- Veröffentlichungsdatum : 04.10.2021
- – Letztes Update : 05.10.2021
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Studium IKT-Offizier
Die voranschreitende Digitalisierung macht auch vor dem Militär nicht halt. Eine zunehmend vernetzte Einsatzführung erhöht die Führungs- und Einsatzfähigkeit sowie die Effektivität und Effizienz und steigert auch die Komplexität und die Risiken durch Angriffe auf die IKT-Systeme. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wird die Offiziersausbildung der Fachrichtung IKT neu gestaltet.
Ziel
Der neue Fachhochschul-Bachelorstudiengang „Militärische Informations- und Kommunikationstechnologische Führung“ (FH-BaStg Mil-IKTFü) bietet eine Offiziersausbildung inklusive eines breit angelegten, anwendungsorientierten IKT-Schwerpunktes, jedoch ohne IKT-Spezialisierung – im Sinne einer Vertiefung in den Bereichen elektronische Kampfführung (EloKa), IKT und Cyber. Vielmehr deckt er, mit dem dazugehörigen Truppenoffizierslehrgang, die Offiziersgrundausbildung in der Domäne Cyber ab, auf der die eigentliche Spezialisierung erfolgen kann. Ziel des Studienganges ist es, alle Qualifikationen zu vermitteln, die Truppenoffiziere des Bundesheeres für eine Einstiegsfunktion in einer Einheit oder einem vergleichbaren Organisationselement benötigen. Die in sechs Semestern (180 ECTS-Punkte) erworbenen Kompetenzen gewährleisten die Aufgabenerfüllung auch unter Einsatzbedingungen im multinationalen Verbund und stellen den effizienten Einsatz und Betrieb von zeitgemäßen IKT-Systemen sicher. Ein Berufspraktikum in der Gesamtdauer von zwölf Wochen (20 ECTS-Punkten und 1 ECTS-Punkt praktikumsbegleitendes Seminar) ist im Studiengang ebenfalls inkludiert.
Grundlage
Eine erfolgte Akzentverschiebung von der nationalen Landesverteidigung zu umfassenden internationalen Ansätzen der Krisen- und Konfliktbewältigung, vorrangig bei multinationalen Operationen, erweitert das Aufgabenspektrum des Bundesheeres in inhaltlicher und geografischer Hinsicht und macht deutlich, dass weitere Kenntnisse und Fertigkeiten erforderlich sind, die das „spezifisch Militärische“ ergänzen. Zusätzlich zur Führungsfähigkeit in einem sich ständig verändernden Umfeld tritt die zunehmende Digitalisierung der Streitkräfte hinzu. Die Abstützung auf die Informations- und Kommunikationstechnologie im gesamten Aufgabenspektrum steigt ebenfalls rapide an. Eine vernetzte Einsatzführung schafft den Zusammenschluss zu einem Aufklärungs-Führungs-Wirkungsverbund, der auf einer leistungsfähigen IKT-Infrastruktur fußt. Diese bedarf – wie auch der Einsatz militärischer Kräfte – einer fundierten Planung, eines durchhaltefähigen Betriebes, inklusive der Überwachung, des Schutzes und der Steuerung dieser Infrastruktur. Hieraus erwächst ein in Zukunft immer wichtigeres Betätigungsfeld für die Absolventen des FH-BaStg Mil-IKTFü.
Die zunehmende technische Komplexität und die parallel damit einhergehende Spezialisierung verlangen nach einer gezielten hochschulischen Grundausbildung in Form eines FH-BaStg Mil-IKTFü. Das betrifft einerseits die technisch ausgebildeten Führungskräfte ab der Ebene des IKT-Zuges und andererseits Stabs- und Spezialfunktionen in Kommanden. Durch die Teilnahme von zivilen und internationalen Studierenden am Studiengang sollen die Anschlussfähigkeit, die Durchlässigkeit sowie die rechtliche nationale und internationale bzw. europäische Anerkennung gewährleistet werden. Inhaltlich verfügen die Absolventen des FH-BaStg Mil-IKTFü über die Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen, die erforderlich sind, um ein Organisationselement der militärischen Informations- und Kommunikationstechnologie sowohl im nationalen als auch im internationalen Einsatz zu führen. Die Verbindung der Inhalte der militärischen Führung mit den technischen Grundlagen der IKT ist das Schwergewicht des Studienganges.
Ausbildungsablauf
Der Studiengang bietet allen Studierenden, die sich für Informations- und Kommunikationstechnologie begeistern, besonders jenen, die eine Laufbahn als IKT-Offizier anstreben, eine Ausbildungsbasis. Militärische Studierende müssen vor Beginn des Studienganges eine militärische Grundausbildung in Form der Kaderanwärterausbildung Teil 1 und Teil 2 abschließen. Zwischen den Studiensemestern ist der Truppenoffizierslehrgang zu absolvieren, um die Kompetenzen als Kommandant eines IKT-spezifischen Organisationselementes zu erwerben. Die Grundstruktur des Studienganges ist mit jener des Bachelorstudienganges „Militärische Führung“, der als Basis der Offiziersausbildung gilt, ident. Der erste Abschnitt (Kaderanwärterausbildung Teil 1) beginnt jährlich im September und dauert fünf Monate. Sie wird von verschiedenen Einheiten des Bundesheeres in ganz Österreich durchgeführt. Hier werden vor allem die Grundlagen des Soldatenberufes vermittelt. Durch die Übertragung von einfachen Führungsaufgaben werden die Teilnehmer an die Kommandanten-Rolle herangeführt. Am Beginn des fünften Ausbildungsmonats erfolgt die Beförderung zum Gefreiten. Im zweiten Abschnitt (Kaderanwärterausbildung Teil 2) werden jene, die eine Karriere als Berufsoffizier anstreben, zusammengeführt und am Institut Jäger in Bruckneudorf gemeinsam ausgebildet. Am Beginn des siebten Ausbildungsmonats erfolgt die Beförderung zum Korporal. Dieser Abschnitt dauert sieben Monate. Dabei findet nicht nur die Ausbildung zum Kommandanten einer Jägergruppe statt, sondern es wird auch die Handhabung verschiedener Waffen trainiert, sowie die physische und psychische Leistungsfähigkeit gesteigert. Mit dem Bestehen der Abschlussprüfung geht die Beförderung zum Zugsführer einher.
Der dritte Abschnitt – die Truppenoffiziersausbildung (IKT-Offizier) – besteht aus dem FH-BaStg Mil-IKTFü und dem Truppenoffizierslehrgang und findet an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt statt. Teile der Ausbildung werden an der Führungsunterstützungsschule in Wien sowie bei Partnern im In- und Ausland durchgeführt. Die Offiziersanwärter tragen den Dienstgrad Fähnrich und werden als Militärakademiker bezeichnet. Am Ende der vierjährigen Ausbildung stehen ihnen berufliche Tätigkeitsfelder in den Aufgabenbereichen IKT, EloKa und Cyber (Cyberkräfte) offen. Die Ausbildung des FH BaStg Mil-IKTFü sieht folgende Verwendungen vor:
Erstverwendungen als Kommandant:
- eines IKT-Zuges,
- als Stellvetreter eines Kompanie-Kommandanten in den Waffengattungen IKT und EloKa,
- eines taktischen EloKa-Elementes auf der Ebene Zug,
- eines Netzsteuerungselementes.
Folgeverwendungen, spätestens nach einem bis zwei Jahren:
- Kommandant einer Führungsunterstützungs-Kompanie (IKT-Truppe) oder
- einer EloKa-Kompanie (EloKa-Truppe),
- IKT&EloKa-Offizier in einem Bataillonskommando;
- Mit Einführung der Einsatz-Rechenzentren (autark und verlegefähig): Leitung einer Network Operation Cell (NOC) oder einer Security Operation Cell (SOC).
Zudem besteht die Möglichkeit einer vertiefenden Weiterqualifizierung. Einerseits zur militärischen Führungskraft im Fachbereich des FH-MaStg MilFü und andererseits zum Experten eines technischen Masterstudiums.
Voraussetzungen
Die allgemeine Universitätsreife und eine einschlägige berufliche Qualifikation sind als Zugangsvoraussetzung für diesen Karriereweg nachzuweisen. Diese erfolgt z. B. durch ein österreichisches Reifeprüfungszeugnis oder ein Zeugnis über die Berufsreifeprüfung. Zusätzlich kann als fachliche Zugangsvoraussetzung eine einschlägige berufliche Qualifikation vorgelegt werden. Für Soldaten mit allgemeiner Universitätsreife ist diese durch den erfolgreichen Abschluss der Kaderanwärterausbildung Teil 1 erreicht. Für zivile Studienwerber findet die Bestätigung über entsprechende Nachweise von z. B. Ferialpraktika statt. Die Zugangsvoraussetzung für Studienbewerber ohne allgemeine Universitätsreife ist auch dann gegeben, wenn bei Militärpersonen der Abschluss der Grundausbildung für die Verwendungsgruppe MBUO in Verbindung mit einer positiv absolvierten Zusatzprüfung vorliegt. Bei Zivilpersonen gilt eine mindestens dreijährige Berufsausbildung oder der Abschluss einer mindestens dreijährigen Berufsbildenden Mittleren Schule in Verbindung mit einer Zusatzprüfung als Voraussetzung. Für militärische Studienbewerber ist zusätzlich die positive Eignungsprüfung zum Ausbildungsdienst mit dem Ergebnis „Kadereignung“ erforderlich.
Auswahlverfahren
Die Bewerber haben bis zum 1. Juli des Jahres, in dem das Studium beginnt, einen schriftlichen Antrag mit einem Anmeldeformular bei der Studiengangsleitung einzubringen. Um einen limitierten Studienplatz zu erhalten, muss die Kaderanwärterausbildung Teil 2/Jäger/Berufsoffiziersanwärter absolviert werden. Während dieses Abschnittes erfolgt eine laufende Beurteilung hinsichtlich der Führungsfähigkeiten. Am Ende der Ausbildung ist die Dienstprüfung für MBUO/Teil 1 abzulegen. Diese erfolgt sowohl in schriftlicher als auch in praktischer Form. Im Anschluss wird die Zulassungsprüfung zur Truppenoffiziers-
ausbildung abgenommen. Im Bereich der Körperausbildung wird die physische Leistungsfähigkeit im 2.400-Meter-Lauf, Liegestütz, Hindernislauf, Schwimmen und dem Militärspezifischen Test überprüft. Fallschirmspringen ist ebenfalls Teil der Offiziersausbildung. Die für die Militärfallschirmsprungausbildung erforderlichen sportlichen Limits bei Klimmzügen und Sit-ups werden vorausgesetzt.
Aufnahmeverfahren
Die Studienplatzvergabe erfolgt mit einer Reihungsliste. Das Aufnahmeverfahren umfasst einen leistungs- und berufsbezogenen Mix, der sich aus berufsbezogenen Persönlichkeitstests, interaktiven Übungen, Computertests und Interviews zusammensetzt. Zur individuellen und eindringlicheren Feststellung werden die Bewerber zu einem Aufnahmegespräch geladen.
Ausbildungsplätze
Der Bedarf an IKT-Offizieren liegt bei 15 bis 20 Personen pro Jahrgang. Für zivile Hörer gibt bis zu zehn Ausbildungsplätze. Die tatsächliche Anzahl der geförderten Ausbildungsplätze (Soldaten) richtet sich nach dem Personalbedarf im Offiziersbereich des Bundesministeriums für Landesverteidigung. Grundsätzlich wird das Aufnahmeverfahren jährlich durchgeführt. Der Start des FH-BaStg Mil-IKTFü – vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria – ist für das Wintersemester 2022/23 geplant. Die militärische Ausbildung beginnt im Herbst 2021.
ObstdG Ing. Mag. (FH) Georg Kunovjanek, MSD; Leiter des FH-Bachelorstudienganges Mil-IKTFü.