jeder Moment im Cockpit etwas Besonderes. Aktuell üben die Flugschüler das Halten des Hubschraubers im Schwebzustand, dann das Rotieren ohne Triebwerksleistung. Später bieten vor allem die Auslandseinsätze und die Nachtflüge richtige Wow-Momente.“ Der Job fordert aber auch seinen Tribut. „Gerade in den ersten Jahren ist man viel im Ausland und nimmt an zahlreichen Übungen teil. Und auch im Berufsalltag sollte man flexibel sein. Die Abwechslung geht häufig zulasten geregelter Arbeitszeiten“, erklärt Berginc: „Wer aber Neues kennenlernen möchte, Herausforderungen liebt und gerne im Team arbeitet, findet hier den idealen Beruf.“
Doch bevor es soweit ist, müssen Gebauer und seine Kameraden noch für die Abschlussprüfung lernen. Neben Theorieeinheiten stehen Themen wie Navigation, Luftrecht, Meteorologie, Aerodynamik, Flugplanung und Sprachfunkverkehr auf dem Lernplan. Erst wenn sie diese Inhalte beherrschen, werden sie zu Einsatzpiloten ausgebildet und in Außenlandungen, im Tiefflug, im Verbandsflug und in weiteren militärischen Bereichen geschult. Die harte Arbeit wird regelmäßig belohnt: „Als wir mit der Ausbildung auf der PC-7 fertig waren, hatten wir unseren ersten Flug über den Alpenhauptkamm. Dabei habe ich einen kurzen Moment innegehalten und aus dem Fenster geblickt und gedacht: Deswegen mache ich das, dafür macht sich die harte Arbeit bezahlt. Diese kleinen Momente, für die man lange arbeiten muss, sind die großen Highlights dieses Berufes.“
Verläuft alles nach Plan, schließen die vier jungen Piloten im August 2023 ihre Ausbildung zum Einsatzpiloten ab. Den Entschluss, Einsatzpilot zu werden, hat Gebauer noch keine Sekunde bereut: „Es ist mein absoluter Traumberuf. Ich hoffe, dass all jene, die sich für die Fliegerei interessieren, es einfach probieren!“
Auswahlverfahren
Nach der Untersuchung der Fliegertauglichkeit besteht das Auswahlverfahren aus dem Fliegerischen Assessment und der Praktischen Eignungsfeststellung, die begleitend zur Ausbildung stattfinden.
Vor der Grundausbildung wird die Fliegertauglichkeit mit medizinischen, psychologischen und sportlichen Screenings bzw. Tests überprüft (Bei Quereinsteigern findet die Untersuchung während oder nach der Grundausbildung statt; Anm.). Bei der Pilotenauswahl liegt der Fokus auf Merkfähigkeit, Konzentrationsvermögen und räumlicher Vorstellungskraft. Die Untersuchungen finden in Wien-Stammersdorf statt und dauern zwischen zwei und fünf Tagen.
Am Ende der Grundausbildung wird beim Fliegerischen Assessment (ebenfalls Wien-Stammersdorf) die soziale Kompetenz (Teamfähigkeit, Führungsqualität etc.) überprüft. Jene Soldaten, die Eurofighter-Piloten werden möchten, müssen zusätzliche Tests und Prüfungen absolvieren.
Nachdem die Grundausbildung und die ersten Untersuchungen positiv abgeschlossen sind, beginnt die Flugausbildung. Dabei müssen die angehenden Piloten in den ersten zweieinhalb Monaten ihre Fähigkeiten bei der Praktischen Eignungsfeststellung unter Beweis stellen. Dort entscheidet sich nach einer Vorbereitungswoche und 25 Flugstunden in einem kleinen Flugzeug (Diamond Aircraft DA-40), wer tatsächlich als Pilot geeignet ist.
Pilotenausbildung
Nach der Freiwilligenmeldung beginnt im März oder September der erste Teil der Ausbildung. Bei diesem werden in fünf Monaten die militärischen Grundlagen vermittelt. Während dieses Abschnittes ist das Fliegerische Assessment zu absolvieren, eine Überprüfung mit Fokus auf die psychologischen Anforderungen eines Piloten. Den zweiten Teil der Ausbildung schließen angehende Militärpiloten an der Flieger- und Fliegerabwehrschule in Langenlebarn bzw. in Zeltweg ab.
Während dieser elf Monate wird am Flugsimulator trainiert, und es werden die ersten Flugstunden auf den Propellermaschinen Diamond Aircraft DA-40 und Pilatus PC-7 absolviert. Je nach Flugzeug- oder Hubschraubertyp dauert der letzte Teil der Ausbildung weitere zwei bis vier Jahre. In dieser Phase trainieren die angehenden Piloten am Simulator und in der Luft. Abhängig vom Fluggerät absolvieren sie die Basisausbildung zum Hubschrauber-, Flächen- oder Jetpiloten an einem Standort der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule. In dieser Phase findet der dritte Teil des Auswahlverfahrens statt.
Weitere Infos zur Karriere als Militärpilot.
Mag. Anna Hlawatsch, Redakteurin beim TRUPPENDIENST
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Die Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheeres