• Veröffentlichungsdatum : 02.05.2018

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Sport und Einsatzbereitschaft

Franz Peer

Soldat sein, bedeutet ständig einsatzbereit zu sein. Physisches und psychisches Leistungsvermögen sind deshalb selbstverständlich und können darüber entscheiden, auf dem Gefechtsfeld zu überleben. Da der Zeitpunkt eines Einsatzes ebenso wenig abschätzbar ist wie dessen Dauer, ist ein ständig hohes Leistungsvermögen für jeden Soldaten von besonderer Bedeutung.

Einsatzbereitschaft erfordert nicht nur einsatzorientiertes Denken, sondern auch die Bereitschaft zum Handeln. Sport ist die Basis, um eine angemessene körperliche Leistungsfähigkeit zu erwerben. Die Körperausbildung im Bundesheer ist daher kein Nischenthema, sondern die Grundlage der Einsatzbereitschaft. Das wird jedoch nicht von allen Soldaten so gesehen oder verstanden.

Militärische Einsätze erstrecken sich über längere Zeiträume, oft über Wochen und Monate. Dabei ist das Durchhaltevermögen entscheidend und eine Stärke des Österreichischen Bundesheeres im Vergleich zu anderen Organisationen. Durchhalten kann jedoch nur, wer darauf konditioniert ist. Schon bei den Einstellungserfordernissen für Soldaten ist deshalb die körperliche Eignung als Voraussetzung angeführt.

Es genügt aber nicht, die geforderte körperliche Eignung nur zum Zeitpunkt der Auf- oder Übernahme zum Berufssoldaten zu erbringen. Es reicht auch nicht, diese bei der jährlichen „Leistungsprüfung Allgemeine Kondition“ irgendwie zu bestehen und dann bis zur nächsten Überprüfung in die Passivität abzugleiten. Das geforderte Leistungsniveau ist weder besonders anspruchsvoll noch bedarf es eines intensiven Trainings, um es zu erhalten. Es gilt für jeden Soldaten, egal ob im Außen- oder Innendienst. Ausnahmen oder Befreiungen erfolgen nur durch den Militärarzt.

Für manche Kameraden ist die Körperausbildung eine lästige Verpflichtung, der oft nur ungern nachgekommen wird, und ab einem gewissen Alter ist es zu einfach diese zu reduzieren oder völlig zu streichen. Deshalb gibt es immer wieder Soldaten, die es schaffen, sich der Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit ideenreich zu entziehen. Hier hat der Dienstgeber die Verantwortung, zusätzliche motivierende Maßnahmen und gesundheitsfördernde Programme bereitzustellen und das Leistungsvermögen der (häufig älteren) Mitarbeiter auf das geforderte Maß zu bringen und zu halten.

Sport als Mittel der körperlichen Ertüchtigung und Basis der Einsatzbereitschaft wird von manchen Soldaten fälschlicherweise als Privileg oder Bonität des Dienstgebers verstanden. Die Ansicht, dass nur jene Kameraden Sport betreiben, die dienstlich zu wenig ausgelastet wären und deshalb Zeit dazu hätten, ist weit verbreitet. Die Realität ist: Körperausbildung ist eine Dienstpflicht! Sie ist durch die Vorgesetzten aller Ebenen einzufordern, wenn nötig mit Konsequenzen. Schließlich bildet sie die Basis zur Ausübung des Soldatenberufes.

Jeder Soldat trägt, egal in welcher Funktion, entscheidend zur erfolgreichen Auftragserfüllung bei. Schließlich ist eine Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Auch der Dienst in Führungsstäben, Versorgungeinrichtungen oder Gefechtsständen, der zwar nicht mit der körperlichen Beanspruchung eines Soldaten im Gefecht vergleichbar ist, verlangt körperliche Leistungsfähigkeit. Qualitativ hochwertige Lagebeurteilungen, Führungsverfahren aber auch Dienstaufsichten sind fordernde Aufgaben und nur durchführbar, wenn das persönliche körperliche Leistungsvermögen hoch ist.

Die Kommandanten aller Ebenen müssen sich zu den bestehenden Vorgaben bekennen und diese konsequent einfordern. Sport ist ein unabdingbares und auftragsentscheidendes Ausbildungsthema. Dem Nichterbringen von sportlichen Mindestvorgaben, soweit diese nicht gerechtfertigt sind, müssen angepasste dienstrechtliche Konsequenzen folgen. Darüber hinaus ist es nicht zu akzeptieren, dass solche Überprüfungen erst nach wiederholten Aufforderungen geleistet werden.

Welche Schritte wären zu setzen, um das Verständnis und die Bereitschaft aller Soldaten für sportliche Betätigung über das Mindestniveau hinaus zu erreichen? Entscheidend ist, wie die Kommandanten, egal welcher Führungsebene, zu dieser Dienstpflicht stehen, und ob sie erkannt haben, welche Verantwortung sie dabei tragen. Sie sollten sich die Frage stellen: Verfügen die Soldaten meines Organisationselementes über das körperliche Leistungsvermögen, um in ihrer Funktion im Einsatz zu bestehen?

Das körperliche Leistungsvermögen ist der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Auftragserfüllung. Ein Wegschauen, Schönreden oder Tolerieren nicht gewollter Realitäten gefährdet in letzter Instanz die Auftragserfüllung, Einsatzbereitschaft und die Glaubwürdigkeit des Österreichischen Bundesheeres und stellt deshalb keine Handlungsoption dar.

Vizeleutnant Franz Peer ist Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade.

 

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